"Laufpass Das Regionalmagazin für Bremerhaven, Cuxhaven und drumrum" wird seit 2004 kostenlos mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren verteilt. Herausgeber ist Wolfgang Jeschke. nord24.de berichtet jetzt:
»Das Magazin "Laufpass" ist wegen Berichten über das Coronavirus in die Kritik geraten. Herausgeber und Magistrat drohen sich gegenseitig mit juristischen Schritten.
Kritik am Lockdown
Der Herausgeber des kostenlosen Heftes kritisiert den Lockdown und die gültigen Beschränkungen, das Virus einzudämmen. Sars-CoV‑2 sei nicht gefährlicher als eine Grippe, der Lockdown „der größte Fehlalarm der Welt“.
AOK kündigt Zusammenarbeit
Die AOK Bremen/Bremerhaven beendet nach den Artikeln nach mehr als zehn Jahren die Zusammenarbeit mit dem Magazin. Anzeigenkunden wollen nicht mehr im Blatt inserieren.
Hefte eingesammelt
An mehreren Auslagestellen wurden die Hefte wieder eingesammelt.«
Vorausgegangen waren anonyme Anschreiben an sämtliche Anzeigenkunden des Magazins. In einem ausführlichen Beitrag berichtet nord24.de sehr tendenziell, was sich zugetragen hat:
»Dem "Laufpass" laufen die Kunden davon
…Mehrere städtische Gesellschaften inserierten regelmäßig im Magazin, "aber künftig nicht mehr", sagt nun Dr. Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven. In den Tourist-Infos seien die Hefte wieder eingesammelt worden, weil man sich mit deren Inhalt nicht mehr identifizieren könne. Genauso äußert sich auch Robert Haase von der Bädergesellschaft und Bremerhaven Bus. "Wir haben das ausgiebig diskutiert", sagt er.
Jeschke indes kündigt an, gegen den Magistrat und den Oberbürgermeister juristisch vorgehen zu wollen, weil er vermutet, dass vonseiten der Stadtverwaltung Druck ausgeübt worden sei auf die AOK als Anzeigenkunde und Einfluss genommen werde auf die Freiheit der Presse. Der Magistrat weist das zurück und behält sich nun seinerseits vor, juristische Schritte gegen Jeschke einzuleiten.
Wie mehrere Kunden des Magazins hat Gregor Lewicki, der das Restaurant Motato führt, eine Mail erhalten: Der anonyme Absender fragt, ob Lewicki mit seinen Anzeigen das "unerträgliche Hetzblatt" weiter unterstütze? "Werden wir nicht", sagt der Gastronom, der nach der Mail das Heft überhaupt erst zur Hand genommen, gelesen und dann geurteilt hat, es in seinem Unternehmen nicht länger auszulegen. Er habe regelmäßig mit "Corona-Leugnern" zu tun, klagt er. Gäste, die keine Maske aufsetzten und die Pandemie herunterspielen wollten…
Er respektiere andere Meinungen, sagt Marc Burkhardt, Inhaber von Behrens Raumausstattung, "auch wenn sie wenig geistreich erscheinen". Das Magazin überschreite "deutlich eine Linie, die es nicht zu überschreiten gilt", aber er werde weiter im "Laufpass" inserieren. Der Herausgeber äußere seine Sicht wie immer deutlich. Das respektiere er…
Hinter derartigen Thesen will die AOK Bremen/Bremerhaven nicht länger stehen. Nach einem Gespräch am Mittwoch teilte die Krankenkasse mit, keine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit mit dem "Laufpass" mehr zu sehen. Der Verwaltungsrat werde sich im September noch mit dem Magazin befassen, "aber in diesem redaktionellen Umfeld wollen wir uns nicht bewegen", sagte ein Sprecher. Die Krankenkasse ist seit mehr als zehn Jahren Partner des Blattes und verantworte redaktionell neun Serviceseiten zu Gesundheitsthemen.«
Diskurs statt Diffamierung – Zitate verfälscht
Das Magazin antwortet unter dem Titel "Diskurs statt Diffamierung" dem Journalisten u.a.:
»Ich möchte Ihnen aber auch aus einem ganz anderen Grund danken. Ihr Text hat mich im ersten Moment geärgert, weil er darauf verzichtet, Sachverhalte zu beschreiben und nur das Ziel hat, einen Menschen zu entwürdigen und ihm zu schaden und damit auch andere Menschen in unserem kleinen Team. Das ist sehr unanständig. Aber bereits am frühen Morgen ging die soziale Sonne auf. Seit 6 Uhr erreichen uns, mein engagiertes Team und mich, zahllose Nachrichten per Mail und Telefon, in denen man uns Mut zuspricht, uns Unterstützung zusagt und dies in einer zugewandten Weise tut, dass ich wirklich berührt bin.
Ein letzter Hinweis, der ebenfalls mit Werteorientierung im Leben zu tun hat: Sie schreiben und zitieren mich mit „Er sei „kein Spinner, kein Aluhut und kein Nazi“ – Der Wortlaut war: „Ich bin kein Spinner, kein Aluthutträger, ich bin Antifaschist und Wissenschaftsjournalist.“ Kein Nazi zu sein oder ein Antifaschist zu sein, ist mehr als ein semantischer Unterschied. Antifaschismus ist eine Bürgerpflicht. Der Faschismus ist immer eine dezidiert antiliberale Ideologie: Der Mensch soll sich einem autoritären Staat unterwerfen und im Kollektiv der Volksgemeinschaft aufgehen. Dagegen stehe ich – egal aus welcher Richtung der faschistoide Eintrag kommt. Unser Grundgesetz bietet uns eine sehr gute Grundlage, auf der wir gemeinsam unsere pluralistische Gesellschaft weiter entwickeln können.
Lieber Thorsten Brockmann, danke also für Ihren Text, auch wenn seine Absichten unfreundlich sind. Ich möchte Ihnen gerne anbieten, einmal mit mir in das Abenteuer der Faktenprüfung einzusteigen. Wir könnten gemeinsam die Quellen bewerten, unsere Ideen dazu austauschen und finden vielleicht weitere und andere Zugänge zu den Ereignissen. Es könnte spannend sein, wenn man das Thema aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.
Gäbe es derzeit irgendeine besondere Gesundheitsgefahr, würde ich mich verabschieden mit: „Bleiben Sie gesund“ oder: „Achten Sie auf sich“. Da aber alle Zahlen im grünen Bereich sind und selbst ein alter Asthmatiker wie ich sich keine Sorgen machen muss, verbleibe ich schlichtweg
mit freundlichen Grüßen.
Herzlich, Ihr Wolfgang Jeschke«
Im weiteren verweist Jeschke auf Darstellungen und deren Belege, die der Journalist aus dem Info einfach gestrichen hat.
Der inkriminierte Artikel kann hier angesehen werden.