Lagebericht des RKI vom 25.11.: Erneut mehr als 46.000 "Impfdurchbrüche" in einer Woche

Zuerst die Information aus dem aktu­el­len Bericht, die von man­chen als gute Nachricht ange­se­hen wird:

»Bis zum 23.11.2021 waren wei­ter­hin 71 % der Bevölkerung min­de­stens ein­mal und 68 % voll­stän­dig geimpft. Darüber hin­aus erhiel­ten 8 % der Bevölkerung eine Auffrischimpfung. Damit ist der Anteil geimpf­ter Personen in den letz­ten Wochen kaum noch gestiegen.«

Wie in der Vorwoche, ist bereits in der Zusammenfassung zu lesen, daß die bis­her "geimpf­ten" Personengruppen den größ­ten Teil der "vier­ten Welle" ausmachen:

»Die mit Abstand höch­ste Inzidenz von 33 hos­pi­ta­li­sier­ten Fällen / 100.000 Einwohnern wur­de in MW 46 in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen ver­zeich­net, gefolgt von der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen.«

Das RKI ist eine dem Gesundheitsministerium unter­stell­te Behörde. Da nimmt es nicht wun­der, daß die fol­gen­de Information sich sehr lapi­dar liest:

»[Es] ste­hen aktu­ell, ins­be­son­de­re auf­grund von Personalengpässen, weni­ger Intensivplätze als im letz­ten Jahr zur Verfügung.«

»Ausbrüche in medizinischen Behandlungseinrichtungen und Alten- und Pflegeheimen

… Es wur­den dem RKI 835 neue COVID-19-Fälle in MW 46/2021 in Ausbrüchen in medi­zi­ni­schen Behandlungseinrichtungen und 2.069 Fälle in Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen über­mit­telt.«

Damit ist die Zahl der höchst­wahr­schein­lich "voll­stän­dig geimpf­ten" Fälle in den Altenheimen nicht mehr so stark gestie­gen wie in den Vorwochen, es wer­den den­noch "+ 161 Todesfälle im Vergleich zur Vorwoche" berich­tet, damals waren es 181.

Zu den durch Massentests erzeug­ten "Ausbrüchen" in Kitas und Schulen wird wie­der festgestellt:

»Bei der zuge­nom­me­nen Ausbruchshäufigkeit spie­len ver­mut­lich die leich­te­re Übertragbarkeit der Delta-Variante und auch die aus­ge­wei­te­ten Testaktivitäten eine Rolle, wobei Infektionen, auch asym­pto­ma­ti­sche, früh­zei­tig erkannt werden.«

Datenbasis zu klinischen Informationen erneut verkleinert

»Für 3.893.132 (71 %) der über­mit­tel­ten Fälle lagen kli­ni­sche Informationen vor. Aufgrund der unvoll­stän­di­gen Erfassung kli­ni­scher Daten, z. B. zur Hospitalisierung stel­len die nach­fol­gend auf­ge­führ­ten Fallzahlen eine Mindestangabe dar.«

Damit hat das RKI für 1,1 Millionen "Fälle" kei­ner­lei Informationen zu Erkrankungen. Das ist ein Zuwachs von über 100.000 "Fällen" im Vergleich zum Bericht der Vorwoche (sie­he Lagebericht des RKI vom 18.11.: Fast vier­zig­tau­send "Impfdurchbrüche" in einer Woche).

Hospitalisierungsinzidenz "adjustiert"

Erneut sinkt die Kurve der gemel­de­ten Inzidenz, wäh­rend die der geschätz­ten steigt:

»Die schwar­ze Linie stellt den Verlauf der bereits berich­te­ten Hospitalisierungen und der 7‑TageHospitalisierungsinzidenz dar (Abbildung 10). Die dun­kel­graue Linie und der grü­ne Schätzbereich stel­len den geschätz­ten Verlauf dar, der auch die noch zu erwar­ten­den Hospitalisierungen ent­hält. Auf den ab Mitte September rück­läu­fi­gen Trend folgt seit Mitte Oktober ein deut­li­cher und anhal­tend stei­ler Anstieg der adju­stier­ten Hospitalisierungsinzidenz.«

Wie in den letz­ten Wochen wird deut­lich, daß der ganz über­wie­gen­de Teil der Hospitalisierten auf die Gruppe der fast "durch­ge­impf­ten" über 80-Jährigen ent­fällt, wobei selbst hier ein Abwärtstrend erkenn­bar ist:

Es fällt auf, daß im aktu­el­len Bericht eine Grafik mit dem wenig beun­ru­hi­gen­den Langzeittrend fehlt. Im Vorbericht (Link s.o.) sah sie noch so aus:

Grafik aus der Vorwoche

Daten aus dem Intensivregister

Die Zahl der posi­tiv Getesteten auf den Intensivstationen steigt wei­ter an. Sie erreicht knapp zwei Drittel des Standes zum Jahreswechsel. Allerdings wird dar­auf hin­ge­wie­sen: "Generell kann sich die zugrun­de­lie­gen­de Gruppe der COVID-19-Intensivpatientinnen und ‑pati­en­ten von Tag zu Tag ver­än­dern (Verlegungen und Neuaufnahmen), wäh­rend die Fallzahl ggf. gleich bleibt". In jedem Fall han­delt es sich um posi­tiv Getestete, bei denen der Grund der Hospitalisierung unbe­kannt ist.

Der Vollständigkeit hal­ber hier die Daten des DIVI-Intensivregisters:

inten​siv​re​gi​ster​.de (26.11.)
inten​siv​re​gi​ster​.de (26.11.)

Todesfälle

Auch hier ist bei der Altersstruktur fest­zu­stel­len, daß wie im Vorjahr vor allem die über 80-Jährigen betrof­fen sind, die nun aller­dings über­wie­gend als "voll­stän­dig geimpft" gel­ten müssen:

"Impfen"…

»Bis zum Impftag 23.11.2021 (Datenstand 24.11.2021) wur­den ins­ge­samt 118.672.955 COVID-19-Impfungen in Deutschland ver­ab­reicht; 58.791.289 Menschen (70,7 % der Bevölkerung) sind min­de­stens ein­mal geimpft und 56.637.852 Menschen (68,1 %) sind voll­stän­dig geimpft. Darüber hin­aus erhiel­ten bis­her 6.641.501 (8,0 %) Menschen eine Auffrischimpfung.«

In der Vorwoche lau­te­ten die Zahlen 70,2, 67,7 und 5,3 Prozent.

… und Tricksen

»Zur Darstellung des Effekts der Impfung auf die COVID-19-Krankheitslast in der Bevölkerung wur­de die Inzidenz sowohl der sym­pto­ma­ti­schen als auch der hos­pi­ta­li­sier­ten COVID-19-Fälle unter voll­stän­dig Geimpften und Ungeimpften getrennt berechnet…

Fälle, für die Angaben zum Impfstatus unvoll­stän­dig waren bzw. für die eine unvoll­stän­di­ge Impfung ange­ge­ben wur­de, wur­den aus­ge­schlos­sen

Ausreichende Angaben zum Impfstatus lagen für 605.981 der 715.091 (85 %) über­mit­tel­ten sym­pto­ma­ti­schen COVID-19-Fälle bzw. für 36.384 der 51.250 (71 %) über­mit­tel­ten hos­pi­ta­li­sier­ten COVID-19-Fälle in die­sem Zeitraum vor.«

Von mehr als einem Viertel der hos­pi­ta­li­sier­ten "Fälle" kennt das RKI den "Impfstatus" nicht, "unvoll­stän­dig Geimpfte" wur­den gar nicht erst in die Analyse auf­ge­nom­men. Wie dar­aus Meldungen ent­ste­hen kön­nen, daß 90 Prozent der PatientInnen auf den Intensivstationen "unge­impft" sei­en, ist rät­sel­haft. Mit ent­spre­chend gro­ßem Vorbehalt sind sol­che Gegenüberstellungen zu betrachten:

Die gra­fi­sche Aufbereitung scheint nicht zu den fol­gen­den Daten zu passen:

Mehr als 46.000 "Impfdurchbrüche" in einer Woche

»Im gesam­ten Zeitraum von KW 5 bis 46/2021 war aus den über­mit­tel­ten Angaben für 83 % der sym­pto­ma­ti­schen COVID-19-Fälle der Impfstatus bekannt. In die­sem Zeitraum wur­den ins­ge­samt 261.735 Impfdurchbrüche iden­ti­fi­ziert: 3.349 bei 12- bis 17-Jährigen, 194.099 bei 18- bis 59-Jährigen und 64.287 bei Personen ab 60 Jahre.«

Das sind 46.920 mehr, als die Gesamtzahl in der Vorwoche betrug (214.815).

Drastischer Anstieg der Anteile an allen hospitalisierten und Todesfällen

So sah die Tabelle in der Vorwoche aus, in allen Altersgruppen stieg der Anteil der "Geimpften" (mit Ausnahme der Verstorbenen unter 60 Jahren):

Daten der Vorwoche

Es sei noch ein­mal an die Definition des RKI erinnert:

»Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn eine voll­stän­dig geimpf­te Person trotz der Impfung erkrankt.«

Der Textbaustein zur Erklärung ist noch aus dem letz­ten Bericht über­nom­men und reflek­tiert die aktu­el­le Entwicklung nicht:

»Im Rahmen der Impfdurchbruch-Surveillance ist der Anteil voll­stän­dig Geimpfter unter den über­mit­tel­ten sym­pto­ma­ti­schen COVID-19-Fällen erwar­tungs­ge­mäß im Verlauf der Impfkampagne kon­ti­nu­ier­lich gestie­gen und liegt mitt­ler­wei­le in der Altersgruppe ab 60 Jahre für die ver­gan­ge­nen 4 Kalenderwochen bei über 60 % (s. Tabelle 3).«

»Limitationen und Fazit 

… Da für einen Teil der COVID-19-Fälle die Angaben zum Impfstatus feh­len oder unvoll­stän­dig sind, kön­nen damit nicht alle COVID-19-Fälle in die Analysen ein­be­zo­gen wer­den. Die Nichtberücksichtigung von Fällen mit feh­len­den Angaben zum Impfstatus führt zu einer Unterschätzung der Inzidenzen der Fälle sowohl in der voll­stän­dig geimpf­ten wie auch in der unge­impf­ten Bevölkerung. Auf die Schätzung der Impfeffektivität hät­te die­se Unvollständigkeit der Daten nur dann einen Einfluss, wenn der Anteil der Geimpften unter den Fällen mit unbe­kann­tem Impfstatus höher oder nied­ri­ger wäre als unter den Fällen mit bekann­tem Impfstatus. Zudem kann ein zumin­dest im ambu­lan­ten Bereich mög­li­cher­wei­se unter­schied­li­ches Testverhalten bei Geimpften und Ungeimpften zu Verzerrungen füh­ren. Für einen Teil der Fälle feh­len zudem Angaben zu Symptomen, Hospitalisierung und Betreuung auf Intensivstation, eben­so wird nicht nach Grund für die Hospitalisierung und Tod dif­fe­ren­ziert. Die hier auf­ge­führ­ten Werte müs­sen aus den oben genann­ten Gründen mit Vorsicht inter­pre­tiert wer­den und die­nen vor allem der Einordnung der Impfdurchbrüche und einer ersten Abschätzung der Impfeffektivität…«

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

11 Antworten auf „Lagebericht des RKI vom 25.11.: Erneut mehr als 46.000 "Impfdurchbrüche" in einer Woche“

  1. Angeblich sind doch 80% aller über 60-jaeh­ri­gen geimpft. Da die Gruppe der Geimpften 4 mal so gross ist, wie die Gruppe der Ungeimpften, wären bei glei­cher Gruppenstärke 176 Erkrankte dort zu erwar­ten, waeh­rend es in der Gruppe der Geimpften nur 57 sind. 119 Geimpften konn­te also der Krankenhausaufenthalt erspart wer­den Das ent­spricht einer rela­ti­ven Wirksamkeit der Impfstoffe von 67%.
    Wo ist in die­ser Berechnung ein Fehler?

  2. Ich war der Meinung, dass die aktu­el­le Definition des Impfdurchbruchs eine "Symptomatik" erfordert. 

    Ansonsten sieht man ein­mal mehr, wie hier mit Zahlen jon­gliert wird, um das gewünsch­te Ergebnis – die Nichtgeimpften sind die Belastung des Gesundheitssystems – zu dokumentieren.

  3. Vielen Dank für die tol­le Aufarbeitung und die 'kon­den­sier­te' Information, da steckt 'ne Menge sorg­fäl­ti­ger Arbeit drin…
    Mir macht das 'Monster hin­ter den Zahlen' (auch nach 61 Jahren) immer noch täg­lich eine Gänsehaut…
    Und täg­lich sind mei­ne Gedanken bei denen, die unter den Folgen die­ser expe­ri­men­tel­len Gentherapie leiden…
    …was vom schein­bar grö­sse­ren Teil der Menschen im Land, wohl aus einem Zustand der kol­lek­ti­ven, kogni­ti­ven Dissonanz her­aus ein­fach (weg-)negiert wird.
    …und die, bei denen das Experiment 'schief läuft', haben dann auch kei­nen Platz mehr in der Realität der 'Guten' – u n f a s s b a r!

  4. Kann mir mal jemand die Sinnhaftigkeit darlegen?
    Seit heu­te ist in Geschäften und Einkaufszentren 2G an der Tagesordnung, nur nicht in Supermärkten und in Buchläden.
    Der Vrus ist wohl, wie die Deppen der "Corona"-Hysterie nicht so bele­sen und kauft kei­ne Bücher.

    Gefunden habe ich die Aussage zu 3G in Buchläden hier:
    https://​leu​te​.tages​spie​gel​.de/​c​h​a​r​l​o​t​t​e​n​b​u​r​g​-​w​i​l​m​e​r​s​d​o​r​f​/​u​n​t​e​r​-​n​a​c​h​b​a​r​n​/​2​0​2​1​/​1​1​/​2​6​/​1​9​7​3​83/

    Berlin ist Dorf der Deppen.

  5. Was mir noch auf­ge­fal­len ist …
    In dem DIVI-Graphen sinkt in den letz­ten 3–4 Wochen die Notreserve. Aber eben nicht so, wie in einer Pandemie zu erwar­ten, daß not­ver­füg­ba­re in real ver­füg­ba­re Betten umge­wan­delt wer­den, son­dern sie ver­schwin­den einfach.

  6. Okay, ich habe mir mal die Mühe gemacht aus­zu­rech­nen wie vie­le hier in NRW noch voll­kom­men unge­impft sind und auch die Kinder unter 12 raus gerech­net, also nur die gezählt, die sich bewusst nicht haben imp­fen las­sen. Es ist erschüt­ternd. Es sind nur etwa 2.400.000 Menschen. Das "etwa" kommt daher, daß ich in der letz­ten Altersgruppe der Kinder die 12–14-jährigen hat­te, die habe ich groß­zü­gig schät­zen müs­sen, zu unse­ren ungun­sten etwa hal­biert. Es mögen 30.000 bis 50.000 mehr sein, aber es sind ver­dammt nicht mehr vie­le für ganz NRW. Ohne die Halbierung, also. Mit den Kindern, die sie aber ab dem 20.12. auch ran neh­men sind es noch 4.507.305 Ungeimpfte.

  7. Zu mei­nem Schrecken muss ich ergän­zen, daß wir in NRW die Stadt mit den mei­sten Nekromanten sind. Wir haben mit Abstand die mei­sten Hochbetagten, also 80+. Da wer­den dem­nächst vie­le Wohnungen frei.

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