Zu den Projekten, mit denen sich die Firma genExpress, die Olfert Landt leitet, schmückt, gehört dieses:
"Biologische Gefahrenlagen: Risikobewertung, ultraschnelle Detektion und Identifizierung von bioterroristisch relevanten Agenzien (BIGRUDI)". Das Projekt wird so beschrieben:
»Risikobewertung, ultraschnelle Detektion und Identifizierung von bioterroristisch relevanten Agenzien. Es wurde eine schnelle, einfach zu bedienende Diagnostikplattform zur Risikobewertung von verdächtigen Proben entwickelt und in ein Konzept für eine adäquate Risikokommunikation eingebettet.«
Seine eigene Rolle beschreibt das Unternehmen in seinem Abschlußbericht so:
»Aufgabe der Firma GenExpress war es, die zur Etablierung der angestrebten Detektionssysteme notwendigen rekombinanten Proteine in Absprache mit den Projektpartnern herzustellen…
Die für das Projekt beantragten Personalkosten lagen insgesamt bei 370.480 Euro, die tatsächlichen Personalkosten lagen jedoch bei 382.000 Euro Die Differenz ergibt sich aus zwischenzeitlichen Gehaltserhöhungen, welche die Firma GenExpress trägt… Die Verbundtreffen fanden in aller Regel in Berlin statt. Die Partner kamen zu uns.«
Auf der Eresburgstr., dem Sitz der meisten Unternehmen, für die Herr Landt tätig ist, trafen sich also "in aller Regel" MitarbeiterInnen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), des Bundeskriminalamts (BKA), der Charité, des Robert Koch-Instituts (RKI) und Andere, um über Biowaffen zu diskutieren.
Gute Aussichten auf noch mehr Einnahmen
Voller Stolz heißt es im Bericht:
»GenExpress hat im Rahmen des Projekts sein KowHow in der rekombinanten Proteinexpression verwendet und damit eines wichtigen Beitrag zur Funktionalität der Detektionssysteme geleistet. Die Firma hat sich hierbei primär als Partner in der Entwicklung, nicht als Dienst- leister gesehen. Die Verwertung ist über die Kooperationsvereinbarung aller Partner eindeutig geregelt, der nationale Nutzen einer schnellen, universellen Detektionsplattform bei bioterroristischen Anschlägen ist unumstritten. Die Firma GenExress konnte im Rahmen des Projekts wertvolle Erfahrungen bei der Herstellung schwer zu exprimierender Proteine sammeln und wird diese Erfahrungen in zukünftigen Auftragsarbeiten einsetzen können.«
Test beim Natogipfel
Der offizielle Abschlußbericht des Gesamtprojekts schildert den Testeinsatz der entwickelten Instrumente beim Natogipfel in Baden Baden und Kehl 2009:
»Das aufgebaute Feldlabor bestand aus einem Dekontaminationszelt und einfachen Biertischgarnituren als Ersatz für Labortische. Geräte zu Probenaufbereitung und die Detektionsgeräte aus dem Projekt wurden darin aufgebaut. Netzstrom konnte aus der Umgebung bezogen werden…
Zusätzlich konnten durch den Natogipfel Erkenntnisse zur sinnvollen Raumordnung in einem Feldlabor gewonnen werden…
Zusätzlich wurde das Projekt und die Erprobung der im Projekt entwickelten Geräte im Rahmen des Natogipfels im Herbst 2009 durch eine Mitarbeiterin des BBKs bei der Schutzkommission beim Minister des Inneren vorgestellt.«
Die Bundesregierung teilte am 20.11.2012 als Antwort auf eine Anfrage der SPD-Fraktion mit:
»Im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ wurden bislang insgesamt rund 13,0 Mio. Euro an Zuwendungen für Forschungsprojekte im Zusammenhang mit hochpathogenen Erregern ausgegeben bzw. festgelegt.«
Die EU-Mittel für diesen Zweck im Zeitraum 2007 – 2013 werden so angegeben:
»Die für diese Projekte ausgegebenen bzw. zugesagten Fördersummen betragen rund 396,9 Mio. Euro.«
Unfälle in Hochsicherheitslabors
Auf die Frage nach Unfällen in Hochsicherheitslabors werden für den Zeitraum 2001–2011 zwanzig Fälle angegeben. Hier geht es um harmlos erscheinende Dinge wie Mausbisse und Wasserschäden, aber auch um eine "unbeabsichtigte Infektion von Affen mit Affenpocken" und mehrmals um defekte Geräte.
»Darüber hinaus ist ein Unfall am Bernhard-Nocht-Institut, Hamburg, 2009 bekannt, bei dem sich eine Mitarbeiterin im Labor verletzt hat. In der Folge war die Möglichkeit einer Ebola-Infektion gegeben, was jedoch nicht der Fall war.
Aufgrund der sofortigen Reaktion vor Ort wäre auch im Fall einer Infektion zu keiner Zeit eine Gefährdung Dritter gegeben gewesen.«
Militärische Nutzung? Regelt die Selbstverpflichtung
Auf die brisante Frage der dual-use-Problematik, also der möglichen militärischen Anwendung der Instrumente, antwortet die Bundesregierung so:
» Es ist aus Sicht der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen, das Problembewusstsein von angehenden Wissenschaftlern/-innen zu erhöhen. Die Selbstverpflichtungen von Wissenschaft, Industrie und Verbänden in Form von Verhaltenskodizes haben hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob weiterreichende Kenntnisse zur Erhöhung der Sensibilität für sicherheitsrelevante Forschungen im Rahmen der akademischen Ausbildung vermittelt bzw. in der wissenschaftlichen Praxis umgesetzt werden können.«
Zur speziellen Sensibilität der Veröffentlichungen zur Vogelgrippe erklärt die Regierung:
» Im Rahmen des Expertentreffens zum Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung bakteriologischer (biologischer) Waffen und von Toxinwaffen sowie die Vernichtung solcher Waffen (B‑Waffen-Übereinkommen) vom 16. bis 20. Juli 2012 wurden insbesondere auch Aspekte eines Missbrauchs solcher Forschungsergebnisse diskutiert.
Die Bundesregierung begrüßt ausdrücklich die Befassung der relevanten internationalen Gremien mit dieser Thematik und die entsprechenden Aktivitäten der relevanten internationalen Organisationen, insbesondere der WHO.«
Siehe auch Biowaffenforschung: RKI-Projektleiter Gesellschafter der Landt-Firma?
Update 11.7.:
Verfügt GenExpress über ein Hochsicherheitslabor?
Dem oben genannten Abschlußbericht ist zu entnehmen, daß GenExpress u.a. diese Proteine an die Projektpartner auslieferte:
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- NTNH Neurotoxin von Clostridium botulinum
- L1R, F13L, A33R, B5R, D8L, H3L von Vaccinia Virus
- A5L, ATI nt, ATI ct von Cowpox virus
- pdpD, ftt 1651 von Francisella tularensis
- VP40, NP von Marburg Virus
- VP40, NP von Ebola Virus
Das RKI, das seit 2015 über ein Hochsicherheitslabor verfügt, erklärt:
»Was genau ist ein Hochsicherheitslabor?
Krankheitserreger sind in vier Risikogruppen eingeteilt. Jeder Risikogruppe ist eine biologische Schutzstufe (auch: Sicherheitsstufe) zugeordnet. Die Schutzstufe bestimmt die Anforderungen an Räumlichkeiten, Ausrüstung und Arbeitsabläufe, die es beim Umgang mit diesen Erregern zu befolgen gilt. Mit Erregern der höchsten Risikogruppe 4 (zum Beispiel Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren, Lassa- oder Ebolaviren) darf nur in einem Labor der Schutzstufe 4 umgegangen werden. Ein S4-Labor wird häufig auch als Hochsicherheitslabor bezeichnet (in Fachkreisen gelten auch Labore der zweithöchsten Sicherheitsstufe S3 als Hochsicherheitslabor, da diese bereits hohen Sicherheitsanforderungen genügen müssen).
Ein S4-Labor ermöglicht den sicheren Umgang, die Erforschung und Diagnostik von lebensgefährlichen Krankheitserregern, ohne die Bevölkerung und das Laborpersonal zu gefährden. Dazu ist es notwendig, das Hochsicherheitslabor räumlich und organisatorisch von umgebenden Gebäuden zu trennen.«
Falls diese Kriterien für die Arbeiten von GenExpress zutreffen sollten, erscheint sehr fraglich, daß die Bestimmungen eingehalten wurden.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)