Über den Mißerfolg der für SteuerzahlerInnen sehr teuren Corona-App und mögliche Folgerungen schreibt am 22.10. faz.net. Der Artikel ist überschrieben mit "Nachverfolgung im Trippelschritt" und bringt u.a. diese Informationen:
»Als die Bundesregierung im Juni mehrere ihrer Minister in eine Pressekonferenz schickte, um die neue Corona-Warn-App vorzustellen, zog Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) eine Parallele zur ersten Mondlandung. Braun sagte, das Herunterladen der App sei ein kleiner Schritt für jeden Einzelnen. "Aber ein großer Schritt für die Pandemiebekämpfung." Vier Monate später ist zwar klar, dass viele Deutsche die kleinen Schritte gegangen sind. Doch von dem "großen Schritt" gegen das Virus ist nicht viel zu spüren…
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts haben die Nutzer bis Mitte Oktober insgesamt 10504 positive Corona-Testergebnisse in die App eingespeist, um damit im Idealfall andere vor einer Ansteckungsgefahr zu warnen. Allerdings stieg die Zahl der bundesweit bestätigten Infektionen im selben Zeitraum um mehr als 136.000 Fälle an. Die App gibt also nicht einmal acht Prozent des nachgewiesenen Infektionsgeschehens wieder…
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädiert dafür, dass positive Testergebnisse nicht eigens vom Nutzer in der App freigegeben werden müssen. Dies sollte vielmehr automatisch geschehen, es sei denn, der Nutzer widerspricht aktiv. "Die Fragestellung müsste umgekehrt werden: ob jemand explizit nicht warnen will", sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auch weitere Funktionen wie das Teilen von Ort und Datum des Risikokontakts könnten hilfreich sein, müssten aber auf freiwilliger Basis erhoben werden, sagte Lauterbach. Für die Gesundheitsämter wären solche Informationen ausgesprochen wertvoll. Bislang erfährt jemand über die App nur, dass er sich angesteckt haben könnte – nicht aber, wann und wo das Risiko bestand. Gerade diese Informationen benötigen die Ämter aber…
Selbst Fachleute sehen die Struktur der App im Hinblick auf ihren tatsächlichen Nutzen kritisch. Es sei "nicht klar, welchen Mehrwert sie für die Eindämmung der Corona-Pandemie hat", schrieben mehrere Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Darmstadt kürzlich in einem gemeinsamen Aufsatz. Allerdings sei auch eine zentrale Datenverarbeitung, wie sie etwa in Frankreich gilt, kein Garant für den Erfolg einer Corona-App, folgern sie. Die französische Anwendung "StopCovid" wurde nur etwa 2,3 Millionen Mal heruntergeladen, die Akzeptanz ist also offenbar minimal. In Italien luden sich auch nur 4,2 Millionen Menschen die App "Immuni" herunter, in Spanien entschieden sich Berichten zufolge bislang nur etwa vier Millionen Menschen für die App "Radar Covid". Für Fachleute wie den deutschen Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann war es vor diesem Hintergrund dennoch richtig, auf einen dezentralen Ansatz bei der Datennutzung zu setzen, der die Akzeptanz der deutschen Anwendung erhöhe. "Wir haben das genau richtig gemacht", sagt er. "Die Freiwilligkeit muss in allen Punkten gewährleistet sein."«
Der sollte seinen Job im Bundestag machen und nicht dauernd in der Gegend rumkaspern.