Lauterbach liest. (?) Und warnt.

twit​ter​.com (2.5.)

Über der Zusammenfassung die­ser Studie wird gewarnt:

»! Wir stel­len eine unbe­ar­bei­te­te Version die­ses Manuskripts zur Verfügung, um einen frü­hen Zugang zu den Ergebnissen zu ermög­li­chen. Vor der end­gül­ti­gen Veröffentlichung wird das Manuskript einer wei­te­ren Bearbeitung unter­zo­gen. Bitte beach­ten Sie, dass es Fehler ent­hal­ten kann, die den Inhalt beein­träch­ti­gen, und dass alle recht­li­chen Hinweise gel­ten.«

Für die Öffentlichkeit wird nur ein Abstract zur Verfügung gestellt. Darin geht es erstaun­li­cher­wei­se um Modellierungen, mit denen Aussagen zu prä­zi­se 3.319 Säugetierarten im Jahr 2070 getrof­fen werden:

»Zusammenfassung
Mindestens 10 000 Virusarten sind in der Lage, den Menschen zu infi­zie­ren, aber der­zeit zir­ku­liert die über­wie­gen­de Mehrheit davon unbe­merkt in wild leben­den Säugetieren. Klima- und Landnutzungsänderungen wer­den jedoch neue Möglichkeiten für die Verbreitung von Viren unter zuvor geo­gra­fisch iso­lier­ten Wildtierarten schaf­fen. In eini­gen Fällen wird dies die zoo­no­ti­sche Ausbreitung erleich­tern – ein mecha­ni­sti­sches Bindeglied zwi­schen glo­ba­len Umweltveränderungen und dem Auftreten von Krankheiten. Hier simu­lie­ren wir poten­zi­el­le Hotspots für den künf­ti­gen Virusaustausch mit Hilfe eines phy­lo­geo­gra­fi­schen Modells des Netzwerks von Säugetierviren und Projektionen der geo­gra­fi­schen Verschiebung der Verbreitungsgebiete von 3.139 Säugetierarten unter den Bedingungen des Klimawandels und der Landnutzung im Jahr 2070. Wir sagen vor­aus, dass sich die Arten in neu­en Kombinationen in hohen Lagen, in Hotspots der bio­lo­gi­schen Vielfalt und in Gebieten mit hoher mensch­li­cher Bevölkerungsdichte in Asien und Afrika ansam­meln wer­den, was die neu­ar­ti­ge arten­über­grei­fen­de Übertragung ihrer Viren schät­zungs­wei­se um das 4.000-fache stei­gern wird. Aufgrund ihrer ein­zig­ar­ti­gen Ausbreitungskapazität sind Fledermäuse für den größ­ten Teil des Austauschs neu­er Viren ver­ant­wort­lich, und es ist wahr­schein­lich, dass sie Viren ent­lang evo­lu­tio­nä­rer Pfade wei­ter­ge­ben, die das zukünf­ti­ge Auftreten beim Menschen erleich­tern. Überraschenderweise stel­len wir fest, dass die­ser öko­lo­gi­sche Wandel bereits im Gange sein könn­te und dass eine Erwärmung von weni­ger als 2 °C inner­halb die­ses Jahrhunderts den zukünf­ti­gen Virusaustausch nicht ein­schrän­ken wird. Unsere Ergebnisse unter­strei­chen die drin­gen­de Notwendigkeit, Bemühungen zur Überwachung und Entdeckung von Viren mit Erhebungen zur bio­lo­gi­schen Vielfalt zu ver­bin­den, um die Verschiebung des Verbreitungsgebiets von Arten zu ver­fol­gen, ins­be­son­de­re in tro­pi­schen Regionen, die die mei­sten Zoonosen beher­ber­gen und eine rasche Erwärmung erle­ben.«

(Hervorhebungen nicht im Original. Fußnoten wur­den hier weggelassen.)

20 Antworten auf „Lauterbach liest. (?) Und warnt.“

  1. der grö­ßen­wahn des karl lau­ter­bach hat einen inhalt.

    lau­ter­bach ist der größ­te gesund­heits­mi­ni­ster aller zei­ten, wenn es ihm gelingt, den para­dig­men­wech­sel im gesund­heits­we­sen her­bei­zu­füh­ren, den wech­sel vom nach­sor­gen­den gesun­heits­we­sen, dem heil­we­sen, der hei­lung von kran­ken, hin zu einer ver­hin­de­rung von krank­heit, zum vor­sor­gen­den gesund­heits­we­sen, zum prä­ven­ti­ven gesundheitssystem.

    es gibt zu weni­ge kran­ke für den kapi­tal­auf­wand im gesundheitssystem.
    des­halb müs­sen die gesun­den als mög­li­cher­wei­se kran­ke, als in zukunft kran­ke, zur finan­zie­rung her­an­ge­zo­gen werden.
    jede imp­fung, gegen egal was, heilt im vor­aus zukünf­ti­ge krank­heit und die­se the­ra­pie ist ren­ta­bler als die behand­lung einer erkrankung.
    die gen­the­ra­pie immu­ni­siert gegen die eige­ne ver­an­la­gung, gegen die gene­ti­sche dis­po­si­ti­on, gegen das erbgut.
    die gen­the­ra­pie enterbt.

    das para­dig­ma, der grund­satz des vor­sor­gen­den gesund­heits­we­sens heißt „inter­tem­po­ra­le Gesundheitssicherung“: imp­fen statt hei­len, durch vor­sorg­li­che gen­the­ra­pie, zu einem bestimm­ten zeit­punkt des wissensstandes.

    man kennt nicht die aus­wir­kun­gen einer gen­the­ra­pie, aber man kennt die aus­wir­kun­gen einer erkran­kung, die man viel­leicht bekommt, wenn man sich nicht vor­sorg­lich dage­gen schützt.

    der aus­bruch einer krank­heit ist schlim­mer als der man­gel­haf­te wis­sens­stand über die aus­wir­kung eines ver­su­ches, den wahr­schein­li­chen aus­bruch einer krank­heit zu verhindern.

    MS bei­spiels­wei­se ist eine schlim­me krank­heit, eine mög­li­che imp­fung gegen MS ist in ihrer Gefährlichkeit weni­ger abseh­bar als der Ausbruch der Krankheit.
    „inter­tem­po­ra­le gesund­heits­si­che­rung“ bedeu­tet, was vor­läu­fig weni­ger abseh­bar ist, ist weni­ger gefähr­lich als das, was abseh­bar ist, auch wenn nicht sicher ist, daß eine gene­ti­sche dis­po­si­ti­on für MS besteht, daß die wahr­schein­lich­keit besteht, an MS zu erkran­ken, wobei die Erkrankung selbst eine kata­stro­phe ist, auch für das gesundheitssystem.

    in zukunft wer­den die men­schen einen indi­vi­du­ell ange­pass­ten impf­schutz bekom­men, wenn von jedem ein­zel­nen bei der geburt das genom gele­sen wird, um die risi­ko­fak­to­ren zu ken­nen, dann bekommt ein mensch ein bün­del von imp­fun­gen, die sei­nem erb­gut entsprechen.

    das ist das vor­sor­gen­de gesund­heits­we­sen in aktion.

    Lauterbach ver­sucht die „Umwertung aller Werte“ im Gesundheitswesen durch­zu­set­zen: weg von der Krankheit – hin zur bio­lo­gi­schen Hochwertigkeit = Gesundheit, durch Gentherapie.

    all­ge­mei­ne gesund­heit ist effi­zenz, kosten­re­duk­ti­on im Gesundheitswesen, aller­dings muß der gesun­de für sei­ne gesund­heit bezah­len, wie für die behand­lung einer krankheit.

    das vor­sor­gen­de gesund­heits­we­sen schafft die gesund­heit ab = umwer­tung aller werte.

    die pan­de­mie­po­li­tik hat die gesund­heit bereits abge­schafft, man ist jeder­zeit ein ansteckungsverdächtiger.

    die all­ge­mei­ne impf­pflicht gegen covid-19 ist not­wen­dig, um das gesund­heits­we­sen in ein vor­sor­ge­re­gime umzukehren.
    lau­ter­bach ist nicht von coro­na, son­dern vom vor­sor­ge­prin­zip besessen.
    vor­sor­ge bedeu­tet aller­dings fremd­be­stim­mung durch den vor­sor­ge­ex­per­ten, durch den Arzt als Gesundheitsführer.
    das vor­sor­gen­de Gesundheitswesen ist die ein­füh­rung der Gesundheitsführung, wodurch der arzt eine art poli­zist wird, der auf­sicht führt. krank­heit wird dadurch zu einem ver­säum­nis, sogar zu einer straf­tat, zu etwas, das bestraft wer­den kann, wofür lei­stun­gen ver­wei­gert wer­den kön­nen. man ver­dient sich gute behand­lung durch gute Führung.

  2. Hat eine Veröffentlichung nicht das peer-review hin­ter sich, ist sie Geschwurbel.
    So hand­habt das die Wissenschaft.
    Ein Bundespanikminister sieht das wohl anders.

  3. "Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig fand heu­te eine Verhandlung über die Corona-Impfpflicht bei der Bundeswehr statt. Geklagt hat­ten zwei Soldaten der Luftwaffe, die sich durch die Aufnahme der COVID-19-Impfung in eine für Bundeswehrangehörige ver­bind­li­che Liste gene­rell durch­zu­füh­ren­der Basisimpfungen in ihrem Grundrecht auf kör­per­li­che Unversehrtheit ver­letzt fühlen."

    https://​www​.alex​an​der​-wal​l​asch​.de/​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​f​t​/​b​u​n​d​e​s​w​e​h​r​-​u​n​d​-​z​w​a​n​g​s​i​m​p​f​u​n​g​e​n​-​p​r​o​f​-​b​h​a​k​d​i​-​v​o​r​-​g​e​r​i​cht

  4. Mehrere Ansätze, die­se Meldung zu kom­men­tie­ren, sind mir miß­lun­gen. Deshalb: Wenn er doch end­lich die dum­me Fresse hal­ten würde.

  5. Modellierungen anhand von Annahmen, die eben­falls nur aus Modellen her­vor­ge­gan­gen sind. Ganz großartig!

    ".… use sce­na­ri­os for the year 2070 (!!!) .…"

    Sorry, aber da war ich auch schon wie­der raus.

  6. Asien und Afrika!?
    Schlimm die­se UrZivilisationen!
    Demokratie jetzt und überall!
    Schützt die Anderen, erst dann seit ihr geschütz!
    Es ist Notwehr!

  7. Ich brau­che mir nur die Wettervorhersage und ihre Modelle anzu­schau­en und dann mit der Realität ver­glei­chen, um zu ahnen, wel­che Aussagekraft die­ses Abstract hat. Modelle und Modelle ver­quir­len, um eine neue Glaskugel zu erzeu­gen, durch die man einen kla­ren Blick auf das Kommende hat.

  8. Strike !!!
    Jetzt hat er's end­lich geschafft, unser Lieblingsthema mit dem
    'Klimawandel' zu kom­bi­nie­ren. Tja, in die­ser Hinsicht ist er halt doch
    berechenbar…
    Und natür­lich steigt das Risiko für den Weltuntergang rasant an.
    Mann, was habe ich das vermisst…
    'Idiocracy' meets 'Outbreak' und 'Der Exorzist'.
    Ach ja, und natür­lich 'Die Trottel-Olympiade' nicht zu vergessen.

    1. @Brian: Jetzt müss­te nur noch der Einsatz gegen das größ­te Hindernis im Kampf gegen den Klimawandel fol­gen, das glo­ba­le Militär. Lauterbach müss­te ja, wenn er es ernst meint mit der Sorge ums Weltklima, ent­schie­den ein­tre­ten für Frieden und Abrüstung. Und dann säße er plötz­lich bei uns im Boot. So unschön die­se Vorstellung wäre, man müss­te sie wohl schlucken und sich am Ende sogar freu­en. Ein Influencer vor dem Herrn isser ja schon. Man stel­le sich vor: Lauterbach sitzt jeden Abend bei Lanz und strei­tet fana­tisch für Frieden und Abrüstung, weil sonst die Welt unterginge. 

      Wenn ihm das mal irgend­je­mand aus sei­ner Umgebung ein­flü­stern könn­te, wäre das viel­leicht ganz schön. Also los, Leute, ihr lest doch hier alle mit.

  9. Wenn es wirk­lich noch so vie­le Säugetierarten gibt, so fürch­te ich dass bereits die ersten Sätze der Hetzschrift aus­rei­chen die Dezimierung der Arten dra­stisch zu beschleunigen.

  10. Alleine schon "geo­gra­phisch iso­lier­te Wildtierarten" ist wun­der­bar, vor allem bezo­gen auf Säugetierarten. An der Stelle war ich am Ende mei­ner Geduld mit den bei­den Jungwissenschaftler, die in ihren Veröffentlichungen einen gewis­sen Hang zum Jahr 2070 und einen noch viel höhe­ren Drang zur Dramatik zeigen.

    Sehen wir es posi­tiv: jedes Land auf der Welt hat sei­ne Priesemanns, Drostens und Lauterbachs. Wir sind nicht allein in unse­rer Doofheit 😀

  11. "Klima- und Landnutzungsänderungen wer­den jedoch neue Möglichkeiten für die Verbreitung von Viren unter zuvor geo­gra­fisch iso­lier­ten Wildtierarten schaffen"

    Landnutzungsänderungen (Tendenz der­zeit, und vor­her­seh­bar: Weitere Intensivierung mensch­li­cher Nutzung) sind für die Biodiversität ent­schei­den­der als Klimafaktoren. Mit weni­gen Ausnahmen bewir­ken die­se den Rückgang von Populationen und Fragmentierung der Areale, also ZUNEHMENDE geo­gra­fi­sche Isolation, von Wild(säuge)tierarten.
    Wäre es anders, dann gäbe es kei­ne "Roten Listen", in denen nicht zuletzt vie­le Fledermäuse geführt werden. 

    Klima ist als are­al­li­mi­tie­ren­der Faktor von indi­rek­ter Wirkung über den mög­li­chen Wandel von Biomen. 

    Der Erstautor der Studie (Colin J. Carlson) ist "glo­bal chan­ge bio­lo­gist", ursprüng­lich "eco­lo­gist", und eher nicht tier- oder pflan­zen­kun­dig. Der Zweitautor (Gregory F. Albery) bezeich­net sich als "data-dri­ven dise­a­se eco­lo­gist" – da kön­nen wir Kompetenz zu exi­stie­ren­den Organismen wohl gar ausschließen.
    Autor(in) 3 ist "quan­ti­ta­ti­ve eco­lo­gist" (also nicht qua­li­ta­tiv ausgerichtet).
    Evan Eskew hat sich mal mit einer Froschpest beschäftigt,
    Kevin J. Olival mit der Genetik Fliegender Füchse. 

    Weitere biologisch/zoologische Expertise ist im Autorenteam nicht erkennbar.
    Ich glau­be, wir haben hier "Biologen" vor uns, die ein spon­tan vor­ge­zeig­tes Gänseblümchen nicht als sol­ches benen­nen könnten …

  12. Das kras­se ist ja, wenn so eine Studie nicht zu dem Schluß kommt, dass wir Landnutzung nach­hal­ti­ger gestal­ten müss­ten. Ökologische Vielfalt ist ja in vie­ler­lei Hinsicht lebens­not­wen­dig, nicht nur, weil Viren über­sprin­gen könnten.
    Verblüffend ist auch immer wie­der, dass wir Massenhaltung mit Massenantibiotikaeinsatz prak­ti­zie­ren in unmit­tel­ba­rer Nähe zu Menschen – ohne das es effek­ti­ven Protest aus­löst. Noch effek­ti­ver lässt sich das Tempo zur Heranzucht resi­sten­ter Erreger wohl kaum stei­gern (außer viel­leicht im Labor, aber das ist ein ande­res Thema).

  13. Das hat doch jetzt echt das Niveau von B‑Movie-Schockern, oder? Wer rech­net denn so einen Quatsch aus und warum? 

    Ich hat­te schon län­ger den Verdacht, dass man das Modelliergeschäft nicht als Wissenschaft bezeich­nen kann. Science Fiction trifft es bes­ser. Da wer­den im Grunde ja auch auf der Grundlage aber­wit­zi­ger Annahmen skur­ri­le Zukunftsszenarien ent­wor­fen. Meist sind die unter­halt­sa­mer als die­se Modellierungen, aber die Modellierer soll­ten sich viel­leicht trotz­dem mal fra­gen, ob sie nicht in Film und Fernsehen bes­ser auf­ge­ho­ben sind. Für ne Vorabendserie soll­te es rei­chen: "Die Zoonose des Schreckens"

    Womöglich geht es aber auch ein­fach nur um ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Zoonosen-Forscher. Wenn man die nicht mit viel Geld in die Wälder schickt (und ihre Modellierer zuhau­se gut ali­men­tiert …), geht irgend­wann die Menschheit unter. "Wissenschaftlich" erwiesen.

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