Lauterbach und das (un)gerechte deutsche Bildungssystem

Karl Lauterbach erweist sich auch bei sei­nen son­sti­gen Aussagen »vor Corona« als ziem­li­cher Wendehals. Beim Thema »Bildung« lau­tet der Name des argu­men­ta­ti­ven Manövers: Hin und wie­der zurück.

So lesen wir in einem Interview aus dem Jahre 2007 eine Abrechnung mit dem deut­schen Bildungssystem:

»Wir schaf­fen durch unser Bildungssystem eine Klasse syste­ma­ti­scher Verlierer, wel­che die Sprache schlecht beherr­schen, kaum lesen und rech­nen kön­nen, die kei­ne Ausbildung haben, für die Gewalt oft der ein­zi­ge Ausweg ist.«

Lauterbach wird dort übri­gens mit »SPD-Politiker und Querdenker in den eige­nen Reihen« ange­teasert.

Auf einem TED-Talk im Jahre 2014 an der RWTH Aachen hin­ge­gen spricht er in sei­ner Einleitung über die Vorzüge des deut­schen Bildungssystems, die ihm als Arbeiterkind als erstem in sei­ner Familie das Studium ermög­lich­ten. Aussagen, die dort fallen:

– »Those were the days when the­re was no tui­ti­on.«
– »The schools were still very good.«
– »There was good oppor­tu­ni­ty for ambi­tious and rea­son­ab­ly gifted child­ren to stu­dy.«

Das Bildungssystem ist dann aber in Rückschau 2022 in sei­nem Buch »Bevor es zu spät ist« (S. 55) wie­der furcht­bar unge­recht, wie Lauterbach an sei­nem eige­nen Beispiel erläutert:

»Obwohl ich ein sehr guter Schüler war, wur­de mei­nen Eltern davon abge­ra­ten, mich aufs Gymnasium zu schicken – ich hät­te ein­fach zu oft Bronchitis, war die Begründung. […] Erst spä­ter wur­de mir klar: Das Gymnasium war für die Ingenieurskinder reser­viert. […] Es klingt wie ver­rückt. Aber die erste Hürde ist für Kinder oft die schwer­ste, weil sie die­se am wenig­sten selbst beein­flus­sen kön­nen. Schon als Kind hat­te ich daher die Ungerechtigkeit des Bildungssystems begrif­fen.«

Was hat er wohl noch alles begriffen?

Mehr zu Karl Lauterbach über die Suchfunktion. Siehe auch »ApoKarlypse«, das drit­te Büchlein der corodok-Reihe:

4 Antworten auf „Lauterbach und das (un)gerechte deutsche Bildungssystem“

  1. »Wir schaf­fen durch unser Bildungssystem eine Klasse syste­ma­ti­scher Verlierer, wel­che die Sprache schlecht beherr­schen, kaum lesen und rech­nen kön­nen, die kei­ne Ausbildung haben, für die Gewalt oft der ein­zi­ge Ausweg ist.«

    Und damit hat er voll­kom­men recht. Nur hat er ver­ges­sen, die­se Klasse beim Namen zu nennen.

  2. Karlemann soll­te nicht aufs Gymnasium wegen chro­ni­scher Bronchitis. Ein Trauma.

    Ein Glück, gibt es dage­gen jetzt eine Impfung. Und alle müs­sen mit­ma­chen. Wirklich alle.

    1. …mit screen­shot usw. ist das rela­tiv ein­fach, es gibt div. Anbieter…und nicht teuer.
      ich weiß jedoch nicht ob das Bild allein weiterhilft.

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