Lauterbach und der Wolf

"Um sei­ne Herde vor der Killervariante und sich selbst vor den Wählerinnen und Wählern zu schüt­zen, soll­te Karl Lauterbach sich also davor hüten, zu häu­fig 'Wolf!' zu rufen". Das meint einer der Getreuen auf swr​.de am 19.4.

Der Experte der swr-Wissenschaftsredaktion, der sich so besorgt zeigt, ist schon lan­ge ein Trommler für Maßnahmen aller Art und Panikmacher, sie­he swr​.de.

7 Antworten auf „Lauterbach und der Wolf“

  1. Mal was Grundsätzliches: 

    Ein Problem unse­rer Zeit ist die ver­brei­te­te Wissenschaftsgläubigkeit, die heu­te Religion, Ethik und gesun­den Menschenverstand (sen­sus com­mu­nis) ersetzt. Wenn ein Wissenschaftlicher, ein wis­sen­schaft­li­ches Institut oder eine Wissenschaftsredaktion etwas sagt, sei das glaub­wür­dig und hät­te eine höhe­re Autorität als die drei genann­ten Instanzen. 

    Diese Haltung wäre viel­leicht nach­voll­zieh­bar oder sogar rich­tig in einer Zeit, in der wir wie selbst­ver­ständ­lich davon aus­ge­hen könn­ten, dass Wissenschaftler bzw. die Wissenschaft der Wahrheit ver­pflich­tet wären. 

    Das aber ist heu­te auf brei­ter Linie längst nicht mehr der Fall (wenn es denn je der Fall war). Wissenschaft und Wissenschaftler sind käuf­lich gewor­den. Wissenschaftler leben von Geldern, die ihnen Staaten und/oder Sponsoren zur Verfügung stel­len, die erwünsch­te Ergebnisse sehen wol­len. Wissenschaftliche Studien und Forschungsergebnisse ent­spre­chen des­halb heu­te oft den Ansichten des Meistbietenden. 

    Das ist zwar mensch­lich ver­ständ­lich, aber dadurch ist die Wissenschaft par­tei­isch gewor­den: Sie steht heu­te weit­ge­hend auf Seiten des gro­ßen Geldes. Als legi­ti­mie­ren­de Berufungsinstanz einer Politik für die gan­ze Bevölkerung fällt sie weg. 

    Folglich ist auch bei allen, die sich heu­te undif­fe­ren­ziert auf "die Wissenschaft" beru­fen, weit­ge­hend klar, wo sie poli­tisch ste­hen: Sie sind Handlanger und/oder wil­li­ge Vollstrecker des Großkapitals. 

    Besonders klar wird das bei einem Politiker wie Prof. Lauterbach: Er legi­ti­miert sein poli­ti­sches Handeln aus­schließ­lich und undif­fe­ren­ziert mit "der Wissenschaft". Abgesehen davon, dass er die Studien, die er zitiert, oft nicht ein­mal gele­sen oder intel­lek­tu­ell ange­mes­sen ver­ar­bei­tet hat, scheint ihn auch nicht zu inter­es­sie­ren, wer die betref­fen­den Studien in Auftrag gab und woher das Geld für sie kam. 

    Fragte man Prof. Lauterbach, was sein Handeln abge­se­hen von die­ser nur halb ver­stan­de­nen Wissenschaft sonst noch lei­tet, wür­de ver­mut­lich die Orientierungslosigkeit eines gei­stig völ­lig ver­arm­ten und ver­stör­ten Menschen sicht­bar werden. 

    Das frei­lich dürf­te heu­te nicht nur für Prof. Lauterbach, son­dern für sehr vie­le Menschen gel­ten. Die ver­brei­te­te Wissenschaftsgläubigkeit ver­deckt ledig­lich eine sich dahin­ter ver­ber­gen­de gei­sti­ge Leere, die unge­kann­te Ausmaße erreicht und offen­bar auch die Kirchen unse­rer Zeit erfasst hat.

    1. "Wissenschaftsgläubigkeit" ist zu mei­ner Überzeugung ein Oxymoron, (wirk­li­che) Wissenschaft und Glaube wider­spre­chen sich.
      Die Welt ist erkennbar.

    2. Nicht Alles was "Wissenschaft" genannt wird, ist wel­che. Das Gleiche gilt für Glaubenslehren.
      "Wissenschaft" ist zudem ein in der Werbung als posi­tiv besetz­ter Begriff, wel­cher als Schlagwort zum Kauf eines Produktes bei­tra­gen soll. Ein "Wissenschaftlicher Titel" ist in Deutschland geschützt, so dass ech­te Wissenschaftler zu Werbezwecken enga­giert wer­den. Das ist schon so lan­ge der Fall dass Leute nur aus die­sem Grund eine wis­sen­schaft­li­che Ausbildung absol­vie­ren. Die Forschung bie­tet gar nicht so vie­le Arbeitsplätze an. Ganze Institute sind pri­vat finan­ziert und wer­den ein­zig aus geschäft­li­chen Gründen sank­tio­niert. Das Betreiben von Wissenschaft ist in der heu­ti­gen Zeit ein Selbstzweck gewor­den. Weil es sich syste­misch nicht ändern lässt, wäre der Rechtsstaat gefor­dert, doch der exi­stiert nicht. Vielmehr wird die Rechtspflege dazu miss­braucht, Profitstörende "Elemente" aus dem Verkehr zu zie­hen. Der Rechtsstaat wäre also "befan­gen", par­tei­isch, zweck­ori­en­tiert, oder wie immer man das nen­nen möch­te. Das bedeu­tet dass er n. Definition durch das Recht selbst (für jeder­mann nach­les­bar) nicht exi­stie­ren kann. Wenn bei­spiels­wei­se eine Gefahr für die Allgemeinheit durch eine Erkrankung besteht deren Auswirkungen weder nach­ge­wie­sen sind noch nach­ge­wie­sen wer­den kön­nen (weil der Nachweis z.B. bereits ver­sucht wur­de) kann nur eine Fehlinformation vor­lie­gen. Beabsichtigt nennt man das eine Täuschung. Wenn mate­ri­el­ler oder finan­zi­el­ler Gewinn damit in Verbindung steht, so liegt n. Rechtslage ein Betrug vor. Die Führung einer straf­recht­li­chen Ermittlung ist die Pflicht der Staatsanwaltschaft, eben­so wie die­se zu bewei­sen und zur Anklage zu brin­gen. Sie kann es sich nicht aus­su­chen, wie das in Deutschland gehand­habt wird. Ebensowenig ist sie in dem Zusammenhang wei­sungs­ge­bun­den. Alles Quatsch. Dem Recht ent­spre­chend steht in Deutschland NIEMAND über dem Gesetz. Auch und schon gar nicht Herr Lauterbach. Was ich nicht ver­ste­he sind Leute die nach ande­ren Gesetzen schrei­en. Erstens sind die Gesetze da, und zwei­tens ver­bie­tet sich die grund­le­gen­de Änderung – auch wie­der durch das Gesetz selbst. Das hat einen bestimm­ten Grund. Und die­ser Grund, ist die Ursache für das selt­sa­me Gebahren unse­rer "Regierung". Prof. Dr. med. Karl Wilhelm Lauterbach als Gesundheitsminister haben wir ein­zig und allei­ne der SPD zu ver­dan­ken. Nicht direkt dem Wähler, weil der vor der Wahl nicht als Kandidat in Aussicht gestellt wur­de. Vermutlich hät­te er die SPD zu vie­le Stimmen geko­stet. Also muss­te man ihn nach der Wahl nomi­nie­ren. Man konn­te nicht Um ihn her­um kom­men ohne noch mehr "Machenschaften" aufzudecken.
      Weil SPD und CDU gleich tief in der Korruption stecken und die mei­sten Richter und Staatsanwälte aus deren Reihen stam­men, wird die Krise nicht gelöst wer­den kön­nen. Die gesam­te Politik steckt da mit drin und kommt nicht mehr raus.

  2. Wir schrei­ben das Jahr 2022 …. unend­li­che Abgründe tun sich auf und die den­ken­den Menschen machen sich auf den wei­ten Weg durch die gestör­ten Hirne um eine Antwort auf die Frage zu fin­den—-> wie kann der Mensch jeg­li­ches Denken aus­schal­ten und den­noch überleben….

  3. Es han­delt sich bei die­ser Methode poli­ti­scher Legitimation auch um einen Kategorienfehler.

    Ein Politiker, der dem Allgemeinwohl ver­pflich­tet ist, kann sein Handeln nicht nur auf DIE Wissenschaft grün­den. Politik bedeu­tet, einen gesell­schaft­li­chen Interessenausgleich herzustellen. 

    Die gesell­schaft­li­chen Systeme der Politik und der Wissenschaft sind nicht deckungs­gleich. Wenn es einen direk­ten Kurzschluss zwi­schen DER Wissenschaft und der Politik gäbe, bräuch­ten wir kei­ne Politiker mehr, son­dern es wür­den Wissenschaftsräte genügen.
    vgl. https://​www​.cice​ro​.de/​i​n​n​e​n​p​o​l​i​t​i​k​/​p​o​l​i​t​i​s​c​h​e​-​r​o​l​l​e​-​d​e​r​-​w​i​s​s​e​n​s​c​h​a​f​t​-​c​o​r​o​n​a​-​s​z​i​e​n​t​i​s​m​u​s​-​o​d​e​r​-​f​r​e​i​h​eit

    Die Wissenschaftsgläubigkeit ent­spricht dem gegen­wär­ti­gen Zeitgeist und wird für erwünsch­te Politiken und zur Diskursvermeidung miss­braucht. Wissenschaft kann ledig­lich poli­ti­sches Handeln unter­stüt­zen, aber die­ses nicht ersetzen.

  4. Ich möch­te die SWR-Wissenschaftsredaktion aller­dings auf fol­gen­des uraltes Märchen hin­wei­sen, wel­ches ich vor drei Wochen schrieb, und das zu einem ande­ren hoch­wis­sen­schaft­li­chen Ergebnis kommt:

    Die Geschichte von den Schafen, die einen argen Schelm nicht bei­zei­ten in die Schranken wiesen

    Es war ein­mal eine Herde Schafe, die leb­te glück­lich und zufrie­den auf ihrer Wiese. Sie hat­te alles, was sie brauch­te: einen Wald, in dem man beson­ders wür­zi­ge Kräuter fand und wo die Lämmer her­um­tol­len konn­ten; einen Fluss, in dem man sich im hei­ßen Sommer abküh­len konn­te; und das saf­ti­ge Gras auf der Wiese.
    Leider wur­den sie dar­ob faul und auch ein wenig dümm­lich, und sie ver­säum­ten es, ihren Lämmern bei­zu­brin­gen, was gut und recht ist. Als ein beson­ders schlecht erzo­ge­nes und när­ri­sches Lamm nun erwach­sen gewor­den war, gefiel es ihm, die ande­ren Schafe zu ärgern. Immer tol­ler trieb es sei­nen Schabernack, doch gut­mü­tig lie­ßen die ande­ren es gewähren.
    Auch als es ihnen vom gro­ßen bösen Wolf erzähl­te, der hin­ter dem Walde und dem Flusse umge­he, des­sen schreck­li­chen Kiefern nie­mand ent­kom­men kön­ne und der gie­rig Dutzende Schafe ver­schlin­ge, so er ihrer hab­haft wer­de, wie­sen sie den üblen Schelm nicht zurecht. Doch fort­an leb­ten sie in Angst und trau­ten sich nicht mehr in den Wald und den Fluss zu gehen.
    Nur eini­ge schwar­ze Schafe, denen der Schelm übel auf­stieß, murr­ten und sag­ten, es habe schon immer Wölfe gege­ben, doch die­se frä­ßen nur gele­gent­lich sehr alte und sehr kran­ke Schafe und nie mehr als eines, und Wölfe jag­ten auch nicht im Wald son­dern kämen auf die Wiese. Doch die ande­ren Schafe woll­ten in ihrer Furcht nicht zuhö­ren und erklär­ten den Wald und den Fluss zu ver­bo­te­nen Zonen und zu Schutzmaßnahmen, die nicht in Zweifel gezo­gen wer­den dürf­ten und die den Wolf gewiss auf­hal­ten würden.
    So leb­ten die Schafe wei­ter auf ihrer Wiese. Nicht mehr so glück­lich, denn sie ver­miss­ten die wür­zi­gen Waldkräuter, und nicht mehr so zufrie­den, denn im Sommer lit­ten sie gar sehr unter der Hitze, doch fau­ler und düm­mer als je zuvor. Dem när­ri­schen Schaf aber gefiel es wohl, und es sonn­te sich in dem Respekt, der ihm als wei­sen Mahner ent­ge­gen­ge­bracht wur­de. Doch end­lich wur­de es ihm zu lang­wei­lig und es beschloss, es sei an der Zeit für einen neu­en Streich.
    Und so rann­te es, als alle Schafe satt­ge­fres­sen vor sich hin dösten, über die Wiese und blök­te „Der Wolf kommt! Der Wolf kommt! Und er ist gie­rig und hungrig!“
    Wie ent­setz­ten sich da die Schafe und rann­ten durch­ein­an­der. „Wir alle wer­den ster­ben!“ blök­ten sie, und „Noch nie war ein Wolf so rie­sig und gie­rig!“ und „Nicht einer ent­kommt sei­nen schreck­li­chen Kiefern!“
    Und so rann­ten eini­ge in den Wald und bra­chen sich die Läufe im dort nun wild wuchern­den Gestrüpp, und ande­re rann­ten in den Fluss und ersof­fen jäm­mer­lich, denn sie hat­ten das Schwimmen verlernt.
    Ein Schaf aber traf tat­säch­lich auf einen Wolf, der gekom­men war, um zu schau­en was des Aufruhrs Ursache wohl sein möge. Und der Wolf sprach: „Gehe hin in Frieden, du dum­mes Schaf. Denn mich dünkt, es wür­de mir gar zu übel bekom­men, äße ich vom Fleische solch när­ri­scher Kreaturen.“
    Die schwar­zen Schafe aller­dings hat­ten vom gan­zen Aufruhr gar nichts mit­be­kom­men, denn es war an einem Montag pas­siert, und sie waren gera­de beim Spaziergang.

    ENDE

    Und was geschah mit dem Schwarzen Schaf? Irgendwas Schreckliches, denkt es euch selbst aus. Ich bin nur der Märchenonkel und kein Utopist 😉

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