Andi Rietschel bezeichnet sich als "Geschichtenerzähler, Veranstalter und Friedensaktivist" aus Leipzig. Auf seiner Webseite schreibt er unter genannter Überschrift aktuell:
»Ihr Lieben,
Die Zeiten haben sich leider nicht geändert. Auch nach den Erfahrungen der letzten Monate mit der Corona Omikronvariante, wird man ausgeschlossen, wenn man Andere, wenn man NichtGeimpfte nicht ausschliessen will.
Weil ich meinen Prinzipien treu bleibe, und auch in diesem Jahr nicht als Künstler bei Veranstaltungen auftrete, die nur für Geimpfte und Genesene offen sind, wo der Künstler aber mit 3g, also getestet auftreten darf, ist dies einem Veranstalter bei dem dem ich häufiger aufgetreten bin, ein zu grosses Risiko mich zu buchen, weil er Planungssicherheit braucht.
Deswegen kommen zur Weihnachtszeit 8 angedachte Auftritte als Geschichtenerzähler nicht zu Stande. Mir entgeht so ein höherer Geldbetrag.
Das ist die Wahl die Mensch aktuell hat, seinen Idealen zu folgen, niemanden auszuschliessen, oder aber die Folgen zu tragen.
Das ist die Welt von heute…
Im Folgenden, ein Brief den ich an den Veranstalter geschrieben habe / Dies ist keine Kritik an den Veranstalter im Konkreten sondern an unsere Gesellschaft, Politik, die Veranstalter unter Druck setzt, so zu entscheiden. Weiterhin habe ich die Hoffnung dass genug Menschen den Mut haben, einen anderen Weg zu gehen…
Ausserdem ein Debattenbeitrag zum gleichen Thema, Verrückte Zeiten… Für ein Miteinander… – Ein Denkanstoss
der leider höchst aktuell ist, den ich im Oktober 2021 geschrieben hatte.«
Der genannte Brief und der Beitrag sind zu finden auf andirietschel.wordpress.com. (Ich habe mir erlaubt, die vom Autor in seinem Text verschmähten Umlaute zu verwenden.)
Gibt es immer noch Veranstaltungen, die nur für Geimpfte und Genesene gestattet sind per Hausrecht? Oder ist der Artikel älter? Man sollte die Veranstalter publik machen und dort nachfragen, was das soll. Wer jetzt immer noch 2G oder 3G fordert, hat doch wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun.
Gut so, dass das boykottiert wird von den Künstlern. Auch das Publikum müsste diesen Schwachsinn boykottieren oder zumindest die Veranstalter anschreiben und klar sagen, dass man die Veranstaltung wegen 2G oder 3G NICHT besucht. Weniger Gewinn, vielleicht kapieren die Veranstalter das.
…es handelt sich um Veranstaltungen im Winter des 3.Jahres p.Cor.
die Veranstalter rechnen schon mit wiederum einsetzenden "Wellen"…
@ Getriebesand:
"… Gibt es immer noch Veranstaltungen, die nur für Geimpfte und Genesene gestattet sind per Hausrecht? …"
Gibt es. Beispiel:
@ Getriebesand:
Der Journalist Rolf Gänsrich aus Berlin-Prenzlauer-Berg pocht auf sein Hausrecht und fordert sogar 2G und sogar bei ausschließlich Draußen-Veranstaltungen ein. Dies wird aber gemäß "C"-StussVO fürs Land Berlin gar nicht vorgeschrieben. Man kann Herrn Journalisten R Gänsrich gern anschreiben.
Herr Gänsrich schreibt auf seiner Homeṕage https://rolfgaensrich.wordpress.com/kiezspaziergange/:
"… für jede Führung gilt: … 2‑G-Regel, …".
Mal sehen, wie Ihnen Herr Gänsrich antwortet.
@ Getriebesand:
Herr Gänsrich ist aktives Mitglied der SPD Berlin-Nordost (hierzu gehören Prenzlauer Berg, Pankow, Weißensee, Hohenschönhausen, Marzahn-Hellersdorf).
Siehe https://www.spd-prenzlauer-berg-nordost.de/meldungen/wir-bringen-uns-ein-die-abteilung-13-auf-der-kreisdelegiertenversammlung/
und testen muss ich Zertifikatlose mich auch jetzt noch, wenn ich meinen Vater besuchen will.ist zwar keine Veranstaltung, sondern sehr privat, und desto schlimmer!
Löblich. Nur leider funktioniert der Kapitalismus nicht nach solchen Prinzipien. Der Künstler sollte sich seiner Klassenzugehörigkeit bewußt werden.
Ich habe 16 Jahre lang mein Geld hauptsächlich durch Bühnenauftritte verdient (neben Kolumnen, die selbstverständlich alle gecancelt sind). Ich habe erlebt, wie versucht wurde, den absurden "Vorgaben" gerecht zu werden (Masken, Abstand, Registrierung, Plexiglaswände, Datensammlung, Publikumsreduzierung auf 20 %).
Es war peinlich, dumm, unerträglich. Ich habe dann, als "es wieder losging", eine Mail erhalten, ich hätte doch sicher Verständnis, daß man mit Menschen meiner politischen Einstellung (ungespritzt) nicht mehr "arbeiten" möchte. Unter anderem hätte ich mich ja sogar über Menschen lustig gemacht, die im Sommer 2021 FFP2-Staubschutzfilter trugen, um sich vor einer Erkältung zu schützen.
Ja, da ist es dann vorbei.
Und wenn man dann eine "Neustarthilfe" beantragt, um überleben zu können, erhält man eine Rückfrage: In meiner Branche sei ein solcher Umsatzeinbruch (95 Prozent) doch sehr ungewöhnlich, man solle das doch bitte erläutern.
Und dann: ist man halt raus. Das geht so. Bekannte, die Miete zahlen müssen, haben sich umgebracht. Die übrigen: müssen halt schauen, wie sie durchkommen in diesem neuen System.
@Michael
Erst einmal danke für die Schilderung Deiner persönlichen Erfahrungen als Künstler mit diesem ganzen Wahnsinn! (Ich kenne einen Musiker-Kabarettisten und kann das nur bestätigen.)
Hart. Unmenschlich. Irre.
Und doch: Der Schluss Deines postings benennt das Problem: "Bekannte, die Miete zahlen müssen, haben sich umgebracht. Die übrigen: müssen halt schauen, wie sie durchkommen in diesem neuen System."
Falsch!
Die übrigen, wir alle, ALLE Menschen, müssen gerade nicht schauen, wie sie durchkommen in diesem neuen System – wir müssen dieses System zu Fall bringen.
Doch wie kann man als Einzelner das, wenn man als Einzelner Miete zahlen muss?
Indem man sich zusammentut.
Unter KünstlerInnen jedweder Kunst herrscht üblicherweise aber 'naturgemäß' eine irrsinnige Konkurrenz (auch wenn darüber kaum gesprochen wird). Diese Berufsparte also ist besonders 'vereinzelt' (auch wenn ihre RepräsentantInnen das selten zugeben).
In meinem – völlig neuen – Lebensumfeld entstehen allerorten gerade Geldsammel-Strukturen (aktuell noch für die Begleichung von OWIs und das Bezahlen von Demo-Transparenten, für die Honorierung von KünstlerInnen-Auftritten auf Veranstaltungen, für den Druck von Flyern etc.).
Klar, das setzt voraus, dass ein paar noch Geld verdienen.
Ist aber eine gute Übung in antikapitalistischer Wirtschaft.
(Und wenn wir hier je rauskommen wollen, brauchen wir ein anderes Gesellschaftssytem, das nichts mehr mit Kapitalismus zu tun hat. Sonst wiederholt sich das, was wir erleben und was auch schon nur eine auf eine neue, andere Spitze getriebene Wiederholung ist, wieder und wieder und wieder, so wie die Menschen in früheren Generationen es schon unzählige Male als Wiederholung erlebt haben.)
Übrigens: Ich selbst kenne solche Konkurrenzverhältnisse, wie sie in den Kunstsparten üblich sind, aus der Wissenschaft:
Erst konkurriert man dort jahre‑, wenn nicht jahrzehntelang um die Professur (oftmals hübsch in Arbeitsgruppen, in denen offiziell natürlich alle super kooperieren).
Dann – falls man das Glückslos gezogen und eine Professur gewonnen hat – konkurriert man um Drittmittel, Zitationsindex-Quotienten, Einladungen, Preise oder gar Bundesverdienstkreuze.
Das lähmt das, was Wissen schafft.
So, wie der Kapitalismus alles gute Wirtschaften verhindert.
Das werden die Ersten sein, die Entschädigungszahlungen wegen "C"-Maßnahmen, denen sie sich freiwillig unterworfen haben, für sich einfordern.
Ich würde im Gesetz für das Zahlen von Entschädigung einen Passus einfügen, wonach Menschen, die Dritte mit Ausschluss aus ihren Veranstaltungen, Läden, öffentlichen Einrichtungen bestraft, genötigt, gemobbt haben, von den Zahlungen von Entschädigungszahlungen ausgeschlossen sind. Mir fallen spontan zehn Menschen ein, denen ich per Gesetz das Entgegennehmen von Entschädigungszahlungen vorenthalten würde.