So ist ein Beitrag im "Neuen Deutschland" vom 29.8. überschrieben. Darin kommt der Autor zu der Erkenntnis: Die Linke hat
»…von vornherein Abstand zu Protest und Straße gehalten. Die Anliegen der Proletarisierten, der Außerkursgesetzten und der sozial wie psychisch mit Lockdown-Folgen Überforderten hat niemand in Worte gefasst. Niemand hat auf der Straße die unterschiedlichen Interessen derjenigen benannt, die vereint als "Coronarebellen" demonstrierten.
Strauchelnde Suchbewegungen
Dabei waren deren soziale wie ideologische Träger höchst divers – und damit auch spezifisch adressierbar, um einen Keil zwischen diese unterschiedlichen Kräfte zu treiben: Mittelständler, prekär Beschäftigte, Nazis, arbeitslose Hippies, egoistische Partypeople, entnervte Alleinerziehende und vielköpfige Familien. Hier gehört nicht fest zusammen, was zusammen demonstriert. Neben den reaktionären Neoliberalen, die mit "Freiheit!" ein Zurück zur Vor-Corona-Zeit meinen, und den faschistisch-völkischen Kernen, die "Freiheit" rufen und ein Reich oder den Ethnonationalstaat meinen, gab und gibt es auch die vielen Versprengten, die sprachlos etwas ganz anderes wollen – nur was?
Die ideologischen Muttermale dieser Suchbewegung, die über den Status quo hinaus wollte, hätte man etwa in der Zeitung "Demokratischer Widerstand" besichtigen und in Gesprächen mit einigen Teilnehmenden bestaunen können. Nicht alles daran war hässlich. So formulierten diese zeitungsschreibenden Hygienedemonstrant*innen sogar Solidaritätsbekundungen für die multiethische Jugendrebellion in Stuttgart. Rechtsoffen ist anders. Wenn die Linke nur noch Rechte sieht, auch wo keine sind, hat sie verloren. Wenn sie sich für die Strauchelnden, Unklaren und Suchenden nicht mehr interessiert und diese nicht mehr von den falschen Propheten zu isolieren versucht, ist es nicht erstaunlich, wenn die Rechten abräumen.«
Seiner Wortmeldung haftet noch einiges von der Arroganz an, mit der er vor kurzem auf freitag.de die Demonstrierenden einsortierte und diffamierte. Auch wirkt seine zaghafte Selbstkritik hilflos. Dies vor allem, weil er eine mögliche Kritik an den Maßnahmen so versteht:
»Die marxistische Linke sah in den Corona-Maßnahmen der Regierung eine notwendige, sogar zu spät ergriffene Maßnahme zur Unterbindung der Pandemie, machte aber auch auf die Folgen aufmerksam: Firmenpleiten der kleinen Wirtschaftsakteure, Armut, Vereinsamung in den unteren Klassen, staatsinterventionistische Unterstützung großer Konzerne. Die schlagartig mobilisierte Verschuldungspolitik überlagerte außerdem die aufgeschobene Krisentendenz des Kapitals, und irgendwann werden die abhängig Beschäftigten, die jetzt schon von Corona betroffen sind, die Krise und die Politik der Regierenden ausbaden müssen. Gegenwehr ist also notwendig.«
Unabhängig von der Kühnheit, "die marxistische Linke" auf die genannte Haltung zu verkürzen, gilt: Wer ohne jegliche Begründung die "Corona-Maßnahmen der Regierung" für notwendig hält, wird mit Gejammer über deren notwendige Folgen keinen Blumentopf gewinnen können.
(Hervorhebungen nicht im Original.)
"Linke", die nur Rechte sehen, bzw. "Linke" die sogar dort Rechte sehen, wo gar keine sind …
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/antwort-auf-anfrage-der-linken-kaum-rechtsextreme-auf-corona-demonstrationen/
Der Elefant „Über 90 Corona-Kundgebungen von Rechtsextremisten dominiert.“ ist in Wahrheit nicht einmal eine Mücke:
90 "Corona-Kundgebungen"
—- seit April —– und für das Bundesgebiet ——
und also in Bezug zu setzen zu vielleicht tausenden Kundgebungen mit irgendwas mit "Corona" in der Anmeldung. und dann sind diese "über 90 Kundgebungen" wahrscheinlich noch die, mit den wenigsten Teilnehmern – sofern überhaupt stattgefunden (Anmelden kann man schließlich viel – wie viele davon vielleicht gleich noch von V‑Leuten, damit der Verfassungschutz sich nicht so schwer tut bei der Zuordnung).
Was dieses Land und deren "Linke" alles tut, um den Bürgern den Protest auszutreiben ist nicht mehr auszuhalten …