Lockdown-Linke lamentiert

Ein über­wäl­ti­gen­der Teil der poli­ti­schen Linken hält an einem Lockdown fest. Meist nach dem Motto "Gesundheit vor Profit" sind sie unter den lau­te­sten MahnerInnen vor Lockerungen zu finden.

Nun sind sie empört: Entgegen den "wir zusammen"-Sprüchen erle­ben sie, daß für Lufthansa, die Automobil- und ande­re Konzerne staat­li­che Milliarden flie­ßen, ohne irgend­wel­che Festlegungen zum Schutz der Beschäftigten. Karstadt-Kaufhof betreibt mas­si­ven Personalabbau, die Zahl der Insolvenzen steigt massiv.

Ist das erstaun­lich? Kann man sich wun­dern, wenn unter den Bedingungen des Lockdowns Umsätze in vie­len Bereichen schrump­fen und Betriebe dann die markt­wirt­schaft­li­che Lösung bevor­zu­gen anstatt einer sozia­len? Will man von einer Regierung der Marktwirtschaft erwar­ten, daß sie anders handelt?

Es scheint so zu sein, daß sich die Linke in der Logik ver­rannt hat, die besagt: Das Virus trifft uns alle, wir müs­sen gemein­sam han­deln. Das ist in einer Klassengesellschaft blauäugig.

Die jun­ge Welt unter­ti­telt die­ses Foto mit:

"Bernd Riexinger, Bundesvorsitzender von Die Linke, wirkt des­il­lu­sio­niert: »Das Lufthansa-Management hat das Pokerspiel gewonnen«."

und schreibt weiter:

"Klare Worte kamen vom Vorsitzenden der Partei Die Linke, Bernd Riexinger: »Das Verhandlungsergebnis ist ein schlech­ter Witz. Das Lufthansa-Management hat das Pokerspiel gewonnen.«"

Klar? Man stel­le sich die Pokerrunde von Altmaier und Lufthansa-Chefs vor. Der Einsatz sind Arbeitsplätze und ‑bedin­gun­gen und die Umwelt. Wer gewinnt, darf bei­des her­un­ter­fah­ren. Derartige Pokerrunden füh­ren Andi Scheuer mit der Automobil- und Julia Klöckner mit der Lebensmittelindustrie stän­dig durch.

Wie blau­äu­gig kann man sein, zu ver­mu­ten, aus­ge­rech­net Corona ände­re hier die Spielregeln? An den Pokertischen sit­zen nie­mals die Beschäftigten oder die Umweltverbände. Stets geht es um die Aufrechterhaltung des kapi­ta­li­sti­schen Regelbetriebs und manch­mal um Sonderprofite für eine Branche.

Fatal ist, daß das lin­ke "Bleibt zu hau­se", inzwi­schen "Haltet Abstand", dazu bei­trägt, die Kampfbedingungen der Beschäftigten zu mini­mie­ren. Unter der Maßgabe eines Notstandsrechts, dem die Linke nicht wider­spricht, sind die Aktionen zum Widerstand beschränkt.

Gut ist es, daß vie­le, vor allem jun­ge Menschen, unab­hän­gig von der insti­tu­tio­na­li­sier­ten Linken inzwi­schen wie­der auf den Straßen sind. Die Aktionen für Rechte der Geflüchteten und zum Klimaschutz neh­men zu. Ein schö­ner Nebeneffekt: Rechte und Aluhüte sind dort nicht zu finden.

Eine Antwort auf „Lockdown-Linke lamentiert“

  1. Bernd Riexinger: »Das Verhandlungsergebnis ist ein schlech­ter Witz. Das Lufthansa-Management hat das Pokerspiel gewonnen.«“

    …Ich bin empört über das "Geschäft zwi­schen Ministern und Lufthansa und Bahn ( und erst recht fas­sungs­los dar­über, dass die Bahn auch noch die Aufforderung zum Stellen-Abbau qua­si oben­drauf bekommt)…krasser als durch die­se neu­er­li­che Umverteilungsaktion gegen unse­re Lebensgrundlagen (Klima, Broterwerb, kann doch nicht deut­lich wer­den, dass die Zeit für
    lapi­da­re, zyni­sche Kommentare vor­bei ist. Klare Worte sind gefragt…und Mobilisierung. Und dann müs­sen wir, die das Ganze nicht für ein Spiel hal­ten, son­dern für tod­ern­ste Interessendurchsetzung , aus unse­rer Komfortzone raus ( ich bin dar­auf auch nicht scharf, grei­fe aber ger­ne gute Ideen auf!!)
    …Statt des­sen nun auch noch die "Einordnung" die Herr Riexinger hier vor­nimmt! Worte wie "Witz" und "Pokerspiel" lösen mei­ner Meinung nach sehr ver­harm­lo­sen­de Assoziationen aus, und
    hel­fen noch dabei, schul­ter­zuckend den Skandal, den die­se Regierungsentscheidungen ( wie­der ein­mal) dar­stel­len, uner­träg­lich zu bagatellisieren.
    Hält er sich für, (oder ist er es tat­säch­lich ?) einen Mitspieler, der dies­mal ein­fach schlech­te Karten hat­te??? Und, Pardon, ist er noch ganz " dicht"?
    skd

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