Manchmal hilft auch Populismus

"Bild" hat mit­un­ter einen guten Riecher für "Volkes Stimme". Nicht immer wird er für Ausgrenzung instru­men­ta­li­siert. Am 27.5. ist auf bild​.de zu lesen:

»von: JULIAN REICHELT

Millionen Kindern in die­sem Land, für die wir als Gesellschaft alle mit­ein­an­der ver­ant­wort­lich sind, möch­te ich sagen, was unse­re Bundesregierung und unse­re Kanzlerin bis­her nicht wagen zu sagen: Wir bit­ten Euch um Verzeihung. Wir bit­ten Euch um Verzeihung für andert­halb Jahre einer Politik, die Euch zu Opfern gemacht hat.

Zu Opfern von Gewalt, Vernachlässigung, Isolation, see­li­scher Einsamkeit. Für eine Politik und eine media­le Berichterstattung, die Euch bis heu­te wie Gift das Gefühl ein­flößt, Ihr wäret eine töd­li­che Gefahr für unse­re Gesellschaft.

Das seid Ihr nicht, lasst Euch das nicht ein­re­den. Wir haben Euch zu schüt­zen, nicht Ihr uns.

Das beschämt uns als Gesellschaft

Ich möch­te es so deut­lich wie mög­lich sagen: Was Euch Kindern ange­tan wur­de von einer Regierung, die wir als Eltern auch und vor allem für Euch gewählt haben, die wir offen­bar nicht scharf genug kri­ti­siert haben für geschlos­se­ne Schulen und gesperr­te Fußballplätze, beschämt uns als Gesellschaft.

Seit Beginn der Pandemie im März 2020 sind in Deutschland zwan­zig Menschen unter 20 an oder mit Corona gestor­ben. Im Jahr 2020 wur­den 152 Kinder unter 14 umge­bracht, vier­zig mehr als im Vergleichszeitraum 2019.

Sie ste­hen für das, was Kinder bis heu­te durch­ma­chen in den iso­lier­ten und abge­schot­te­ten Räumen des Lockdowns, in klei­nen Sozialwohnungen, aber auch in geräu­mi­gen Häusern, in denen Enge offen­bar Gewalt ent­fes­selt hat, ohne dass die Zufluchts- und Schutzräume geöff­net waren.

Die getö­te­ten Kinder ste­hen für all die miss­han­del­ten Kinder, deren Prellungen und Schürfwunden kein Lehrer, kein Fußballtrainer sehen und mel­den konnte…

Biergärten sind voll, Klassenräume sind leer.

Die Schweden haben ihre Schulen nie geschlos­sen. Sie sind ihrer Verantwortung den Kindern gegen­über gerecht gewor­den. Wir nicht. Die Ministerin der Kinder hat sich gera­de vor­zei­tig aus ihrem Amt ver­ab­schie­det, um sich von Doktorarbeit-Vorwürfen unge­stört auf einen Wahlkampf vor­be­rei­ten zu kön­nen. Franziska Giffey ging, ohne auch nur einen Post-it zu hin­ter­las­sen mit zwei Sätzen, was man für Kinder bes­ser machen könn­te. Man kann Gleichgültigkeit gegen­über den Anvertrauten nicht zyni­scher zum Ausdruck bringen…

Propaganda-Parolen gegen Kinder

Meine Frage an unse­re Politiker lau­tet: Wer sagt einem Kind mit blau geschla­ge­nen Beinen ins Gesicht, Unterricht sei halt Sache von Ländern und Kommunen?

Freunde erzäh­len mir von ihren Teenager-Söhnen, die bis zur Pandemie fünf­mal die Woche Sport gemacht haben und jetzt gar nicht mehr. Ihre puber­tä­re Energie, Wut, Verzweiflung ent­lädt sich nach innen, statt in einen Ball, in einen Schuss aufs Tor. Wir müs­sen doch end­lich mer­ken, dass wir da see­li­sche Wracks erschaffen.

Wenn der Staat einem Kind sei­ne Rechte nimmt, dann muss er bewei­sen, dass er dadurch eine unmit­tel­ba­re, kon­kre­te Gefahr abwehrt. Dieser Beweis ist nie erbracht wor­den. Ersetzt wur­de er durch Propaganda-Parolen vom Kind als Pandemie-Treiber. Wer wider­spre­chen woll­te, wur­de in die Expertenrunden des Kanzleramts nicht eingeladen…

Was all das kon­kret ange­rich­tet hat, habe ich per­sön­lich erlebt, als ich vor eini­gen Wochen die beein­drucken Alltagshelden der „Arche“ in Berlin-Hellersdorf besu­chen durf­te. Die ärm­sten Kinder unse­res rei­chen Landes, die dort sonst täg­lich Struktur, Zuverlässigkeit, Zuflucht und Essen (!) fan­den, dürf­ten wäh­rend der Pandemie nur noch ein­mal alle zwei Wochen kom­men. Und zwar ein­fach nur, weil nie­mand in der Politik sich dar­um geküm­mert hat, wie man es bes­ser machen könnte.

Man muss ein­mal erlebt haben, wie ein Neunjähriger „Ich lie­be Dich, Du bist mein bester Freund“ zu einem sagt, nach­dem man ein­fach nur zwei Stunden UNO mit ihm gespielt hat, um erah­nen zu kön­nen, wie ein­sam die­se Kinder sind.

Nur noch weni­ge Wochen ist unse­re Bundesregierung im Amt. Ich fle­he sie an, die weni­ge ver­blei­ben­de Zeit und ihre gan­ze Kraft end­lich, end­lich, end­lich den Kindern zu wid­men und alles dafür zu tun, zu hei­len, was sie den Jüngsten und Schwächsten ange­tan hat. Unsere Politiker soll­ten lie­ber Schulen und Turnhallen öff­nen, statt Wahlkampfstände. Sie wer­den sonst vor ihrem Gewissen und in den Geschichtsbüchern ein Trümmerfeld der Kinderseelen hin­ter­las­sen.«

21 Antworten auf „Manchmal hilft auch Populismus“

  1. Ein guter Anfang. Wenn sich Herr Reichelt jetzt noch gegen die ange­streb­te "Impfung" der Kinder aus­spricht, zie­he ich mei­nen Aluhut.

  2. Obwohl ich kein fan der BILD bin, die­ser Artikel ist fan­ta­stisch! Leider ist zu befürch­ten, dass mor­gen, wie sagt man so schön „der Fisch dar­in ein­ge­wickelt wird“ Trotzdem ist zu hof­fen, dass wei­te­re fol­gen und wenig­stens die Kinder end­lich ohne die­se absur­den Maßnahmen leben dürfen.

  3. Wow, was ist da denn los?

    Reichlich spät, die Folgen für die Gesellschaft waren für jeden, der sich auch damit beschäf­ti­gen woll­te, bereits vor dem Lockdown absehbar.
    Generell sperrt man kei­ne gan­ze Gesellschaft ein und rui­niert Gesundheit und Wirtschaft.
    Dieses Konzept des Lockdowns wur­de ledig­lich von den Chinesen vor­ge­ge­ben und die Europäer sind dar­auf rein­ge­fal­len, mit kräf­ti­ger Unterstützung der Medien und Teilen der Wirtschaft. 

    Dennoch scheint ein Kurswechsel bei den Medien statt­zu­fin­den und immer mehr kri­ti­sche Artikel wer­den ver­öf­fent­licht. Es bleibt aber zu befürch­ten, dass es lei­der schon zu spät ist.
    Die Gesellschaft ist gespal­ten, Teile der Wirtschaft rui­niert, die Masseninsolvenzen wer­den kom­men und Milliarden wur­den bereits geimpft.

  4. Die Politiker sehen das jetzt als Aufforderungen, mit dem Impfen der Kinder durch­zu­star­ten. Was Reichelt geschrie­ben, ist rich­tig, aber die Politiker sind total auf dem fal­schen Dampfer, die immer noch nicht kapiert haben, dass nicht das Virus unser Hauptproblem ist, son­dern die ein­ge­schla­ge­nen Maßnahmen. Es sind Staatsverbrechen und Merkel muss wie Milosević nach Den Haag gebracht werden. 

    Bei der Regierung ist ange­bracht, was Prof. Brinkmann mal for­der­te: "Wir müs­sen jetzt noch mal rich­tig dol­le drauf­hau­en." Ist das ein Gewaltaufruf? Ich erin­ne­re dar­an, dass Brinkmann das in Bezug aufs mein­te, aber nicht das Virus lei­det unter den Maßnahmen, son­dern die Menschen. Und denen wur­de und wird durch die Maßnahmen Gewalt ange­tan. Und damit war es ein Gewaltaufruf gegen die Bevölkerung.

  5. Reichelt spielt die Kinder gegen deren Eltern aus, indem er eine ver­meint­lich ent­fes­selte häus­li­che Gewalt unter­stellt. Belege für sei­ne Aussagen führt er nicht an. Stattdessen blen­det Reichelt die Leser mit viel nichts­sa­gen­den "Entschuldigungen". Auf all die Lügen und Folgen der Pandemie-Politik des Regimes geht er nicht ein. Die Verantwortlichen nennt er eben­so nicht. Reichelt ist und bleibt ein Berufslügner, der kei­ne Hemmungen kennt und Kinder für sei­ne Propaganda missbraucht.

  6. nicht zu ver­ges­sen was für Steurgelder für Propaganda, Webung ,Impfung Test, Kliniken ect. aus­ge­ge­ben wurden.
    Auf Abbitte zu hof­fen wag wohl kei­ner der Akteure… es gibt den Nürnberger Kontex ,da soll­ten die sich schon mal einarbeiten.
    Wegducken und wei­ter so wird es nicht geben. Wenn nicht per Gericht dann per Fuß…wir !

  7. Bringt Klickzahlen. Aber ehr­lich: Wenn eine Ratte auf einem sin­ken­den Schiff den Leuten im Rettungsboot zuruft: Ihr hat­tet Recht – macht sie das aus Überzeugung oder Überlebenskampf?
    Nicht ver­ges­sen: zB. Hier am 5. April 2020 https://​twit​ter​.com/​j​r​e​i​c​h​e​l​t​/​s​t​a​t​u​s​/​1​2​4​6​7​5​7​7​7​1​3​4​6​8​8​2​561

    Julian Reichelt
    @jreichelt
    So wie der Rechtsstaat der­zeit auf­passt, dass Kinder nicht auf Spielplätzen toben, so soll­te er nach der Corona-Krise auch im Görli auf­tre­ten. Mein @BILD Kommentar.

  8. In dem Artikel steht wie­der nur Geschwätz und nichts Konkretes. Um Verzeihung bit­ten kann jeder, ist ganz ein­fach – aber dann auch die Missstände rich­tig anzuprangern/beim Namen zu nen­nen und die Regierung zu kri­ti­sie­ren, fehlt der Mut.

    Kein Wort dar­über, was Maken anrich­ten; was die stän­di­gen Tests bewir­ken; dass Schüler "distan­ziert" wer­den; dass Spielplätze geschlos­sen wer­den; vie­les mehr erwar­te ich bei einer Entschuldigung. Das da oben ist für mich nur – ver­mut­lich auch wegen des Wahlkampfes – durch die Regierung initi­ier­te Propaganda. Bild soll wie des Volkes Stimme auf­tre­ten – ich inter­pre­tie­re den Text so, als wür­de sich Bild im Namen für die gesam­te Bevölkerung ent­schul­di­gen. Alle tra­gen die Schuld mit und die Regierung wäre wie­der mal fein raus.

    Die Bildzeitung könn­te zur Abwechslung mal eine ein­deu­ti­ge und ableh­nen­de Haltung gegen das Impfen von Kindern und Jugendlichen bezie­hen. Das machen sie aber nicht, weil sie auch fern­ge­steu­ert wer­den. So viel zum Thema Wahrheit.

  9. Für mich eher ein geschick­ter Schachzug. Und nicht wirk­lich glaub­wür­dig. Seit wann hat die­se Zeitung denn schon mal Mitleid/
    Mitgefühl mit irgend­je­man­dem gehabt ? Das dient m.E. den schon
    erwähn­ten Klick-Zahlen, der Möglichkeit, falls sich an der der­zei­ti­gen Situation mal etwas ändern soll­te, sagen zu können :
    "Wir haben ja schon damals…" und im Zweifelsfalle auch von den
    Ermittlungen gegen Herrn R. abzulenken.
    Aber – so blöd das auch klin­gen mag – viel­leicht ist er damit trotz­dem "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, doch stets das Gute schafft…" 

  10. Oh welch schö­ne Steilvorlage! Darf ich wei­ter zitieren?
    "…So ist denn alles, was ihr Sünde,
    Zerstörung, kurz das Böse nennt,
    Mein eigent­li­ches Element."

  11. Ich hab schon letz­ten Herbst dafür plä­diert die Kinder und Jugendlichen aus dem gan­zen Theater her­aus zu halten.
    Aber da war ich noch Covidiotin und die Kinder Superspreader.
    Wir wer­den für unse­re Kinder vie­le Therapeuten und viel Liebe brauchen.

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