
Angeregt durch einen Kommentar über einen begeisterten Artikel zum Biontech-Werk in Marburg nutze ich die Gelegenheit, die Tradition etwas zu beleuchten. In dem Artikel auf hessenschau.de findet sich unter oben genannter Zwischenüberschrift lediglich diese Passage:
»Das alles geschieht auf historischem Grund, in einem Industrie-Areal namens "Behringwerke". Dessen Anfänge gehen auf den Medizin-Nobelpreisträger Emil von Behring (1854–1917) zurück. Auf dem Gelände wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Heilseren gegen Infektionskrankheiten hergestellt.
Oberbürgermeister Spies weist denn auch gerne darauf hin, dass die Öffentlichkeit nicht zum ersten Mal in einer Gesundheitskrise auf die Stadt blickt: "Marburg hat über 100 Jahre Tradition in der Herstellung von Impfstoffen. Und insofern passt es, dass Biontech hier produziert, der Bogen ist also schon: von Behring zu Biontech."«
Wenige Monate vor Erscheinen des Artikels war hier zu lesen:
Ausführlicher wurde hier aber im Februar 2022 auch über die Behringwerke berichtet:
Vom immunisierten Volkskörper zum „präventiven Selbst“. Impfen als Biopolitik und soziale Praxis vom Kaiserreich zur Bundesrepublik
Dieser Beitrag erschien 2013 in den "Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte". Viele der damaligen Erkenntnisse klingen aktuell, es begegnen uns RKI und PEI:
»Impfstoff ist knapp, Impfungen selbst sind nicht ungefährlich und deshalb umstritten. So ist es heute – und so war es im 19. Jahrhundert, als die Präventivmedizin noch in den Kinderschuhen steckte. Malte Thießen, Historiker an der Universität Oldenburg, skizziert die Etappen der langen Impfgeschichte, er bietet in seinem facettenreichen Aufsatz aber sehr viel mehr: Im Zentrum steht der Staat als ambitionierter Akteur umfassender Biopolitik, der zur Immunisierung des „Volkskörpers“ lange auf Zwang setzte…«
Seit der Immunisierung gegen Pocken…
»… sind Impfungen in Deutschland ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Genau das macht ihre Geschichte für Historiker interessant. In staatlichen Impfprogrammen schlugen sich Rationalisierungen, Normierungen und „Verwissenschaftlichungen des Sozialen“ nieder. Sie schufen eine „Anthropologie im Gerundivum“ – die Vorstellung von der Notwendigkeit einer Optimierung der Gesellschaft – und begründeten einen staatlichen Erziehungsanspruch gegenüber dem Einzelnen. Schließlich zielten Impfprogramme sowohl auf eine Verbesserung der kollektiven Gesundheitsverhältnisse als auch auf eine Normierung des individuellen Gesundheitsverhaltens. In diesem Sinne sind sie ein Paradefall foucaultscher „Biopolitik“. Zeitgenössisch formuliert gaben sie dem modernen Staat ein Instrument zur Erfassung, Planung und „Veredelung“ des „Volkskörpers“ an die Hand…
Schließlich war die Pockenschutzimpfung seit 1874 für jedes Kind verpflichtend, was den Einsatz von Zwangsmitteln gegen deren Eltern ausdrücklich einschloss.Mit dem Impfzwang begannen die Probleme. Die Immunisierung der Bevölkerung beschäftigte nicht nur Akteure auf allen Ebenen der Gesellschaft. Sie betraf zugleich jeden Einzelnen. Da Pockenschutzimpfungen Nebenwirkungen haben und zu Gesundheitsschäden, in seltenen Fällen gar zum Tod führen konnten, warf ihre zwangsweise Durchsetzung existenzielle Fragen auf: Darf man den Schutz der Allgemeinheit gegen den Willen des Einzelnen erzwingen? Was wiegt schwerer: das Allgemeinwohl, die Angst vor ansteckenden Krankheiten und die Fürsorgepflicht des Staates auf der einen Seite – oder die Bedürfnisse und Befürchtungen des Einzelnen, der Schutz des Staatsbürgers vor Nebenwirkungen und Zwangsmaßnahmen auf der anderen?…
Drei Themenkomplexe stehen im Mittelpunkt dieser Betrachtung: Erstens ist das Impfen ein Untersuchungsgegenstand, der neue Felder der Gesundheits- und Bevölkerungspolitik eröffnet. So scheinen wir über gesundheitspolitische Entwicklungen insbesondere im „Dritten Reich“ zwar bestens informiert zu sein. Wir kennen die „rassenhygienischen“ und erbbiologischen Maßnahmen, die sich in Sterilisationen und „Euthanasie“-Aktionen gegen „Minderwertige“ richteten. Aber wie wirkte sich die NS-Gesundheits- und Bevölkerungspolitik eigentlich unter den „ganz normalen Deutschen“ aus? Welche Rolle spielten die „Volksgenossen“ bei den Planungen zur Immunisierung der „Volksgemeinschaft“? In welchem Verhältnis standen diese Planungen zu früheren Entwicklungen? Was also war neu nach 1933 und was sagt das aus über die Gesellschaft im „Dritten Reich“? An Fallbeispielen aus der NS-Zeit wird es zweitens um Formen der Prävention „vor Ort“, um Impfungen als soziale Praxis gehen, in der sich eine vorsorgende „Volksgemeinschaft“ konstituierte. Der Blick richtet sich damit ebenso auf die Einführung und „Übersetzung“ von Impfprogrammen durch kommunale Akteure wie auf das Verhalten Einzelner, für die das Impfen zu einer persönlichen Sache geriet. Drittens zeichnet sich im Untersuchungszeitraum ein grundsätzlicher gesellschaftlicher Wandel ab: die Geburt des „präventiven Selbst“ und die Individualisierung von Vorsorge-Strategien. Bislang wurde der Beginn dieser Entwicklung in den 1950er und 1960er Jahren verortet. Seit dem „Paradigmenwechsel“ 1945 habe ein „individualistische[s] Leitbild“ allmählich feste Formen gewonnen. Dieser Aufsatz möchte diese Vorstellung hinterfragen, Martin Lengwilers und Jeanette Madarász‘ Plädoyer für eine langfristige Einordnung dieser Entwicklungen aufgreifen und den Wurzeln des „präventiven Selbst“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachspüren…
1. Zwang zur Vorsorge: Impfen vom Kaiserreich zur Weimarer Republik
Der Krieg gilt als „Vater aller Dinge“. Zumindest für die Pocken trifft diese Weisheit zu, denn die Europäer verstanden eine Immunisierung ihrer Armeen seit dem 19. Jahrhundert immer häufiger als kriegsentscheidende Maßnahme. Welche fatalen Auswirkungen solche militärischen Maßnahmen für die Zivilbevölkerung haben konnten, zeigte sich nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, als geimpfte deutsche Soldaten und französische Kriegsgefangene die Pocken ins Reich einschleppten und zehntausende zivile Opfer zu beklagen waren. Diese Erfahrung wurde im Reichstag aufgegriffen, wo seit Februar 1874 über ein Reichsimpfgesetz diskutiert wurde, das für alle Debatten um die „Impffrage“ in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“ den Grundstein legte.
Besonders umstritten war im Reichstag die Einführung eines staatlichen Impfzwanges, gegen den sich zahlreiche Abgeordnete wehrten… Kritisch äußerten sich etwa sozialdemokratische Abgeordnete wie Wilhelm Hasenclever und Otto Reimer. Obgleich man nicht grundsätzlich gegen die „Freiheitsbeschränkung des Einzelnen“ im Dienste der „Volkswohlfahrt“ sei, wie Reimer erklärte, liege beim Impfen „die Sache anders“, da der Impfzwang vom eigentlichen Problem ablenke: „wenn in […] großen Städten ungeimpfte Kinder in Masse sterben, dann ist es nicht gesagt, dass sie darum gestorben, weil sie nicht geimpft worden sind, sondern man kann den Grund nur darin suchen, dass die schlechte Ernährung und die angestrengte Fabrikarbeit der Mutter es nicht dazu kommen ließ, ein gesundes Kind zu gebären und noch viel weniger zu ernähren“. Aus dieser Diagnose zogen die Sozialdemokraten Konsequenzen, die Wilhelm Hasenclever auf den Punkt brachte: „es wird so viel Geld für Kriege bewilligt […] gegen die äußeren Feinde; so mögen Sie hier einmal für die Volkswohlfahrt und gegen den inneren Feind, gegen Epidemien, einige Millionen bewilligen“…
Dabei spielten die Pocken nach dem Ersten Weltkrieg keine große Rolle mehr. Ungleich stärker wurde die Öffentlichkeit von den „Kriegsseuchen“ Ruhr und Typhus oder von Geschlechtskrankheiten bewegt, 1918/19 zudem von der „Spanischen Grippe“, die allein in Deutschland mehr als 200.000 Opfer forderte. Auch die Tuberkulose rückte erneut in den Fokus, gab sie doch die perfekte Projektionsfläche für den krisengeschüttelten Zeitgeist ab. Berichte aus der Nachkriegszeit über Tbc-Erkrankungen lassen sich gleichsam als Metaphern für ein zeitgenössisches Untergangsempfinden lesen, wobei der tuberkulöse Körper für ein schwindsüchtiges Volk stand, dessen Lebenskraft nach dem Aderlass des Krieges und der anschließenden Krise ermattet schien…«
Während in England Impfungen freiwillig wurden, hielt man in Deutschland am Impfzwang fest:
»Bei genauerer Betrachtung lassen sich allerdings fünf Gründe für das Festhalten am Impfzwang anführen. Erstens sollte eine systematische Impfung das Wiederaufleben der Pocken verhindern. Zweitens sah man sich nach Kriegsende in einem „demographischen Übergang“, der sich durch den Verlust von Millionen junger Männer noch zu verschärfen schien. Die Eindämmung der „Volksseuche“ versprach Geländegewinne im Kampf gegen den „Volkstod“, der in Weimar häufig ausgerufen wurde. Der Zwang zum Pockenschutz galt somit als Gebot der Stunde, hatte sich die Impfung im 19. Jahrhundert doch als schlagkräftige Waffe gegen die Kindersterblichkeit erwiesen. Drittens stellte die Pockenschutzimpfung die einzige Immunisierung dar, die auf Reichsebene überhaupt umsetzbar war. In diesem Fall konnte sich die neu gewonnene „Interventionskompetenz“ des republikanischen Sozialstaates breitenwirksam bewähren. Viertens eröffneten Impfprogramme beträchtliche Möglichkeiten sozialer Kontrolle, schließlich wurden Impfungen nicht nur systematisch durchgeführt, sondern auch systematisch dokumentiert. Der Gesundheitsstand der Impflinge und die Entwicklung der Gesundheitsverhältnisse in einzelnen „Impfbezirken“ gingen anschließend in die Reichsstatistik ein. Die Behörden erhielten damit ein präzises, nach Gemeinden und Schichten differenziertes Bild über den Gesundheitsstand der Bevölkerung. Anders gesagt: Mit Hilfe der Pockenschutzimpfung glaubte man die Statur des „Volkskörpers“ und seine Schwachstellen besser sehen zu können. Diese Kontrollmöglichkeit hing damit zusammen, dass Impflinge wegen der befürchteten Komplikationen gründlich untersucht werden mussten. Auch deshalb war die Resonanz auf Zwangsimpfungen unter Ärzten besonders groß. Sie erhielten dank der Impfpflicht sowohl ein regelmäßiges Zusatzeinkommen als auch ein verbrieftes Zugriffsrecht auf die Einwohner ihres Impfbezirks. Der Impfbericht gab schließlich nicht nur Auskunft über den „Impferfolg“, sondern ebenso über das soziale Verhalten, die „Reinlichkeit“ und den Ernährungsstand der Impflinge. Foucaults Worte vom Arzt als „Wächter der öffentlichen Gesundheit und Moral“ sind schon häufig für medizinische Themen strapaziert worden. Den Impfärzten wuchs dank des Impfzwanges diese soziomoralische Stellung tatsächlich zu; ihr vehementes Eintreten für den Impfzwang kann auch damit erklärt werden.
Mit dieser Wechselbeziehung aus Prävention und Professionalisierung hängt eine fünfte Erklärung für die rigide Durchsetzung des Impfzwangs in Weimar zusammen. Die staatlichen Zwangsmaßnahmen und die Macht der Impfärzte waren von Beginn an umstritten, die kritischen Stimmen wurden im Laufe der Zeit jedoch immer lauter. Nach der Revolution von 1918 speiste sich diese Opposition aus sozialdemokratischen und kommunistischen, aber auch aus bürgerlichen und konfessionellen Kreisen, so dass sich in der Impfzwang-Kritik eine parteiübergreifende, allerdings ungemein heterogene Opposition artikulierte.
Zu ihr gehörten Ärzte, Sozialmediziner und ‑politiker wie der Sozialdemokrat Julius Moses, die zwar nicht die Wirksamkeit des Impfens bezweifelten, aber den Nutzen des Impfzwanges. Andere Kräfte dagegen lehnten die Impfungen grundsätzlich ab. Sie organisierten sich in Vereinen wie dem „Deutschen Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung“ mit 300.000 Mitgliedern, sie publizierten Zeitschriften, Broschüren und Bücher oder luden zu „Volksversammlungen gegen den Impfwahn“ ein. Solche Agitationen sind in der Forschung gelegentlich als „Sabotage“, als rückständige, ja naive Kritik am Gesundheitswesen abgetan worden. Dagegen hat Eberhard Wolff nachgewiesen, dass sich die Impfgegner aus unterschiedlichen Milieus speisten und mitunter sehr zeitgemäße Positionen vertraten. Unter der Fahne des „Impfgegners“ fanden sich Lebensreformer und Sozialmediziner ebenso zusammen wie Naturheilkundler, Kulturkritiker oder Fortschrittspessimisten, die „der“ Schulmedizin, „dem“ Ärztestand sowie der staatlichen Gesundheitspolitik den Kampf ansagten. Es dürfte deshalb für die zeithistorische Forschung ertragreich sein, Impfkritik als Form einer Protestbewegung zu analysieren, die sich aus einem zeitgenössischen Krisenbewusstsein speiste.
Während aus heutiger Perspektive die Heterogenität der Impfkritiker auf der Hand liegt, fiel es den Verteidigern des Impfzwanges schwer, diese Vielfalt zu erkennen; sie sprachen meist von einer „Bewegung“ der „Impfgegner“. Es war dieses Schreckbild, das die Verteidiger immer enger zusammenrücken ließ. Schließlich schienen die Impfkritiker die Legitimität staatlicher Impfprogramme ebenso in Frage zu stellen wie die Professionalität der Impfärzte…
Seit Mitte der 1920er Jahre mehrten sich jedoch auch unter Ärzten und Medizinalbeamten die Stimmen derer, die sich für ein Ende des Impfzwanges einsetzten. In einer Sitzung des preußischen Landesgesundheitsrats stand im Oktober 1925 die Einführung einer Gewissensklausel zur Diskussion, die nach englischem Vorbild zur prinzipiellen Freiwilligkeit von Impfungen geführt hätte. Von den Befürwortern dieser Klausel waren dabei verschiedene Argumente zu hören, in denen sich das breite Spektrum der Impfkritik entfaltete. Impfungen seien „vom rassehygienischen Standpunkt aus“ zu verwerfen, meinte etwa der spätere Vorsitzende der „Reichsimpfgegnerzentrale“ Wilhelm Winsch. Der Sachverständige Heinrich Böing ging weniger weit. Er wollte nicht das Impfen an sich, jedoch den Zwang abschaffen, zumal im Seuchenfall ohnehin die Möglichkeit zur Zwangsimpfung bestünde. Die Befürworter des Impfzwanges hielten in der Debatte heftig dagegen. Heinrich A. Gins vom Robert Koch-Institut sah in der Gewissensklausel gar ein „Verbrechen an der Volksgesundheit“. Sie untergrabe nicht nur die ärztliche Autorität, sondern erleichtere zudem die Einschleppung der Pocken. Wilhelm Kolle, Leiter des Paul Ehrlich-Instituts, hielt hingegen ein pragmatisches Plädoyer für den Impfzwang: „Es gibt Sachen, die man mit in den Kauf nehmen muss; sie sind leider ein Nebenprodukt der Entwicklungen unserer Verhältnisse, nicht nur der Natur.“…«
In dieser Sitzung setzten sich die Impfzwangbefürworter durch. Es zeigt sich, daß
»… die Problematik des Impfzwanges aber nach wie vor ungelöst war.Das zeigte sich wenige Jahre später in aller Deutlichkeit, als die „Impffrage“ von einem Skandal erneut auf die politische Tagesordnung gesetzt wurde. 1930 starben in Lübeck 77 Kinder nach der Einführung eines Tuberkulose-Impfstoffes, mehr als hundert Kinder erlitten darüber hinaus schwere Gesundheitsschäden. Als „grauenhaftes“ „Lübecker Kindersterben“ und „Säuglingsmorde“ fand der Skandal in die Schlagzeilen der nationalen und internationalen Presse. Zahlreiche Zeitungsredaktionen sandten ihre Berichterstatter gen Norden, um die Schreckensherrschaft des „Herodes von Lübeck“ zu dokumentieren. Dieser Fall steckte für die folgenden Jahre den Rahmen der Debatte ab. Denn obgleich das Unglück „nur“ eine Folge fehlerhaft gelagerten Impfstoffes war und die Tuberkulose-Immunisierung im Reich kaum praktiziert, geschweige denn staatlicherseits angeordnet worden war, standen plötzlich die Gesundheitspolitik im Allgemeinen und die Pockenschutzimpfung im Besonderen auf dem Prüfstand.Angesichts dieser Ereignisse brachte Ministerialdirektor Dammann im Reichsinnenministerium Ende Mai 1930 seine Sorge zum Ausdruck, dass sich mittlerweile „Impfgegner […] in allen Parteien befänden“ und eine „Erörterung des Impfgesetzes im Reichstage zur Einführung einer Gewissensklausel führen“werde…
Besorgt kommentierte ein Landrat aus Aurich diese Entwicklung mit der Beobachtung, dass die Ärzteschaft in den Impflokalen seither schweren Anfeindungen ausgesetzt, ja „der ganze Impfzwang in Frage gestellt“ sei. Entsetzt war auch der Direktor des Hygienischen Instituts der Universität Jena über die „Lockerung der Impfpflicht“. Eine „Abwehr wider impfgegnerische Bestrebungen“, sei seither unmöglich, so dass das „deutsche Volk […] erst einmal wieder schwer von den Pocken heimgesucht werden“ müsse, „bevor es auf diesem Gebiete vernünftigen Überlegungen zugänglich wird“…
2. „Volksgemeinschaft“ und Vorsorge nach der „Machtergreifung“
Aus heutiger Sicht begann das „Dritte Reich“ mit einer Überraschung: 1933 wurde die kurz zuvor liberalisierte Impf-Praxis nicht nur beibehalten, sondern sogar politisch festgeschrieben…
Womit wäre die Zurückhaltung auf diesem wichtigen Feld öffentlicher Gesundheitsvorsorge zu erklären? Weshalb gab man 1933 ausgerechnet bei der Vorsorge für den „Volkskörper“ bisherige staatliche Machtansprüche auf? Die nach wie vor anhaltende Debatte um den Lübecker Impfskandal bietet für damalige Bedenken eine erste Erklärung. Eine zweite liegt in der NS-Ideologie selbst begründet, wirft das Impfen unter „rassenhygienischen“ Gesichtspunkten doch gravierende Probleme auf. Schließlich widerspricht eine Immunisierung gegen Krankheiten aufs Schärfste dem Gedanken von Abhärtung und Auslese.
Das betonten zumindest zahlreiche Impfgegner, die seit der „Machtergreifung“ Morgenluft witterten, zumal sie sich in ihrer Kritik auf Autoritäten aus der NS-Führung berufen konnten. Beliebt war etwa der Verweis auf einen Ausspruch Julius Schleichers, „Die Impfung ist eine Rassenschande“, oder die Behauptung, dass das Reichsimpfgesetz „nachweislich durch die jüdischen Abgeordneten Löwe, Lasker und Eulenburg, die sich als ‚Väter‘ dieses Gesetzes vom 8. 4. bezeichneten, angeregt“worden sei, wie der „Deutsche Impfgegner-Ärztebund e.V.“ im Oktober 1935 mahnte. Eher ungewöhnlich war hingegen die Reimform, in der Ende 1933 die „Blätter für Impfforschung“ eine „Beseitigung des Impfzwanges“ zur „Grundbedingung […] der Aufartung und des Aufstiegs von Volk und Menschheit“ erklärten: „Deutsches Volk, hab‘ nichts mit dem Impfen gemein, / Es ist jeder wahren Gesundheitspflege Hohn, / Und willst Du nicht selbst Dein Totengräber sein, / Dann bekenn‘ Dich entschlossen zur Anti-Vakzi-Nation!".
In der anfänglichen Zurückhaltung beim Impfen schlug sich offenbar ein programmatischer Widerspruch der NS-Gesundheitspolitik nieder: Der Gegensatz zwischen „rassenhygienischen“ Ideen, die auf eine erbbiologische Optimierung zielten, auf der einen Seite; und einer Präventionspolitik auf der anderen, die bevölkerungs- und wehrpolitische Ziele ins Auge fasste...«
Im März 1934 tagte dazu eine Kommission im Reichsinnenministerium. Dort stießen die Meinungen aufeinander. Entscheidend wurde die des Heeres-Sanitätsinspekteurs Anton Waldmann:
»Eine persönliche Entscheidung des „Volksgenossen“ beim Impfen widerspräche „dem Führerprinzip“ und erhöhe damit das Risiko von Seuchenherden „im Volke“, die „im Falle eines uns aufgezwungenen Zukunftskrieges […] das Heer in der Bewegungsfreiheit hinderten“. Diese wehrpolitischen Gründe führten am Ende der Sitzung zu der Erkenntnis, dass gegen die Abschaffung des Impfzwanges nach wie vor Bedenken bestünden. Die Kommission kam somit zu keinem abschließenden Ergebnis, woraus sich allerdings eine wichtige Erkenntnis gewinnen lässt: Für ein Hauptinstrument moderner Bevölkerungspolitik lag 1933 kein Konzept bereit. Um die zeitgemäße Vorsorge wurden nach der „Machtergreifung“ eine ungewöhnlich offene Diskussion geführt…
3. Von der pragmatischen Prävention zur präventiven Innovation: Impfprogramme ab 1935
Währenddessen verlief die Praxis des Impfens in pragmatischen Bahnen. Pockenschutzimpfungen wurden zwar nach wie vor durchgeführt, auf eine rigide Durchsetzung des Impfzwanges verzichtete man jedoch. Auf den ersten Blick schien sich das Mitte 1934 zu ändern. Das Innenministerium nahm bis dahin geltende Lockerungen zurück, Ende des Jahres galt die Pflicht zu Pockenschutzimpfungen offiziell wieder als Leitlinie. In der Praxis allerdings blieb man pragmatisch…
Pointiert gesagt war die „Elastizität“ in der Impffrage… nicht mehr als ein Feigenblatt. Zwar behauptete der NS-Staat offiziell den Zwangs-Charakter von Impfungen und damit seinen Machtanspruch über den „Volkskörper“. In der Praxis jedoch wurde dieser Machtanspruch selten systematisch durchgesetzt, da Verunsicherungen der „Volksgenossen“ unerwünscht waren. 1940 wurde die Elastizität sogar in eine rechtsverbindliche Form gebracht, auf die man sich übrigens bis in die 1970er Jahre berief…
In den Planungen für eine Ausweitung staatlicher Impfprogramme könnte man eine Vorsorge ganz eigener Art sehen, nämlich eine Vorbereitung auf den Kriegsfall. Tatsächlich blieb die Kriegswichtigkeit einer Immunisierung bis Kriegsende ein schlagendes Argument in den verantwortlichen Behörden…
[1935] übernahmen die Ämter bei der Immunisierung des „Volkskörpers“ die Federführung. In Presse und Rundfunk wurden Termine, Ort und Vorteile der Impfungen propagiert. In den Impflokalen erhielten die Ärzte Unterstützung durch NSV [Nationalsozialistische Volkswohlfahrt , AA] und Sanitäter des Roten Kreuzes, die NS-Frauenschaft kümmerte sich um besorgte Mütter, die Klassenlehrer wiederum führten Karteien über die Impflinge und konnten sich dabei auf die Mithilfe von Polizeibeamten stützen. Gesammelt wurden die Daten in den Gesundheitsämtern, von denen die Ergebnisse auch statistisch aufbereitet wurden. Sie stellten darüber hinaus die Versorgung der Impflokale mit Impfstoffen und Propagandamaterial sicher und gaben Ärzten, Hilfspersonal und der Presse „genaue Anweisung“. Dank dieses ausgeklügelten Systems könne ein Arzt, wie ein Bericht aus Westfalen von 1935 hervorhob, „in einer Stunde etwa 120“ Kinder impfen. In den Folgejahren wurden ständig Verbesserungen in der Koordination erzielt, was sich in Steigerungen der Durchschnittsleistung ausdrückte. So meldete man 1942 aus Hannover, dass in einer Stunde mittlerweile bis zu 400 Kinder „reibungslos abgefertigt werden“ konnten…
So berichteten mehrere Amtsärzte wie jener aus Bottrop im Juli 1938, dass die Aufführung des Films „Vorbeugen ist besser als Heilen“ große Erfolge gebracht habe. Der Aufklärungsfilm war den Gesundheitsämtern von den Behringwerken der I.G. Farben kostenlos zur Verfügung gestellt worden, da für eine „weitestgehende Erfassung der Impflinge […] eine intensive Propaganda erforderlich“ sei, wie das Unternehmen erklärte. Dass auf Seiten der Behringwerke bevölkerungspolitische mit wirtschaftlichen Interessen bei der Effektivierung der Vorsorge zusammenfielen, unterstreichen zahlreiche weitere Angebote, die den Gesundheitsämtern gemacht wurden. Neben farbigen Diapositiven waren es vor allem mehrere Broschüren sowie ein „Schulkinder-Brief“, durch den sich die übliche „Zustimmungserklärung“ der Eltern erfahrungsgemäß umgehen lasse, wie das Begleitschreiben warb. In dieser präventiven Praxis formierte sich also eine „geschlossene Abwehrfront aller maßgeblichen Stellen“, wie ein Beobachter der ersten Diphtherieschutzimpfungen in Westfalen freudig feststellte. Diese geschlossene „Abwehrfront“ war insofern von Bedeutung, als die Maßnahmen ausdrücklich als freiwillig propagiert wurden. Impfungen avancierten damit zu einem gesellschaftlichen Laboratorium, in dem zweierlei erprobt wurde: die Zustimmung der „Volksgenossen“ zu neuen Präventionsprogrammen und die Praxistauglichkeit der Bevölkerungspolitik „vor Ort“…
Die Gleichheit der Behandlung galt selbstverständlich nur in den Grenzen, die von der „Volksgemeinschafts“-Ideologie gezogen wurde. Impfungen für jüdische Kinder kamen bei den Terminen im Gesundheitsamt ebenso wenig in Frage wie die Einbindung jüdischer Ärzte in die präventive Praxis…
Bemerkenswert ist dieser Ausschluss insofern, als er dem Präventionsgedanken widersprach. Schließlich riskierte man mit einer selektiven Vorsorge den Fortbestand von Infektionsquellen. Dass dieses Risiko kein Thema war, unterstreicht den generellen Befund: Beim Impfen ging es immer auch um die Formierung des „Volkskörpers“, hier konstituierte sich die „Volksgemeinschaft“ in der sozialen Praxis vor Ort. Im Mittelpunkt stand nie nur das „eigene Interesse“, sondern ebenso das „der anderen Volksgenossen“, wie ein Münchener Obermedizinalrat hervorhob. Daher folgten Impfungen im „Dritten Reich“ nicht mehr dem Egalitätsprinzip wie in Weimar, sie waren nun ein Akt „volksgemeinschaftlicher“ Mobilisierung. In den Schlangen vor den Impflokalen formierte sich eine „Volksgemeinschaft“ aus Pflichtgefühl, die ihren Beitrag zur Immunisierung des „Volkskörpers“ leistete. Eine „Pflichtvergessenheit gegenüber dem Volksganzen“, den eine Verweigerung des Impfens darstellte, widerspräche dem Ehrgefühl jedes „Volksgenossen“, wie ein Aufruf in Siegen betonte: „Es ist wohl Ehrensache, dass demnächst dem NSV-Blockwalter mit ‚Ja‘ geantwortet wird, wenn er bei seinem Rundgang anfragt, ob Hans und Fritz jetzt schutzgeimpft sind.“ Solche Überhöhungen des Impfens zu einem Dienst an der „Volksgemeinschaft“ bedienten unterschiedliche Interessen. Zum einen intensivierten sie den sozialen Druck, der auch „Impfmüde“ in die Gesundheitsämter getrieben haben dürfte. Zum anderen verklärten sie andere Motive für eine Impfbeteiligung zum Bekenntnis zur „Volksgemeinschaft“: Für einen Großteil der Eltern dürfte die Angst vor der Diphtherie ja immer noch ein wichtigeres Argument für Impfungen gewesen sein als ihr Pflichtgefühl gegenüber dem „Volksganzen“…
Flankiert wurde die Freiwilligkeit nicht nur vom sozialen Druck, den die Stilisierung des Impfens zum Dienst an der „Volksgemeinschaft“ auf den Einzelnen ausübte. Hinzu kam eine massive Instrumentalisierung von Ängsten. Zwar war die Notwendigkeit des Impfens bereits im Kaiserreich und in der Weimarer Republik mit Krankheit und Tod begründet worden. Im „Dritten Reich“ allerdings nahm diese Begründungsstrategie neue Ausmaße an. „Immer noch“, warnte beispielsweise ein Flugblatt aus München im Jahr 1941, „fordert die Diphtherie (Halsbräune) ihre jährlichen Opfer. Diphtherie-Todesfälle sind immer besonders schmerzlich und traurig, weil sie in der Regel Kinder treffen, die bis dahin vollständig gesund waren und nun plötzlich aus vollster Gesundheit in wenigen Tagen hin-weggerafft werden. Der Diphtherietod ist ein Herztod oder Erstickungstod.“ „Eltern!“, schloss der Aufruf mit mehreren Ausrufezeichen, „Die Verantwortung, die Ihr tragt, ist groß! Ihr dürft Eure Kinder nicht der Gefahr einer Diphtherieerkrankung aussetzen!“ Der Tonfall und die Verbreitung solcher Appelle waren von neuer Qualität. In allen Teilen des Reiches malten Plakate, Filme, Broschüren und Zeitungen in kräftigen Farben die Gefahren von Seuchen aus. Sie geben Hinweise darauf, dass die Einführung neuer Impfungen neue Legitimationsstrategien erforderte. Anders gesagt: Gerade die Freiwilligkeit beförderte eine Instrumentalisierung der Angst, die auch zweifelnde „Volksgenossen“ überzeugt haben dürfte…
4. Expansion und Prävention: Impfen im totalen Krieg
Dass Kriege mobilisieren und radikalisieren, zeigte sich im „Dritten Reich“ in den schlimmsten Auswüchsen. Beim Thema Impfen hat diese Erkenntnis dazu geführt, dass sich die Forschung vor allem auf einen Aspekt konzentriert hat: Auf Menschenversuche in Konzentrationslagern, in denen Impfstoffe und ‑verfahren erprobt wurden. Diese Verbrechen sind zweifellos ein ebenso wichtiges wie widerliches Kapitel der NS-Geschichte. Die Zeitgeschichte darf dabei dennoch nicht stehen bleiben, sie muss auch nach präventiven Prozessen in der Kriegsgesellschaft und im Militär sowie nach der soziale Mobilisierung fragen, die Impfprogramme bewirkten. Diese Entwicklungen stehen abschließend im Mittelpunkt…
Seit dem Überfall auf die Sowjetunion setzte auch unter den ganz normalen Deutschen ein regelrechter Ansturm auf den Fleckfieber-Impfstoff ein, wie er für keine andere Impfung festzustellen ist. Beispiele für dieses persönliche Bedürfnis sind Initiativen von Einzelpersonen oder Unternehmen, die den Impfschutz in die eigene Hand nahmen. Das Robert Koch-Institut erreichten damals zahlreiche Briefe wie der eines Hamburger Baudirektors, der dringend um „etwas Impfstoff“ für seinen Sohn an der „Leningrader Front“ bat, da dort keine ausreichende Immunisierung durch die Wehrmacht erfolgt sei. Auch Firmen wie die Junkers-Werke wünschten eine „Übersendung von Fleckfieberimpfstoff“ für Mitarbeiter in der Ukraine. Schwieriger zu lösen waren wohl Anfragen wie jene der Reichsbahn, die „Serum für 60.000 Personen“ anfragte…
Selbst wenn Soldaten durch Impfungen geschützt waren, konnten sie zur Bedrohung für ihre Angehörigen werden, waren sie doch trotz ihrer Immunisierung nach wie vor ansteckend, ohne Symptome zu zeigen. Gefährlich für die Heimat wurde zudem der anschwellende Strom an Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, die Krankheiten aus Osteuropa einzuschleppen drohten, gegen die im Reich keine natürliche Immunität bestand und gegen die es auch keine staatlichen Impfprogramme gab. Außerdem bereiteten die Bedingungen, unter denen Gefangene und Zwangsarbeiter leben und arbeiten mussten, Krankheiten einen idealen Nährboden. Von diesen schien nach der Expansion der Kriegswirtschaft fast das gesamte Reich bedroht. Nicht mehr allein die Gefangenenlager, jeder einzelne Betrieb, der Zwangsarbeiter beschäftigte, galt nun als potenzieller Seuchenherd. Schließlich brachen in den „eingegliederten“ polnischen Gebieten im Zuge der Deportationen und Ghettoisierungen Epidemien aus, die auf das Altreich übergreifen konnten. Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti warnte Anfang 1942, dass im „Zusammenhang mit der freiwilligen oder unfreiwilligen Wanderung der Juden […] die Krankheit im Generalgouvernement stark verbreitet“ werde; 65.000 Fälle seien bereits gemeldet worden.
Im Reich setzte daraufhin eine hektische Impf-Welle ein. In Betrieben und Arbeitsämtern, in DAF- und Konzentrationslagern wurden Schutzimpfungen gegen Fleckfieber angeordnet. Freilich nur für das „reichsdeutsche Lagerpersonal“, wie die Deutsche Arbeitsfront betonte, da der Impfstoff gegen Fleckfieber an der „Heimatfront“ nach wie vor Mangelware blieb. Irritiert zeigte sich daher das Robert Koch-Institut, als ein Nürnberger Motorenwerk Impfstoff für „3.000 Russen“ anforderte. In seiner Antwort machte das Institut deutlich, dass Impfungen „in erster Linie für Deutsche bestimmt“ seien, die „Behandlung von Russen“ nicht vorgesehen wäre. Zerknirscht räumte das Werk daraufhin ein, dass man „unrichtig“ bestellt habe und eine Impfung der „ausländische[n] Arbeitskräfte […] in keinem einzigen Fall in Frage“ käme…
Letztlich zeichnet sich an den Schwierigkeiten einer Immunisierung gegen Fleckfieber ein grundsätzliches Problem der NS-Gesellschaft ab: Migration und Mobilität im Dienste der Kriegsrüstung waren epidemiologisch gesehen eine Katastrophe. Sie zeigten drastisch, wie groß die Lücken im „Herdenschutz“ waren und evozierten ein alltägliches Bedrohungsgefühl, das allerdings die Attraktivität von Impfungen noch weiter erhöhte. Sich impfen zu lassen, avancierte im Reich zu einem ebenso existenziellen wie exklusiven Bedürfnis, und zwar bevor die ersten Runderlasse eine Schutzimpfung empfahlen. Hier liegt vielleicht die tiefste Wurzel dessen, was man später das „präventive Selbst“ genannt hat: in der kollektiven Angst und dem daraus resultierenden Engagement Einzelner in Zeiten des „totalen Krieges“, der den Impfschutz zur privaten Sache machte…
Die Behringwerke der I.G. Farben… stellten sich umgehend auf den wachsenden Bedarf der „Volksgemeinschaft“ ein und versprachen bei der Einrichtung einer Herstellungsstätte in Lemberg Anfang 1942, dass der Impfstoff „in erster Linie dem Reich und dem Generalgouvernement zur Verfügung“ stehen solle. Eine schnelle Produktionsaufnahme könne garantiert werden, wohl auch, weil Joachim Mrugowsky, Leiter des Hygiene-Instituts der Waffen-SS, Versuche am Menschen zusagte, in denen die Wirksamkeit des Impfstoffs „geprüft werde“. Der anschließende Schriftverkehr zwischen SS-Sanitätsamt, Robert Koch-Institut, Innenministerium und Behringwerken bezeugt den Erfolg dieser Menschenversuche, da von diesen die „Verträglichkeit“ der Impfstoffe bestätigt worden sei.
An dieser Art von „Aufbau Ost“ waren nicht nur die Behringwerke beteiligt, auch andere Unternehmen konnten an „Erweiterungen der Produktionsstätten“ denken… Bereits vor Anlaufen der Produktion hatte ein Bericht des Reichspropagandaministeriums hervorgehoben, dass „aus Prestige-Gründen der Wunsch“ nach Impfstoff-Produktionen bestehe, „um damit die Überlegenheit der deutschen Wissenschaft und Organisation beweisen zu können“. An der Immunisierung des Ostens sollte man gewissermaßen die Leistungskraft des Deutschtums ermessen. Das Impfen galt demnach als Ausdruck deutscher Kulturleistungen, die den unterentwickelten Osten vom Seuchenherd in einen sanierten germanischen „Lebensraum“ verwandeln sollten. Nach der Kriegswende 1943 erwiesen sich solche kolonialen Träume allerdings schnell als Luftschlösser.
Fazit
Die Geschichte des Impfens ist eine Gesellschaftsgeschichte der Moderne. Sie eröffnet dem Zeithistoriker ein Forschungsfeld, auf dem sich grundsätzliche gesellschaftliche Erkenntnisse gewinnen lassen. Schließlich ging es beim Impfen nie allein, oft nicht einmal in erster Linie um Krankheit und Gesundheit. Häufiger ging es um Gesellschafts- und Menschenbilder, um die Klärung staatlicher Pflichten und Ansprüche, um die Normierung individuellen Verhaltens und um eine Verständigung über das Verhältnis von Staat und Staatsbürger bzw. um die Beziehung zwischen „Volkskörper“ und „Volksgenossen“. Eine Geschichte des Impfens beschäftigt sich daher immer auch mit der Aushandlung von Legitimität und Grenzen staatlicher Macht und persönlicher Freiheitsrechte, mit kollektiven Ängsten und individuellen Bedürfnissen…
Die Bemühungen um einen „immunisierten Volkskörper“ zielten auf die Exklusion „Gemeinschaftsfremder“, mehr noch aber auf eine Optimierung der „Volksgemeinschaft“, was der Zustimmung des Volkes ebenso bedurfte wie der Etablierung neuer Strukturen. Der NS-Staat übernahm damit beim Impfen – anders als der autoritäre Interventionismus des Kaiserreichs oder der Weimarer Republik – zunehmend die Rolle einer „appellierenden Instanz“, wie sie ansonsten postmodernen Gesellschaften zugeschrieben wird. Allerdings waren solche Appelle mit beträchtlichem sozialen Druck verbunden und sie fielen nicht zuletzt deshalb auf fruchtbaren Boden, weil in der Bevölkerung die Notwendigkeit eines effektiven Schutzes vor Diphtherie und Fleckfieber ungleich größer empfunden wurde als der gegen Pocken…
In diesem Sinne ist die Geschichte des Impfens auch eine Geschichte der Gefühle. Einerseits versprachen Impfungen das Ende alter Seuchen-Ängste, die Europa bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in Atem hielten. Andererseits schürte sie auch neue Ängste: die Sorge vor Nebenwirkungen und Impfunfällen oder die Furcht vor einem rigiden Impf-Regime, dem vor allem Kleinkinder ausgesetzt waren.Das Impfen im „Dritten Reich“ kann daher als erzwungene Modernisierung und Individualisierung wider Willen begriffen werden. Der sich verschärfende hygienische Ausnahmezustand, die zunehmenden Migrationsbewegungen, die Rückkehr von Kriegsseuchen, alles das erhöhte die Attraktivität des Impfschutzes im Reich. Hinzu kam der Mangel an Ärzten und Arzneien, so dass immer mehr Deutsche ihre Immunisierung fast zwangsläufig selbst in die Hand nehmen mussten und auf diese Weise zu ihrem „präventiven Selbst“ fanden.«
Auf die Fußnoten des Originaltextes wurde hier verzichtet. Hervorhebungen nicht im Original.
Siehe u.a. auch Robert-Koch-Institut und Faschismus und Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: Weiter kein Problem mit Nazi-Vergangenheit.
Dazu passende Filmempfehlung. Das Unheil, von Peter Fleischmann, https://peter-fleischmann.de/filme/das-unheil/
(Dieser spielt im benachbarten Wetzlar aber da gibt es so viele Parallelen zu entdecken.)
Auf was Malte Thiessen nicht hinweist, ist die fehlende wissenschaftliche Grundlage von Impfungen und deren Wirkung. Dieser blinde Fleck findet sich beispielsweise auch bei den selbst im Lager Buchenwald in der Fleckfieberbaracke beschäftigten KZ Häftlingen Eugen Kogon und Ludwig Fleck.
Weiterer Literaturhinweis: https://www.igem.med.fau.de/2020/03/29/die-geschichte-der-infektionskrankheiten-1997-pdf-version/
(PDF zum freien Download)
Ich verrate Euch was: Es geht nicht um den Schutz einer Allgemeinheit. Darum ging es noch nie!
"Pfizer’s Description of Analytical Tests Used to Characterize the Active Substance of the mRNA Injections:
In Pfizer’s CMC documentation leaked at the end of 2020, the reviewers from EMA noted that there was no description of the “non-compendial”, i.e. Pfizer’s own methods for analytical procedures. The EMA reviewers wrote: “The proposed commercial drug substance specifications, the method descriptions and the method validation summaries should be updated to include in-house method identification numbers for the non-compendial methods. The information is required in order to provide a clear link between the specification and the descriptions and validations of analytical procedures used for routine testing. Furthermore, for the compendial methods references to relevant parts of the Ph Eur should be included. Section 3.2.S.4.1, 3.2.S.4.2 and 3.2.S.4.3 of the dossier should be updated accordingly”"
https://sashalatypova.substack.com/p/mrna-injections-as-a-dual-use-technology?utm_campaign=post&utm_medium=web
Ein wunderbarer Artikel, den ich mir von 1–4 aber noch durchlesen muss. Es ist stets hilfreich die Darlegung anderer Leute zur Kenntnis nehmen zu können.
Vor Lektüre aber bereits jetzt schon zu 4. Das Problem unterlag auf '45 zu, zunehmend der Pragmatisierung. Am Ende wurde bloss noch "beseitigt" was störte. Entweder den Kriegsverlauf, oder die nach der Niederlage zu erwartende Rechtsstaatlichkeit bzw. Rechtsprozesse. Man vergleiche die Todesraten nach Machtübernahme, hin zu den ersten militärischen Niederlagen im Krieg selbst. Auch brauchen wir bei den vorliegenden Zahlen nicht mehr filigran nach Umständen zu "ermitteln", je mehr man aber erfährt, desto besser entwickelt sich eine Vorstellung über die so genannten "Dunkelziffern" – und wie es überhaupt zur allgemeinen Korrumpiertheit, zur Korruption einer Allgemeinheit, gekommen ist.
Was passierte nach dem Krieg in Deutschland. Und was hat das Alles mit dem Weltgeschehen zu Medizin, Pharmaindustrien, Waffentechnik und organisierter Kriminalität zu tun. Waren die "Nazis" einfach nur ausgeschert aus etwas, oder glitten sie ab aus einem Geschehen das nun seinen sehr spürbaren Weiterverlauf nimmt. Sehr Spannend! (Um es mal so zu sagen)
Dabei finde ich es gar nicht so schlimm ein Laie zu sein, denn hin und wieder verblüfft einen die Ein oder Andere wissenschaftliche Gegenposition. Nicht schlecht!
selber nachgereicht:
Okay – jetzt habe ich es gelesen. Nun Gut, hält sich strikt am Impfthema. Warum nicht.
Also die Korrumpiertheit der NS-Gesellschaft beruhte auf schwacher Opposition. Teils wegen Verbot, teils wegen mangelnder Solidarität. Ähnlich wie jetzt!
Was schwach beleuchtet wurde, ist der direkte Zusammenhang zu den Krankenmorden als Vorstufe zum Holocaust. Typisch BRD, übrigens. Kann schon verstehen warum das Keiner wirklich verstehen möchte. (Falls es Einer "nicht versteht")
Was aber sehr klar dargelegt wurde, warum das Impfthema ein nationalsozialistisches ist. Gut gemacht. Toller Artikel soweit.
"An der Untersuchung und der folgenden Veröffentlichung waren Werner Slenczka, Rudolf Siegert und ihr chinesischer Kollege Hsin Lu Shu am Institut für Virologie Marburg sowie Dietrich Peters und Günther Müller am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin beteiligt.[20]
Ein Konsilium der Mediziner Rudolf Siegert, Walter Hennessen und Gustav Adolf Martini gab täglich einen Bericht zur Erforschung des Virus ab.[17] Bis Ende August 1967 starben zwei Tierpfleger und zwei Laborangestellte. 24 Erkrankte lagen im Universitätsklinikum Frankfurt am Main und in der Universitätsklinik der Philipps-Universität Marburg auf der Isolierstation.[19] Insgesamt starben später fünf Menschen in Marburg und zwei in Frankfurt an dem neuen Virus.[22]
Neben der Suche nach dem neuen Virus begann zeitgleich eine epidemiologische Untersuchung, um seine Herkunft zu klären. Das Virus ist höchstwahrscheinlich von infizierten Versuchsaffen – es handelt sich um die Art Äthiopische Grünmeerkatze (Chlorocebus aethiops) – aus Uganda in die Labore des Pharmakonzerns Behringwerke im hessischen Marburg eingeschleppt worden.[18] Deshalb erhielt es auch den Namen Marburg-Virus. Der Pharmakonzern nutzte die Tiere zur Gewinnung von Masern- und Poliomyelitis-Impfstoff.[22] Am Paul-Ehrlich-Institut in der Nähe von Frankfurt am Main wurden diese Impfstoffe geprüft, am Torlak-Institut in Belgrad wurden ebenfalls Impfstoffe hergestellt. Im Nachhinein konnte geklärt werden, dass alle primär Infizierten Kontakt mit Blut, Organen oder Zellkulturen der Äthiopischen Grünmeerkatzen hatten. Informationen über den Gesundheitszustand der Affen ließen sich jedoch nicht ausreichend ermitteln. Wegen des Sechstagekriegs im Juni 1967 konnten die Tiere nicht direkt von Uganda nach Frankfurt transportiert werden, sondern mussten einige Zeit in einem Gehege an einem Londoner Flughafen untergebracht werden. Dabei hatten sie Kontakt zu Finken aus Südafrika und Languren aus Ceylon (heute Sri Lanka). Eine Übertragung des Virus von einer Tierart zur anderen wäre somit theoretisch möglich gewesen, konnte aber weder bewiesen noch ausgeschlossen werden. Die Affen der Art Chlorocebus aethiops wurden in mehreren Lieferungen an die Institute verteilt. In Marburg und Frankfurt wurden keine Auffälligkeiten bezüglich ihres Gesundheitszustandes notiert, allerdings wurden die Versuchstiere nach kurzer Zeit planmäßig getötet. In Belgrad wurden die Tiere noch für sechs Wochen gehalten, dabei wurde eine überdurchschnittlich hohe Mortalitätsrate von 33 % festgestellt. Im Nachhinein ließ sich jedoch nicht mehr klären, ob die Virusinfektion dafür verantwortlich war.[18] In Deutschland wurden die Affen der Art Chlorocebus aethiops, die als Überträger des Virus verdächtig waren, getötet. Dies betraf auch Tiere aus vorhergehenden Lieferungen, die Zahl der insgesamt mit Blausäure getöteten Versuchstiere lag bei über 600.[17]
Der sozialistischen Propaganda diente die zunächst unerklärliche Infektion als Anlass für antiwestliche Propaganda: So behauptete die damalige DDR-Staatszeitung Neues Deutschland, afrikanische Affen seien nur ein Sündenbock, um Geheimversuche bei der Entwicklung von Chemiewaffen zu vertuschen."
https://de.wikipedia.org/wiki/Marburg-Virus
@Traditionierter: Als Quelle für die ungeheuerlich unglaubwürdige Propaganda der "DDR-Staatszeitung" führt Wikipedia den Artikel der BRD-Staatszeitung "FAZ" unter dem Titel "Von Russland lernen, heißt lügen lernen" an (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/fake-news-kommen-schon-lange-aus-russland-14873392.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0).
Wenn wir nicht sicher wüssten, dass es sich um reinste PR handeln würde, könnte einem manche, zum Glück nur vermeintliche Paralelle in den Erzählungen auffallen.
"Im Mai 1984 wurde nach anfänglichem Widerstand der amerikanischen Forscher das HIV als der Erreger des AIDS anerkannt, und es erhob sich die Frage nach der Herkunft dieses Virus. Auf der Jahrestagung 1984 der AAAS (Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften) war die Frage, ob das HIV das Produkt einer Genmanipulation sei das Hauptthema. Gründe zu dieser Annahme gab es genug. Schon 1970 hatte Berg durch Gen-Chirurgie ein neues, bis dahin unbekanntes Virus hergestellt; 1975 versuchten die "Besorgten Biologen" auf einer internationalen Tagung vergebens, das Verbot der Genmanipulation an Krankheitserregern durchzusetzen. Sie erreichten nur, daß solche Arbeiten in Hochsicherheitslaboratorien vom Typ P4 durchgeführt werden mußten, und prompt hatte das Pentagon im Herbst 1977 ein solches Labor eröffnet. Zwei Jahre später traten die ersten AIDS-Fälle auf.
Es bestand ein ernsthafter Verdacht, das HIV sei ein manipuliertes Visna-Virus. Die Visna-Krankheit des Schafs ähnelt dem AIDS in fast allen Details. Der grippeähnliche Primärinfektion folgt eine Serokonversion. nach einer zumeist mehrjährigen symptomfreien Latenzzeit treten die gleichen Symptome wie beim ARC auf. Das HIV und das Visna-Virus gehören daher zur gleichen Unterfamilie Lenti-viridae (Langsamviren). Nun befällt das Visna-Virus zwar nicht den Menschen, es hätte aber genügt, es mit einem den Menschen infizierenden Virus zu kombinieren, um ein Virus mit den Eigenschaften des HIV zu konstruieren. Der Verdacht, das HIV sei ein Laborprodukt war also zunächst durchaus berechtigt.
Nach der tagung des AAAS erschienen eine Reihe von Arbeiten über die Beziehung zwischen Visna-Virus und HIV. Gonda zeigte, daß beide Viren sich nicht nur zum Verwechseln ähnelten, sondern auch den gleichen Reifungsprozeß durchliefen. Er fand auch, daß ihr Genom (Erbapparat) nahezu identisch war, nur hatte das HIV einen zusätzlichen Abschnitt von 300 Gliedern, der sich in der gleichen Aufeinanderfolge im Genom des Virus HTLV‑I vorfindet, und das ist, wie vermutet, ein Virus, das den Menschen befällt, jedoch kein AIDS bewirkt.
Andere Autoren verglichen die Sequenz der Glieder im Erbapparat (Genom) der verschiedenen Retroviren. Immer stellte es sich heraus, daß HIV und Visna-Virus die größte Ähnlichkeit d. h. den engsten Verwandtschaftsgrad aufwiesen. Diese Arbeiten hörten plötzlich ab 1987 auf, die früheren wurden in der Fachpresse nicht mehr zitiert.
Ebenso verschwiegen wurde auch ein anderer Beweis für die künstliche Herkunft des HIV. Ein amtliches Protokoll des amerikanischen Kongresses berichtet, daß am 9. Juni 1969 Dr. McArthur, der stellvertretende Leiter der Forschungsabteilung des Pentagons, den Antrag auf die Bewilligung von 10 Millionen $ stellte. Mit diesem Geld sollte ein neuartiges Virus entwickelt werden, as den Immunapparat des Infizierten zerstören würde. Der Besitz dieses Virus, so Dr. McArthur, würde den Vereinigten Staaten die absolute militärische Überlegenheit verleihen.
Meine Frau und ich verfolgten die Arbeiten des Virologen Robert Gallo aus dieser Zeit. In den Jahren 1971 bis 1975 entdeckte er ein krebserregendes Retrovirus in Menschen. Später veröffentlichte er dieses Virus unter dem Namen HTLV‑I. 1975 wurde ihm die Leitung der Virusabteilung von Fort Detrick, dem zentralen biologischen Labor des Pentagons, übertragen. 1976 – 1977 baute er dort das Hochsicherheitslabor P4. Mit den damals verfügbaren Methoden dürfte die Manipulation des Visna-Virus etwa sechs Monate gedauert haben und das neue Virus im Frühjahr 1978 verfügbar gewesen sein. 1979 wurden die ersten AIDS-Fälle verzeichnet. Auch dieser amtlich dokumentierte Beweis für die künstliche Herstellung des AIDS-Virus wurde meines Wissens in keiner biomedizinischen Fachzeitschrift erwähnt. Auch meine eigenen diesbezüglichen Schriften wurden von der Fachpresse abgelehnt. Sie erschienen in politischen Verlagen in Indien, Japan und Deutschland (Fußnote: L. und J. Segal: AIDS – die Spur führt ins Pentagon, Verlag Neuer Weg, Essen, 2. Auflage, 1990)."
http://www.monochrom.at/segal/i.htm
Die Behringwerke und Menschenversuche zur NS-Zeit
Medizinische Experimente zur Erprobung von Seren und Impfstoffen an Menschen Die Rolle der Behringwerke bei Menschenversuchen im Konzentrationslager Buchenwald
https://wetzlar-erinnert.de/event/die-behringwerke-und-menschenversuche-zur-ns-zeit/
https://www.bildungsportal-hessen.de/k1001942811
Emil von Behring, Generalgouvernement
Behring Institut Lemberg. Sonderstempel
Eröffnung der Fleckfieber Forschungsstätte
https://picclick.de/Emil-von-Behring-Generalgouvernement-Mi-68–324475062626.html
Behring-Institut Lemberg: Reden und wissenschaftliche Vorträge anlässlich der Eröffnung der Fleckfieber-Forschungsstätte : Lemberg, den 10 und 11 Dezember 1942
https://books.google.de/books/about/Behring_Institut_Lemberg.html?id=auqlmwEACAAJ
Prof. Dr. Richard Bieling
Richard Bieling (* 3. September 1888 in Gau-Algesheim, Rheinland-Pfalz; † 8. August 1967 in Bonn) war ein deutscher Mediziner, der in leitender Funktion bei den Behringwerken in Frankfurt sowie an den Universitäten in Marburg und Wien tätig war. (…) 1939 bis 1944 war er Oberstabsarzt, später Oberstarzt und beratender Hygieniker der Wehrmacht. 1945 war er Leiter des Virus-Labors der Behring-Werke. Richard Bieling war Zeuge der Verteidigung vor dem US-Militärgerichten 1947 im Nürnberger Ärzteprozess und 1948 im IG-Farben-Prozess. 1951 wurde er Professor der Hygiene an der Universität Wien, 1959 erfolgte die Emeritierung. 1961 wurde ein Ermittlungsverfahren wegen der Lieferung von Impfstoffen zu Menschenversuchen durch die Staatsanwaltschaft Limburg/Lahn eingestellt. Ab 1962 war er Honorarprofessor in Bonn.
https://www.brilmayer-gesellschaft.de/gau-algesheimer-koepfe/bieling-richard.html
Behringwerke Marburg
Die Behringwerke waren ein pharmazeutisches Unternehmen in Marburg, das aus dem Zusammenwirken Emil von Behrings mit den Höchster Farbwerken hervorging und von 1904 bis 1997 bestand. Heute besteht in den früheren Gebäuden der Behringwerke ein bedeutender Biotechnologieverbund, in dem viele namhafte Unternehmen der Branche vertreten sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Behringwerke
GlaxoSmithKline
Impfstoffe (z. B. FSME, Tollwut, Tetanus)
1.000 Mitarbeiter
BioNTech
mRNA-Impfstoff, Biosimilars
700 Mitarbeiter
https://de.wikipedia.org/wiki/Behringwerke#Aktuelle_Unternehmen_am_Standort
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BioNTech
Der Hauptsitz von BioNTech befindet sich im Mainzer Stadtteil Oberstadt. Die Firmenzentrale entstand auf dem Gelände der Generalfeldzeugmeister-Kaserne, die von der Bundeswehr bis 2022 vollständig geräumt wird. Biontech hat im März 2020 bereits weitere Grundstücke in Mainz erworben, um expandieren zu können. Das Unternehmen betreibt in Deutschland mehrere GMP-zertifizierte Produktionsstätten zur Herstellung von mRNA-Therapeutika und programmierbaren Zelltherapien („Engineered Cell Therapies“). Die Standorte sind Idar-Oberstein (BioNTech Innovative Manufacturing Services), Martinsried (BioNTech Small Molecules), Neuried (BioNTech) und eine vierte Einrichtung in Berlin, die peptidbasierte Dienstleistungen und Produkte für verschiedene Bereiche der biomedizinischen Forschung anbietet (JPT Peptide Technologies).
https://de.wikipedia.org/wiki/Biontech
BioNTech SE, Munich Antibody Platform (MAP)
BioNTech to Acquire Antibody Generation Unit of MAB Discovery
23 January 2019
investors.biontech.de/news-releases/news-release-details/biontech-acquire-antibody-generation-unit-mab-discovery/
Zitat aus der aktuellen Print-Broschüre der Stadt Marburg
mit dem Titel „Braunes Marburg“:
„Während der NS-Zeit wurden die Behringwerke zur größten deutschen Produktionsstätte für Impfstoffe.“
Auf der gleichnamigen Website ist es anders formuliert:
https://www.marburg.de/portal/seiten/braunes-marburg-900002899–23001.html