Normalerweise veröffentliche ich keine anonymen Zuschriften und solche, die ich nicht überprüfen kann. In diesem Fall mache ich eine Ausnahme, weil der Text vielleicht nicht für alle, aber viele DemonstrantInnen im Land zu stehen scheint:
»Wir sind erstaunt und es macht uns zugleich betroffen, wie der Kölner Rat mit einer großen Anzahl seiner Bürger*innen umgeht.
Ungefähr 1/3 der Kölner*innen dürften derzeit keinen gültigen Geimpft-/ Genesenen-Status besitzen (nicht geimpft, vor längerem zweifach geimpft, mit Johnson und Johnson oder einem Genesenen-Status der „abgelaufen" ist). Diese Menschen pauschal alle als unsolidarisch zu verunglimpfen, macht uns fassungslos. Schon jetzt sind nur knapp über die Hälfte der Menschen geboostert. Ist dann die andere Hälfte unsolidarisch?
Menschen, die seit Monaten fast vollständig aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Die sich meist täglich testen lassen und damit weit weniger zum Pandemiegeschehen beitragen und weniger ansteckend sind als 3‑fach Geimpfte, die ohne Abstand in den Kneipen, Restaurants, Vereinen etc. unterwegs sind?
Auch wir, Teilnehmende der übrigens angemeldeten Demonstrationen, stehen für bunte, vielfältige Gesellschaft, Übrigens auch für Solidarität und gegen die Ausgrenzung von Andersdenken, auch von Andersdenkenden in Bezug auf eine freie Impfentscheidung. Diese gibt es nämlich immer noch.
Laut offiziellen Berichten der Kölner Polizei handelt es sich bei den Spaziergeher*innen zu einem großen überwiegenden Teil um Menschen aus der bürgerlichen Mitte: Lehrerinnen, Pflegekräfte, Handwerker, Familienväter, Ärztinnen, Schülerinnen, Studierende, Sozialarbeiter usw. Eine immer weiter zunehmende Menschenmenge von mehreren tausenden Teilnehmenden, bundesweit sogar 300.000 bis 400.000.
Es mag auch Teilnehmende an den politischen Rändern geben, aber daraus einen Aufmarsch von Rechten zu konstruieren, ist sehr abenteuerlich. Distanzieren sich doch viele der Teilnehmenden ausdrücklich von Rechten und rechtem Gedankengut. Im Zweifelsfall wird solange gesucht, bis irgendwo eine AFD Fahne entdeckt wird. Dies beinhaltet die Gefahr einer Relativierung und Verharmlosung von echten Nazis oder Neonazis und deren Taten.
Woraus bezieht der Rat denn seine Angaben, dass es rechte Aufmärsche sind? Von der Kölner Polizei zumindest nicht. Eine haltlose Behauptung, mit der Sie einer zunehmend größer werdenden Menschenmenge ihr Grundrecht auf Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit absprechen.
Mit der gleichen Begründung müssten Sie Woche für Woche gegen den Besuch von Fußballspielen aufrufen. Gibt es doch selbst beim FC, der für Multikulti und eine tolerante Fankultur steht, „rechte“ Gruppierungen. Werden deswegen alle FC Fans und Stadionbesucher*innen in Sippenhaft genommen? Nein, natürlich nicht.
Zahlreiche Fahnen gegen Rechts, Plakate gegen "Nazis", Regenbogenflaggen, „Kein Veedel für Rassismus“, Fahnen unterschiedlichster Länder und eine allgegenwärtige Distanzierung von rechten Gruppen zeugen von einer aufrichtigen demokratischen Haltung der Montagsspaziergänger*innen. Es gab bedauerliche Einzelfälle, Aktionen, die tatsächlich einem rechten Lagerzuzuordnen sind, aber die Veranstalter tun und taten alles, sich gegen Rechts und Rechte zu stellen, sich zu distanzieren und in einem vom WDR breit getretenen Einzelfall wurde umgehend eine Strafanzeige gegen den Einzeltäter von den Veranstaltern der Demo gestellt.
Wir fordern daher Respekt und Augenmaß und darum, den Kritikern und Kritikerinnen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zuzugestehen. Wir erwarten Fairplay und dass Sie uns nicht pauschal als Schwurbler, Corona-Leugnerinnen oder Covidioten diffamieren. Wir sind alle Bürger*innen dieser Stadt, ob Geimpft oder „Nicht Geimpft“. Wir sind keine Schwurblerinnen oder Corona-Leugner, sondern Menschen, die die politische Entwicklung, die Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen und den Umgang mit sogenannten Ungeimpften, kritisch hinterfragen.
Ist die Kritik zu vielen Punkten doch inzwischen mehr als nachvollziehbar:
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- Ein Genesenen-Status der eigentlich der Länge des Impfzertifikats (9–12 Monate) entsprechen sollte, wird über Nacht auf 3 Monate verkürzt.
- Nicht-Geimpfte werden seit Monaten aus dem sozialen Leben ausgeschlossen. Bis auf Lebensmittel dürfen sie noch nicht mal einkaufen. Nicht ins Restaurant, keine Kneipe, nicht in den Tierpark. Private Treffen sind auch verboten, wenn mehr als 2 Haushalte zusammen kommen. Zumindest bei Omikron macht das keinen Sinn mehr, da inzwischen mehr Geimpfte infiziert sind, als Nicht-Geimpfte.
- Eine Impfpflicht stellt uns jetzt schon vor massive Probleme in der Pflege. Es fehlen in Köln dann 15.000 Pflegekräfte.
Menschen, die wir für ihr Engagement in der Krise beklatscht haben, verlieren nun ihren Job, weil sie angeblich nicht "solidarisch" sind. - Laut dem Covid-Stringency Index der Oxford University ist Deutschland inzwischen das Land mit den härtesten Maßnahmen: Weltweit Nummer 1. Ein Land nach dem Anderen lässt die Maßnahmen fallen, nur Deutschland bleibt beharrlich.
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Sie können diese Menschen, die vor allem aufgrund dieser Kritik auf die Straße gehen nicht alle stigmatisieren, diffamieren und in die rechte Ecke stellen.
WIR lassen uns nicht ausgrenzen und einschüchtern.
Wir setzen uns ein für:
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- FREIE Meinungsäußerung
- FREIE Impfentscheidung
- EINEN FAIREN DIALOG um die aktuelle Spaltung unserer Gesellschaft zu überwinden
- VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT der politischen Entscheidungen
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Des Weiteren fordert der Rat die Bürger*innen dazu auf, Maßnahmen wie unter anderem das Impfen, einzuhalten! Ein solcher Sprachduktus ist vollkommen unangemessen. Es gibt derzeit keine Impfpflicht, daher können Sie auch nicht die Einhaltung dieser "Maßnahme" einfordern.
Und noch ein Wort zu den Gegenprotesten: Allen Andersdenkenden ein pauschales „Nazis raus!“ und „Wir impfen Euch alle!“ entgegen zu schleudern sehen wir als demokratiefeindlich und geschichtsrelativierend an.
Wir sehen Solidarität als Gegenentwurf zum Begriff der Ausgrenzung – eine Kölner Gemeinschaft von Menschen unterschiedlicher Denk- und Lebensweisen, in der diese akzeptiert werden und NIEMAND aufgrund dessen ausgegrenzt wird. Dies beinhaltet eben auch explizit die freie Impfentscheidung jeder*s Einzelnen.
Wir hätten uns vor 2 Jahren selbst nicht vorstellen können, dass wir in Köln einmal Angst haben würden unsere Meinung frei zu äußern. Leider ist dem aber so. Wir haben uns daher bewusst entschieden, nur den Namen unserer Initiative anzugeben und auf weitere Namensnennungen zu verzichten.
Wir hoffen aber, dass wir uns täuschen und dass Sie sich diese Kritik zu Herzen nehmen.
Riskieren Sie nicht, dass sich ein erheblicher Teil der Zivilgesellschaft und bürgerlichen Mitte Kölns von der Politik enttäuscht abwendet.
Köln, 12.02.2022
"INITIATIVE FÜR EIN RESPEKTVOLLES MITEINANDER IN KÖLN«
Die Fußnoten des Originaltextes habe ich weggelassen.
Mehrere Tausend Menschen haben in verschiedenen Städten abermals gegen die Corona-Politik demonstriert – trotz der von Bund und Länder angekündigten Lockerung von Schutzmaßnahmen. In Freiburg zogen nach Angaben der Polizei rund 4500 Menschen durch die Innenstadt. In Reutlingen waren es rund 5000 Menschen. Etwa 3000 Menschen gingen auch in Düsseldorf auf die Straße. In Frankfurt am Main beteiligten sich rund 3500 Menschen an einem Demonstrationszug. In Augsburg hätten bei einem Protestzug in der Spitze etwa 5500 Menschen teilgenommen, so die Polizei. In Dresden versammelten sich etwa 2000 Menschen bei einer Kundgebung auf dem Altmarkt, zu der die Initiative "Querdenken 351" aufgerufen hatte. In Bautzen zählte die Polizei bis zu 1600 Menschen. Auch in anderen Städten im Bundesgebiet kam es zu Demonstrationen gegen die Corona-Politik, aber zumeist mit geringeren Teilnehmerzahlen.
https://www.n‑tv.de/panorama/22–28-Tausende-Menschen-protestieren-erneut-gegen-Corona-Politik–article21626512.html
ntv-Zahlen würde ich jetzt nicht unbedingt vertrauen.
Sehen so 5000 Menschen aus ?
https://www.youtube.com/watch?v=XlzqHOaqJw4
Vielleicht wenn man nur jeden Zweiten zählt 😉
Das dürfte dann vermutlich für alle im Artikel erwähnten Städte zutreffen.
Super Brief, der es auf den Punkt bringt.
Ich bin gespannt, was Politik und Medien zum Thema 'Fairplay' zu sagen haben. Auf das Fairplay warte ich von deren Seite seit zwei Jahren.
Ich freue mich darüber, dass die Maßnahmenkritiker friedlich sind und besonnen. Da kann man gelebtes Fairplay sehen, während auf der Gegenseite Beleidigungen, Drohungen und Hass an der Tagesordnung sind.
Ja, NRW als einwohnerstärkstes Land könnte dieses Fairplay Zeichen setzen und sollte nicht erst bis Mai zur Wahl abwarten…
… wir haben es in der Hand.
Corona-Proteste in Aalen jetzt auch am Strassenrand: https://www.schwaebische.de/landkreis/ostalbkreis/aalen_artikel,-impfgegner-protestieren-am-strassenrand-_arid,11474411.html
"Riskieren Sie nicht, dass sich ein erheblicher Teil der Zivilgesellschaft und bürgerlichen Mitte Kölns von der Politik enttäuscht abwendet."
Die meisten Politiker haben doch noch gar nicht bemerkt, dass da längst kein Vertrauen mehr da ist und bleiben schmerzfrei, da sie sich im Mai auch mit Sinkflug-Wahl-ergebnissen ihre Posten und Pöstchen zurecht lügen…
… es geht nicht um die Sache, sondern nur um Machterhalt.
Ich freue mich über diesen Brief aus Köln. In dieser Stadt hat sich tatsächlich unter dem Namen "Der Kölner Corona-Aufruf" ein Bündnis aus Kultur-Prominenz, Rat und linken Gruppen gebildet, das sich dadurch auszeichnet jegliche Kritik oder Zweifel an bestimmten Maßnahmen oder der geplanten Impfpflicht zu diskreditieren und jeglichen Dialog von vornerein auszuschliessen.
Mit dem Wissen diesen Briefes werde ich weiter gerne montags spazieren gehen.….
Die verzweifelte Suche nach Entschuldigung und Rechfertigung
Die Veröffentlichung dieses Briefs ist vielleicht auch ein kleines Stück Zeitgeschichte. Generationen nach uns werden hoffentlich sehen können, wie die Unterdrückung des Volkes durch Hetze und Zensur begann. Danke.
OMG, ich würd ja gerne mehr schreiben,aber es füllte Seiten!
Träumt weiter von Dialog und Gelaber und Spaziergehen.
Ich unterstell mal @Elisabeth und Martin Mascher, daß es sich bei den beiden um Systemlinge handelt, aber sie haben Recht! es ist ein kläglicher Versuch, sich fürs Protestieren zu rechtfertigen, sich mit Argumenten an die "Verwaltlung" anzudienen, um dieser ein schlechtes Gewissen zu machen. Was für eine witzige Vorstelllung. Fairplay gibts nichtmal bei den Minikickern.
Ja, ich weiß, nach zwei Jahren Schweineschnauze hoffen viele auf ein Wunder.
Nur zu!
Wunder gibt es immer wieder, nur leider nicht, wenn man sie braucht.
Nachtrag: sollte der Trudeau zurücktreten, werde ich das o.g. umschreiben.
@Getriebesand: Sie werden doch nicht zum Öl, oda?
@Renzo
Über die Form Ihres Beitrags kann man sicherlich diskutieren,
dennoch muss ich Ihnen recht geben, diese Gedanken sind mir auch als erste gekommen.
Das zieht sich letztlich in großen Teilen durch die letzten 2 Jahre.
Sich ständig für sein Empfinden und Verhalten rechtfertigen, in
vorauseilendem Gehorsam schnellstmöglich von aller geframeten Kontaktschuldigkeit distanzieren und trotz aller Erkenntnisse und der eigenen Wahrnehmung stur weiter das allgemeine Narrativ bedienen. M.E. zeugt das von wenig Selbstbewußtsein (was übrigens absolut nicht abwertend gemeint ist).
Nichtsdestotrotz finde ich solche Texte – sollte dies eine seriöse
Quelle sein – nicht unwichtig, da sie – trotz vielleicht einiger vorhandener Mängel – auf ein paar Dinge aufmerksam machen.
Und solange auch nur ein einziger vorher vielleicht unkritischer
Mensch damit erreicht wird, hat sich der Text schon gelohnt.
Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß noch ganz andere Dinge geschehen müssen, um die derzeitige Situation
nachhaltig zu ändern.
Ja die Form. Als junger Mensch bin ich nunmal nicht so bewandert in der Form.
Die Message wär's gewesen, um die es sich dreht. Und damit hab ich ja Erfolg:
Es wird gelesen und kommuniziert. Unwichtig sind solche Texte nich, ich find sie eher entlarvend. Das scheint ja auch angekommen zu sein. Und für die vollständige Diskussion fehlt nicht nur der Platz, auch die Zeit. Und IHR letzter Satz zeigt ja die Richtung, also alles palletti. SIE dürfen selbstredend auch duzn, ich bin da nicht sensibel.
@Basti: "Die können doch die Meinung von mehreren Tausend Kölner*innen nicht einfach unterschlagen!" Doch können sie.
Und bitte nicht gendern. Das zeigt schon, daß der wesentliche Teil des Influenzens schon gewirkt hat. Wenn du – ich bin so kühn – gendern möchtest, dann bitte die Form Kölnerinnen und Kölner, wäre zumindest mein Wunsch.
Eigener Vorlieben natürlich unbeschadet.
Das is doch schon wida so kompileriziert.….….….….
Danke Corodok für die Veröffentlichung! Hier erreicht man zumindest einen Teil der Menschen, die sich kritisch mit der Thematik auseinandersetzen.
Wo aber sind die Kölner Medien? Was ist mit dem Stadtanzeiger?
Einen OFFENEN BRIEF haben diese bestimmt erhalten.
Daher: Druck machen und auf den Offenen Brief hinweisen: Die können doch die Meinung von mehreren Tausend Kölner*innen nicht einfach unterschlagen!
Email Kölner Stadtanzeiger: ksta-koeln@dumont.de