"Mutiert die taz zum Regierungsblatt?"

So geben zwei taz-Redak­teu­re Fra­gen von Lese­rIn­nen der Zei­tung wieder.

"Man­che Leser:innen geben uns in die­sen Tagen ein irri­tier­tes Feed­back. Sie sehen unse­re Bericht­erstat­tung über das Virus und die rigi­den Maß­nah­men der Bun­des­re­gie­rung kri­tisch. Ein häu­fi­ger Kri­tik­punkt lau­tet, wir sei­en zu „regie­rungs­nah“, zu dicht „am Main­stream“ und täten kri­ti­sche Stim­men, die es wag­ten, den Regie­rungs­kurs zu hin­ter­fra­gen, als Ver­schwö­rungs­theo­rien ab."

Sie wür­den die Fra­ge nicht stel­len, hät­ten sie nicht auch eine Antwort:

"Kri­tik aus Prin­zip ist nicht mehr als eine Pose. Gute Argu­men­te eines Gegen­übers zu igno­rie­ren, weil er auf der ver­meint­lich fal­schen Sei­te steht, ist Ideologie.

Jen­seits der Tat­sa­che, dass wir das Coro­na­vi­rus eben­so wie alle rele­van­ten Wissenschaftler:innen und alle seriö­sen Medi­en sehr ernst neh­men, hal­ten wir den Vor­wurf, die taz sei zum „Regie­rungs­blatt“ mutiert, für nicht haltbar…

Men­schen, die Fak­ten offen­sicht­lich igno­rie­ren, zu lebens­ge­fähr­li­chem Ver­hal­ten auf­ru­fen und absur­de Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­brei­ten wol­len, wird die taz kein Forum bie­ten." Link

Das kann zum Teu­fels­kreis wer­den. Wer zugleich defi­niert, was Ver­schwö­rungs­theo­rien sind und sich dann dage­gen wehrt, sie zu ver­öf­fent­li­chen, steht immer auf der siche­ren Sei­te. Das war mit Got­tes­ur­tei­len im Mit­tel­al­ter schon so.

Erneut Tausende auf Demo in Israel

Das Land mit einem in vie­len Punk­ten rigi­de­ren Coro­na-Regime als Deutsch­land gönnt sich die Aus­übung demo­kra­ti­scher Grund­rech­te auch in Zei­ten der Pandemie.

"Tau­sen­de Israe­lis haben am Sams­tag­abend nach Medi­en­be­rich­ten in Tel Aviv gegen die Poli­tik von Minis­ter­prä­si­dent Ben­ja­min Netan­ja­hu demons­triert. Die Men­schen ver­sam­mel­ten sich auf dem zen­tra­len Rabin-Platz und hiel­ten dabei wegen der Coro­na-Kri­se einen Sicher­heits­ab­stand von zwei Metern. Ein Poli­zei­spre­cher sprach von meh­re­ren Hun­dert Teil­neh­mern, Medi­en dage­gen von Tau­sen­den. Die Bewe­gung „Schwar­ze Flag­gen“ warnt vor einer Ero­si­on der Demo­kra­tie unter Netan­ja­hu." Link

Bei uns kön­nen poli­ti­sche Grup­pen die­ses Recht erst nach kraft­rau­ben­den Aus­nah­me­an­trags­ver­fah­ren und oft erst nach Bemü­hung von Gerich­ten aus­üben. Daß die dabei zustan­de­kom­men­den Ver­an­stal­tun­gen von 10–50 "Stell­ver­tre­ter-Demons­trie­ren­den" tat­säch­lich den Geist des Grund­ge­set­zes wider­spie­geln, kann bezwei­felt werden.

"Morddrohungen gegen Virologe Christian Drosten"

So beti­telt die Zeit einen Arti­kel am 27.4. Der Inhalt ist erschre­ckend genug, da muß man sich nicht über gram­ma­ti­ka­li­sche Schlam­pe­rei aufregen.

'Für vie­le Deut­sche sei er "der Böse, der die Wirt­schaft lahm­le­ge", sag­te der Ber­li­ner Wis­sen­schaft­ler in einem Inter­view der bri­ti­schen Zei­tung The Guar­di­an. Er lei­te die Dro­hun­gen an die Poli­zei wei­ter. Nachts wach hiel­ten ihn aller­dings viel­mehr die E‑Mails von Eltern, die ihm von ihren Sor­gen vor der Zukunft berichteten.'

Link zum Guardian-Interview

"Das Virus trifft alle gleichermaßen – alt und jung, arm und reich"

Schon im eige­nen Land sehen wir, daß die Aus­wir­kun­gen des Virus in erheb­li­chem Maße unter­schied­lich sind, abhän­gig vor allem von der sozia­len Situa­ti­on der ein­zel­nen Menschen.

Har­vard-Öko­nom Dani Rodrik rich­tet den Blick auf die Welt­wir­schaft und stellt fest:

"Ich glau­be, die rei­chen Län­der wer­den sich schnel­ler erho­len als die Ent­wick­lungs­län­der, weil die Letz­te­ren nicht die finan­zi­el­len Mit­tel haben, um ange­mes­sen auf die Pan­de­mie zu reagie­ren. Was in Euro­pa und in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten an Ein­kom­mens- und Arbeits­markt­hil­fen mobi­li­siert wur­de, ist außer­ge­wöhn­lich. Die rei­chen Län­der kön­nen sich die­sen Luxus leis­ten und auch mit Hil­fe der Geld­po­li­tik prak­tisch unbe­grenz­te Hil­fen bereit­sstel­len. Ande­re nicht. „"Das Virus trifft alle glei­cher­ma­ßen – alt und jung, arm und reich"“ weiterlesen

Dialektik mit Känguru

Unter die­sem Titel beschreibt FAZ-Autorin Bet­ti­na Wei­gu­ny am 26.4. Aspek­te des Coro­na-Lebens unter Ein­fluß ihres Marc-Uwe Kling lesen­den 13-jäh­ri­gen Sohnes.

Sie notiert die gegen­wär­ti­gen dia­lek­ti­schen Maßnahmen:

"1. Im Prin­zip dür­fen wir alle das Haus nicht ver­las­sen, aber wenn wir es tun, ist es auch okay.

2. Mas­ken sind nutz­los, aber wir soll­ten sie trotz­dem tra­gen, weil sie helfen.

3. Alle Läden sind geschlos­sen, außer denen, die geöff­net haben…

5. Es gibt kei­nen Eng­pass bei Lebens­mit­teln, nur Din­ge, die feh­len oder der­zeit nicht da sind…

7. Wir kön­nen ver­schie­de­ne Sym­pto­me haben, wenn wir krank sind, aber auch ohne Sym­pto­me krank sein, Sym­pto­me haben, ohne krank zu sein, anste­ckend sein ohne Sym­pto­me und vice versa.

8. Soll­ten wir krank gewe­sen sein, kön­nen wir spä­ter wie­der erkran­ken, dazwi­schen aber sind wir immun. Viel­leicht sogar gesund. Wer weiß das schon."

Nun doch Autopsien

Wie in vie­len ande­ren Fäl­len hat das Robert-Koch-Insti­tut sei­ne Mei­nung auch zur Fra­ge von Aut­op­sien bei Coro­na-Ver­dacht geändert.

Gut­wil­li­ge kön­nen das Ein­sicht nen­nen und Reak­ti­on auf neue Erkennt­nis­se. Skep­ti­ker ver­wei­sen eher dar­auf, daß die RKI-Chefs sich eher media­lem Druck anpas­sen. Das Insti­tut beruft sich in der Mas­ken­fra­ge (wochen­lang lehn­te es eine Ver­pflich­tung zum Tra­gen ab) genau­so wenig auf neue Erkennt­nis­se wie in der der Aut­op­sien. Hier war ein­fach das Unver­ständ­nis aus der Fach­welt über­mäch­tig geworden:

"Der Bun­des­ver­band Deut­scher Patho­lo­gen (BDP) und die Deut­sche Gesell­schaft für Patho­lo­gie (DGP) for­dern mög­lichst zahl­rei­che Obduk­tio­nen von Coro­na-Ver­stor­be­nen. Sie wider­spre­chen damit der Emp­feh­lung des Robert Koch Insti­tuts, in die­sen Fäl­len inne­re Lei­chen­schau­en zu ver­mei­den. Im Gegen­teil sei es not­wen­dig, wei­te­re Erkennt­nis­se über die Erkran­kung und deren oft erstaun­lich ful­mi­nan­ten Ver­lauf zu gewin­nen und offe­ne Fra­gen zu beant­wor­ten." Link
„Nun doch Aut­op­sien“ weiterlesen

Dummheit in linken Medien – eine Fortsetzung

Das Ver­sa­gen wei­ter Tei­le der orga­ni­sier­ten Lin­ken bei der Ver­tei­di­gung demo­kra­ti­scher Rech­te wie dem, sich zu poli­ti­schen Demons­tra­tio­nen zu ver­sam­meln, führt zu immer wüs­te­ren Ver­leum­dun­gen der Men­schen, die sich die­se Rech­te nicht neh­men lassen.

Nur weni­ge klei­ne­re lin­ke Grup­pen orga­ni­sie­ren in die­sen Tagen Aktio­nen, an denen sich Men­schen betei­li­gen kön­nen und die rech­ten Rat­ten­fän­gern kei­ne Anschluß­mög­lich­kei­ten bie­ten. So etwa zur Soli­da­ri­tät mit den Flücht­lin­gen in euro­päi­schen Lagern oder gegen die immer unzu­mut­ba­re­ren Arbeits­be­din­gun­gen der Beschäf­tig­ten in der Pfle­ge und ande­ren Gesundheitseinrichtungen.

Der "lin­ke Main­stream" aus taz, ND und jun­ger Welt über­schlägt sich statt des­sen mit Dif­fa­mie­run­gen. Jüngs­tes Bei­spiel ist ein Arti­kel in der heu­ti­gen jW, der allein an sei­ner Wort­wahl erken­nen läßt, daß Min­dest­re­geln des Jour­na­lis­mus kei­ne Rol­le spie­len: „Dumm­heit in lin­ken Medi­en – eine Fort­set­zung“ weiterlesen

FAZ-Redakteur radikalisiert sich

In einem Arti­kel der FAZ Sonn­tags­zei­tung vom 26.4., der bemer­kens­wer­ter­wei­se auf der Web­sei­te der Zei­tung nicht zu fin­den ist, setzt sich der Autor Thi­lo Kom­ma-Pöllath mit der Coro­na-Erkran­kung sei­nes 85-jäh­ri­gen demen­ten Vaters auseinander.

Er ver­sucht zu ver­ste­hen, war­um sein Vater trotz eines seit dem 18. März gel­ten­den Kon­takt­ver­bots infi­ziert wer­den konn­te. Er kon­tak­tiert den Sta­ti­ons­lei­ter des Pflegeheims.

"Am Tag es posi­ti­ven Test­ergeb­nis­ses hat­te er umge­hend mei­ne Mut­ter infor­miert. Neben mei­nem Vater sei­en neun wei­te­re Pati­en­ten erkrankt, so der Lei­ter zu mei­ner Mut­ter. Als ich dem Sta­ti­ons­lei­ter auf den Kopf zusa­ge, dass das Virus ja nur über die Pfle­ge­kräf­te oder das Küchen­per­so­nal in das Heim ein­ge­schleppt wor­den sein konn­te, wie­der­holt er nur, dass man die Infek­ti­ons­ket­te nich nach­voll­zie­hen kön­ne. Wie vie­le Pfle­ge­kräf­te erkrankt sei­en? Dazu kön­ne er nichts sagen. Ob denn die Pfle­ge­kräf­te alle zwei Tage, wie von Exper­ten gefor­dert, auf das Virus regel­ge­tes­tet wer­den? Jetzt end­lich ein Ant­wort: 'Lei­der nein, regel­mä­ßi­ge Tests gibt es nicht.' Vom ört­li­chen Gesund­heits­amt bekom­me man nicht genü­gend Tests zur Ver­fü­gung gestellt… „FAZ-Redak­teur radi­ka­li­siert sich“ weiterlesen

Grafiken, die nichts beweisen

Vier Gra­fi­ken aus dem glei­chen Zah­len­ma­te­ri­al. Sie zei­gen, daß ein und die­sel­ben Zah­len ganz unter­schied­lich dar­ge­stellt und inter­pre­tiert wer­den können.

In der esten Sicht sind wir im Ran­king ganz gut, aber auch die USA lie­gen noch vor San Marino.

Wie sieht es mit der nächs­ten Kor­re­la­ti­on aus? Deutsch­land ein­sa­me Klas­se, weit abge­schla­gen etwa Vati­kan­stadt – aber nur, weil es dort bis heu­te kei­ne Toten gibt. Selbst der mick­ri­ge Wert für die USA besagt: Die Zahl der Gene­se­nen ist dop­pelt so hoch wie die der Todesfälle.

Ein völ­lig ande­res Bild ergibt sich, wenn man die Zahl der Fäl­le pro einer Mil­li­on Ein­woh­ner betrach­tet. Da ste­hen wir ganz gut da, aber längst nicht so gut wie Kuba oder Japan. Selbst die USA wir­ken mode­rat, wäh­rend ein­sa­mer Spit­zen­rei­ter San Mari­no ist.

Quel­len Stand 28.4. 00:13 Uhr

Wenn berück­sich­tigt wird, daß Daten in den ver­schie­de­nen Län­dern sehr unter­schied­lich erho­ben wer­den, die Johns-Hop­kins-Uni­ver­si­tät als Urhe­be­rin des Zah­len­ma­te­ri­als umstrit­ten ist und es erheb­li­che Tages­schwan­kun­gen gibt, dann soll­te uns dies vor­sich­tig machen bei der Akzep­tanz der uns rund um die Uhr prä­sen­tier­ten ver­meint­lich objek­ti­ven Statistiken.

1. Mai in Berlin: Versammlung der besonderen Art

Unter dem Mot­to "Eva­ku­iert Moria! Her­aus zum Revo­lu­tio­nä­ren 1. Mai!" wer­den in die­sem Jahr unge­wöhn­li­che Akti­ons­for­men ange­kün­digt. In einem Auf­ruf heißt es

"Hal­tet dabei den Min­dest­ab­stand ein und ver­mummt euch mit Schals oder Mas­ken. Und bleibt in Bewe­gung. Ab 18.20 Uhr wer­den wir über Twit­ter und die Web­site nach­ein­an­der mit zeit­li­chem Abstand Orte in Kreuz­berg 36 bekannt­ge­ben, zu denen wir uns dann über ver­schie­de­ne Wege bege­ben wer­den. Infor­miert die ande­ren, die kein mobi­les Inter­net haben. Wir wol­len die Stra­ßen mit unse­ren anti­ras­sis­ti­schen, anti­pa­tri­ar­cha­len und anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Inhal­ten flu­ten… „1. Mai in Ber­lin: Ver­samm­lung der beson­de­ren Art“ weiterlesen