Wer ist Biontech?

Worum han­delt es sich bei dem Unternehmen, das jetzt den Zuschlag für die Testung eines Corona-Impfstoffs erhal­ten hat?

MIG-Fonds, einer der Aktionäre, hat es im Portfolio und schwärmt auf sei­ner Seite:

»MIG Fonds sind Marktführer für außer­börs­li­che Unternehmens­beteiligungen in Deutschland und Österreich. Viele tau­send Anleger haben mit ihrer Investition in MIG Fonds ihr Portfolio um den Baustein Venture Capital erweitert.

MIG Fonds inves­tie­ren ihr Kapital in jun­ge, inno­va­ti­ve Unternehmen mit einem deut­li­chen Alleinstellungsmerkmal – aktiv gema­nagt und breit diver­si­fi­ziert. Die Entwicklung neu­ar­ti­ger Produkte oder bahn­bre­chen­der Technologien in Wachstumsmärkten wer­den so in den Beteiligungsunternehmen finan­ziert – im Schwerpunkt in Deutschland, aber auch auf dem gesam­ten Europäischen Markt.

MIG Fonds inves­tie­ren nicht nur in den dyna­mi­schen indus­tri­el­len Wandel – MIG Fonds und ihre Anleger gestal­ten den Wandel mit. Mit vie­len Chancen und eben­so mit Risiken. Stets mit dem kla­ren Ziel erheb­li­cher Wertsteigerungen und nach­hal­tig in Verantwortung für künf­ti­ge Generationen.« Link

Da wird schnell die Erzählung ent­zau­bert, hier sol­le es um Gutes für die Menschheit gehen. Nein, man will ein Alleinstellungsmerkmal und das mit dem kla­ren Ziel erheb­li­cher Wertsteigerungen. So weit, so nor­mal kapi­ta­lis­tisch. „Wer ist Biontech?“ weiterlesen

Impfstoff-Test: Aktie legt um 48% zu

Erstmals ist in Deutschland eine Zulassung für die kli­ni­sche Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen das neu­ar­ti­ge Coronavirus erteilt wor­den. Das Mainzer Unternehmen Biontech erhielt vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Genehmigung, sei­nen Wirkstoff zu testen.

finan­zen-net freut sich:

"Corona-Fantasie kehrt bei BioNTech-Aktie zurück

Ein zuletzt eher ver­nach­läs­sig­ter Gewinner der Corona-Krise hat am Mittwoch neu­en Auftrieb erhal­ten: Papiere von Biontech spran­gen bis zum Mittag auf der Handelsplattform Tradegate um über 48 Prozent auf 57,59 Euro an – vor­börs­lich an der Nasdaq ergab sich ein ähn­li­chen Bild. Im offi­zi­el­len US-Handel am Mittwoch klet­ter­ten die Papiere dann schluss­end­lich um 26,6 Prozent auf 53,50 US-Dollar.

Entsprechende Hoffnungen hat­ten die Papiere Mitte März bereits auf ein Rekordhoch von 101 Euro getrie­ben, just als der Gesamtmarkt sei­nen bis­he­ri­gen Tiefststand im Zuge der Pandemie erreich­te. In den dar­auf fol­gen vier Wochen büß­ten sie dann einen Großteil der Gewinne bis auf 34,09 Euro ein.

Biontech arbei­tet mit dem US-Konzern Pfizer und in China mit Fosun Pharma am Impfstoffprogramm BNT162. Auch in den USA will man nach ent­spre­chen­der Genehmigung bald kli­ni­sche Studien mit dem Wirkstoff durch­füh­ren." Link

Warum soll­te mit der Entwicklung eines Impfstoffs nicht etwa staat­li­che oder uni­ver­si­tä­te Forschungsinstitute beauf­tragt wer­den, wenn sich damit doch treff­lich Gewinne machen können?

"Maske auf und Maul halten"

Das kön­ne nicht die Lösung sein, moniert die "Zeit" in einem Kommentar.

Wundersamerweise sind in der Frage der Maskenpflicht alle Bundesländer in weni­gen Tagen zu der (ver­mut­lich wis­sen­schaft­li­chen) Erkenntnis gekom­men, dies sei ein Top-Idee.

Bislang galt das (ver­mut­lich aus wis­sen­schaft­li­chen Gründen) als höchst umstrit­ten. Auch das RKI hat­te wochen­lang eher abge­ra­ten, war dann aber ohne irgend­ei­ne Begründung umgeswitcht.

Auch hier erle­ben wir wie­der: Politische Entscheidungsträger suchen sich aus, von wem sie "bera­ten" wer­den wol­len. Abweichende Positionen sind nicht gefragt. Etwa wie die des noto­ri­schen Verschwörungstheoretikers Frank Ulrich Montgomery, sei­nes Zeichens Weltärztepräsident (kei­ne Ahnung, was das für eine Funktion ist).

"Weltärztepräsident – Montgomery kri­ti­siert Maskenpflicht 
Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat die ab kom­men­der Woche in ganz Deutschland im Kampf gegen das Coronavirus gel­ten­de Maskenpflicht scharf kri­ti­siert. Er tra­ge zwar sel­ber "aus Höflichkeit und Solidarität" eine Maske, hal­te aber eine gesetz­li­che Pflicht für "falsch", sag­te Montgomery der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Link „"Maske auf und Maul hal­ten"“ weiterlesen

Super! Steuern für Gastronomie gesenkt

Ein neu­er Geniestreich im Maßnahmenquartett ist der Bundesregierung eingefallen.

Die Tagesschau berichtet:

"Gastronomiebetriebe sol­len steu­er­lich ent­las­tet wer­den, indem die Mehrwertsteuer für Speisen laut Beschluss ab dem 1. Juli befris­tet bis zum 30. Juni 2021 gene­rell auf den ermä­ßig­ten Steuersatz von sie­ben Prozent gesenkt wird."

Dumm ist nur: Womöglich gilt die­se Senkung nur für gar nicht ver­kauf­te Speisen und Getränke gilt. Denn:

"Dies bedeu­tet aller­dings nicht auto­ma­tisch, dass die gas­tro­no­mi­schen Betriebe mit dem Zeitpunkt der Steuersenkung wie­der öff­nen kön­nen." Link

Hinzu kommt: Hier wird einer Branche unter die Arme gegrif­fen, die seit je her äußerst aus­beu­te­ri­sche Arbeitsbedingungen bereit­hält. Gegen jede Anpassung des Mindestlohns zetern die Unternehmerverbände. "Kein Verständnis" haben sie und beklagen

"Der ab 1. Januar 2020 gül­ti­ge Mindestlohn von 9,35 Euro lie­ge 30 Cent über dem im aktu­el­len Branchentarifvertrag des BdS ver­ein­bar­ten Stundenlohns für die unters­te Tarifgruppe." Link

Was nichts ande­res heißt als daß die Unternehmen die Gewerkschaft haben zwin­gen kön­nen, Tarifverträge noch unter dem Niveau des Mindestlohns abzuschließen.

Dabei gibt es zahl­rei­che Ausnahmeregelungen für den Mindestlohn. Er gilt nicht für Langzeitarbeitslose wäh­rend der ers­ten sechs Monate ihrer Beschäftigung nach Beendigung der Arbeitslosigkeit, nur ein­ge­schränkt für Saisonarbeiter, es gibt kei­ne Sonn- und Feiertagszuschläge und vie­le Einschränkungen für Nachtarbeitszuschläge. Link und Link

junge Welt hetzt gegen Kritiker

Immer mehr bestä­tigt sich die Vermutung: Corona geht aufs Hirn.

Die "jun­ge Welt" ist eine Zeitung, die lan­ge Zeit lin­ke Positionen auch jen­seits der Linkspartei publi­ziert hat und sich dabei stets von den Interessen der Lohnabhängigen und Prekären, auch im inter­na­tio­na­len Kontext, hat lei­ten lassen.

Mit Corona wur­de das alles anders. Die kri­ti­schen Hirnregionen sind still­ge­legt, klas­si­sche Fragen der Linken wie "Wem nützt es?" oder "Wer ver­tritt war­um wel­che Positionen?" wer­den nicht mehr gestellt.

Von Anfang an bis heu­te gel­ten im Blatt aus­schließ­lich und unkri­tisch die Bezugspunkte Johns-Hopkins-Universität und RKI.
Dabei war es nicht so, daß kri­ti­sche Positionen von Natur- und Gesellschaftswissenschaftlern abge­wo­gen und dann zu Gunsten von JHU und RKI ver­wor­fen wur­den, weil dort die bes­se­ren Argumente zu ver­or­ten wären. Nein, sie wur­den – exakt wie von den Regierenden – schlicht nicht zur Kenntnis genom­men, son­dern pau­schal dif­fa­miert. „jun­ge Welt hetzt gegen Kritiker“ weiterlesen

Bei der Linken weiß die Rechte nicht, was die Linke tut

"DIE LINKE ruft die Landes- und Kreisverbände auf, zum Internationalen Tag der Arbeit am 1. Mai – unter der Einhaltung der Abstandsregeln – poli­ti­sche Aktionen zu organisieren.

Das kön­nen kol­lek­ti­ve Aktionen sein, bei denen kei­ne Ansteckungsgefahr droht: z.B. gemein­sa­me krea­ti­ve Aktionen wie Fahrrad- oder Autokorsos, Menschen-'Ketten' etc. Sie sucht dabei die Absprache mit Gewerkschaften und Bündnispartner/innen in Verbänden und sozia­len Bewegungen." Link

So weit, so vor­bild­lich. Nur: Überall dort, wo sie in Regierungsverantwortung ist, legt sie Aktionen büro­kra­ti­sche Steine in den Weg und schickt im Zweifel die Polizei los. „Bei der Linken weiß die Rechte nicht, was die Linke tut“ weiterlesen

Privatisierer – endlich mal die Klappe halten!

Da erle­ben wir gera­de die größ­te Krise unse­res Gesundheitssystems – die gesam­te Wirtschaft wird her­un­ter­ge­fah­ren, um sei­nen Kollaps zu ver­hin­dern. Man soll­te den­ken, in die­ser Situation hal­ten sich die Neoliberalen mal einen Moment zurück. Fehlanzeige!

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bricht am 19.4. eine Lanze für das Schließen von Krankenhäusern und ihre Privatisierung. Unter dem Titel "Von wegen kaputt­ge­spart" lesen wir dort:

"Während eini­ge weni­ge Länder (dra­ma­tisch Griechenland, aber auch Italien) ihre Ausgaben für Gesundheit zurück­ge­fah­ren haben (ob es am Austeritätszwang der EU lag, ist frag­lich), gibt Deutschland kon­ti­nu­ier­lich mehr Geld aus: Je Einwohner stie­gen die Ausgaben, gemes­sen in Preisen von 2010, zwi­schen 1993 und 2017 von 2400 auf 4000 Euro."

"Fraglich" ist also, ob es nicht doch die Faulheit von Griechen und Italienern ist, die dafür jetzt büßen müssen.

"Damit ist – wohl­ge­merkt – die Frage noch nicht beant­wor­tet, ob wir auch gute Medizin für unser Geld bekom­men. In den Vereinigten Staaten, die der­zeit schon 18 Prozent des Sozialprodukts auf die Gesundheit ver­wen­den, spricht eini­ges dafür, dass zwar vie­le Gesundheitslobbyisten, aber nicht die Kranken und schon gar nicht die Ärmsten der Armen von dem inter­na­tio­na­len Gesundheits-Spitzenplatz pro­fi­tie­ren. Dazu gleich mehr." „Privatisierer – end­lich mal die Klappe hal­ten!“ weiterlesen

Demo in Berlin: Mehr als 500 gegen Corona-Maßnahmen

Zur vier­ten "Hygiene-Demo" in Berlin kamen am letz­ten Samstag mehr als 500 Menschen. Wie einer der Initiatoren mit­teilt, bekam er am Vorabend per­sön­li­chen Besuch von der Polizei. Man infor­mier­te ihn über eine "Aufenthaltsverbotsverfügung". Es wur­de ein Strafgeld von 2.500 Euro ange­droht, soll­te er am 18. 04. 2020 in der Zeit von 10.00 bis 24.00 Uhr den Rosa-Luxemburg-Platz und angren­zen­de Straßen betre­ten. Link

260 Polizeibeamte lös­ten die Demonstration auf und stell­te die Personalien von 79 Menschen fest. Link

In der Abendschau des RBB äußert Michael Knape, Professor für Polizeirecht, schar­fe Kritik am Vorgehen der Polizei und den gel­ten­den Vorschriften. (Der Link wur­de inzwi­schen entfernt.)

„Demo in Berlin: Mehr als 500 gegen Corona-Maßnahmen“ weiterlesen

Kita-Öffnung: Die Linke bremst

Vor allem allein­er­zie­hen­de Eltern im gan­zen Land wün­schen eine bal­di­ge Öffnung von Kitas. An ihrer Seite steht nicht Katja Kipping.

Das "Neue Deutschland" ver­mel­det am 20.4.:

"Linke-Chefin: Betreuung klei­ne­rer Kinder »viel­leicht erst­mal im pri­va­ten Rahmen orga­ni­sie­ren«

Zudem müs­se über »mate­ri­el­le Hilfen« für betrof­fe­ne Eltern und eine Erweiterung der Notbetreuung nach­ge­dacht werden.

Kipping warn­te vor den Risiken einer raschen Kita-Öffnung: Jeder müs­se sich der »Gefahr bewusst sein«, dass ein infi­zier­tes Kind das Virus an alle ande­ren wei­ter­ge­ben kön­ne. Sie selbst habe ihre Tochter »ange­wie­sen, alles nur noch mit Plastiküberzug anzu­fas­sen«. Es sei aber auch für Achtjährige schwer, den Mindestabstand ein­zu­hal­ten. Für Kleinkinder sei das unmög­lich. Deswegen hal­te sie »nichts von einem Wettlauf über die schnells­ten Lockerungen«." Link

Materielle Hilfen für Alleinerziehende sind bit­ter nötig (und waren es immer), dazu gibt es auch ver­nünf­ti­ge Vorschläge aus der Linkspartei.

Doch es geht um mehr, näm­lich das Kindeswohl. Selbst Familienministerin Giffey befin­det: "Es gel­te abzu­wä­gen zwi­schen dem Schutz der Kinder vor dem Virus und dem Kindeswohl all­ge­mein. Seit etwa einer Woche beob­ach­te man, dass die Zahl der Anrufe und Meldungen zu häus­li­cher Gewalt anstie­gen." Link „Kita-Öffnung: Die Linke bremst“ weiterlesen

Beispiel Israel: Tausende demonstrieren trotz Corona

Der Tagesspiegel von heu­te berichtet:

"Der Rabin-Platz im Herzen Tel Avivs hat vie­le Demonstrationen gese­hen, lin­ke, rech­te, fröh­li­che, wüten­de – doch noch nie einen der­art sor­tier­ten Protest wie am Sonntagabend. 2000 Menschen ver­sam­mel­ten sich, um gegen aus ihrer Sicht unde­mo­kra­ti­sche Maßnahmen der Regierung zu protestieren.

Wegen der Kontaktverbote zur Eindämmung des Coronavirus muss­ten die Teilnehmer einen Abstand von zwei Metern ein­hal­ten. Zu die­sem Zweck hat­ten die Organisatoren erlaub­te Stehpositionen mit Kreidekreuzen auf dem Boden mar­kiert, an die die Demonstranten sich so vor­bild­lich hiel­ten, dass es auf Luftaufnahmen wirkt, als hät­te jemand ein gro­ßes Netz mit qua­drat­för­mi­gen Maschen über den Platz geworfen."

Der öster­rei­chi­sche "Standard" spricht gar von 5000 Demonstrierenden.

Foto: reuters/corinna kern