Pfizer-Beamten droht Hausverbot im EU-Parlament

Ist das mehr als Sym­bol­po­li­tik der euro­päi­schen Grü­nen? Das Nach­rich­ten­por­tal Eurac­tiv berich­tet am 12.1.23 unter obi­ger Über­schrift*:

»Vertreter:innen des ame­ri­ka­ni­schen Phar­ma­kon­zerns Pfi­zer und sei­nem CEO Albert Bour­la könn­te bald der Zugang zum Euro­päi­schen Par­la­ment ver­wehrt wer­den, nach­dem die Frak­ti­on der Grü­nen ein sol­ches Haus­ver­bot bean­tragt hatte.

Unter der Lei­tung der fran­zö­si­schen Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten Mic­hè­le Riva­si wur­de der Vor­schlag am Don­ners­tag dem Covid-Aus­schuss des Par­la­ments, kurz COVI, vorgelegt.

Alle Frak­tio­nen, mit Aus­nah­me der Euro­päi­schen Volks­par­tei (EVP) und der libe­ra­len Renew Euro­pe, stim­men für das Ver­bot, der Vor­schlag wur­de damit verabschiedet.

Einen ers­ten Prä­ze­denz­fall für den Aus­schluss von Unternehmensvertreter:innen aus dem Par­la­ment hat­te es im Jahr 2017 gege­ben, als der Umwelt­aus­schuss (ENVI) dafür stimm­te, Beamt:innen des US-ame­ri­ka­ni­schen Agro­che­mie­kon­zerns Mons­an­to aus­zu­schlie­ßen, nach­dem die­ser sich gewei­gert hat­te, an einer öffent­li­chen Anhö­rung teilzunehmen…

Sowohl im Okto­ber als auch im Dezem­ber hat­te sich der CEO von Pfi­zer, Albert Bour­la, gewei­gert, vor dem Aus­schuss zu erscheinen…

Der Pfi­zer-Chef hat­te sich zur soge­nann­ten SMS-Affä­re äußern sollen.

Dabei geht es dar­um, dass Ver­trä­ge über 1,8 Mil­li­ar­den Impf­stoff­do­sen angeb­lich direkt über pri­va­te Text­nach­rich­ten zwi­schen Bour­la und EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin Ursu­la von der Ley­en aus­ge­han­delt wur­den…«

Eine end­gül­ti­ge Ent­schei­dung der zustän­di­gen Kon­fe­renz der Aus­schuss­vor­sit­zen­den (CPC) wird frü­hes­tens in einem Monat erwar­tet. Offen­bar wird Frau von der Ley­en der Zutritt nicht verboten.

* Update: Ja, Pfi­zer hat kei­ne Beam­ten. Es ist ein Feh­ler der Über­set­zung auf der Sei­te. Der fran­zö­si­sche Text lau­tet auch ein­fach "Pfi­zer pour­rait être exclu du Par­le­ment euro­pé­en".

9 Antworten auf „Pfizer-Beamten droht Hausverbot im EU-Parlament“

  1. Inter­es­san­te Über­set­zung von Bene­dikt Stöckl: «Pfi­zer-BEAM­TE», also Staats­be­diens­te­te. Im frz. Ori­gi­nal steht an den frag­li­chen Stel­len nur der jewei­li­ge Kon­zer­nah­me [*]. Ob da das Unter­be­wuss­te rein­ge­spielt hat, dass Kon­zer­ne als Insti­tu­tio­nen des Staa­tes gelten?

    [*] https://​www​.eurac​tiv​.fr/​s​e​c​t​i​o​n​/​s​a​n​t​e​-​m​o​d​e​s​-​d​e​-​v​i​e​/​n​e​w​s​/​p​f​i​z​e​r​-​p​o​u​r​r​a​i​t​-​e​t​r​e​-​e​x​c​l​u​-​d​u​-​p​a​r​l​e​m​e​n​t​-​e​u​r​o​p​e​en/

  2. Dann wer­den wohl die Lob­by­in­ter­es­sen von Pfi­zer im EU-Par­la­ment von Ver­tre­tern der Fir­ma BioNTecj wahr­ge­nom­men, denn deren Haus­ver­bot wur­de ja bis­her nicht gefordet —

  3. Inter­es­sant. Über­ra­schend. Bis­lang waren die Grü­nen zumin­dest in Deutsch­land und Öster­reich wil­li­ge Pfi­zer-Voll­stre­cker. Wie lässt sich die neue Poli­tik erklären?

  4. "Offen­bar wird Frau von der Ley­en der Zutritt nicht verboten"
    Genau die­ser Gedan­ke ist mir auch dabei gekom­men, denn sie hät­te vor­ran­gig Rede und Ant­wort zu ste­hen und tut es nicht! Bereits wur­de von eini­gen MEPs die Ver­trau­ens­fra­ge gestellt und ihr Rück­tritt gefor­dert. Es wäre längst Zeit für sie, zu gehen.
    Gelösch­te SMS und geschwärz­te Ver­trags-Unter­la­gen, statt Trans­pa­renz; das geht gar nicht. Jagt sie zum Teu­fel, die ver­schwin­det sicher gleich durch die Dreh­tür zur glo­ba­len "Spiel"-Hölle.

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