Pflegekräfte sind unzureichend vor Corona geschützt

Am 1.12.berichtet  faz​.net:

»Die Diakonie hat nun in einer reprä­sen­ta­ti­ven Erhebung mehr als 1500 ihrer Mitarbeiter befragt, um sich ein aktu­el­les Bild der Lage im Pflegebereich zu ver­schaf­fen. Die Daten sind rela­tiv frisch, die Fragebögen wur­den im Oktober aus­ge­füllt, als die Corona-Zahlen bereits wie­der deut­lich stie­gen. Die Ergebnisse der Untersuchung lie­gen der F.A.Z. vor­ab vor…

Der aus­rei­chen­de Ausstattung [so im Original, AA] der Pflegekräfte mit Schutzausrüstung kommt auf­grund der hohen Todeszahlen in den Heimen gro­ße Bedeutung zu. In der ersten Phase der Pandemie im März und April bestan­den hier bekannt­lich gra­vie­ren­de Mängel. Nach Aussage von 63 Prozent der Befragten gab es damals immer­hin aus­rei­chend Desinfektionsmittel. Über die ein­fa­chen Schutzmasken sag­ten dies nur 49,2 Prozent und über die FFP‑2/3‑Masken ledig­lich 29,8 Prozent.«

Anstatt dafür Herrn Spahn zur Rechenschaft zu zie­hen, stand das Volk klat­schend auf den Balkonen.

Es gibt gute Gründe, an den Tests zu zwei­feln. Diejenigen, die sie lob­prei­sen, sind gleich­zei­tig dafür verantwortlich:

»Besonders groß war der Mangel bei den Corona-Testmöglichkeiten. Nur bei 17 Prozent der Befragten stan­den die­se im beruf­li­chen Bereich „aus­rei­chend“ zur Verfügung. 46,9 der Pflegekräfte berich­ten hin­ge­gen, dass sol­che Corona-Tests „gar nicht“ ver­füg­bar waren.

Zu Beginn der zwei­ten Corona-Welle im Herbst sieht die Lage bei der Schutzausrüstung nun deut­lich bes­ser aus. Es gibt jedoch wei­ter erheb­li­che Defizite. Bei den ein­fa­chen Masken und dem Desinfektionsmittel sehen sich 88,5 bzw. 91,2 Prozent der Pfleger aus­rei­chend ver­sorgt. Über FFP‑2/3‑Masken sagen dies ledig­lich 71,5 Prozent.«

Totalversagen der Gesundheitspolitik

Jenseits von Corona und der Bewertung von Masken: Kann es anders als ein Totalversagen der Gesundheitspolitik genannt wer­den, wenn ca. 10% der Pflegenden noch nicht ein­mal über ein­fa­che Masken und Desinfektionsmittel ver­fü­gen und mehr als ein Viertel über kei­ne medi­zi­ni­schen Masken? Millionen wur­den den (oft pri­va­ten) Klinikbetreibern gezahlt, um Betten für nicht anfal­len­de Corona-PatientInnen frei zu hal­ten, aber die Beschäftigten gehen den EntscheiderInnen am Allerwertesten vorbei.

Selbst bei den Tests, den Allheilmitteln der Drosten, Wieler und Spahn, hat sich seit dem Frühjahr gar nichts geändert:

»Alarmierend sind die Rückmeldungen über die Corona-Tests: Nur 17 Prozent der Pfleger sehen ihren Einrichtungen „aus­rei­chend“ mit sol­chen Tests ver­sorgt. 34,5 Prozent sagen hin­ge­gen, dass sol­che Angebote „gar nicht“ zur Verfügung ste­hen und wei­te­re 22,3 Prozent, dass sie „zu weni­ge“ Tests hät­ten. Besonders aus­ge­prägt ist die­ser Mangel bei den ambu­lan­ten und teil­sta­tio­nä­ren Pflegekräften, von denen jeweils mehr als vier­zig Prozent der Befragten angibt, wei­ter­hin kei­nen Zugang zu Corona-Tests zu haben.«

Scheinheilige Arbeitgeber

Daß Korrelationen oft­mals will­kür­li­che Interpretationen sind, zeigt sich an die­ser Aussage:

»Studienleiter Hörsch ver­weist auch auf eine Korrelation, die in den Fragebögen zwi­schen der Klage über feh­len­de Corona-Tests und der Aussage von 54 Prozent der Befragten bestehe, dass bei ihnen „Gefühle der Wut und des Ärgers“ zuge­nom­men hätten.«

Das soll sug­ge­rie­ren, die Beschäftigten hät­ten vor allem des­halb eine Stinkwut, weil ihnen zu weni­ge Tests zuge­stan­den wer­den. Dabei ist doch auch dies zu lesen:

»Mit Blick auf den eige­nen Berufsalltag berich­tet eine Mehrheit der Pflegekräfte über Arbeitsverdichtung auf­grund der Pandemie sowie über ver­stärk­te Personalknappheit. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie for­dert mit Blick auf die­se Klagen, dass „der Personalnotstand in der Pflege end­lich gelöst wer­den muss“.«

An wen, bit­te, rich­tet der Diakonie-Präsident und Arbeitgeber die Forderung?

Die Hälfte hat weniger Zeit

»Die Befragung bestä­tigt zudem den in der Öffentlichkeit viel­dis­ku­tier­ten Eindruck, dass Bewohner in den Heimen in der ersten Corona-Welle nur noch wenig Kontakt nach drau­ßen hat­ten. 92,7 Prozent der Pfleger berich­ten, dass es in ihren Heimen damals zu Besuchsverboten kam. Von einer Isolation der Bewohner kann indes nur ein­ge­schränkt die Rede sein. Lediglich 31,6 Prozent der Pfleger berich­ten, dass nahe­ste­hen­de Angehörige im März und April gar kei­nen Zugang gehabt hät­ten. 47,6 Prozent sagen, dass dies „in Ausnahmen“ durch­aus mög­lich gewe­sen sei. Ähnlich sind die Zahlen bezüg­lich der Seelsorger…

Infolge die­ser Maßnahmen kam es laut 63 Prozent der Pflegekräfte zu einem inten­si­ve­ren Austausch mit den Bewohnern. Zugleich geben 48 Prozent an, für die­se Kontakte weni­ger Zeit gehabt zu haben.«

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