Prämie oder Prügel?

Erfrischend offen ent­schei­det sich der Spiegel-Kolumnist, der auch schon mal Politikchef bei "Bild" war und nun für RTL und n‑tv arbei­tet, am 17.5. unter obi­gem Titel für letz­te­res. Es geht um die "Impfverweigerer". Anfänglich lieb­äu­gelt der Autor noch mit die­sem Modell:

»Im Bundesstaat Ohio geht der Gouverneur des­we­gen so weit, eine Lotterie aus­zu­lo­ben: Die Impflinge einer Woche sol­len dar­an teil­neh­men dür­fen und eine Million Dollar gewin­nen kön­nen. Ungeimpfte, man ahnt es, dür­fen nicht mit­ma­chen. Das ist eine gut gelaun­te Eskalation nach Gratis-Donuts, Gratis-Joints und ande­ren klei­nen Anreizen für Impfbereite. Think big, typisch Amerika

Er hält die Chancen für der­ar­tig gut gelaun­te Eskalationen in der BRD für nicht so gut. Also kommt er zu dem Schluß:

»Wer sich die Freiheit nimmt, eine Impfung abzu­leh­nen, der soll­te die Größe haben, ande­ren die Freiheit zu gewäh­ren, nur Geimpfte in sein Restaurant, sein Kino oder sei­nen Laden zu las­sen. Da es nun ein­mal einen fak­ti­schen Unterschied zwi­schen geimpft und unge­impft gibt, möge jeder sei­ne Seite wäh­len, aber die Folgen ohne zu jam­mern dann auch tra­gen. Es ist übri­gens nicht der böse Staat von Bill Gates' Gnaden, der das so fügt, son­dern das Bundesverfassungsgericht und die Marktwirtschaft, mit­hin zwei Instanzen, zu denen man rechts der Mitte nahe­zu unbe­grenz­tes Vertrauen hat.

There is no such thing as free lunch, beti­tel­te Milton Friedman vor 45 Jahren ein bahn­bre­chen­des Buch. Der Mann hat als Neoliberaler seit gerau­mer Zeit kei­nen guten Ruf mehr, zu Unrecht, wie ich mei­ne. Und es lohnt sich dar­an zu erin­nern: Das alte Leben vor Corona ist mehr als ein Mittagessen, das gibt es garan­tiert nicht umsonst zurück, und schon gar nicht für Trittbrettfahrer.

US-Präsident Joe Biden twit­ter­te die­ser Tage in benei­dens­wer­ter Klarheit: »Die Regel ist ein­fach: Lassen Sie sich imp­fen. Oder tra­gen Sie eine Maske, bis Sie es tun. Sie haben die Wahl.« In Deutschland brä­che ein Sturm los, käme Angela Merkel mit so einem Satz: Dass die Masken also die neu­en gel­ben Sterne sei­en, wür­de es hei­ßen. Dass die Masken die Gesellschaft spal­ten. Dass die Masken sozi­al deklas­sie­ren und Privilegien schaf­fen. In den USA sagt man dage­gen: Deal! Und ich sage: Amerika, du hast es bes­ser.«

Und ich lese in man­chen Kommentaren, "links" und "rechts" habe ausgedient…

27 Antworten auf „Prämie oder Prügel?“

  1. Wie sehen Sie das fol­gen­de Sprachspiel als Historiker: Würde man Impfablehner mit Kommunisten (30/40er jah­re), die eine an- oder gebo­te­ne Mitgliedschaft in der NSDAP ablehn­ten, so es so etwas über­haupt gab, und Geimpfte mit eintrittswilligen/eingetretenen NSDAP-Mitglieder erset­zen, wäre dann eine (vor­sich­ti­ge) histo­ri­sche Vergleichbarkeit gege­ben? Oder sähen Sie dar­in eher eine unan­ge­mes­se­ne Verharmlosung sin­gu­lä­rer histo­ri­scher Grossereignisse bei völ­lig feh­len­der Möglichkeit eine Vergleichbarkeit vor­zu­neh­men? Sollten wir jeg­li­che Vergleich mit die­ser frü­he­ren, unsäg­li­chen Zeit unterlassen?

    "»Wer sich die Freiheit nimmt, eine Impfung abzu­leh­nen, der soll­te die Größe haben, ande­ren die Freiheit zu gewäh­ren, nur Geimpfte in sein Restaurant, sein Kino oder sei­nen Laden zu lassen."

    (Quelle s.o.)

    1. @Historisches Internetseminar:
      "eine an- oder gebo­te­ne Mitgliedschaft in der NSDAP … so es so etwas über­haupt gab"

      Die Spekulation endet bereits hier. 

      Die Mitgliederpolitik der NSDAP war zwar weni­ger restriktiv/prüfend als die der SED, Neumitglieder wur­den aber nach 1933 nicht mit Kusshand genom­men. Einfach ein­tre­ten, wie Sie es heu­te in eine Partei kön­nen, war nicht drin – man muss­te schon glaub­wür­di­ger "Volksgenosse" sein.

      Ein Angebot an poli­ti­sche Gegner (deren Loyalität aus­wärts Deutschlands/internationalistisch ver­mu­tet wur­de) war undenkbar.
      Auch katho­li­sche (Ex-) Funktionäre waren ausgeschlossen.

      Vergleiche, die im Ansatz schei­tern, müs­sen nicht mora­lisch bewer­tet werden.

      zu "ande­ren die Freiheit zu gewäh­ren, nur Geimpfte in sein Restaurant, sein Kino oder sei­nen Laden zu lassen"

      - Das ist längst so. Hausrecht. Kann auch gegen­über Turnschuhträgern, grün Gekleideten, Blonden, oder ganz nach per­sön­li­chem Gusto eines Türstehers wonach auch immer aus­ge­übt werden.

        1. Gerne doch – hab' mal Geschichte stu­diert und hal­te wenig von "mora­li­scher" Betrachtungsweise, bevor man die Vorgänge gründ­lich betrach­tet, und ver­sucht hat, sie im Zeitkontext zu sehen.

          Das "Impfangebot" als Erpressung zu bewer­ten, ist auch mei­ne Sichtweise. Ein histo­ri­sches Vorbild fällt mir nicht ein.

    2. Die Alternative, dass man nur Ungeimpfte ein­las­sen woll­te oder Geimpfte und Ungeimpfte, wird nicht genannt. Weil es eben nicht um Freiheit geht…

  2. Gut, wo wir bei den Amis wären…
    Da kann ich mich immer­hin ent­schei­den, nach Florida zu gehen und die Maskerade mit amü­sier­tem Lachen von fer­ne zu betrachten.
    Oder nach Texas oder in einen von ins­ge­samt 24 Bundesstaaten, die dem Coronismus Ade gesagt haben.
    Da wür­de ich sagen: Deal!
    Hier bin ich mir nicht mal sicher, ob es hel­fen wür­de nach Schweden aus­zu­wan­dern. Da haben sich die Schweden bis­her auch sehr ambi­va­lent geäu­ssert und eine Impfpflicht ist da auch nicht auszuschliessen.
    Hierzulande sind die Reste des Föderalismus gera­de durch das letz­te Ermächtigungsgesetz abge­räumt worden.
    Ich fra­ge mich nur, was hier in der BRD los sein wird, wenn in Amiland sich – ganz markt­wirt­schaft­lich gedacht – der Coronismus tot­läuft und alle Bundesstaaten lie­ber wie­der Geschäfte machen, als sich zu maskieren.
    Ob dann plötz­lich Amiland zum Schurkenstaat erklärt wird?

    1. Ich weiß einen bes­se­ren Deal:
      Wer setzt sich in einen nicht gete­ste­ten, neu­en Flugzeugtyp, von dem jede Woche einer abstürzt???

  3. Finde ich gut, denn wer sich die Freiheit nimmt sich nicht imp­fen zu las­sen, was defi­ni­tiv auch für den einen oder ande­ren „Kinobesitzer“ oder Restaurantbesitzer gel­ten könn­te, dem soll­te auch die Freiheit gegönnt sein nur Ungeimpften den Zugang zu gewäh­ren. Möge jeder sei­ne Seite wählen.

    1. Hatte auch schon in Erwägung gezo­gen z.B. ein Café für Ungeimpfte zu eröff­nen. Könnte sich als Marktlücke entpuppen. 😉

      1. Das ist eine Superidee – bin ich noch gar nicht drauf gekom­men. Spätestens in 3 Jahren, wenn ich Rentner wer­de oder auch schon frü­her, wenn mein Arbeitgeber mir wegen "Ungeimpft" kün­digt, könn­te ich damit loslegen

  4. "Und ich lese in man­chen Kommentaren, "links" und "rechts" habe ausgedient"

    Das war ver­mut­lich das Problem. 

    Die Viruspropaganda zielt psy­cho­lo­gisch auf die Linke – Staatsintervention, umfas­sen­der Schutz, Gesundheit, Solidarität: In Thüringen hat die Partei "Die Linke" mal einen Regenschirm als Wahlplakat ver­wen­det. Die Gewerkschaften wur­den koop­tiert, mit was muss man raten. Ich ver­mu­te mal staat­li­chen Subventionen.

    Sie ver­su­chen den Kapitalismus zu ret­ten mit neu­en Industrien, die kei­ner braucht und kei­ner will. Die Apple-Watch hat bestimmt ein Marktsegment, aber so wie das Smartphone wird das nicht mehr und es wird sowie­so bil­lig über­all pro­du­ziert. "Der Westen" hat eben den Kampf um Rohstoffe ver­lo­ren. Demokratie stört, wenn das Kapital ver­sucht, sei­ne Schäfchen ins Trockene zu bringen.

    Ökologie ist ziem­lich ein­fach, man muss nur weni­ger und anders kon­su­mie­ren. Sie machen dar­aus gera­de eine Überwachungsökologie , die die Einhaltung von will­kür­li­chen Regeln kon­trol­liert, je nach CO2 Ausstoß.

  5. »The rule is simp­le: Only fuck the oppo­si­te sex. Or wear a sign, until you do. The choice is yours.«

    Was da erst los wäre… Oder wie das oben genann­te Mietmaul sagen wür­de: "Amerika, Du hast es besser."

  6. Ich freue mich schon auf die Pubs für Ungeimpfte. Dann sieht und hört man die gehirn­ge­wa­schen Angstneurotiker, Hobbydiktatoren, und Statistikfälscher nicht mehr.
    Hoffentlich ver­irrt sich da nicht ein GMO und steckt mich an.

  7. Wie däm­lich kann man sein?
    Wieso gab und gibt es kei­ne Restaurants, Kinos und Läden für unge­impf­te? Wir wol­len Euren Scheiss nicht. Und: Unsere Restaurants, Kinos und Läden stän­den nicht vor der Pleite.
    Gehirn und Impfen passt nicht zusam­men, "das ist bewiesen".

  8. A pro­pos 'free lunch': in der Natur ist das Mittagsessen immer kosten­los und wir ernäh­ren uns immer noch von der Natur.

    Sammlergesellschaften benö­tig­ten nur 2 Stunden täg­lich zur Bedarfsdeckung und das wäre heu­te nicht anders.

    Warum ist es anders? Weil wir ein Gedanken- und Empfindungsmodell wirk­lich machen, wel­ches 'no free lunch' und Armut als 'natür­lich' sieht anstel­le als 'gemacht'.

    Vgl das Buch 'Sex at Dawn' z.B. von Christopher Ryan.

    1. @ A‑w-n

      Sehr gute Empfehlung! In Civilised to Death erör­tert Ryan das eben­falls. Siehe zu dem Themenkomplex auch William Brandon, New Worlds for Old: Reports from the New World and Their Effect on the Development of Social Thought in Europe, 1500–1800.

      1. @FS: Civilized to Death ist auch lesens­wert. Danke viel­mals für den Tip zu Brandon. Das bestell ich mir, das ist genau eines, auf das ich unbe­kann­ter­wei­se gewar­tet habe und sich an ange­fan­ge­ne Themen anglie­dert. Insb Docu Videos zufäl­lig auf YouTube mal gese­hen vor eini­ger Zeit, wo ein Indianer 'Leader' im spä­ten 20. Jh den Einfluss der india­ni­schen Kultur auf die US Verfassung etc 'behaup­te­te'.

  9. Wie wäre es damit: wer sich frei­wil­lig imp­fen läßt, der unter­schreibt, daß er im Falle eines Impfschadens auf einen Intensivplatz ver­zich­tet. Wir wol­len ja schließ­lich kei­ne Überlastung des Gesundheitswesens ris­kie­ren. So ähn­lich haben die das doch immer gesagt … geht natür­lich auch so herum.

    1. Ich habe das sogar hand­schrift­lich in mei­ner Patientenverfügung ergänzt, da ich 2 Leute kann­te, die im April 2020 vor­ei­lig intu­biert wur­den und dann ganz schnell gestor­ben sind.

  10. Wenn der Laden vor der Pleite steht und auf jeden ein­zel­nen Kunden und jeden Euro Umsatz ange­wie­sen ist, wird kei­ner mehr nach dem Impfpass fragen.

  11. …Keiner wird es sich lei­sten kön­nen, nur Geimpfte rein zu las­sen, weil schät­zungs­wei­se 50%der Bevölkerung nie einen aktu­ell gül­ti­gen Impfstatus haben wer­den, selbst wenn sich alle imp­fen las­sen würden!
    .…und dann gibt es auch noch die, die Alle rein­las­sen! Die lachen dann über die Impfnazis!
    .…was Amerika angeht ist der Journalistendarsteller offen­sicht­lich nicht ganz auf dem Laufenden!

  12. Eben: Auch wer geimpft ist, darf sich die Freiheit neh­men, restrik­ti­ve Länden zu boy­kot­tie­ren. Ich ken­ne nicht vie­le Geimpfte, aber die wären alle dabei. Und schließ­lich kann einem Geimpften ja nichts pas­sie­ren, wozu also Ungeimpfte meiden?

    1. Diese Frage habe ich auch schon Ärzten gestellt, da es ja ein völ­li­ges Novum ist, dass man vor Ungeimpften Angst hat. Sie wuss­ten auch kei­ne Antwort.

  13. Ich erin­ne­re an die Prohibition. Gegen Ende gab es 100 000 Flüsterkneipen und die Mafia war eine Macht im Land.

    Wieso denkt ihr, Kleinunternehmer wür­den sich dazu her­ge­ben, Impfausweise zu kon­trol­lie­ren? Ich ken­ne jetzt schon meh­re­re klei­ne Ladenbesitzer die das umge­hen. Wird halt an der Hintertür ver­kauft oder die Ladenbeleuchtung nicht ange­macht und das Schaufenster zuge­baut. Polizei und Ordnungsamt schau­en weg weil sie "inzwi­schen end­ge­nervt" (Zitat) sind. 

    Nun gut, das ist Kleinstadt und Unterschicht.

  14. Vielleicht eine gute Gelegenheit, "It's your choice"-Witze zu etablieren:

    "Be American or stay out of America – it's your choice" (Donald Trump)
    "Vote for the Democrats or be insul­ted until you do – it's your choice" (Joe Biden)
    "Wear a gun or get bea­ten up by bad guys until you do – it's your choice" (National Rifle Association)

    Oder für Deutschland: "Lern was anstän­di­ges oder arbei­te für den SPIEGEL bis du was anstän­di­ges gelernt hast – du hast die Wahl"

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