Für den 12.2.2020 hatte die Charité eine Veranstaltung gemeinsam mit der London School of Hygiene & Tropical Medicine angekündigt zum Thema "Preparedness: Ebola And The Future" unter der Leitfrage "Sind wir auf die nächste Pandemie vorbereitet?",
Zwei von drei Referenten waren Prof. Dr. Christian Drosten und Prof. Dr. Peter Piot. Piot war 2009 Senior Fellow der Bill & Melinda Gates Foundation.
Die Veranstaltungsreihe wird unterstützt von der Bill & Melinda Gates Foundation und der zweitgrößten privaten Stiftung WellcomeTrust.
Ankündigung auch hier
Über den Ablauf der Veranstaltung war bisher nichts auffindbar, möglicherweise wurde sie abgesagt. Das gilt auch für die folgende Konferenz.
Ebenfalls von den beiden Stiftungen gesponsert wurde diese für den 27.5.2020 angekündigte Veranstaltung mit dem Titel "Health Systems Shocks: What we are learning about resilience in the Covid-19 crisis".
Referenten dafür sollten u.a. sein Dr Edwine Barasa, Nairobi Director vom KEMRI-Wellcome Trust Nairobi und Dr Mickey Chopra, Global Solutions Lead for Service Delivery von der Weltbank und Prof. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin.
Am 24.4. leitete der Deutschlandfunk einen Beitrag ein mit
»In Zeiten von Covid-19 werden Operationen, die nicht lebensnotwendig sind, aufgeschoben – um genug Betten auf den Intensivstationen vorhalten zu können. Und manche Patienten scheuen den Gang zum Arzt, weil sie eine Infektion fürchten. Die Pandemie könnte dadurch Nebenwirkungen haben über das Virus hinaus…
Menschen würden indirekt an den Folgen der Coronakrise sterben, weil Kontrolltermine nicht stattfinden und wichtige Eingriffe verschoben würden. Doch Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin, sieht dafür noch keine Anzeichen.
„Also man würde die Effekte sehen, die jetzt tatsächlich durch das Aufschieben oder nicht Stattfinden von notwendigen Behandlungen stattfindet. Dazu gibt es europäische Daten, da kann man sogar Woche für Woche gucken wie sich die Sterblichkeit entwickelt im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise für die verschiedenen Altersgruppen und da sieht man, dass im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, nicht nur die, die wir jetzt so im Blick haben wie Italien, Frankreich, Spanien, sondern auch Niederlande, Schweiz, Schweden etwa, dass dort die Mortalität, die bevölkerungsbezogene Gesamtmortalität, also die Gesamtsterblichkeit, hochgeht. Bei uns aber nicht.“«
Weiter bricht er eine Lanze für Krankenhausschließungen:
»Auch was die Zahl der Intensivbetten anbelangt, sei Deutschland deutlich besser aufgestellt als viele Nachbarländer. Die Gefahr, dass Menschen mit ernsten Krankheiten nicht behandelt werden können, bestehe also nicht. Im Gegenteil, meint Reinhard Busse:
„Wir waren vorher gerade bei der Debatte, wo wir gesagt haben: O.k. wir haben eigentlich eine Überversorgung. Wir haben zu viele Krankenhäuser, wir haben zu viele Krankenhausbetten. Und wir sehen jetzt in der Debatte, dass die deutsche Krankenhausgesellschaft sagt: ‚Seht mal, der Busse hat Unrecht, wir brauchen doch jedes Bett.‘ Und das ist natürlich die große Gefahr und das werden wir hinterher in Ruhe ausdiskutieren müssen, ob sozusagen tatsächlich wir sagen können: Bett ist gut? Dann würde ich sagen: Nein, wir haben jetzt Belege, da stehen so viele Betten frei wie noch nie und gerade auch bei so relativ komplexen Krankheiten wie COVID wäre es gut, dass die Patienten in Zentren behandelt werden, die sich damit auch auskennen.“…
Reinhard Busse sieht keine Hinweise darauf, dass in Deutschland derzeit Menschen versterben, die sich nicht ins Krankenhaus trauen.
„Also wenn die Patienten mit dem Herzinfarkt nicht ins Krankenhaus gehen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dann versterben relativ hoch. Das würde man dann aber bei der Gesamtsterblichkeit sehen. Aber in den Daten, die wir sehen, wir haben leider nur regelmäßige Daten dafür Hessen und Berlin, da sieht man das nicht. Also es ist nicht so, dass derzeit mehr Personen versterben, als in normalen Jahren.“«
Der Deutschlandfunk verzichtet auf den bei "Corona-Leugnern" obligatorischen Faktencheck. Sie wären dann auf Angaben der KollegInnen vom MDR gestoßen, die am 16.4. berichtet hatten:
»Hunderttausende Operationen wegen Corona verschoben
Man gehe im Zeitraum von Mitte März bis Mitte Mai von rund 1,6 Millionen Behandlungen weniger aus, teilte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem MDR mit. Diese Zahl ergebe sich aus dem Rückgang der Behandlungen von Patienten in den Krankenhäusern um rund 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen. Das bedeute zugleich, dass auch hunderttausende Operationen verschoben worden seien…
Bei diesen Fällen seien nun Folgeschäden zu befürchten. Man sehe zusehends Patienten mit verschleppten Erkrankungen "mit entsprechenden Folgen, die möglicherweise auch nicht mehr korrigierbar sind". Das sei etwa bei Menschen der Fall, die mit unentdeckten Herzinfarkten oder Schlaganfällen in die Kliniken kämen. «
Dabei hat Busse nicht gelogen: Diese Fälle können in die Sterbestatistik noch nicht eingegangen sein.
Die globalen Auswirkungen beschreibt das Ärzteblatt am 15.5. so:
»28 Millionen chirurgische Eingriffe weltweit aufgrund von COVID-19 verschoben
Millionen von operativen Eingriffen werden derzeit weltweit aufgrund der COVID-19-Pandemie aufgeschoben, darunter auch zahlreiche Krebsoperationen – und es wird viele Monate, wenn nicht gar Jahre dauern, bis die dadurch entstandene Bugwelle wieder abgearbeitet sein wird. Das ist das Fazit einer jetzt im British Journal of Surgery veröffentlichten globalen Datenerhebung von Wissenschaftlern einer Abteilung des National Institute for Health Research (NIHR) der Universität Birmingham in England.«