Probleme bei Corona-Bürgertests.
Wenn ein negatives Ergebnis eingeht – ganz ohne Test

Am 6.1. ist auf rbb24​.de über eine irgend­wie auch posi­ti­ve Ent­wick­lung zu erfahren:

»Mehr als 830 zer­ti­fi­zier­te Test­sta­tio­nen weist die Senats­ver­wal­tung für Gesund­heit aus. Aber wie zuver­läs­sig sind die eigent­lich? Und wie kann es sein, dass auch ohne Abstrich auf ein­mal ein Test­ergeb­nis ver­schickt wird? Von Oda Tischewski

Es soll­te ein Fami­li­en­aus­flug wer­den: Gemein­sam mit Mann und Sohn woll­te Sabi­ne Her­mann* aus Ber­lin-Schö­ne­berg zwi­schen den Jah­ren Schlitt­schuh­lau­fen gehen. Doch weil Schü­le­rin­nen und Schü­ler in den Feri­en nicht wie sonst regel­mä­ßig getes­tet wer­den, muss­ten die Drei vor­her einen Schnell­test machen. Dafür ver­ein­bar­te Sabi­ne Her­mann drei Abstrich-Ter­mi­ne – wie immer in der Test­sta­ti­on um die Ecke. Doch dann änder­ten sich die Plä­ne: Der Besuch auf der Eis­bahn wur­de abge­bla­sen, die Tests waren nun nicht mehr nötig – die Fami­lie ließ die drei Ter­mi­ne verfallen.

Die gro­ße Über­ra­schung kam zwei Stun­den spä­ter: Sowohl Sabi­ne Her­mann als auch ihr Mann und ihr Sohn erhiel­ten Post von der Test­sta­ti­on. Drei E‑Mails, drei nega­ti­ve Test­zer­ti­fi­ka­te – und das, obwohl sie nie zum Test gegan­gen waren. "Ich hab zuerst an ein Ver­se­hen geglaubt, aber als dann eine Mail nach der ande­ren kam, immer schön mit nega­ti­vem Test­ergeb­nis, da hab ich gedacht, das kann doch nicht wahr sein."

Statt Testtermin gleich Testergebnis

Auch Gaby Klein mach­te eine ähn­lich merk­wür­di­ge Erfah­rung mit einem ande­ren Test­zen­trum. Zu Hei­lig­abend ließ sie sich tes­ten und erhielt kurz dar­auf ihr Ergeb­nis. Eini­ge Tage spä­ter bekam sie eine zwei­te E‑Mail mit einem QR-Code: Die­sen kön­ne sie nut­zen, um ihre Daten zu hin­ter­le­gen und künf­tig leich­ter Ter­mi­ne ver­ein­ba­ren zu kön­nen, hieß es.

Gaby Klein scann­te den QR-Code ein, füll­te das Daten­for­mu­lar aus – und erhielt gleich dar­auf wie­der eine E‑Mail, dies­mal mit einem tages­ak­tu­el­len nega­ti­ven Test­ergeb­nis. "Ich habe das Test­zer­ti­fi­kat von Hei­lig­abend mit dem zwei­ten Test­ergeb­nis ver­gli­chen, die waren abso­lut iden­tisch, aber eben mit unter­schied­li­chem Datum. Ich habe also ein aktu­el­les nega­ti­ves Test-Zer­ti­fi­kat bekom­men, obwohl ich gar nicht aus dem Haus gegan­gen war."

Fehlerhafte Schnelltests werden "häufiger gemeldet"

Nach der Ein­füh­rung der flä­chen­de­cken­den Schnell­tests im Früh­jahr 2021 waren die gewerb­li­chen Test­sta­tio­nen wie Pil­ze aus dem Boden geschos­sen. Wo immer Platz ist für ein gro­ßes Ban­ner und ein paar Abstrich­ka­bi­nen war – ob in Apo­the­ken oder Kos­me­tik­stu­di­os, in Spät­is oder ein­fach in leer­ste­hen­den Laden­ge­schäf­ten – ste­hen seit­her zumeist jun­ge Men­schen in Schutz­klei­dung neh­men Abstri­che ab.

Die Qua­li­tät dabei, das mer­ken oft auch die Kun­den, ist sehr unter­schied­lich: Mal mehr, mal weni­ger gründ­lich wird abge­stri­chen – und manch­mal eben auch gar nicht. Auch die zustän­di­ge Senats­ver­wal­tung hat von dem Phä­no­men "Test­ergeb­nis ohne Abstrich" bereits Notiz genom­men. Schrift­lich teilt sie mit: "Die­ses Vor­ge­hen ist der Senats­ver­wal­tung für Wis­sen­schaft, Gesund­heit, Pfle­ge und Gleich­stel­lung bereits bekannt und wird häu­fi­ger gemel­det. Wir rei­chen jeden Ver­dacht auf eine Straf­tat an das LKA weiter."…

Schwankende Qualität bei Teststationen

Schnell­tests sind ohne­hin feh­ler­an­fäl­lig: Wie gründ­lich wird abge­stri­chen, wie akri­bisch der Test aus­ge­führt, wie gut läuft die Test­ver­wal­tung – all das beein­flusst die Ergeb­nis­se, die für den ein­zel­nen erheb­li­che Kon­se­quen­zen haben kön­nen. Die gemel­de­ten Feh­ler stel­len der der­zeit so drin­gend benö­tig­ten Infra­struk­tur kein gutes Zeug­nis aus.«


»Unbekannte stehlen Tests und Technik aus Corona-Testzentrum in Panketal

In Pan­ketal bei Ber­nau (Land­kreis Bar­nim) ist in der Nacht von Mitt­woch auf Don­ners­tag ein Coro­na-Test­zen­trum aus­ge­raubt wor­den. Das teil­te die Poli­zei­di­rek­ti­on Ost dem rbb mit.

Den Anga­ben zufol­ge haben die Ein­bre­cher aus dem Con­tai­ner die Com­pu­ter­tech­nik, deren Zube­hör sowie Schnell-Tests gestoh­len. Die Kri­mi­nal­po­li­zei hat zahl­rei­che Spu­ren gesi­chert und ver­sucht nun die Die­be zu ermitteln.

Aus Ham­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern wur­den in den ver­gan­ge­nen Tagen eben­falls Dieb­stäh­le von Anti­gen-Tests gemel­det.«
rbb24​.de (6.1.)

rbb24​.de (6.1.)

8 Antworten auf „Probleme bei Corona-Bürgertests.
Wenn ein negatives Ergebnis eingeht – ganz ohne Test“

  1. Beson­ders seri­ös fin­de ich die Test­sta­tio­nen, die im Kel­ler (!!!) in der Gara­ge (!!!) einer pri­va­ten Arzt­pra­xis in einem Wohn­vier­tel ein­ge­rich­tet wur­den. So gese­hen in Olden­burg, Gar­ten­stra­ße. So raff­gie­rig kann man eigent­lich gar nicht sein, aber in der Coro­na-Kri­se kann man ja sogar Raff­gier als Soli­da­ri­tät ver­kau­fen, alle­mal wenn sich das Land­ge­richt direkt um die Ecke befindet.

    1. Die hie­si­ge Apo­the­ke ist auch auf den Gold­strom ange­sprun­gen, hat auch ein Test­zen­trum in einer Gara­ge o.ä. errichtet…
      und ein schon lan­ge dahin­k­rep­sen­der Ein­zel­han­dels­bünd­nis hat ein Pla­kat geklebt: "Imp­fen statt Schimp­fen, lasst uns die Pan­de­mie aus­rot­ten, bevor sie uns ausrottet.…"
      Schlim­mer geht immer. Ich fra­ge mich wie Mensch­heit über tau­sen­de Jah­re hin­weg exis­tie­ren konn­te ohne den gan­zen Sch.…

  2. Ist die­sen Pen­nern eigent­lich nicht klar, dass das Ethy­len­gly­kol hoch­gra­dig gif­tig ist und sowohl krebs­er­re­gend, als auch erb­gut­schä­di­gend wirkt. Des­halb ist der Ein­satz an Lebens­mit­teln streng untersagt.
    Aber Kin­dern – natür­lich auch Erwach­se­nen – kann man es unmit­tel­bar auf den Schleim­häu­ten verreiben.

    1. Ethy­len­gly­kol???
      Ich glau­be Sie ver­wech­seln da etwas ganz gewaltig!
      Sie mei­nen wohl Ethy­len­oxid (EO).… und das wird längst nicht bei allen Tup­fern zum ste­ri­li­sie­ren verwendet …
      Aber haupt­säch­lich mal was kommentiert…

  3. War­um nur täg­lich "tes­ten"? Stündlich! 😉

    Die Web­sei­te des rbb zu "Coro­na" wird viel­leicht bei His­to­ri­kern in fer­ner Zukunft für Unter­hal­tung sor­gen. Was für eine Fundgrube.

  4. In Müns­ter im Test­zen­trum am Hawerk­amp war bei mir schon vor dem Abstrich „nega­tiv“ auf dem klei­nen Plas­tik­be­häl­ter mar­kiert. (Es gibt dort zwei Sta­tio­nen, ich weiß nicht, wie das woan­ders läuft. Dort gibt man zuerst sei­ne Daten an/ab und an der zwei­ten Sta­ti­on neh­men sie einem die Spu­cke weg. Jeden­falls habe ich gefragt, war­um da schon das Ergeb­nis drauf­steht. Ant­wort: „Weil wir davon aus­ge­hen, dass sie nega­tiv sind. Wie­so, haben sie Sym­pto­me?“ Ich: „Ja, klar!“ Kol­le­ge im Hin­ter­grund: „Ach, dann müs­sen wir das anders machen.“ Mei­ne Spu­cke wur­de dann umeti­ket­tiert und anders ein­sor­tiert. Das Ergeb­nis (PCR) war lei­der trotz­dem nega­tiv. Wär ja cool gewe­sen mal wie­der n Bier im Plan B zu trinken 😉

  5. Was inves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lis­ten so alles her­aus­fin­den! Wenn die so wei­ter­ma­chen, fin­den sie als nächs­tes her­aus, dass der Pieks gar nicht gegen Krank­hei­ten hilft.

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