"Mit Reiserückkehrer-Tests Steuergelder verpulvert"

Einer, der damit Geld ver­dient, fühlt sich offen­bar nicht wohl in die­ser Situation. Oliver Harzer ist Geschäftsführer von Bioscientia, einem der größ­ten medi­zi­ni­schen Labore in Deutschland. In einem Interview mit swr​.de vom 25.9. sagt er:

»Also wir konn­ten das hier sehr gut nach­voll­zie­hen, wo die Menschen, die gete­stet wur­den, her­ge­kom­men sind. Wenn das bei­spiels­wei­se eine Teststelle an der Autobahn war, dann konn­ten wir das zuord­nen. Wir haben bei den Reiserückkehrern eine Positivrate gehabt, die lag zwi­schen 0,2 und 0,3 Prozent. Also zwei oder drei Patienten pro Tausend waren nur posi­tiv. Das ist sehr nied­rig. Als Vergleich, wir lie­gen im Bundesdurchschnitt im Moment zwi­schen 0,85 und eins bei den posi­ti­ven Testergebnissen. Also von Tausend gete­ste­ten Reiserückkehrern sind acht bis zehn posi­tiv. Und dann hat man mal eine Vorstellung davon, wie viel wir mit den pau­scha­len Tests für alle Reiserückkehrer, naja, sinn­los ver­pul­vert haben. Das muss man ja auch mal aus­spre­chen. Das wird ja durch Steuermittel finan­ziert. Das kostet uns Steuerzahler natür­lich auch einen Haufen Geld.«

Nicht ganz nach­voll­zieh­bar ist die gro­ße Abweichung sei­ne Positivrate von der bun­des­wei­ten. Liegt es an der Überlastung der Labore? Besorgniserregend klingt sei­ne Feststellung:

»Durch die kosten­lo­sen Tests waren wir hier am Limit. Wir haben am Tag zwi­schen 12.000 und 14.000 Abstriche aus­ge­wer­tet. In den Spitzenzeiten waren etwa ein Drittel davon tat­säch­lich Proben von Reiserückkehrern. Diese Zahl ist jetzt zurück­ge­gan­gen, seit letz­ter Woche um etwa 10 bis 15 Prozent. Das bringt uns jetzt in den Bereich, in dem wir wie­der gut und sicher arbei­ten kön­nen. In dem wir die Wartungsintervalle für die Geräte ein­hal­ten kön­nen, die Mitarbeiter wie­der ihren nor­ma­len Acht-Stunden-Tag machen kön­nen und wir auch nicht befürch­ten müs­sen, dass uns das Arbeitsmaterial ausgeht.«


Übrigens war schon am 10.8. auf focus​.de zu erfahren:

»Statistikerin Katharina Schüller warnt vor kurz­fri­sti­gen Schlüssen aus den Reiserückkehrertests. Deren Ergebnisse las­sen sich nicht mit den jet­zi­gen ver­glei­chen. Die Konsequenz: Wir wer­den die Dynamik der Pandemie über­schätz­ten. [so im Original, AA]…

Man muss sich klar­ma­chen, dass es min­de­stens drei Gruppen gibt, die für Tests in Frage kommen:

        • kon­kre­te Verdachtsfälle mit Symptomen
        • rou­ti­ne­mä­ßi­ge Testungen bestimm­ter Berufsgruppen
        • und schließ­lich bestä­tigt Infizierte, deren Genesung über­prüft wird.

Wie sich die durch­ge­führ­ten Tests – auf­ge­schlüs­selt nach Testergebnis – auf die­se drei Gruppen ver­tei­len und wie vie­le der Tests im Zeitverlauf wie­der­holt an den­sel­ben Personen durch­ge­führt wur­den, bleibt in den Statistiken des RKI bis­lang völ­lig intrans­pa­rent

Die der­zeit extrem nied­ri­gen Anteile posi­ti­ver Tests in der RKI-Statistik, die bei unter 1% aller durch­ge­führ­ten Tests lie­gen, dar­auf hin, dass etwa die Hälfte der posi­ti­ven Testergebnisse falsch sein dürf­te. Statistisch lässt sich die­ser Fehler her­aus­rech­nen. Für den ein­zel­nen posi­tiv Getesteten wäre das Ergebnis aber oft nicht viel bes­ser als ein Münzwurf.«

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

Eine Antwort auf „"Mit Reiserückkehrer-Tests Steuergelder verpulvert"“

  1. Sie ver­ga­ßen:

    - "Verdachtsfälle" wie "Kontaktpersonen", Mitschüler, Büromitarbeiter, Mit-Restaurant-Besucher, Mitfeiernde, Familienangehörige, … ohne Symptome

    - Verunsicherte Mitmenschen die sich frei­wil­li­ge testen lassen

    - Personen, die ohne Test von ihrer Berufstätigkeit, Reiseplänen, Veranstaltungen und ande­rem aus­ge­schlos­sen wer­den würden

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