"Was das Robert-Koch-Institut da macht, ist unwissenschaftlich"

In Zeiten wie die­sen beginnt ein Bericht im Haller Kreisblatt vom 29.9. vor­sichts­hal­ber so:

»Gütersloh. Eins stellt Andreas Bermpohl sofort klar: "Ich habe in den ver­gan­ge­nen 25 Jahren kei­ner Partei ange­hört, ich bin kein Esoteriker, kein Reichsbürger, kein Extremist. Nicht poli­tisch ori­en­tiert." Er ist auch kein Corona-Leugner. Das ist ihm wich­tig zu sagen, denn er weiß, wie schwie­rig es der­zeit ist, Kritik an den Corona-Maßnahmen zu äußern, ohne dabei selbst als Spinner ins Abseits zu geraten.

Bermpohl ist Diplom-Biologe und hat am Lehrstuhl für Mikrobiologie und Gentechnologie pro­mo­viert. Er bil­det Laborassistenten am Berufskolleg aus, ist als Krankenhaushygieniker aktiv, betreut Labore in Sicherheitsfragen und hat sich im Forschungsbereich mit dem Herz und Diabetes Zentrum Oeynhausen mit der Übertragung von vira­len Erregern durch raum­luft­tech­ni­sche Anlagen beschäf­tigt und die Ergebnisse ver­öf­fent­licht. Als Fachmann sagt er heu­te: "Hier läuft was falsch. Was das Robert-Koch-Institut da macht, ist unwis­sen­schaft­lich." Seine Kritik lau­tet: Die Corona-posi­tiv gete­ste­ten Personen wer­den als Infizierte gewer­tet. "Dies ist infek­ti­ons­epi­de­mio­lo­gisch und auch sach­lich falsch!" Der Öffentlichkeit wer­de sug­ge­riert, dass es aktu­ell einen star­ken Anstieg der Corona-Infizierten gebe. "Stimmt nicht", behaup­tet Bermpohl.«

»PCR-Test kön­ne nur den Verdacht auf eine Infektion darstellen
"Als Mikrobiologe und Molekularbiologe erscheint es mir wich­tig, sach­lich auf die Frage ein­zu­ge­hen, wie sicher denn der der­zeit ange­wen­de­te Corona-Test für den Nachweis einer Infektion mit SARS-COV 2 ist. Viele Menschen müs­sen hier ja auf Sachzusammenhänge ver­trau­en, die zum Teil nur Fachleuten zugäng­lich sind." Dazu sei es zunächst wich­tig zu ver­ste­hen, was ein PCR-Test (Corona-Test) eigent­lich lei­sten kön­ne. „Ein PCR-Test kann durch Abstriche dia­gno­stisch nur den Verdacht auf eine Infektion dar­stel­len, da er nur Teile eines Infektionserregers oder den Erreger an einem Ort wie etwa der Schleimhaut nach­weist. Der Nachweis der blo­ßen Anwesenheit ist nicht aus­rei­chend für die ’Tat’ : die Infektion von Epithelzellen des Atemtraktes. Und selbst bei aus­ge­führ­ter ’Tat’ führt eine Infektion nicht zwangs­läu­fig dazu, selbst als Individuum infek­ti­ös zu sein und auch nicht zwangs­läu­fig zu einer Erkrankung des betrof­fe­nen Individuums."

Bermpohl nimmt ein ande­res Beispiel, um das Prinzip zu ver­deut­li­chen: Rhinoviren, die den klas­si­schen Schnupfen ver­ur­sa­chen. Die fän­den sich zu jedem Zeitpunkt regel­mä­ßig auf den Schleimhäuten aller Menschen. „Wir bemer­ken die­se Kandidaten nicht, sind nicht infi­ziert, sind nicht infek­ti­ös und sind nicht erkrankt und trotz­dem besie­deln sie unse­re Schleimhäute", so Bermpohl. Natürlich könn­ten die­se Viren bei geschwäch­ter Abwehrlage zur Erkrankung füh­ren. „Aber Achtung! Positiv gete­stet mit der PCR-Methodik heißt nicht zwangs­läu­fig infi­ziert, nicht zwangs­läu­fig infek­ti­ös und schon gar nicht erkrankt." Nach Bermpohls Beobachtung wer­den die­se Kategorien aktu­ell in der öffent­li­chen Darstellung in einen Topf geworfen. 

"Das Verhalten des RKI fin­de ich grob fahrlässig"
In der elf­ten Kalenderwoche mel­de­te das Robert-Koch-Institut 100.457 Corona-Tests pro Woche, in der 34. Woche Mitte August waren es 987.423. "Es ist mei­nes Erachtens grob fahr­läs­sig, die­se Testzahlen in die Höhe zu trei­ben, um dann noch durch ein­fa­ches Aufaddieren der posi­tiv Getesteten zu behaup­ten, dass die Infektionszahlen stei­gen. Es geht hier­bei um die Infektionsrate – also das Verhältnis der ins­ge­samt Getesteten zu posi­ti­ven Befunden", und die sei von der 11. Woche (5,95 Prozent) zur 34. Woche auf 0,88 Prozent gesun­ken, wie der Lagebericht des RKI am 26. August doku­men­tie­re. "Das RKI ver­öf­fent­licht so etwas aber nur im Hintergrund. Warum?" Diese Frage woll­te Andreas Bermpohl vom RKI ger­ne beant­wor­tet wis­sen, um es ver­ste­hen zu kön­nen. Dreimal hat er ange­fragt. Im Frühjahr erhielt er eine Rückantwort: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir in die­ser Zeit prio­ri­sier­te Anfragen von medi­zi­ni­schem Fachpersonal beant­wor­ten und die Beantwortung von Anfragen aus der Allgemeinbevölkerung zurückstellen."

Auch beim Kreis Gütersloh ist Bermpohl vor­stel­lig gewor­den mit der Frage: "Wie kann es sein, dass wir 1.600 posi­tiv Getestete in der Tönnies-Belegschaft hat­ten, aber nur 20 tat­säch­lich Erkrankte?" Bermpohl war an einer wis­sen­schaft­li­chen Antwort inter­es­siert, hat­te vor­ge­schla­gen, mit Ärzten zusam­men Bluttests bei posi­tiv gete­ste­ten Probanden vor­zu­neh­men, um Gewissheit über die tat­säch­li­che Infektionsrate zu erhal­ten. "Das wäre eine ein­ma­li­ge Chance gewe­sen, um vali­de Daten zu haben, die es ja bis­lang nir­gend­wo gibt. Aber es hat nie­mand Interesse gehabt."

"Wir schie­ßen mit Kanonen auf Spatzen"
… "Wir schie­ßen mit Kanonen auf Spatzen", sagt Bermpohl. "Die Bundes­regierung hat uns allen im Frühjahr erklärt, dass die Maßnahmen not­wen­dig sind, um unse­re Kliniken nicht zu über­la­sten. Das waren sie zu kei­nem Zeitpunkt", und des­halb sei es nur fol­ge­rich­tig, die Maßnahmen zu lockern. "Dem RKI habe ich lan­ge ver­traut und es auch zitiert. Nun kann ich das nicht mehr, und zwar auf­grund von ver­öf­fent­lich­ten Statistiken, von denen jeder Student der Naturwissenschaften schon in den ersten Ausbildungssemestern lernt: Eine Interpretation in die­se Richtung ist grob fahrlässig."

"Wir müs­sen uns aus­tau­schen und Meinungen zulassen"
Im November wer­den die Corona-Zahlen stei­gen, da ist sich der Gütersloher sicher. "Weil es nor­mal ist für die­se Art von Viren." Corona sei kei­nes­wegs vor­bei. "Aber ich wün­sche mir, dass wir jetzt anfan­gen, in grö­ße­rer Runde dar­über zu reden, und dass nicht immer nur die­sel­ben vier oder fünf Personen in den Fernsehtalkshows sit­zen und ihre Meinung dazu sagen. Wir wis­sen doch alle gleich wenig. Also müs­sen wir uns aus­tau­schen und Meinungen zulas­sen." Ginge es nach Bermpohl, wür­de ein Konsortium von fach­lich ver­sier­ten Köpfen gegrün­det und über Lösungen dis­ku­tie­ren. "Wir haben fan­ta­sti­sche Professoren, Lehrstühle der Virologie, Epidemiologie, Pathologie sowie Experten der Mathematik, Statistik, Pflege, Diagnostik, Hygiene, Psychologie und Pädagogik und nicht zuletzt her­vor­ra­gen­de Hausärzte in Deutschland. Warum wer­den die­se nicht ein­ge­bun­den?"…«


Andreas Bermpohl ist einer der Vertreter der Gütersloher bio­tec GmbH, spe­zia­li­siert "auf den Schwerpunkt Mikrobiologie unter beson­de­rer Berücksichtigung der Hygiene aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes."

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

2 Antworten auf „"Was das Robert-Koch-Institut da macht, ist unwissenschaftlich"“

  1. Eine Inzidenz von "x Infizierte pro 100.000 Einwohner einer Kommune oder eines Landkreises" ist genau­so (un)wissenschaftlich wie eine Inzidenz von "x Infizierte pro 100.000 auf­ge­stell­ter Verkehrsschilder in einer Kommune oder einem Landkreis".
    Einzig sinn­voll wäre " x an Covid Erkrankte pro 100.000 PCR-Tests in einer Kommune oder einem Landkreis".
    Alles ande­re ist doch sta­ti­sti­scher Schwachsinn. Oder irre ich mich?

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