In Rufmord in der FAZ wurde dargestellt, wie der Chef der Klinischen Infektiologie der Uniklinik Köln unter der Überschrift "Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit schüren zusammen mit der kassenärztlichen Vereinigung die Verunsicherung" hetzt.
Ist das einfach die überhitzte Meinung eines verärgerten Fachmanns? Oder kann das Folgende der Erklärung dienen?
»Das Biotech-Unternehmen Immunic meldet Neuigkeiten von der klinischen Studie der Phase 2, in der man den Medikamentenkandidaten IMU-838 in der Behandlung von hospitalisierten Patienten mit moderater Coronavirus-Krankheit COVID-19 erprobt. Mittlerweile habe man 200 Probanden in die Studie einschließen können, so Immunic am Montag.«
Das war drei Tage vor der Tirade Fätkenheuers auf 4investors.de zu lesen. Wie der Zufall es will, lesen wir auf der Seite seine Kölner Instituts:
»Eine prospektive, multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Studie zur Bewertung der Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von IMU-838 als Ergänzung zur Standardbehandlungstherapie bei an Coronavirus 19 erkrankten Patienten
Status: Aktiv
Studienziel / Fragestellung
Primäres Prüfziel
Beurteilung der Wirksamkeit von IMU-838 plus Standardbehandlungstherapie (standard of care, SoC) vs. Placebo plus Standardbehandlungstherapie zur Behandlung der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) basierend auf der Notwendigkeit einer invasiven Beatmung (INV) über einen Zeitraum von 28 Tagen
Anteil nicht-INV-pflichtiger* Patienten bis zum Studienende (end of study, EoS)
Sekundäre Prüfziele
Beurteilung der Wirksamkeit von IMU-838 (+ Standardbehandlungstherapie) vs. Placebo (+ Standardbehandlungstherapie) zur Behandlung von COVID-19 basierend auf der Dauer des Krankenhausaufenthalts auf der Intensivstation (intensive-care unit, ICU) und der Gesamtmortalität von bis zu 28 Tage
Dauer der Intensivbehandlung bis zum Studienende
28-Tage-Gesamtmortalität
Diagnose
COVID-19 Infektion
Patientenmerkmale
Einschlusskriterien
1. Männliche oder weibliche Patienten, die mindestens 18 Jahre alt sind (kann nur nach der 1. Zwischenanalyse auf Kinder ab 12 Jahren erweitert werden wenn eine behördliche Genehmigung dieser Änderung vorliegt)
2. Zur Behandlung von COVID-19 in das Krankenhaus oder eine andere medizinische stationäre Behandlungseinrichtung aufgenommen
Die Krankenhausaufnahme muss aus medizinischen Gründen (Behandlung der COVID-19-Krankheit) erfolgen und darf nicht aus sozialen Gründen oder aufgrund von Wohnungsunsicherheit erfolgen…
5. Vorliegen von mindestens 1 Symptom, das für die COVID-19-Krankheit charakteristisch ist, d.h. Fieber, Husten oder Atemnot…«
Das ist nur eine von 11 Studien des Instituts zum Thema COVID-19.
Eine Entdämonisierung des Corona-Themas würde diese schönen und vermutlich einträglichen Studien gefährden.
Was Prof.Dr. Hendrik Streeck von seinen Kritikern unterscheidet, müsste ein interessantes Feld für einen Historiker sein, denn man findet es im Lebenslauf. Er hat dies sogar in einem Interview leicht angeschnitten. Im Unterschied zu seinen Kritikern, ist er nicht Virologe, sondern Infektions-Epidemiologe. Der Infektions-Epidemiologe kann all das was ein Virologe kann, kann jedoch wesentlich mehr weil er über ein breiteres Wissen verfügt. So kann ein Infektions-Epidemiologe auch Medikamente verschreiben. So ist er die wichtigste Stelle wenn es darum geht, gezielt Antibiotika zu verschreiben. Infektions-Epidemiologen werden jedoch nur in 8 Ländern weltweit ausgebildet. Dies sind die USA, Grossbritannien, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Niederlande, und der Schweiz. Somit ist der Wechsel von Drosten auf Streeck eine echte Bereicherung für die Universität Bonn, man müsste lediglich die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Es wäre nämlich Sinnvoll einen Lehrstuhl für Infektions- Epidemiologie in Bonn zu schaffen. Diese Chance wurde jedoch schon Jahre zuvor verpasst, als man in Mainz mit Sucharit Bhakdi einen Infektions-Epidemiologen auf einem Lehrstuhl hatte.