Auf zeit.de berichtet am 21.10. ein Notfallsanitäter von seinen Corona-Erfahrungen. In der letzten Woche wurde sein Team zu einem älteren Mann gerufen, von dem seine Angehörigen nach der Notversorgung berichteten, er habe Kontakt zu mehreren "Covid-19-Infizierten" gehabt.
»Wir konnten dadurch erst nachdem wir den Mann versorgt haben, unserem Vorgesetzten melden, dass wir vermutlich Kontakt zu einer infektiösen Person hatten. Seine Reaktion war ohnehin enttäuschend: Ohne ein positives Testergebnis könnten keine Maßnahmen veranlasst werden, wir seien ja auch durch den Mund-Nasen-Schutz und die Handschuhe ausreichend geschützt gewesen, sagte er uns. Ich durfte dann also nicht in Quarantäne und habe meine Schicht noch zu Ende gemacht und auch am nächsten Tag Vollzeit gearbeitet. Erst danach kam das Ergebnis, mit dem ich schon länger gerechnet hatte: Der alte Mann war infiziert.
Ich bin also mit meiner Kollegin stundenlang im Einsatz gewesen, habe Menschen in Kliniken gefahren und bei Notfällen geholfen, obwohl ich engen Kontakt zu einer infizierten Person hatte… Erst als sich das Gesundheitsamt nach dem positiven Testergebnis bei uns gemeldet hatte, wurden meine Kollegin und ich in Quarantäne geschickt.
Mich ärgert, dass es kein einheitliches Konzept, keine Strategie und auch keine Vorgaben des Robert Koch-Instituts für uns Rettungskräfte gibt. So entscheidet jede Rettungsstelle anders. Wir Notfallsanitäter werden immer vergessen und erst dann wahrgenommen, wenn man uns braucht. Für uns gab es keine Sonderzahlungen, keinen Corona-Bonus, wie ihn zum Beispiel die Pflegekräfte in Altenheimen oder Krankenhäusern bekommen haben. Und für uns gibt es auch keine regelmäßigen Tests, obwohl wir ja auch in direktem Kontakt zu Infizierten stehen. Es gibt ja noch nicht einmal ausreichend viele FFP-2-Masken, weil diese rationiert werden, damit die Krankenhäuser auch genug davon bekommen.…
Das sind Zustände, die ich nicht akzeptieren will. Wir sind ein reiches Land und kommen nur so vergleichsweise gut durch diese Corona-Krise, weil wir uns auf das Gesundheitssystem verlassen können. Ich würde mir wünschen, dass auch wir Notfallsanitäter dabei nicht übersehen werden. Was aus dem alten Mann geworden ist, weiß ich bis heute leider nicht. Ich selbst wurde erst nach einigen Tagen in Quarantäne getestet und warte nun auf das Ergebnis. Ich spüre zwar keine Symptome, doch das muss ja nichts heißen. Immerhin arbeite ich jetzt nicht mehr und kann niemanden infizieren.«
Es ist nicht nachvollziehbar.
Es gibt auf der RKI – Seite extra, wie sollte es anders sein, eine Handlungsanweisung :
"Optionen zur vorzeitigen Tätigkeitsaufnahme von Kontaktpersonen unter medizinischem Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern bei relevantem Personalmangel"
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/HCW.html
Arbeiten, Essen, schlafen und keine Meinung habe darf der Mensch, sonst nichts. Scheiss Zeit…
Wow. Das ist ein perfekter Bürger. Angepasst, stramm auf Regierungslinie. Wären nur alle Mitbürger so. *seufz*
Er bettelt förmlich um Quarantäne und bekommt sie zum Glück nach einiger Zeit auch. Symptome hat er natürlich nicht, aber sicher ist sicher.
Ich kann es ihm aber nicht wirklich verübeln. Und wer hat schon was gegen 14 Tage arbeitsfrei bei bester Gesundheit?
Überall macht sich die Angst wieder breit. Damit fällt rationales Denken komplett aus. Ich merke es hier in meinem Umfeld auch. Es ist kaum mehr zum Aushalten…