"Schnelltests werden auf den Markt geworfen wie ein Wirtschaftsprodukt"

Da ist viel Glaube und Mutmaßung im Interview mit Prof. Hartmut Hengel, bis 2020 Präsident der Gesellschaft für Virologie, auf rp​-online​.de vom 28.1. Da, wo er kon­kret wird, wird es auch kri­tisch. "Vermutlich" bis Ende 2022 wird sei­ner Meinung nach "die aktu­el­le Pandemie" dau­ern. Es kommt noch eini­ges "mög­li­cher­wei­se", man­ches ist wohl falsch:

»HENGEL Ich habe Sympathie für die Zero-Covid-Strategie eini­ger Wissenschaftler, die die Infektionszahlen so dra­stisch drücken wol­len, dass man jeder Infektion nach­ge­hen kann. In eini­gen Ländern hat das funk­tio­niert, doch ob das in Deutschland eben­so funk­tio­niert, weiß ich nicht. Denn wir wis­sen ja, dass wir vie­le sym­ptom­lo­se Menschen hier haben, die aber trotz­dem infi­ziert sind und das Virus wei­ter­ge­ben können.

Diese sym­ptom­lo­sen, aber infi­zier­ten Menschen sind ja mög­li­cher­wei­se auch ver­ant­wort­lich für das Mutationsgeschehen welt­weit, oder nicht?

HENGEL Vermutlich.«

Hoffnung und Vermutung auch zur Impfung:

»HENGEL Ja, die Impfung erzielt deut­lich höhe­re Antikörper-Konzentrationen. Und wir hof­fen, dass die­se Konzentrationen durch die Impfung auch nach­hal­ti­ger und sta­bi­ler sind. Aber wir haben ja noch einen ver­gleichs­wei­se kur­zen Beobachtungszeitraum.

Die Mutationen, die wir mitt­ler­wei­le aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien ken­nen, tra­gen ihre neu­en Merkmale vor allem im Bereich des Spike-Proteins, hört man. Was bedeu­tet das für die Impfung?

HENGEL Das mit dem Spike-Protein stimmt, aber es gibt auch ande­re Veränderungen. In jedem Fall muss man sagen, dass die süd­afri­ka­ni­schen und bra­si­lia­ni­schen Mutationen wirk­lich pro­ble­ma­tisch sind und höch­ste Aufmerksamkeit ver­lan­gen. Wir haben längst noch kein voll­stän­di­ges Wissen dar­über, wie sie sich aus­brei­ten. Wir wer­den sehen, ob unse­re jet­zi­ge Impfung die­se Varianten noch aus­rei­chend kon­trol­lie­ren kann.«

Ein Skandal in dieser Pandemie

Man weiß nichts Genaues über die Infektionslage. Schuld dar­an sind auch die Schnelltests, die nir­gends gemel­det wer­den müssen:

»Damit dann auto­ma­tisch und unum­gäng­lich die PCR-Bestätigung ver­an­lasst wird, um der Dunkelziffer-Entwicklung vorzubeugen?

HENGEL Genau. Das ist eine selbst­ver­schul­de­te Datenlücke, die wir uns ein­ge­brockt haben, weil wir bei den Antigen-Schnelltests so lax vor­ge­hen. Bundesminister Spahn will die Teste jetzt sogar für den Hausgebrauch frei­ge­ben. Damit wird die PCR-basier­te Meldestatistik immer brü­chi­ger. Auch dass es kein behörd­li­ches Zulassungsverfahren mehr gibt, dass die Hersteller ihre Teste ohne Kontrolle selbst zer­ti­fi­zie­ren, das sind alles defi­zi­tä­re Zustände.

Das führt ja dazu, dass die Bevölkerung der­zeit zu ihrem eige­nen Robert-Koch-Institut wird. Jeder kann selbst ent­schei­den, ob er bei einem posi­ti­ven Antigen-Schnelltest die PCR über­haupt machen lässt.

HENGEL Ja, der Staat guckt weg. Das darf in einer Pandemie wirk­lich nicht pas­sie­ren. Die Schnelltests wer­den auf den Markt gewor­fen wie ein Wirtschaftsprodukt, dabei sind sie ein­deu­tig ein Medizinprodukt. Damit wir uns nicht falsch ver­ste­hen: In Altenheimen bei­spiels­wei­se kön­nen Schnelltests segens­reich sein, wenn sie rich­tig ein­ge­setzt wer­den und ihre Aussagekraft nicht über­schätzt wird. Aber auch dort kommt es zu Fehlinterpretationen von Ergebnissen, wenn jemand nicht wirk­lich für die Auswertung eines sol­chen Tests geschult ist. Das hat zu oft kata­stro­pha­le Folgen…«

Vielleicht hat Prof. Hengel auch ein Interpretationsproblem. Wenn es tat­säch­lich um die Marktdurchdringung mit einem Wirtschaftsprodukt gin­ge, wäre das Vorgehen der Behörden zwar immer noch skan­da­lös, aber doch schlüs­sig. Verhält es sich mit Masken und Impfstoffen womög­lich ähnlich?

Siehe auch Viele Corona-Schnelltests ohne Prüfung im Umlauf.

8 Antworten auf „"Schnelltests werden auf den Markt geworfen wie ein Wirtschaftsprodukt"“

  1. Wenn gleich am Anfang schon jemand sagt: "Wir wis­sen ja, dass …", dann braucht man nicht wei­ter­le­sen. Er ver­sucht das, was er selbst zu wis­sen vor­gibt, als eine Tatsache dar­zu­stel­len, die jedem bekannt ist. Er ver­sucht also in sei­nem eige­nen Sinne zu mani­pu­lie­ren und ist somit uninteressant.

  2. Das Thema mit den Schnelltests ist inter­es­sant. Kann es viel­leicht sein, dass das der Grund ist, war­um aktu­ell die Anzahl der durch­ge­führ­ten PCR-Tests (laut RKI Situationsbericht vom 27.01.2021) und auch die posi­ti­ven Rate immer wei­ter abnimmt. Also ich mei­ne damit, dass die Menschen jetzt einen Schnelltest machen und dann bei einem posi­ti­ven Test nicht mehr den PCR-Bestätigungstest machen, son­dern gleich frei­wil­lig in "Quarantäne" gehen?

  3. Yep, ein Zelt, eine Spitze und einen Schnelltest hab ich schon .…wenn ich jetzt auch noch das Vakzin bekom­me, dann bin ich nicht nur mein eige­nes RKI, äh müss­te ja eigent­lich KAI hei­ßen (schließ­lich hei­ße ich ja nicht Robäärt) son­dern auch …TUSCH mein eige­nes Impfzentrum – komm ich jetzt ins Fernsehen 😉 (frei nach Ingolf Lück)

  4. Am schlimm­sten an die­sem Text fin­de ich, dass die Virologen immer noch die These direkt oder indi­rekt der Weitergabe des Virus durch sym­ptom­lo­se Menschen unterstützen.
    Ich habe die These, dass die Infektionen, auch Corona durch Immunschwäche ( u.a. Lockdown Immunschwäche) ent­ste­hen und die Viren ( Abfallprodukte im eige­nen Körper) Infektionen machen ohne irgend­ei­nen Kontakt zu haben. ( das hat Professor Bhagdi mal in einem Interview erwähnt)

  5. Die Virologie ist ein­fach eine "Afterwissenschaft" (Hannah Arendt), Virologen sind "Afterwissenschaftler" und das wird jeden Tag – bald viel­leicht auch anschau­lich mit den rek­ta­len Tests – wie­der bestätigt.

  6. Zusammenfassung eines Artikels in der Rheinischen Post vom 28.1.21 (Bezahlschranke): "… Es kom­me mitt­ler­wei­le näm­lich oft vor, so der Virologe, dass posi­ti­ve Ergebnisse von Antigen-Schnelltests nicht mehr durch eine PCR-Diagnostik im Labor über­prüft wür­den. Diese posi­ti­ven Befunde der Schnelltests wür­den dann nicht als Fälle an die Gesundheitsämter und ans Robert-Koch-Institut gemel­det, beklag­te er gegen­über der „Rheinischen Post„. Wenn die Exekutive ihre Verantwortung ernst näh­me, meint Hengel, dann müss­ten die Behörden des Gesundheitsschutzes von Land und Bund die­se Antigen-Schnelltest-Ergebnismeldung auch „ein­for­dern„. Auf gut Deutsch: Wenn zusätz­lich zu 1,2 Millionen PCR-Tests wöchent­lich auch noch 5 Millionen (dem­nächst ja frei ver­käuf­li­che) Schnelltests per Hausgebrauch durch­ge­führt wer­den, dann dür­fen die sich dar­aus erge­ben­den Positivfälle in der Statistik kei­nes­falls durch die Lappen gehen. …"
    https://​rp​-online​.de/​p​a​n​o​r​a​m​a​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​/​v​i​r​o​l​o​g​e​-​h​a​r​t​m​u​t​-​h​e​n​g​e​l​-​u​e​b​e​r​-​s​c​h​n​e​l​l​t​e​s​t​s​-​u​n​d​-​d​i​e​-​d​a​u​e​r​-​d​e​r​-​p​a​n​d​e​m​i​e​_​a​i​d​-​5​5​9​0​6​841

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