Seit Oktober ohne Restriktionen:
In Schweden bleibt die Herbst-Welle aus

Wieder so ein Schwedenrätsel!

Unter obi­gem Titel wun­dert sich am 22.10. n‑tv.de:

»Während in Deutschland die Neuinfektionen wie­der stark anstei­gen, blei­ben die Fallzahlen in Schweden nied­rig, obwohl auch dort die Open-Air-Saison zu Ende ist. Die Entwicklung ist umso erstaun­li­cher, da es dort seit Ende September kei­ne Beschränkungen mehr gibt. Warum klappt das bei uns nicht?

Es ist schon span­nend, dass Schweden aktu­ell nicht nur die nied­rig­sten Corona-Fallzahlen Nordeuropas auf­weist, son­dern sogar bes­ser dasteht als "Impfweltmeister" Portugal. Lediglich Italien und Spanien haben noch nied­ri­ge­re Inzidenzen. Die Tatsache ist umso bemer­kens­wer­ter, da Schweden in den Herbst hin­ein Ende September prak­tisch alle Corona-Restriktionen fal­len ließ.

Fallende Inzidenzen, weniger Patienten, weniger Tote

Seit vor mehr als drei Wochen Schweden sei­nen "Freedom Day" fei­er­te, ist die 7‑Tage-Inzidenz sogar leicht gefal­len. Am 30. September lag sie bei rund 41 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, aktu­ell sind es knapp 39. Im glei­chen Zeitraum leg­te der Wert in Deutschland von 68 auf 95 zu.

Ähnlich gut sieht es auf den Intensivstationen aus, wo laut dem schwe­di­schen Intensivregister SIR täg­lich unge­fähr 30 Corona-Patienten auf­ge­nom­men wer­den. Insgesamt ist seit Anfang September ein Abwärtstrend zu erken­nen. Auch die Zahl der Covid-19-Toten ist rück­läu­fig. Nach einem leich­ten Anstieg von sie­ben auf elf Fälle am 6. Oktober, sind es inzwi­schen ein oder zwei pro Tag.

Hohe, aber nicht sehr hohe Impfquote

Schweden hat die Einschränkungen vor dem Hintergrund einer guten Impfquote been­det. Laut Our World in Data sind 67,3 Prozent der Bevölkerung voll­stän­dig geimpft, 71,2 Prozent haben wenig­stens eine Dosis erhal­ten. Die deut­schen Werte sind 65,5 und 68,5 Prozent, also nicht sehr viel schlechter.

Allerdings sind deut­lich mehr Skandinavier der beson­ders vul­ner­ablen hohen Altersgruppen durchgeimpft…

Die bes­se­ren Impfquoten kön­nen zwar rück­läu­fi­ge Todeszahlen und weni­ger Intensivpatienten erklä­ren, aber nur zum Teil das Ausbleiben der Herbst-Welle – sonst müss­te schließ­lich Portugal die wenig­sten Neuinfektionen haben. Dass Schweden mit einem Durchschnittsalter von 40,5 eine wesent­lich jün­ge­re Bevölkerung als Deutschland mit 45,9 Jahren hat, spricht eher gegen nied­ri­ge­re Inzidenzen, da sich in bei­den Ländern vor allem Jüngere anstecken.

Zwei Gründe könn­ten Selbstdisziplin und eine all­ge­mein posi­ti­ve­re Einstellung der Gesellschaft zu den Regierenden sein. So hielt sich ein gro­ßer Teil der Schweden frei­wil­lig an Empfehlungen wie bei­spiels­wei­se im Homeoffice zu arbei­ten. Nur die "gro­ßen Brocken" wie Zugangsbeschränkungen wur­den von der Regierung vorgeschrieben.

Die Regierung hat einen Plan

Das Vertrauen basiert auch auf einem kla­ren, fünf­stu­fi­gen Plan, den die Regierung schon im Mai beschlos­sen hat­te und des­sen Umsetzung mit Schritt 1 am 1. Juni begon­nen hat. Die Lockerungen Ende September stell­ten die Stufe 4 dar…

Prinzip Eigenverantwortung funktioniert

Wann Schweden in Schritt 5 geht und die Pandemie für been­det erklärt, ist noch offen, spielt aber im Alltag kaum noch eine Rolle. Die Regierung arbei­tet bis dahin wie bis­her mit Empfehlungen wei­ter. So gel­ten ab dem 1. November neue Empfehlungen, wann wel­che Personen wann zu Hause blei­ben und sich testen las­sen sollten.

"Einzelpersonen und Erziehungsberechtigte müs­sen auf der Grundlage die­ser Empfehlungen selbst beur­tei­len, wann sie oder das Kind einen aus­rei­chend guten Allgemeinzustand haben, um in den Kindergarten, in die Schule, in die Aktivitäten und in die Arbeit zurück­zu­keh­ren", wird dort mehr­mals wie­der­holt. Das Prinzip Eigenverantwortung scheint zu funktionieren…

Es gibt aber auch geo­gra­fi­sche bezie­hungs­wei­se bevöl­ke­rungs­geo­gra­fi­sche Vorteile Schwedens. Mit gera­de mal 10,3 Millionen Einwohnern, die sich auf 447.000 Quadratkilometern ver­tei­len, ist sei­ne Bevölkerungsdichte viel gerin­ger als die von Deutschland, wo sich 83,1 Millionen Menschen auf 358.000 Quadratkilometern drängen…

Schweden hat nur zwei Landgrenzen zu Finnland und Norwegen, die jeweils nur rund 5,5 Millionen Einwohner haben. Deutschland liegt im Herzen Mitteleuropas und grenzt an neun Länder, unter ande­rem Frankreich und Polen, wo 67,4 bezie­hungs­wei­se 38 Millionen Menschen leben.«

Update In meh­re­ren Kommentaren ist zu fin­den, daß das vor­ge­brach­te Argument der Bevölkerungsdichte falsch ist. Weite Teile Schwedens sind nicht bewohn­bar, in den Städten ist die Dichte noch höher als in der BRD:

de​.sta​ti​sta​.com

19 Antworten auf „Seit Oktober ohne Restriktionen:
In Schweden bleibt die Herbst-Welle aus“

  1. Wenn man in DL nur die Personen unter­sucht (also nicht nur "testet"), die auch krank sind, wür­de das nicht viel anders sein. Die "Zahlen" kom­men doch hier nur durch den grund­lo­sen Testwahn zustan­de, damit die Leute irgend­wo rein dür­fen. Kinder wer­den wie wild gete­stet, damit man dann behaup­ten kann, sie wären der­zeit am stärk­sten "betrof­fen" – "rich­tig" Kranke kann man in die­ser Altersgruppe mit der Lupe suchen. Jedenfalls kei­ne Anzahl, die einer Erwähnung, geschwei­ge denn sol­cher Zwangsmaßnahmen bedürfen.

    Ich war vor eini­gen Tagen in Ungarn und mein­te, ich wäre im Jahr 2019 gelan­det. Keine Maßnahmen – nichts…

    1. @ R.L.: Deshalb wird Österreich wohl auch in Bälde die schlimm­ste "Welle" seit Beginn der "Pandemie" erle­ben. Bei uns ist die Massentesterei ja längst kom­plett aus dem Ruder gelau­fen – kein ande­res Land der Welt ist so blöd, der­ma­ßen so viel zu testen wie Ö. Wir bla­sen täg­lich so um die 300.000 bis 400.000 Tests raus, wor­auf die öster­rei­chi­sche Politik auch noch stolz ist. Und mit 3G am Arbeitsplatz ab November wird das Testaufkommen noch­mals kräf­tig zule­gen. Die ersten Bezirke mit "Inzidenzen" über 600 gibt es bereits – dort wur­den auch schon die ersten Ausreisekontrollen durch­ge­führt (Ausreise aus dem betrof­fe­nen Bezirk nur noch geimpft, gene­sen oder gete­stet). Gut mög­lich also, dass in Ö bald über­all Ausreisekontrollen statt­fin­den, wenn die Test-Inzidenzen noch wei­ter beharr­lich in die Höhe gejagt werden.

      Aber wer weiß, viel­leicht steckt dahin­ter gar nicht nur Blödheit und eine gera­de­zu patho­lo­gi­sche Lernresistenz, son­dern auch Kalkül und will man damit qua­si die "Pandemie der Ungeimpften" her­bei­te­sten, die sich ja bis­lang par­tout nicht ein­stel­len will. Zumindest scheint den poli­ti­schen Verantwortlichen mitt­ler­wei­le jedes Mittel recht zu sein, um die Impfquote zu stei­gern. Auf der ande­ren Seite war und bin ich nach wie vor geneigt, den Inkompetenz-Faktor in der gan­zen Corona-Politik der letz­ten 20 Monate nicht zu gering zu ver­an­schla­gen. Also ich kann und will nach wie vor nicht aus­schlie­ßen, dass die Typen in der Regierung ein­fach nur irre sind und den Bezug zur Realität völ­lig gekappt haben.

      Ich wer­de übri­gens dem­nächst auch auf ein paar Tage nach Ungarn rei­sen, um end­lich mal wie­der mit Menschen zu tun zu haben, die – zumin­dest was Corona angeht – nich völ­lig den Verstand ver­lo­ren haben. Ihr Bericht aus Ungarn sorgt inso­fern bei mir bereits für erheb­li­che Vorfreude.

    2. Schweden ver­wen­det jetzt einen neu­en Multiplextest, auch ande­re Vorzeigeländer ver­wen­de­ten schon län­ger ande­re Testkits. Zudem kann der Drosten Test nicht zwi­schen Influenza und Sars unterscheiden.

  2. "Eigenverantwortung der Bürger" las­sen Söder und Lauterbach ja vor Wut schäu­men, weil sie ihre Felle davon schwim­men sehen, wenn sie plötz­lich nicht mehr gän­gelnd und bevor­mun­dend auf­tre­ten könn­ten, sowie im Fall Söder mit Willkür ala "par ord­re du muf­ti" Regeln und Einschränkungen erlassen.

  3. Immer wie­der die­ses idio­ti­sche Argument "Bevölkerungsdichte".
    Die Schweden woh­nen da wo sie woh­nen genau­so dicht und undicht wie Münchner, Berliner, Niederbayern und Ostfriesen.
    Grosse Teile des Landes sind schlicht unbe­wohnt. Es ist nur das Argument der Ahnungslosen (sprich der Bevölkerungsmehrheit, der Intelligenzia und der gei­sti­gen Elite Deutschlands).

    1. @ Chrissie

      Insgesamt ist der Urbanisierungsgrad in Schweden sogar deut­lich höher als in Deutschland: 87,98% vs. 77,45%

      https://​de​.sta​ti​sta​.com/​s​t​a​t​i​s​t​i​k​/​d​a​t​e​n​/​s​t​u​d​i​e​/​2​4​9​0​2​9​/​u​m​f​r​a​g​e​/​u​r​b​a​n​i​s​i​e​r​u​n​g​-​i​n​-​d​e​n​-​e​u​-​l​a​e​n​d​e​rn/

      Als hät­te das die Lügenpresse je inter­es­siert. In der cau­sa Corona ist kein "Argument" zu absurd, um nicht in Stellung gebracht zu werden.

  4. "Fallzahlen"… Vorsicht. Irgendwas war da im letz­ten Corona-Ausschuss mit geän­der­ten Test-Verfahren. Hat aller­dings wohl nie­mand recht ver­stan­den, was der Herr aus Schweden da gestam­melt hat. Der eben­so drö­ge wie geschätz­te Data-Hero küm­mert sich dar­um. Abwarten.

  5. Eine " .. all­ge­mein posi­ti­ve­re Einstellung der Gesellschaft zu den Regierenden .." führt zu nied­ri­ge­ren Fallzahlen.

    n‑tv soll­te China in den Ländervergleich auf­neh­men. Dort ist die posi­ti­ve Einstellung zu den Regierenden beson­ders stark ausgeprägt . 🙂

  6. "Schweden hat nur zwei Landgrenzen zu Finnland und Norwegen,.."
    Ach des­halb! Portugal hat nur eine Grenze…

    Schweden hat auch Städte… so anders ist die Bevölkerungsdichte dort nicht.

    Vielleicht wird ein­fach nicht mehr so viel getestet?

  7. Na, dann mach ich doch mal den "Faktencheck"
    Einfache Quelle
    https://​www​.folk​hal​so​myn​di​ghe​ten​.se/​s​m​i​t​t​s​k​y​d​d​-​b​e​r​e​d​s​k​a​p​/​u​t​b​r​o​t​t​/​a​k​t​u​e​l​l​a​-​u​t​b​r​o​t​t​/​c​o​v​i​d​-​1​9​/​s​t​a​t​i​s​t​i​k​-​o​c​h​-​a​n​a​l​y​s​er/

    den "Check" des Inzidenzen-Humbugs kann man getrost unter­las­sen – schließ­lich hat man dort den Testwahn ein­fach gut 20% her­un­ter­ge­fah­ren (von 180000 in KW37 auf unter 140000 zwei Wochen später);
    Zwangstests? Keine!
    Sprich: (frei­wil­li­ge!) Tests gibts in S wohl nur noch für Paranoiker, Gefährdete, Hypochonder und "sym­pto­ma­ti­sche Verantwortungsbewusste";
    Die 140000 Tests/Woche in S ent­spre­chen per capi­ta zwar der knap­pen Million in D – aber in D wer­den ledig­lich die PCR-Tests gezählt, die i.d.R. nur für "beson­de­re Zwecke" erfol­gen und/oder posi­ti­ve Schnelltests bestä­ti­gen sol­len. Aussagekraft der "Inzidenz" in bei­den Ländern also ohne­hin nahe NULL (ähn­lich für Spanien und Portugal).

    "Intensivbettenbelegung"; täg­lich wer­den (angeb­lich) "unge­fähr 30 Corona-Patienten auf­ge­nom­men"! Das wäre eine gan­ze Menge! (Das DIVI mel­det pro Tag im Schnitt etwa 100 "Neuaufnahmen" – das wären, auf Schweden umge­rech­net, gera­de mal 12).
    Nö, "täg­lich auf­ge­nom­men" wer­den die 30 nicht: das ist ämlich die aktu­el­le GESAMTBELEGUNG.
    Zum Vergleich (laut DIVI) aktu­ell in D ca. 1700 (wären, auf S umge­rech­net: ca. 210)
    Bewertung: "ein­deu­ti­ge Falschinformation"

    Und die Mär von den "geografische[n] bezie­hungs­wei­se bevölkerungsgeografische[n] Vorteile[n] Schwedens"
    https://​de​.sta​ti​sta​.com/​s​t​a​t​i​s​t​i​k​/​d​a​t​e​n​/​s​t​u​d​i​e​/​2​4​9​0​2​9​/​u​m​f​r​a​g​e​/​u​r​b​a​n​i​s​i​e​r​u​n​g​-​i​n​-​d​e​n​-​e​u​-​l​a​e​n​d​e​rn/
    D: 77% S: 88%! (allein in den 3 Großräumen: Stockholm, Göteborg, Malmö woh­nen gut 40% der Bevölkerung)
    Bewertung: "stark irreführend"

    Wichtige Informationen feh­len natürlich:
    Restriktionen waren (fast alle) frei­wil­lig, "emp­foh­len" – und Masken bis ins Jahr 2021 und seit ein paar Wochen nicht ein­mal mehr das.
    Bewertung: "irre­füh­rend"

    immer­hin unter­blieb die Story vom "geschei­ter­ten schwe­di­schen Sonderweg"

  8. Komisch, n‑tv berich­tet auch: 

    Die Pandemie bleibt für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine "Notlage von inter­na­tio­na­ler Tragweite". Dies beschloss WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf Empfehlung des unab­hän­gi­gen Notfallausschusses, der sich alle drei Monate trifft, um die Lage neu zu beur­tei­len. Mit der Erklärung einer Notlage sind unter ande­rem beson­de­re Meldepflichten der Mitgliedsländer verbunden.

    https://www.n‑tv.de/panorama/21–03-WHO-Pandemie-bleibt-Notlage-von-internationaler-Tragweite–article21626512.html

    Volkssouveränität erkämp­fen und raus aus dem Scheißladen.

  9. Das klappt bei uns nicht, weil hier die Bevölkerung in Angst und Schrecken ver­setzt wird und das Stresslevel hoch gehal­ten wird. Ein auf die­se Art und Weise geschwäch­tes Immunsystem kann mit Viren nicht gut umgehen.
    Man kann es nicht in Zahlen und Dashboards umset­zen, also begrei­fen es die­se tech­no­kra­ti­schen Holzköpfe nicht.

  10. Außerdem gilt: Je mehr gete­stet wird, desto mehr (falsch posi­ti­ve) Ergebnisse. Wie viel testet Schweden? Vermutlich nicht halb so viel wie Deutschland.

  11. Führt Schweden den "Green Pass" ein?

    Wenn ja, dann unter­schei­det sich das Geschehen in Schweden und Deutschland nur dar­in, mit wel­chem Maß an Terror das Überwachungszertifikat den Bürgern auf­ge­zwun­gen wird.

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