Es geht nicht zuletzt um Drostens gehypte neue "Kinderstudie". Dabei zeigt sich: Nichts ist dran. Erneut wird unbemerkt von der Öffentlichkeit (liest oder hört jemand das noch?) der PCR-Test demontiert. Auf jeden Fall ist es – je nach Geschmack – amüsant oder atemberaubend, zu erfahren, auf welchem Niveau sich der Chefvirologe und seine Stichwortgeberin bewegen.
»Korinna Hennig … Die Impfungen schreiten weiter voran. Acht Menschen pro Sekunde werden durchschnittlich in Deutschland geimpft. Das hat das Bundesgesundheitsministerium ausgerechnet. Macht Ihnen die allgemeine Öffnungsbegeisterung mit Außengastronomie Sorgen? Jetzt gerade über Pfingsten konnte man das ja viel beobachten. Oder halten Sie das wegen des Impffortschritts noch für einigermaßen sicher?
Christian Drosten Ja, wir können da beim Impffortschritt wieder einmal nach England schauen… Bei uns können wir im Moment fast nichts sagen, weil auch unsere Zahlen im Moment relativ schwach in der Aussagekraft sind. Es waren jetzt zwei Feiertage hintereinander, da muss man, glaube ich, einfach mal ein bisschen abwarten. Aber ganz generell ist es natürlich so, die Außengastronomie ist sicherlich kein so großes Problem, die spielt sich draußen ab.«
Da hat er wohl nicht Unrecht. Was ist eigentlich mit den Maßnahmen so los? Drosten weiß nicht, wie er es hier ausdrücken soll:
»Christian Drosten Eigentlich muss man sagen, dass die Maßnahmen eher räumlich ein bisschen angeglichen worden [sic]. Viele Eigenschaften dieser sogenannten Bundesnotbremse hat es ja vorher auch schon gegeben. Nur wurde das jetzt eben räumlich etwas gerechter verteilt. Oder ich weiß nicht, wie man es hier ausdrücken soll. Das Ganze wurde ein bisschen formalisiert. Aber es ist nicht so, dass diese sogenannte Bundesnotbremse ab einem Stichtag plötzlich galt. Jetzt ist es auch wieder so, dass einige dieser Maßnahmen schrittweise zurückgefahren werden können. Selbst hier in Berlin, wo doch sehr viel Aktivität ist, auch mit jungen Leuten, kann ich in meiner Alltagsauffassung nicht erkennen, dass da plötzlich irgendwelche Dämme gebrochen wären.
ABWARTEN
Ich mache mir da im Moment keine Sorgen. Ich glaube, man muss sich vielleicht auch mal etwas zurücknehmen und einfach mal eine Zeit vergehen lassen und die Entwicklung abwarten. Ich glaube, es ist schon so, dass man auch nachregulieren kann. Zumindest bis Ende Juni besteht dazu dann ja auch wieder eine gesetzliche Grundlage. Aber man hört im Moment so viele Stimmen, die in der Öffentlichkeit alle durcheinanderquatschen. Die einen sagen, man müsste viel weiter runterbremsen. Das ist im Grundsatz natürlich auch richtig. Nur wird man das nicht ewig durchhalten.«
Ebend.
Diese steigende Impfquote, muß man vielleicht einfach mal sagen
»Wir haben gleichzeitig diese steigende Impfquote. Man darf übrigens nicht vergessen, und muss das vielleicht einfach mal sagen, dass nach den ganzen Anfangsschwierigkeiten Deutschland jetzt im europäischen Vergleich ganz vorne mit dem Impfortschritt dabei ist. Also das läuft jetzt schon sehr schnell bei uns. Da wird es natürlich dazu führen, dass die Krankheitsschwere abnimmt und dass man irgendwann über den Sommer hin auch noch mal zu einer anderen Betrachtung der ganzen Bedrohungslage kommen muss.«
"Das ist doch alles nur die Temperatur". So einfach sind die Dinge nicht
»Wir sind da jetzt in so einem Übergangsprozess. Andere Stimmen in der Öffentlichkeit sagen das Gegenteil. Die sagen, das Ganze wäre gar nicht notwendig gewesen. In einigen Ländern in Europa, bei denen sinken die Zahlen von selbst und das ist doch alles nur die Temperatur. Da muss man sagen: Nein, so einfach sind die Dinge nun mal nicht. Erstens, wir haben immer wieder im Podcast gesagt, dass die Einschätzung des Temperatureffekts nicht so ist, dass es den nicht gibt oder dass der alles beendet, sondern dass der ungefähr im Bereich von 20 Prozent Effektivität liegt. Um 20 Prozent geht die Übertragung bei den Erkältungs-Coronaviren in den Sommermonaten zurück. Es gibt gewisse Gründe zu denken, dass die Größenordnung bei diesem Virus auch so sein könnte. Es ist nicht so, dass irgendjemand jemals behauptet hätte, es gäbe keinen Temperatureffekt. Es ist aber auch nicht so, dass man davon ausgehen könnte, dass die Temperatur das alles erledigt.«
Der Klimawandel wird es also nicht richten. Daß der Meister die Worte "Erkältung" und "Coronaviren" zusammenfaßt, ist schon ein Ding.
»MAẞNAHMEN HABEN GEWIRKT
Und man sollte vor allem auch nicht in der Öffentlichkeit das Bild suggerieren, dass diese Maßnahmen in Deutschland vielleicht ohne Grund ergriffen wurden. Alle haben sich extrem dafür angestrengt. Viele haben auf viele Dinge verzichtet. Jetzt versuchen einige Stimmen in der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass das umsonst gewesen sein soll. Das ist den vielen Beitragenden in Deutschland gegenüber unfair.«
Was soll man eigentlich modellieren?
»Also das ist im Moment schon eine schwierige öffentliche Diskussion. Dann ist es natürlich auch unklar, was man eigentlich modellieren oder bewerten soll, wenn es beispielsweise zu der Frage kommt: Wie würde eine vierte Welle denn aussehen? Denn da ist ja die Krankheitsschwere ganz entscheidend. Also wir wollen keine nackten Zahlen behandeln. Das ist genau wie auch in vielen anderen medizinischen Bereichen, wo wir keine Laborwerte behandeln, sondern die dahintersteckende Krankheit. Hier ist jetzt eben die Krankheitsschwere ganz schwer zu bewerten. Die wird sich verändern. Wir haben diese schiefe Verteilung der Krankheitsschwere entsprechend des Alters. Auf der anderen Seite gibt es eine Impf-Priorisierung, die unscharf eingehalten wird. Das kommt auch dazu. Dazu kommt auch die Aufhebung der Priorisierungen, die man erst im Nachhinein erheben kann und nicht im Vorhinein modellieren kann. Das macht es einfach unglaublich schwer. Das gibt in all der öffentlichen Argumentation so eine Unschärfe. Die wird dann an beiden Seiten des Meinungsspektrums offensichtlich ausgenutzt, um das eigene Narrativ voranzutreiben. Jeder findet für alles, was er sagen will, irgendwelche Argumente.«
Immerhin gibt es inzwischen ein Meinungsspektrum. Das ist schon eine Akzentverschiebung weg von "die Wissenschaft gegen die LeugnerInnen" oder "Drosten gegen den Rest der ahnungslosen Welt". Vielleicht braucht CD noch einen kleinen Schubs, um zu erkennen, daß Beobachtung und Auswertung dessen, was ist, allemal sinnvoller ist als Modellierung im Vorhinein oder gar im Nachhinein.
Korinna bleibt besorgt: Die Mutanten
»Korinna Hennig Nun hat sich aber in Bezug auf die Kontrolle, also da, wo man noch etwas mehr eingreifen möchte oder meint, man muss das, Abwarten immer als nicht so eine gute Strategie erwiesen. Das ist auch etwas, was von der WHO öfter kommt. Lieber schnell handeln und im Zweifel kann man immer noch nachlassen. Sie haben eben schon den Blick nach Großbritannien gerichtet.
Da würde ich gerne mal drauf gucken, weil die englischen Gesundheitsbehörden mittlerweile mehr Hinweise darauf gesammelt haben, dass sich die indische Variante B.1.617 dort womöglich doch deutlich schneller ausbreitet als B.1.1.7. Genauer gesagt, der spezielle Untertypus B.1.617.2. In manchen Interpretationen dieser Datenlage ist von einer doppelt so schnellen Ausbreitung die Rede. Das beunruhigt auch manche Menschen in Deutschland. Wenn Sie auf die Daten blicken, die da in England vorliegen, ist diese doppelte Geschwindigkeit für Sie ein voreiliger Schluss?«
Drosten will aber nicht so stark an den Zahlen kleben
Er kennt nämlich wieder Studien von denen, die das eher ernst nehmen:
»Die Wissenschaftler in England versuchen im Moment sehr nah an den Daten zu bleiben und drücken das sicherlich in den Dokumenten auch aus, die jetzt veröffentlicht werden. Es gibt ein StellungnahmePapier von dem SAGE-Komitee, also von einer Wissenschaftsberatungsgruppe. Dann gibt es ein anderes von „Public Health England“, also von der zentralen Public-Health-Struktur für England. Die gehen jetzt schon sehr stark in die gleiche Richtung.
Da gab es bis vor ein paar Tagen noch so was wie Diskongruenz. Aber inzwischen hat man das Gefühl, sie schwenken in die gleiche Richtung. Also in die, das eher ernst zu nehmen. Es stimmt, man kann vielleicht sagen, da gibt es Schätzungen, dass die Übertragungsrate um 50 Prozent gesteigert ist. Was auch immer das jetzt momentan in der Bewertung bedeutet. Ich will da nicht so stark an den Zahlen kleben. Das kann praktisch jeder selber nachlesen, der an diesen Detailzahlen interessiert ist.«
Warnen muß er dennoch, obwohl…
»Man kann nicht sagen, dass dieses Virus irgendwie kränker macht. Aber dafür wäre es auch noch zu früh. Man könnte das jetzt gar nicht richtig erheben. Darum muss man da einfach erst mal eine Lücke lassen und sagen: Man weiß das nun mal nicht. Was auffällig ist, dass die Wachstumsgeschwindigkeit von dem 617er-Virus tatsächlich bis zu doppelt so hoch zu sein scheint wie B.1.1.7. Je nachdem, wie man es betrachtet und ausdrückt. Eine Größe, die auch interessant ist, ist die sogenannte Secondary Attack-Rate, also die Zahl von Infizierten, die sich an einem Indexfall angesteckt haben.
Korinna Hennig Zum Beispiel im Haushalt.
Christian Drosten Beispielsweise, genau.«
Oder in der U‑Bahn, oder beim Sport, oder beim Metzger.
Wie auf der Autobahn
Im Winter war es anders:
»In dieser Situation war sehr viel Infektionstätigkeit. Es war im Aufbau der Winterwelle. Während alle Autos schon ganz schnell auf der Autobahn fahren, ist da eins, das fährt ganz schnell an allen auf der absoluten Überholspur vorbei. Das ist B.1.1.7…«
Die Briten haben das mit Lockdown und Impfung in den Griff bekommen:
»Im Moment haben sie ungefähr landesweit eine 35er-Inzidenz. Das ist deutlich weniger als bei uns. In dieser Situation, wo wir mal bildlich gesprochen, eigentlich auf der Autobahn zähflüssigen bis stockenden Verkehr haben bis hin zum Stau.
Korinna Hennig Im positiven Sinne.
Christian Drosten Ja, genau. Und da drängelt sich jetzt ein Auto auf der Mittelspur ein bisschen durch und ist schneller als die anderen. Aber die Frage ist: Was heißt das? Ist das jetzt ein schnelles Auto oder ist das ein drängelndes Auto, das für sich Sonderkonditionen nutzt? Und was könnten diese Sonderkonditionen sein? Auf den Stau übertragen – wenn es so ist, dass da eine Rettungsgasse freigehalten wird und durch die drängelt sich dieses eine Auto durch, dann muss man das Auto anders betrachten, dann ist das ein Cheater und kein wirklich schnelles Auto. So, jetzt mal zur Realität zurück.«
Die sieht in GB so aus, daß man der indischen Variante erfolgreich die Einreise verboten hat. "In bestimmten soziokulturellen Kontexten mit asiatisch-stämmiger Bevölkerung" ist sie noch da. Man weiß aber nicht, ob es nicht an der "Impfung" liegt, auf die derartige Kontexte eher schlecht zu sprechen sind. Was sieht man?
Die Unterschiede sind echt
»Das hat zwei Aspekte. Das ist wahrscheinlich nicht nur Immunescape. Sondern davon unabhängig hat dieses Virus auch noch mal eine eigene Fitnesskompetenz. Andererseits muss man einschränkend sagen: Wenn das jetzt weiter fortschreitet und dieses Virus sich außerhalb des ursprünglichen Kontexts in die Breite der Gesellschaft verteilt, dann könnte es sein, dass dort die Impfung und generelle Kontrollmaßnahmen anders auf das Virus wirken. Dann könnte man plötzlich sehen, dass es in diesem anderen Kontext doch nicht mehr so einen starken Wachstumsvorteil hat. Denn das ist immer kontextabhängig. Es ist eben nicht so wie vor Weihnachten, dass es eine Rieseninfektionstätigkeit gibt. Wenn man da dann Unterschiede sieht, sind sie echt. Denn hier ist es schon eine relativ beeinflusste, künstlich runtergebremste Situation, in der dieses eine Auto sich im Stau auf der Standspur durchdrängelt oder auf der Rettungsgasse.«
Die Stauexpertin des NDR versteht:
»Korinna Hennig Die Rettungsgasse sind sozusagen die künstlich hergestellten Bedingungen. Wenn jetzt aber ein, zwei mehr Autos auch noch in diesem zähflüssigen Verkehr unterwegs sind, die eigentlich drängeln wollten, dann sieht die Situation noch anders aus.«
Drostens Standardantwort: "Ja, genau.". Nicht nur gegen das indische Biest, weiß er, hilft die "Zweitimpfung" zu über 80 Prozent, die Erstdosis aber nur zu höchstens 51. Die 80 Prozent stellen für ihn die "vollständige Impfung" dar. Trotzdem ist das:
Ein bisschen blöd
»Also einmal ist es natürlich gut: Die zweite Impfung, also die vollständige Impfung, schützt gegen dieses Virus praktisch so gut wie gegen das andere.
Korinna Hennig Das gilt für die Impfstoffe Biontech und AstraZeneca. Christian Drosten Genau, das gilt für beide Impfstoffe. Das ist so, wie wir es auch beim letzten Mal gesagt haben. Wir sind gegen diese Virusvarianten nicht so wehrlos wie letztes Jahr um diese Zeit. Also die Impfung ist einfach eine absolute Waffe gegen dieses Virus. Aber in der Übergangszeit, wo viele noch unvollständig geimpft sind, scheint es gerade bei diesem Virus gegenüber dem 1.1.7‑Virus ein bisschen blöd zu sein.«
Wieder folgt das bekannte Hütchenspiel mit Begriffen aus dem (vorgeblichen) Herrschaftswissen:
» B.1.1.7 hat einen reinen Fitnessvorteil, aber kein Immunescape… Bei dem 617er ist es eine Mischung aus beidem. Das hat wahrscheinlich einen leichten Fitnessvorteil, aber auch diesen Immunescape-Effekt… Übrigens, die Stärke dieses Immunescape-Effekts ist nicht so stark wie beim südafrikanischen Virus. Aber jetzt hat das Virus zusätzlich auch noch eine bestimmte Mutation. Das ist die Mutation Prolin-Arginin an Position 681. Die ist sehr ähnlich wie eine Mutation an derselben Stelle beim B.1.1.7‑Virus. Das ist dort eine Histidin-Mutation, eine zusätzliche basische Aminosäure an der Furin-Spaltstelle. Das könnte für die Steigerung der Fitness verantwortlich sein. Könnte, das ist noch nicht bewiesen.«
Leider triviale Schlüsse
Der HörerIn/LeserIn raucht der Kopf, dann kommt die verblüffende Konsequenz:
»Man kommt leider zu relativ trivialen Schlüssen. Man muss einfach so schnell wie möglich durchimpfen. Das ist das Beste, was man machen kann.
Korinna Hennig Das heißt aber auch, Durchimpfen möglichst mit Dosis eins und zwei. In England war die Strategie vor allem anfangs, möglichst viele Menschen mit einer Impfung zu versorgen. Also mit einer Dosis, damit es zumindest einen partiellen Schutz gibt. Am Anfang von B.1.1.7 war das so. Bei AstraZeneca hat man darum den Impfabstand verlängert. Das heißt, da müsste man jetzt möglicherweise umdenken?
Christian Drosten Ja, genau. Man kann das vielleicht noch mal betonen, das war tatsächlich ein Merkmal der schnellen Impfstrategie in England. Dummerweise, und das hat mit der Strategie überhaupt nichts zu tun, weil das auch gar nicht in England so entstanden ist, ist es jetzt offenbar so, dass gerade die erste Impfung gegen dieses Virus noch nicht so viel hilft, so dass man jetzt einfach schnell vervollständigen muss…
IMPFLÜCKEN SCHLIEẞEN
Also gerade diese Begeisterung, die ich da auch für die Erstimpfung geäußert habe, die muss man jetzt leider mit dem 617er-Virus in Perspektive setzen und schon sagen: Wahrscheinlich ist es doch so, dass man die Impflücken auch in der Zweitimpfung schnell schließen muss. Für das 617er-Virus mischen sich die Karten wahrscheinlich neu. Man kommt nur vorwärts, wenn man wirklich vollständig impft. Das ist aber für uns in Deutschland in der Bewertung gar nicht so wichtig. Wir haben im Moment eigentlich sogar eine größere Lücke zwischen Erst- und Zweitimpfung. In England ist die Lücke so knapp über 20 Prozent, wenn man auf die Zahlen schaut. In Deutschland liegt die Lücke im Bereich von 25, 26, 27 Prozent, je nach Datenbasis.«
Im Moment ein bisschen meine Gesamtbetrachtung
Es gibt in GB Gegenden, da breitet sich die "indische Variante" aus, aber andere, da ist nichts los. Interessanterweise gehört dazu der "soziokulturelle Kontext" London:
»Vielleicht sagt uns das auch: Na ja, London, dieser Großstadtbereich, wo schon länger importiert wird, wo größere Sozialzusammenhänge vielleicht schon jetzt infiziert sind und das nicht mehr in den ursprünglichen Gruppen bleibt, vielleicht ist das auch eigentlich eine Voraussage, die sich später auf das gesamte Land übertragen wird. Dass es eben, wenn dieses Virus sich weiterverbreitet hat, doch nicht mehr so viel schneller ist als das andere. Das dürfen wir zumindest im Moment anhand der Daten, die wir zur Verfügung haben, hoffen. Also, dass das so weitergeht. Also dass es sich nicht ganz so schlimm darstellt.
Korinna Hennig Das heißt, es könnte ganz anders ausgehen als damals, als sich B.1.1.7 verbreitet hat? Man weiß es einfach noch nicht.
Christian Drosten Richtig. Ich glaube schon, dass dieses Virus einen Fitnessvorteil trägt. Aber der fällt vielleicht einfach doch nicht so groß aus. Das ist im Moment ein bisschen meine Gesamtbetrachtung. Die kann sich aber auch innerhalb von einer Woche wieder ändern und anders darstellen. Es ist gerade eine wackelige Situation.«
Unfaire Vorsicht zahlt sich am Ende aus
Es ist Frau Hennig, die in diese Richtung marschiert:
»Christian Drosten Wir haben jetzt in Deutschland England als Variantengebiet erklärt, das ist sicherlich einfach eine Vorsichtsüberlegung.
Anhand der viel geringeren Grund-Inzidenz in England, verglichen mit uns, ist das ja eigentlich ein bisschen unfair. Also in England ist viel weniger Infektionstätigkeit als bei uns. Trotzdem sagen wir: Das erklären wir jetzt zu einem gefährlichen Gebiet. Das hat eben die Unsicherheit um die Bewertung der 617er-Variante verursacht.
Korinna Hennig Andererseits haben wir auch hier im Podcast schon öfter besprochen, dass einfach erst mal Abwarten oft nicht so eine gute Strategie ist. Und sich vielleicht einmal mehr die Vorsicht, auch wenn sie unfair ist, am Ende auszahlen könnte.
Christian Drosten Genau. Da gibt es diese schöne Formulierung im englischen: Out of abundance of caution. Das ist hier sicherlich der Hintergrund.«
Drosten kann, ehrlich gesagt, zu seiner Studie gar nichts mehr so genau sagen
Hennig spricht Drostens Studie so an:
»Im vergangenen Jahr [gab es] viel mediale Aufregung um ein Paper, das Sie zunächst ziemlich schnell zusammengezimmert hatten. Denn der Bedarf war damals groß, herauszufinden, ob und wie sich Viruslasten bei Kindern und Erwachsenen unterscheiden. Das ist damals als Preprint erschienen und dann hat es einen Begutachtungsprozess durchlaufen.
Mittlerweile ist die Datenmenge ganz gewaltig angewachsen. Sie haben draufgelegt, es geht um 25.000 Covid-19-Fälle, bei denen Sie und Ihr Team die Menge des Viruserbguts bestimmt und versucht haben, daraus abzuschätzen, wie ansteckend jemand sein kann… Bevor wir ein bisschen in diese Studie einsteigen, was ist denn für Sie die wichtigste Erkenntnis aus dieser gewaltigen Datenmenge, die Sie da begutachtet haben?
Christian Drosten Ehrlich gesagt, ich kann das gar nicht mehr so genau sagen, weil ich diese Studie all die Monate mitverfolgt habe. Die hat sich so weiterentwickelt. Eine ganz wichtige Erkenntnis für mich ist, dass sich die Ursprungsinterpretation zur Verteilung der Viruslast in den Altersgruppen gar nicht geändert hat. Und dass der klinisch-virologische Blick sich vielleicht als belastbar dargestellt hat. Damals war das so, da hat man Verteilungen von Viruslasten in verschiedenen Altersstufen gesehen. Als klinischer Virologe hat man das gesehen und gesagt: Na ja, alles klar, da weiß man, was los ist. Die haben ja alle ungefähr gleich viel Virus. Dieser Eindruck hat sich gehalten. Erst mal, was die Altersverteilung angeht. Ich habe das hier in der Zwischenzeit ja immer wieder wiederholt und auch Zwischenupdates gegeben. Wir sehen grundsätzlich bei den allerkleinsten Kindern, das ist wirklich eher so Kindergarten- und Kleinkindalter: Die Viruslast ist so an einer Grenze, dass man das als relevant bewerten würde, geringer, also diese ganz geringe Absenkung. Die anderen, die älteren Kinder, die Schüler, das ist alles in Schwankungsbereichen. Da würde man als klinischer Virologe sagen, da kann man nichts draus machen.«
Das muss man in seinem Eindruck mit reinrechnen
»Man muss aber wissen, was da im Labor hinter steht. Wenn man mal gesehen hat, wie groß zum Beispiel ein Abstrichtupfer bei einem Erwachsenen ist versus einem pädiatrischen Abstrichtupfer, dann ist ganz klar, dass bei den Kindern schon alleine in den Proben weniger Virusmaterial drin ist. Das kommt dazu, das muss man in seinem Eindruck mit reinrechnen. Also, dass man von vornherein in einem Labortest erwarten muss, dass bei einem Kind immer etwas weniger Viruslast rauskommt. Weil wir von Anfang an nur die Hälfte von dem Virus aus so einem Kind mit dem kleinen Abstrichtupfer aus der Nase rausholen. Und dann ist es ja auch so, das weiß vor allem jeder, der Kinder hat, dass man bei einem Kind nur unter größtem Protest diesen optimalen, tiefen Nasen-Rachen-Abstrich machen kann. Der tut weh.
Korinna Hennig Meistens macht man es ja zumindest aus dem Rachen.
Christian Drosten Genau. Da macht man es doch einfach durch den Mund, an der Rachenhinterwand. Oder manche machen es nur vorne in der Nase. Und wir wissen, dass diese Proben weniger Virus enthalten als ein richtig professionell gemachter tiefer Nasen-Rachen-Abstrich. Bei den Kindern ist die Rate von nicht optimalen Abstrichen auch immer größer, je kleiner die Kinder werden. All das fügt sich zu einem Gesamtbild zusammen, das man bei einer biologischen Situation erwartet, wo alle gleich viel Virus haben. Aber wo eben die Präanalytik, wie wir im Labor sagen, solche Unzulänglichkeiten hat, dass man dann im jüngsten Alter ein geringes Absinken der Viruslast erwartet. «
Presse skandalisiert mit Interpretationen
» Das hatten wir schon ganz am Anfang gesehen, als unser Preprint dann zum Teil auch in der Presse mit Interpretationen skandalisiert wurde, die wir so gar nicht selber gegeben haben. Ich weiß noch, damals hatten wir geschrieben, es könnte sein, dass Kinder genauso infektiös sind wie Erwachsene. Daraus wurde dann: Drosten behauptet, Kinder sind genauso infektiös wie Erwachsene, und darum sind jetzt die Schulen geschlossen. So nach dem Motto. Das ist natürlich eine gewisse Form von Kondensierung von Informationen, die so nicht gegeben wurden. Wir hatten damals in der Ursprungsversion unseres allerersten Preprints geschrieben, dass man unter diesen Umständen vorsichtig mit einer unbegrenzten Öffnung des Schulbetriebs sein muss. So haben wir das, glaube ich, gesagt. Das war damals zu der Zeit, als man darüber nachdachte, die Schulen zu öffnen, nach dem Erste-Welle-Lockdown. Da haben wir nichts weiter gesagt, als unter diesem Eindruck muss man eben vielleicht noch ein zweites Mal darüber nachdenken, ob man das komplett unbeschränkt macht.«
Da wird selbst Frau Hennig stutzig:
Der Logarithmus, bei dem jeder mit muß
»Korinna Hennig Ich möchte trotzdem nochmal kurz auf zwei Dinge eingehen, für die Frage: Wie kann man das denn lesen, wenn man Ihr Paper auch mitliest? Sie haben gesagt, im Schnitt trotzdem dreifach geringere Viruslast bei Kindern. Wenn man das in Zahlen liest, dann sagen Sie, bei den Rachen-Abstrichen oder Nasen-RachenAbstrichen haben Erwachsene im Schnitt 2,5 Millionen Erbgut-Kopien und Kinder 800.000. Können Sie trotzdem noch mal erklären, warum Sie sagen, dass das nicht so ein großer Unterschied ist?
Christian Drosten Man ist vielleicht in seiner Alltagserfahrung an lineare Zahlenskalen gewöhnt. Sagen wir mal, 2,5 Millionen Euro versus 800.000 Euro. Oh, das ist aber ein ganz schöner Unterschied.
Aber das ist es auf einer logarithmischen Zahlenskala eben nicht. Also wir betrachten hier Werte letztendlich im Bereich von zehn hoch null bis zehn hoch zehn, und unser Zähler ist hier der Exponent der zehn. In diesem Sinne ist dann ein Wert von 250.000 und ein Wert von 800.000 absolut in der größten gleichen Größenordnung. Das eine ist knapp über zehn hoch sechs, das andere ist knapp unter zehn hoch sechs. Der Unterschied ist ungefähr eine halbe Logstufe. Das ist nun mal der Bereich, ab dem wir bei Viruslasten überhaupt anfangen darüber nachzudenken, ob das eine Bedeutung haben könnte. Darunter sagen wir bei Viruslasten, das ist irrelevant, da sind die Unterschiede einfach nicht so, dass sie irgendwelche biologischen Effekte auslösen. Das ist nicht nur bei Viruslasten so, das ist in ganz vielen Bereichen der Technik, der Physik, der Chemie der Fall. Nur in unserem Alltagsverständnis denken wir eben häufig sehr linear.«
Hennig wechselt lieber das Thema. Doch da wird es eher noch heikler. Drosten demontiert mal eben seinen PCR-Test:
»Korinna Hennig Jetzt haben Sie in der Studie aber zwei Dinge gemacht. Sie haben sich nicht nur die Viruslast angeguckt, also Kopien des Erbguts erfasst. Sie haben auch versucht, das Virus im Labor in der Zellkultur anzuzüchten. Warum? Wozu?
Christian Drosten Man will eigentlich von solchen Zahlen, von solchen Daten wissen, wo ist die Infektiosität? Also wo, in welchem Alter? Zu welcher Zeit? Es geht ja bei Weitem nicht nur um einen Vergleich von Altersgruppen in so einer Viruslast-Studie. Es geht vor allem auch darum, Zeitverläufe von Viruslasten abschätzen zu können. Also nach dem Motto: Ab wann ist der Patient eigentlich infektiös und bis wann? Bis zu welchem Tag im Krankheitsverlauf? Und sind die Gruppen alle gleich?
WAS IST DIE VIRUSLAST?
Also wenn jemand schwere Symptome hat versus jemand hat milde oder gar keinen Symptomen [sic], ist das eigentlich die gleiche Viruslast, die dabei rauskommt? Jetzt haben wir schon den Begriff Viruslast benutzt. Was ist denn eigentlich die Viruslast? Die Viruslast ist, dass in den Atemwegen oder überhaupt in irgendeiner Probe Virus-RNA vorkommt. Und wenn ja, wie viel davon, also das Quantitative, das ist die Viruslast, die quantitative Einschätzung…
Also RNA ist nur dann im Rachen, wenn das auch eine echte Infektion ist und wenn sich da wirklich ein Virus vermehrt. Aber wir können trotzdem nicht sagen, wenn wir eine gewisse Menge an RNA nachweisen, dann ist das dieselbe Menge an Infektiosität. Da gibt es nämlich Dinge im Krankheitsverlauf, die da eine Rolle spielen. Beispielsweise sind zu einem späteren Zeitpunkt im Verlauf der Infektion in den ganzen Körperflüssigkeiten Antikörper. Die schwimmen da nicht nur unbeteiligt rum, sondern die verkleben auch die Oberfläche von dem Virus. Da sind genau die Proteine, gegen die die Antikörper ausgebildet wurden. Die inaktivieren auf diese Art und Weise das Virus. Das heißt, wir haben dann Virus in den Proben, dessen RNA wir auch in Form von Viruslast messen können. Viruslast bedeutet ja RNA-Kopien. Nur, dieses Virus ist nicht mehr infektiös, weil da Antikörper draußen drankleben.«
Quasi im Nebensatz bestätigt der Erfinder des Goldstandards, daß sein PCR-Test nicht notwendig etwas zu Infektionen aussagt.
Vermehrungsprozesse nicht so glimpflich wie bei uns Menschen
»Wir interessieren uns in Wirklichkeit für die weitere Interpretation. Also nicht für die RNA-Kopien, sondern für die Infektiosität. Das ist ein Unterschied. Also ist da ein lebendes, vermehrungsfähiges Virus in der Probe? Oder ist das eben nur das, was von diesem lebenden, vermehrungsfähigen Virus übrig geblieben ist, nachdem die Antikörper gekommen sind? So ist es am Ende der Infektion. Am Anfang des Infektionsverlaufs gibt es einen anderen Effekt. Den haben wir auch schon mal hier im Podcast beschrieben. Und zwar die Körperzellen, die zum Beispiel im Rachen infiziert sind, die schleusen infektiöses Virus, aber auch kaputtes Virus raus. Also in einer Virusinfektion entstehen nicht nur perfekt replikationsfähige Viren, sondern auch ganz viele Unfälle. Es ist nicht so wie bei uns Menschen, wo doch die meisten Vermehrungsprozesse irgendwie glimpflich ablaufen. Bei den Viren verlaufen die allermeisten, ich würde sagen hundertmal so viel, frustran ab. Also die Rate von kaputten Viruspartikeln, die gegenüber replikationsfähigen Viruspartikeln in so einer Infektion entstehen, die kann durchaus hundert zu eins sein. Wir messen in der PCR aber alle Viruspartikel.«
Zellkulturuntersuchung können wir nicht ständig machen
Deshalb lassen wir es.
»Dann ist es so, je nach Replikationsgeschwindigkeit, je nach Stadium, je nach Aktionsstadium des angeborenen Immunsystems – am Anfang der Infektion, da gibt es ganz viele Komponenten, fällt dieses Verhältnis unterschiedlich aus. Also dieses Verhältnis zwischen RNA-Kopien und infektiösem Virus. Darum brauchen wir im Prinzip zunächst, bevor wir überhaupt zu einer epidemiologischen Einschätzung kommen, eine virologische Zwischenstufe. Und das ist so etwas wie ein Korrelat von Infektiosität, das ist die Zellkultur.
Diese Zellkulturuntersuchung können wir nicht ständig machen. Das ist eine sehr aufwendige Laboruntersuchung. Die können wir nicht bei jedem Patienten routinemäßig mitmachen. Was wir hier in dieser Studie eigentlich gemacht haben, ist, wir haben unsere eigenen Daten und auch die Daten von anderen Gruppen genommen. Also von anderen Arbeitsgruppen, die jeweils verglichen haben, wie dieses Verhältnis zwischen RNA-Kopienzahl und nachzuweisender Infektiosität, also infektiösem Virus, im Labor ist. Das haben wir jetzt alleine anhand der Viruslast gemacht.«
Es wurden Daten verglichen. Und dann modelliert.
Also irgendwann ist es dann auch mehr als genug
»Denn auch das ist keine lineare Beziehung. Es ist nicht so, dass zehnmal mehr RNA-Kopien zehnmal mehr Infektiosität bedeutet, sondern da gibt es einfach Grenzen. Das liegt daran, dass man bestimmte Mindestpartikelkonzentrationen braucht, um eine Zellkultur zu infizieren. Aber irgendwann ist dann auch genug. Also irgendwann ist es dann auch mehr als genug. Dann kommt nichts mehr dazu.
Das heißt, da gibt es dann auch so Schwellen- und Ceiling-Effekte. Wir kriegen also eher eine S‑förmige Beziehung zwischen Viruslast und tatsächlicher im Labor nachzuweisender Infektiosität. Bis zu diesem Level haben wir die Studie gebracht. Also wir haben durch Validierungs- und Literaturanalysen ein Umrechnungsmodell generiert, wie wir von der Viruslast umrechnen können, auf eine projizierte laborbezogene Infektiosität in der Probe. Wohlgemerkt, in der Probe, nicht im Patienten. Sagen wir mal so, zwischen dem Laborergebnis und den Patienten ist immer noch die Präanalytik. Also das, was wir gerade besprochen haben, die Tupfer, die unterschiedliche Abnahmetechnik, je nach Alter, je nach Zustand des Patienten, haben wir da auch noch mal eine Unsicherheit. Aber die beste Näherung, die wir im Moment, in diesem ganzen Dilemma von Unschärfen und Unzulänglichkeiten und zum Teil auch Menschlichkeit erzielen können ist, dass wir auf eine laborbezogene Infektiosität umrechnen. Und damit drücken wir auch noch mal Dinge aus, die vielleicht sonst schwerer vorzustellen sind und das übertragen wir auch auf eine sehr große Zahl von Proben.«
Das Kauderwelsch zusammengefaßt: Eine Zellkulturuntersuchung hat überhaupt nicht stattgefunden. Aus Menschlichkeit hat man umgerechnet. Raus kommt: Kinder sind Infektionsherde. Das ist nichts anderes als Alchemie mit Mitteln des 21. Jahrhunderts. Frau Hennig nennt das "Erkenntnisse":
Die Gruppe von Patienten, die existiert einfach
»Korinna Hennig Wenn wir in den Blick nehmen, was Sie sonst noch für Erkenntnisse gewonnen haben, vor dem Hintergrund dessen, was Sie uns gerade versucht haben zu erläutern, also wie man überhaupt versuchen kann, sich dieser Frage zu nähern: Wann ist jemand ansteckend? Und wie viel Virus braucht es dafür, um ansteckend zu sein? Da ist auch eine Zahl, die gewaltig hervorsticht, die wir auch nicht linear in Beziehung setzen dürfen zu der normalen Zahl, die aber trotzdem wahnsinnig groß ist. Es geht um die kleine Anzahl von Menschen, die für eine große Anzahl von Ansteckungen verantwortlich ist…
Christian Drosten Ja, das ist vielleicht so etwas wie eine virologische Grundlage von dieser Beobachtung der Überdispersion, dass eben nur ein ganz kleiner Anteil aller Personen diese sehr hohen Viruslasten haben. Das Interessante daran ist, dieser Anteil ist sehr breit in den Altersgruppen verteilt… Das ist leider eben auch nicht wirklich dadurch vorherzusagen, ob jemand Symptome hat, ob die Symptome schwer sind, sondern diese Gruppe von Patienten, die existiert einfach. Wir können hinsichtlich der Symptomschwere schon eine Sache sagen. Die ist jetzt auch nicht wirklich neu, aber die konnte man vielleicht vorher so nicht rauskitzeln. Wir haben in dieser Studie sehr, sehr viele neu diagnostizierte Patienten untersucht, über 25.000. Das ist jetzt einfach die größte Untersuchung überhaupt zu diesem Thema. Darum ist sie vielleicht jetzt auch sehr, sehr sichtbar publiziert worden, in „Science“. Durch diese große Zahl ist es auch so, dass wir eine erkleckliche Zahl von Patienten haben, von denen es mehr als drei Proben gab.«
Woher soll man wissen, dass man irgendwas hat?
»Über 4000 Patienten erlauben es uns, ganze Infektionsverläufe nachzuvollziehen. Das ist wichtig, weil wir bei dieser Art von Erkrankung, bei dieser Covid-19-Erkrankung, eigentlich schon immer in den allerfrühesten Proben sehen, das Virus geht schon runter, wenn die Patienten symptomgerichtet ins Labor oder in die Untersuchungsstelle gehen. Wenn die Symptome beginnen, ich will nicht sagen, dann ist es schon zu spät, aber dann ist die Virus-Kurve schon auf dem absteigenden Ast. Diese Frühphase kann man in normalen Studien eigentlich gar nicht erfassen, denn woher soll man wissen, dass man irgendwas hat? Wenn man aber ganz viele Patienten hat, eben diese Riesenzahl von über 25.000, dann sind da immer auch welche dabei, die beispielsweise in der Situation eines Screenings erfasst wurden, also wirklich präsymptomatisch gesehen werden. Bei denen kommt es dann noch zu einem Anstieg der Viruslast in der Verlaufsserie. Die werden dann nach der ersten Testung erst symptomatisch. Dann beobachtet man die natürlich auch weiter. Die kriegen dann Symptome, die lassen sich ihre Symptome bestätigen. Die müssen vielleicht später sogar ins Krankenhaus. Das heißt, man kann hier bei einer erheblichen Zahl von Patienten tatsächlich ohne jede Symptominformation zunächst mal sagen, wie sich die Viruslasten eigentlich entwickeln. Also wie schnell sich im Durchschnitt die Viruslast am Anfang steigert und wie schnell sie dann wieder runtergeht.«
Nun könnte man schauen, wie viele wirklich erkranken von denen, die "dabei sind". Statt dessen wird modelliert:
Man kann sich das ein bisschen so vorstellen, dass man die einfach parallel verschieben kann
»Das kann man eben auch in einem mathematischen Modell hinterlegen. Dieses Modell kann man dann benutzen, um die vielen unvollständigen Verläufe, bei denen man immer nur noch die absteigende Flanke sieht, auch zeitlich richtig einzuordnen. Man kann sich das ein bisschen so vorstellen, dass man die einfach parallel verschieben kann. So, dass sie dann auf die durchschnittliche abfallende Flanke dieser wenigen modellhaften Patienten passen. So wenig sind es gar nicht, es sind doch eine ganze Zahl gewesen. Dann kann man noch was anderes Tolles machen. Man kann dann in der gleichen Studie auch noch Patienten einbeziehen, bei denen man ganz genaue Beobachtungsdaten über den Symptombeginn hat. Denn der Symptombeginn ist etwas, das wir in normalen Situationen zwar einfach so sagen. Also wir sagen: Aha, okay, das ist der Tag des Symptombeginns und hier ist der Viruslastgipfel. Aber in Wirklichkeit können wir das gar nicht so rekonstruieren. Überlegen Sie mal, wie das ist, wenn Sie nachgewiesen werden und dann fragt Sie jemand: Aha, okay, wann gingen die Symptome los? Dann fangen Sie an zu überlegen. Moment mal, heute ist Dienstag. Also hatte ich Samstag nicht schon bisschen Jucken in der Nase? Oder war das Freitagabend?«
Medizinisches Personal der Charité kann man eher fragen
»Korinna Hennig Das berühmte Halskratzen, dass man morgens schon hat.
Christian Drosten [Wo bleibt das "Genau"? AA] So richtig krank habe ich mich erst Sonntagabend beim „Tatort“ gefühlt. Da ist mir aufgefallen, dass mir die Beine wehtun. Aber das Laufen am Sonntagmorgen war auch schon anstrengend. Da musste ich auch nach einer halben Stunde schon abbrechen, weil ich nicht mehr konnte. Also wann war denn jetzt der Symptombeginn? Das ist etwas, das man in Studiensituationen besser rauskriegen kann, wo man eher einheitliche Gruppen von Patienten hat, die das genauer rekonstruieren können. Ein klassisches Beispiel für solche Beobachtungsstudien wären zum Beispiel Mitarbeiter, also medizinisches Personal der Charité. Die kann man eher fragen. Das sind Mediziner oder Krankenpfleger, Krankenschwestern, die einfach ein besseres Gefühl für so was haben, die Symptome auch anders beschreiben können als jemand, der sich mit Medizin überhaupt nicht befasst. Und so eine Gruppe von Studienpatienten konnten wir mit einbeziehen und auch bei denen diese sehr genaue Beschreibung der Viruslast machen. Und da wussten wir auch genau, wo objektiverweise, so objektiv wie möglich, der Symptombeginn liegt.«
Zum Zeitpunkt des Viruslastgipfels immer sehr viel Virus
»Aus all diesen Dingen können wir jetzt interessante neue Aussagen treffen. Eine neue Aussage ist zum Beispiel, dass wir sagen können, dass die Patienten, die irgendwann in ihrem Verlauf mal ins Krankenhaus müssen, zum Zeitpunkt des Viruslastgipfels immer sehr viel Virus haben. Das ist etwas, das lange durchaus angezweifelt wurde. Während Patienten, die irgendeine Art von Verlauf haben, die nicht ins Krankenhaus mussten, die vielleicht sogar asymptomatisch sind oder die auch mild sind, da schwankt die Höhe des Viruslastgipfels schon sehr stark. Also es ist eben doch so, die Leute, die später schwer krank werden, die haben am Anfang schon durchgehend sehr viel Virus. Also eine gewisse Aussagekraft hat dieser Viruslastgipfel eben schon, nur wir können den in der Medizin praktisch kaum nutzen, weil wir den immer nur zufällig erfassen.«
Dafür haben wir ja Modelle, mit denen wir alles zurechtschustern können:
Exakt 4,3 Tage würde ich rausgeben als "ein bis drei Tage"
»Bei einer ganz genauen Auswertung zwischen Symptombeginn und Viruslastgipfel können wir sagen, das sind ungefähr 4,3 Tage, die das auseinanderliegt. Wenn wir das aber auf sehr, sehr viele Viruslastverläufe übertragen und das Modell dadurch optimieren, dann schmilzt dieser Schätzbereich mehr so auf den Drei-Tage-Bereich zusammen. Ein bis drei Tage muss man eigentlich sagen, und das wäre auch der Wert, den ich hier jetzt eher rausgeben würde.«
Die ganz genaue Auswertung ergibt "ungefähr" 4,3 Tage. Rausgeben würde Drosten aber ein bis drei. So kommt endlich ganz neu raus, was schon mehrmals besprochen wurde:
»Das ist eine ganz wichtige neue Zahl, das haben wir im Podcast schon mehrmals besprochen, die durch epidemiologische Beobachtungsstudien genauso auch zu bestätigen ist: Der Viruslastgipfel ist der Infektiositätsgipfel. Da kommen wir wieder zurück zum Anfang, also offenbar ist Viruslast doch auch Infektiosität vom Zeitverlauf her. Das liegt ein bis drei Tage vor dem Beginn der Symptome. Und darum ist diese Erkrankung so schwer zu kontrollieren.«
Korinna versteht:
»Korinna Hennig Wenn es denn Symptome gibt, und das passt ins Bild.«
Drosten korrigiert: » Und da sind auch Asymptomatische dabei.« Und faßt zusammen, was er nicht belegen konnte:
»Christian Drosten Wir haben schon in der allerersten Aufarbeitung dieser vorläufigen Labordaten damals im letzten Frühjahr gesehen, dass auch in den jüngsten Kindergruppen welche mit extrem hohen Viruslasten dabei sind, genau wie bei Erwachsenen. Das bestätigt sich jetzt natürlich noch mal statistisch. Das ist ja klar.«
Man kann nicht sagen, wir können den Unterschied belegen, sondern wir können nur nicht belegen, dass es einen Unterschied gibt
»Korinna Hennig Und Sie haben in der Studie auch B.1.1.7 noch mal angeguckt, in den letzten Monaten der Auswertung.
Christian Drosten Genau. Das ist vielleicht auch ein bisschen ein Ausblick auf die ganze Sache. Und zwar, das ist noch mal ein anderer Grund, warum man solche sehr genauen Beschreibungen, denn nichts weiter ist das eigentlich, eine sehr, sehr genaue Beschreibung, von solchen Parametern wie Viruslasten macht. Wir rätseln alle, warum sich B.1.1.7 so stark verbreitet. Eine kleine Antwort konnten wir hier jetzt liefern, die sehr eindeutig ausfällt. Wir sehen, B.1.1.7‑Patienten haben zehnmal so viel Viruslast wie nicht B.1.1.7‑Patienten…
Wenn eine Viruslast, gerade auch eine Durchschnittsviruslast, um einen Faktor zehn abweicht, das nehmen wir dann ernst und sagen: Aha, das ist wahrscheinlich relevant. Um das noch mal zu bestätigen, haben wir hier nochmal separate Virusisolierungsstudien gemacht, das ist jetzt nicht nur Teil unseres Umrechnungsmodells, sondern da haben wir empirisch noch mal Virus isoliert, um zu bestätigen, dass sich nicht die zugrunde liegende Infektiosität unterscheidet. Und das konnten wir nicht unterscheiden. Also es ist ja leider manchmal bei solchen statistischen Untersuchungen so, dass man nicht sagen kann, wir können den Unterschied belegen, sondern wir können nur nicht belegen, dass es einen Unterschied gibt. Diese Auflösungstiefe konnten wir erreichen, so dass wir jetzt im Moment keinen Anlass haben zu denken, dass die Grundinfektiosität in den Proben unterschiedlich pro RNA-Kopie ist. Und deswegen sollten wir bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass die RNA-Viruslast, die Unterschiedlichkeit, auch wirklich eine Unterschiedlichkeit in der Infektiosität erklärt. Also sprich B.1.1.7‑Patienten sind offenbar infektiöser.«
ndr.de
Wer sich die Studie antun möchte: Es gibt sie hier. Das Studiendesign wird so beschrieben:
»Wir untersuchten 936.423 SARS-CoV-2-Routinediagnostik-RT-PCR-Ergebnisse von 415.935 Probanden im Alter von 0–100 Jahren vom 24. Februar 2020 bis zum 2. April 2021. Die Proben wurden in Testzentren und Arztpraxen, hauptsächlich in und um Berlin, gesammelt und mit LightCycler 480 und cobas 6800/8800 Systemen von Roche analysiert. Von allen getesteten Personen hatten 25.381 (6,1 %) mindestens einen positiven RT-PCR-Test. Die positiven Probanden hatten ein Durchschnittsalter von 51,7 Jahren mit einer hohen Standardabweichung (sd) von 22,7 Jahren und einen Mittelwert von 4,5 RT-PCR-Tests (sd 5,7), von denen 1,7 (sd 1,4) positiv waren. Von den positiven Probanden hatten 4344 Tests an mindestens drei Tagen (mit mindestens zwei positiven Tests), und wurden in eine Zeitreihenanalyse einbezogen.
Wir unterteilten die 25.381 positiven Probanden in drei Gruppen. Hospitalisiert: 9519 (37,5 %) Probanden, darunter alle, die zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Infektion in einem stationären Krankenhaus positiv getestet wurden; PAMS: 6110 (24,1 %) Probanden, deren erste positive Probe in einem der 24 Berliner COVID-19-Walk-in-Community-Testzentren gewonnen wurde, sofern sie nicht der Kategorie Hospitalisiert angehörten; und Sonstige: 9752 (38,4%) Probanden, die nicht in die ersten beiden Kategorien fielen. [Es] gab in allen drei Gruppen nur sehr wenige ältere PAMS-Probanden und eine relativ geringe Anzahl junger Probanden. Die Gültigkeit der PAMS-Klassifizierung wird durch die Tatsache gestützt, dass von den insgesamt 6159 Infektionen, die in den begehbaren Testzentren festgestellt wurden, nur 49 (0,8 %) Probanden später ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Probanden, die in diesen Zentren positiv getestet werden, erhalten mit ziemlicher Sicherheit ihren ersten positiven Test, da sie angewiesen werden, sich sofort selbst zu isolieren, und unsere Daten bestätigen, dass solche Probanden selten erneut getestet werden: nur 4,6 % der Personen mit mindestens drei Testergebnissen hatten ihren ersten Test in einem begehbaren Testzentrum. Von den 9519 Probanden, die jemals ins Krankenhaus eingewiesen wurden, waren 6835 zum Zeitpunkt ihres ersten positiven Tests bereits im Krankenhaus. PAMS-Probanden hatten ein Durchschnittsalter von 38,0 Jahren (sd 13,7) und waren damit typischerweise jünger als andere Probanden (Mittelwert 49,1 Jahre, sd 23,5), wobei die Gruppe der Hospitalisierten die älteste war (Mittelwert 63,2 Jahre, sd 20,7). Die Typisierung mittels RT-PCR ergab, dass 1533 Probanden mit einem Stamm infiziert waren, der zur B.1.1.7‑Linie gehörte, was durch vollständige Genome aus der Next-Generation-Sequenzierung bestätigt wurde (siehe Material und Methoden).«
Ganz nebenbei wird hier bestätigt, daß mehr als siebzig Prozent der im Krankenhaus getesteten Personen nicht wegen eines "Corona-Verdachts" dort lagen.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Ich würde zu gerne wissen, wer sich den Shit reinzieht.
"Sondern davon unabhängig hat dieses Virus auch noch mal eine eigene Fitnesskompetenz."
Ein Satz, so wunderschön und nützlich wie ein aufblasbarer Weihnachtsbaum.
Niemand hat den Frank-Walter Gedächtnisorden so verdient wie CD.
Schmunzel, na wir.
Nur die Kritiker tun sich das noch an.
Die Anderen wollen einfach das es vorbei ist und sind darum zu allem bereit, oder hocken mit Zwangsstörung Zuhause und hoffen das die Massnahmen nie enden.
Hochachtung Herr Aschmoneit, wie halten Sie das aus? Das erinnert mich an eine Strafarbeit aus der Grundschule. Und das tun Sie auch noch freiwillig. Mein Gehirn blockiert schon beim Lesen dieses Geschwurbels.
@Marlene: Muß ein emotionaler Defekt sein. Mir macht es Spaß, immer wieder aufs Neue zu sehen, wie bodenlos dumm unser Führungspersonal ist.
Ganz lieben Dank an aa für die blauen Hervorhebungen. Ich habe nicht mehr die Muße Drosten's "Mein Kampf" ganz zu lesen.
Da schaue ich mir lieber Steimle in Schmalkalden an:
https://m.youtube.com/watch?v=clDf2pTC008
Es ist zwar eine AfD-Pressekonferenz aber ein
interessanter (mir bisher unbekannter) offizieller Corona-Untersuchungsausschuss in Brandenburg:
https://youtu.be/hxjTDL_QJZc
Hier wird Wieler total demontiert…
@butch: Ich kann da keine neuen Erkenntnisse entdecken, außer daß der AfD-Mensch die Geschichte von der Ansteckung durch Symptomlose verbreitet.
Wie kann ein Schwachsinniger über Monate einen solchen Müll zum besten geben ohne in irgendeiner Form eingesperrt zu werden? Ach ja, das hatten wir ja schon einmal..
Krass gebuddelt.
Den folgenden Absatz können wir als Werbestimme auf die nächste Auflage des »PCR-Desasters« drucken:
»Das heißt, wir haben dann Virus in den Proben, dessen RNA wir auch in Form von Viruslast messen können. Viruslast bedeutet ja RNA-Kopien. Nur, dieses Virus ist nicht mehr infektiös, weil da Antikörper draußen drankleben. […]
Also die Rate von kaputten Viruspartikeln, die gegenüber replikationsfähigen Viruspartikeln in so einer Infektion entstehen, die kann durchaus hundert zu eins sein. Wir messen in der PCR aber alle Viruspartikel.«
@ Der Verleger von Illa und AA
Noch besser wäre es, wenn diese Aussagen vor Gericht Verwendung fänden, nur bedürfte es dafür unabhängiger Richter.
Gert Postel reborn.
Wenn die beiden in der Zeit miteinander vögeln würden, hätte wenigstens jemand was davon.
Wahrscheinlich.
Herr Schlagersänger – ich ertrage das nicht länger!
Das wird Beate Bahner freuen, da hat sie die Antworten auf ihre Zusatzfragen. Der Typ scheint wirklich komplett naiv zu sein. Ob er verstehen wird was später mit ihm passiert?
Da muss ich den Vorrednern zustimmen und ebenso Dank an aa aussprechen. Kein geistig gesunder Mensch kann sich das ohne Schmerz antun. Das ist ja schlimmer wie der Gesundheitsexperte der Schlaupartei!
@Zapata: Ob die beiden besser vögeln.…will ich lieber auch mal nicht sehen/wissen.
Die Rentenlücke ist mir bekannt, viiiel gefährlicher aber ist: die Impflücke.
"Vielleicht braucht CD noch einen kleinen Schubs, um zu erkennen, daß Beobachtung und Auswertung dessen, was ist, allemal sinnvoller ist als Modellierung im Vorhinein oder gar im Nachhinein."
Vielleicht braucht CD aber auch einen etwas größeren Schubs… vorzugsweise vom Berliner Fernsehturm? 🙂
Ich habe mir diese "Studie" heute nachmittag tatsächlich reingetan.
Dabei wurde mir klar, dass Drostens "wissenschaftliches" Vorgehen genau so konfus ist, wie sein Blog-Geschwurbel. Es war ihm wohl ein Anliegen, zu beweisen, dass Kinder genau so infektiös sind, wie Erwachsene. Dummerweise spricht die Empirie dagegen. Es wurden viel mehr Kinder durch Erwachsene angesteckt, als umgekehrt.
Dann stellt Drosten fest, dass die Viruslast stark individuell schwankt und durchaus bei Nichtsymptomatischen so hoch sein kann, wie bei Kranken. Anstatt nun mal alle drei Gruppen (Erkrankte, leicht Symtomatische und Symptomlose) isoliert zu betrachten und die Verteilung der Viruslast darzustellen, gleitet das ganze in ein unsägliches Geschwafel und Spekulationen unter Zuhilfenahme von Modellen ab. Dann werden Mittelwerte strapaziert. Was sagt ein Mittelwert aus, wenn es sich um eine Poisson-Verteilung handelt? Hier dürfte doch wohl die Fläche unter der Verteilungskurve ausschlaggebend sein und nicht der Mittelwert, zumal die Unterschiede in der RNA-Konzentration mehrere Zehnerpotenzen umfasst. Die Feststellung, dass Kinder im Mittel nur ein Drittel der Viruslast eines Erwachsenen aufweisen, erklärt er mit dem kleineren Abstrichtupfer. O.k. Einverstanden. Das macht 2 Vervielfältigungszyklen aus. Hat er bei allen Probanden 45 Zyklen gefahren? Keine Antwort.
Die Arbeit ist methodisch Schrott und nur veröffentlicht worden, weil sie von Dr. Osten stammt.
Zu meiner Zeit an der Uni nannte man solche "Wissenschaftler" Schaumschläger oder Luftpumpen.
Liefert diese Arbeit epidemiologische Erkenntnisse? Nein!
Natürlich kann der eine oder andere Asymptomatische in einem Abstrich, der schon bei der Probenentnahme starke Schwankungen aufweist mal eine höhere Viruslast aufweisen, als ein Symptomatischer. Das ist aber völlig uninteressant. Wichtig ist für epidemiologische Überlegungen, in welchem Ausmaß infizierte das Virus weitergeben, egal ob symptomatisch oder nicht.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Gesellschaft derartigen Dünnbrettbohrern hinterherläuft. Das liegt wohl daran, dass die Masse noch dümmer ist, als Drosten.
Ich frage mich ohnehin, wie man Aussagen über eine "Erregerlast" machen kann, die aus einem "Abstrich" gewonnen wurde. Dieser Vorgang dürfte doch noch weniger zu standardisieren sein, als die PCR, und wäre daher eigentlich schon ein Ausschlusskriterium für eine verlässliche Angabe über "Infektiosität".
Die Aussage, dass bei Kindern der Tupfer kleiner, und daher "weniger dran" ist, hat das Niveau der Sendung mit der Maus, die zweifelsohne sehenswert ist, aber nicht als wissenschaftliche Referenz taugt.
Ich kann das nicht lesen – wenn ich aus Interesse meinen Kopf in Scheiße stecke bleibt da was hängen – und so neugierig bin ich nicht unbedingt. But: "Die Impfungen schreiten weiter voran. Acht Menschen pro Sekunde werden durchschnittlich in Deutschland geimpft" – Heißt knapp 700Tsd pro Tag – ich habe da ja von anderen Zahlen gehört. Und hoffentlich bleiben Kinder Kinder und werden keine Menschen (Ironie!!!)
Acht Menschen pro Sekunde werden durchschnittlich in Deutschland geimpft. Das hat das Bundesgesundheitsministerium ausgerechnet.
24 Stunden mit 60 Minuten = 1.440 Minuten
1.440 Minuten mit 60 Sekunden = 86.400 Sekunden
86.400 Sekunden für 8 Menschen = 691.000 Impfungen pro Tag.
DAS ist mal eine Verschwörungstheorie, echt gut.
Chapeau Herr Aschmoneit,
dafür, dass Sie sich das überhaupt noch in Gänze antun können!!
Für Sprachwissenschaftler sind die Skripte eine Goldgrube im Fachgebiet "Verschleiernde Rhetorik".
Prägnantes Beispiel:
"Temperatur" – Herr Drosten setzt seine 20% Reduktion in den Kontext Temperatur, der bzgl. der Saisonalität natürlich nur ein Teilaspekt ist. Er läßt sich damit die Möglichkeit offen, dass der Einfluss der Saisonalität eigentlich wesentlich höher ist, kann sich aber darauf zurückziehen nur den Temperatur-Anteil quantifiziert zu haben (auf ohnehin niemand so genau schauen wird).
Auch gut übrigens der Sprung auf die Log-Skala…so kann man sich vieles schönreden:
Armutsgrenze ~10.000 € / Jahr
Durchschnittseinkommen ~50.000 € /Jahr
Abstand logarithmisch: weniger als eine halbe Logstufe
Abstand linear: Faktor 5
Interessant übrigens auch, dass der Abstand zwischen 50k / Jahr und 500k / Jahr auch weniger als eine Logstufe ist…eigentlich gibt es keine Schere zwischen arm und reich. Die Armutsgrenze ist eigentlich ein nahezu log-gleiches Durchschnittseinkommen und die Professoren liegen auch weniger als eine log-Stufe über Durchschnitt.
So gesehen…im Labor sind halt alle Tiere gleich und alles was auf zwei Beinen geht ein Feind.
@sr-0815:
> in den Kontext Temperatur, der bzgl. der Saisonalität natürlich nur ein Teilaspekt ist
Also am Vitamin D durch Sonnenstrahlung kann es nicht liegen, das hat nämlich seit 2020 nichtsmehr mit Grippe zu tun, sagt die Faktenpresse.
Sorry, 2 Absätze und dann…"Computer sagt nein"…
Es sagt ja wirklich sehr viel über eine Gesellschaft aus, die einen
solchen Schwafler vor dem Herrn so hofiert.
Da ist ja kein Satz mit wirklich nachvollziehbarem Sinn zu finden.
Ich kenne solche Leute von früher. Das waren die, die täglich
gekifft haben…
Drostens Persönlichkeitsprofil – so weit ich das beurteilen kann – ist nicht ungewöhnlich für solche Labormäuschen. Man darf nicht den Fehler begehen, und erwarten, dass es sich dabei um besonders kluge oder begabte Menschen handelt. Diese Leute haben in der Regel eine sehr spezielle Inselbegabung, und sind sprichwörtlich mit der Pipette in der Hand auf die Welt gekommen. Machen sie Karriere, verstehen sie es außerdem zu netzwerken, und sind von einer gewissen Eitelkeit und Geltungsdrang beseelt. Was Drosten gerade erlebt, ist der siebte Himmel eines jeden Wissenschaftlers: Er wird für wichtig gehalten. Außerdem bekommt er Forschungsgelder. Dass dafür Krankheiten aufgebauscht werden, ist in der Bio-Medizin nicht ungewöhnlich. Drosten macht das alles nur besonders geschickt, und profitiert davon, dass die Öffentlichkeit solche Molekularwissenschaftler maßlos überschätzt.