Sind Karl Lauterbach, Wolfang Schäuble und andere Politiker Wissenschaftsleugner?

Diese Frage wird in der aktu­el­len Ausgabe von aerz​te​blatt​-sach​sen​.de unter dem Titel "Wissenschaftsleugnung – ein Kommentar aus Sicht der Evidenzbasierten Medizin"gestellt. Dort liest man:

»… Die Nicht-zur-Kenntnisnahme bezie­hungs­wei­se das Leugnen von unlieb­sa­men Wahrheiten ist offen­bar eine genui­ne mensch­li­che Eigenschaft. Die Beforschung des Phänomens fällt in die Bereiche der Psychologie und Soziologie. Das Problem beschäf­tigt aber auch seit Jahren die Evidenzbasierte Medizin (EbM). Die Corona-Pandemie scheint die Lager nun sicht­bar gespal­ten zu haben. Auf der einen Seite die Guten, die der Wissenschaft fol­gen, auf der ande­ren Seite die Leugner wis­sen­schaft­li­cher Erkenntnisse…«

Unter Bezug auf die 82. Folge des NDR-Podcasts zur Coronalage stellt Univ.-Prof. i.R. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, die den Artikel Im Auftrag des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) e. V. ver­faßt hat, fest:

»Christian Drosten listet als Beispiele für Pseudo-Experten Dr. med. Wolfgang Wodarg und die Autorengruppen der KBV-Stellungnahme (KBV = Kassenärztliche Bundesvereinigung) sowie der Great Barrington Declaration. Sie wären „nicht aus dem Fach“. Die KBV-Stellungnahme haben aller­dings zwei Virologen, Prof. Dr. med. Hendrik Streeck und Prof. Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit, mit gezeich­net. Auch fällt es schwer, die Verfasser der Great Barrington Declaration als Pseudo-Experten zu dis­qua­li­fi­zie­ren. Als Professoren der Harvard‑, Stanfordund Oxford-Universitäten ste­hen sie für Fächer wie Epidemiologie, Infektiologie, Impfstoffentwicklung, Public Health und mathe­ma­ti­sche Modellierungen. Zudem gesteht die EbM auch Nicht-Fachexperten zu, Studienergebnisse kri­tisch zu prüfen…

Nach Drostens Ausführungen… ist die Meinung der Mehrheit der Wissenschaftler ein vali­des Kriterium für gesi­cher­tes wis­sen­schaft­li­ches Wissen. Jedoch posi­tio­nie­ren sich auch in der Corona-Pandemie pro­mi­nen­te Wissenschaftler zu ein­zel­nen Themen kon­tro­vers zur Mehrheit der Meinungsbildner. Markantes Beispiel ist John PA Ioannidis, renom­mier­ter Epidemiologe der Stanford Universität. Seine wis­sen­schaft­li­chen Analysen zur Sterblichkeitsrate bei SARS-CoV-2- Infektionen wur­den hef­tig kri­ti­siert. Er war zu deut­lich nied­ri­ge­ren Mortalitätsraten gekom­men als die medi­al wahr­ge­nom­me­ne Mehrheit der Experten. Nun hat er sei­ne frü­he­ren Schlussfolgerungen unter­mau­ert mit einer Publikation in einer eta­blier­ten wis­sen­schaft­li­chen Zeitschrift mit regu­lä­rem Begutachtungsverfahren…

Es stellt sich die Frage, wer darf ent­schei­den, wer wahr­haf­ti­ger Wissenschaftler und wer Pseudowissenschaftler ist?…

Die Anliegen der EbM blei­ben in der media­len Berichterstattung weit­ge­hend unbe­rück­sich­tigt. Das Konzept des NDR-Podcasts zur Corona-Pandemie ermög­licht aka­de­misch gebil­de­ten Zuhörern einen Einblick in die Welt der Virologie. Wenn es jedoch um Fragen von Wirksamkeit, Nutzen und Schaden (prä­ven­ti­ver) medi­zi­ni­scher Maßnahmen geht, dann wider­spricht die Befragung eines ein­zel­nen Virologen zu einer Vielzahl von Themen aus den unter­schied­lich­sten Disziplinen grund­le­gend den Ansprüchen an eine evi­denz­ba­sier­te Wissenschaftskommunikation. Auch der von vie­len Medien prak­ti­zier­te Faktencheck ist wenig geeig­net, den aktu­el­len Wissenschaftsstand zu Nutzen und Schaden medi­zi­ni­scher Verfahren ver­läss­lich zu eru­ie­ren. Beim Faktencheck zu COVID-19 wur­de viel­fach die suspek­te Aussage ledig­lich mit der Meinung eines (ande­ren) Experten abge­gli­chen. Wer Experte ist, ent­schei­det die Redaktion…

Logische Trugschlüsse

… Das EbM-Netzwerk hat in einer Stellungnahme auf wesent­li­che Fallstricke der Risikokommunikation zu COVID-19 auf­merk­sam gemacht. Besonders angreif­bar sind soge­nann­te Narrative. Bilder über­füll­ter Krankenhäuser oder Schicksale ein­zel­ner Patienten sol­len die Dramatik der Pandemie ver­mit­teln. Die Kasuistik dient hier als Surrogat für eine wis­sen­schaft­li­che Beweisführung ursäch­li­cher Zusammenhänge. Selbst wenn Kausalität durch Evidenz gesi­chert ist, zemen­tie­ren Ausschnitt- und Einzelfalldarstellungen logi­sche Trugschlüsse.

Wenn die Öffentlichkeit von einer anhal­ten­den Gefährlichkeit jeg­li­cher SARS-CoV-2-Infektion über­zeugt wer­den soll, wird aktu­ell ein wei­te­rer Logikfehler bedient. Long-COVID wür­de dro­hen. Selbst Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unbe­merk­ten Infektionen könn­ten nicht sicher sein. Es wird der Eindruck ver­mit­telt, als wären Langzeitbeschwerden von COVID-19- Erkrankten aus­schließ­lich der Virusinfektion geschul­det. Körperliche und psy­chi­sche Symptome kön­nen jedoch auch Folge der Pandemiemaßnahmen oder von medi­zi­ni­scher Behandlung sein. Krankheiten und Beschwerden gibt es zudem auch ohne Pandemie. Um einen kau­sa­len Zusammenhang nach­zu­wei­sen, braucht es gut geplan­te kon­trol­lier­te Studien. Nur im fai­ren Vergleich mit nicht Infizierten bezie­hungs­wei­se ande­ren Infektionskrankheiten kön­nen Art und Ausmaß von Langzeitbeeinträchtigungen durch SARS-CoV2-Infektionen abge­schätzt werden…

Rosinen picken

In der medi­zi­ni­schen Wissenschaft ist „Rosinen picken“ unter „sel­ec­ti­ve report­ing“ bekannt. Es wer­den vor­wie­gend Studiendaten berich­tet, die die eige­nen Thesen stüt­zen. Die Nicht-Berücksichtigung von Arbeiten ande­rer, oft kon­kur­rie­ren­der Autoren ist ein ernst­haf­tes Problem. Das Ausblenden von nicht-geneh­men Studienergebnissen führt zu fal­schen Schlussfolgerungen. Nach den Methoden der EbM muss daher zu einer spe­zi­fi­schen Fragestellung eine syste­ma­ti­sche Darstellung der gesam­ten wis­sen­schaft­li­chen Datenlage erfol­gen. Das Weglassen wich­ti­ger Informationen wird auch bei der Kommunikation zu COVID-19 medi­al ein­ge­setzt. Beispielsweise wer­den zur Dramatisierung der Infektionslage Häufigkeiten ohne ange­mes­se­ne Referenzgrößen genannt. Der Umgang mit der Pandemie in Schweden wur­de über­wie­gend ver­ur­teilt, ohne jedoch die Sterblichkeitsraten im fai­ren Vergleich zu benen­nen. Sie lie­gen bis­her mit 145/100.000 Einwohner nur wenig über dem Durchschnitt für Deutschland, jedoch deut­lich nied­ri­ger als bei­spiels­wei­se für Sachsen, wo bis­her etwa 250/100.000 Einwohner mit oder an COVID-19 ver­stor­ben sind…

Fazit

Die Corona-Pandemie ist ein Stresstest für die Fähigkeit der Wissenschaft zur offe­nen Auseinandersetzung über die Unsicherheiten wis­sen­schaft­li­cher Daten. Vertuschung, Angstmache, Moralisierung und Ausgrenzung sind kei­ne adäqua­ten Mittel, Zweifler und Verweigerer für Gespräche zu gewin­nen und Mythen aus der Welt zu schaf­fen. Die medi­zi­ni­sche und Public Health Wissenschaft braucht bes­se­re Studien, mehr Transparenz, weni­ger Abhängigkeit von Pharmaindustrie, Medizinprodukteherstellern und poli­ti­scher Einflussnahme, bes­se­re Kommunikation und einen ehr­li­chen Diskurs über die Grenzen wis­sen­schaft­li­cher Erkenntnisse…«

Im Original fin­den sich Quellenangaben, die hier fort­ge­las­sen wurden.

10 Antworten auf „Sind Karl Lauterbach, Wolfang Schäuble und andere Politiker Wissenschaftsleugner?“

  1. Ich hal­te die­se Personen für Parasiten einer kri­mi­nel­len Verbrecherorganisation, die die Weltherrschaft anstrebt. Ich emp­feh­le dage­gen Ivermectin.

  2. Wer Drosten unge­prüft glaubt, ver­steht deut­lich weni­ger vom wis­sen­schaft­li­chen Arbeiten als er denkt.

    "Kai Schulze
    @KaiSchulze_
    ·
    50 Min.
    Es ist bemer­kens­wert wie Deutschland 1,5 Jahre pro­blem­los wie Neuseeland, Australien, Vietnam oder Finnland hät­te sein kön­nen- aber bei aktu­el­len Vergleichen zu Dänemark gibt es auf ein­mal eini­ge trif­ti­ge Gründe war­um sich das alles seee­ehr schlecht auf D über­tra­gen lässt ;)"

  3. Bravo, ich fra­ge mich bereits seit lan­ger Zeit, war­um ernst­zu­neh­men­de , nam­haf­te Wissenschaftler nicht durch­drin­gen, um sich end­lich in die­sem Land laut Gehör zu ver­schaf­fen. Selbst wenn ein Mensch sich selbst hoch­sti­li­siert , zum Gott macht und erklärt:" DU SOLLST KEINE ANDEREN GÖTTER HABEN NEBEN MIR!", was für ein mini­ma­les Selbst-Wert-Gefühl spricht , und fol­gend alle Kollegen weg­beißt, ist es doch immer wie­der zu fra­gen, wie­so eine Regierung, die auf sich hält, so etwas zuläßt bzw. goutiert.Bereits am 19.Mai 2019 in dem hier bereits viel­fach erwähn­ten Treffen in Berlin war abzu­se­hen, wohin der Weg führt . Das war vor über 2 Jahren. Nichts Nennenswertes hat sich geän­dert , und das Volk frißt zum gro­ßen Teil alles, was die Damen und Herren servieren.

    1. “Es stellt sich die Frage, wer darf ent­schei­den, wer wahr­haf­ti­ger Wissenschaftler ist und wer Pseudowissenschaftler ist?" 

      Aber das ist doch bekannt, wer das in D ent­schei­det – Jan Böhmermann mit sei­ner grenz­de­bi­len Twitter-Entourage.

  4. Schön, dass dies so sach­lich fest­ge­stellt wird. Dass Tristan der Pfosten als Labor-Virologe sich tun­lichst nicht zu Fragen der Statistik, ange­wand­ter Medizin, Wirksamkeit von Maßnahmen oder gene­rell zu Fragen außer­halb sei­nes sehr klei­nen Fachgebietes äußern soll­te müss­te jedem Menschen klar sein. Er ist schlicht "nicht vom Fach", und ihm fehlt die Fähigkeit des ech­ten Wissenschaftlers, sich in frem­de Themenfelder hin­ein­zu­den­ken und im Zweifelsfall die eige­nen Beschränkungen zu erkennen.
    Leider ist es ein bekann­tes Wahrnehmungsproblem ins­be­son­de­re des all­zu­oft begrenzt begab­ten aka­de­mi­schen Bildungsbürgertums: wer zu einem bestimm­ten Thema als Herr Professor etwas Kompetentes sagen kann, gilt als schlau, also kann der­je­ni­ge zu allen Themen etwas Kompetentes sagen. Wer gar etwas sagt, was des Bildungsbürgers Herz erwärmt, der ist natür­lich in allen Fachgebieten über alle Zweifel erhaben.
    Da kann die Hybris des ver­ehr­ten Idols noch so offen­sicht­lich zu Tage tre­ten, über die­sen gei­sti­gen Status des Erstsemesterstudenten kom­men lei­der vie­le Akademiker nie wirk­lich hin­aus. Nicht-Akademiker sind da, so ist zumin­dest mei­ne Beobachtung, weni­ger ehr­furchts­voll, aber viel­leicht ver­all­ge­mei­ne­re ich auch zu forsch.

  5. "Sind Karl Lauterbach, Wolfang Schäuble und ande­re Politiker Wissenschaftsleugner?"

    Natürlich! Schon allei­ne die durch alle Münder gezo­ge­ne Behauptung, dass die Corona-Verbreitung expo­nen­ti­el­len Verlauf haben wür­de (auf der auch all die idio­ti­schen Simulationen und Modelle auf­ge­baut wur­den) war die pure Wissenschaftsleugnung.

    Solche Vorgänge in der Natur lau­fen IMMER ALLE AUSSCHLIEßLICH nach logi­sti­schen Funktionen ab, grob gesagt: annä­hernd Glockenkurvenförmig.

    Ich sehe noch vor mir, wie Anfang/Mitte 2020 jeder Politiker- Wissenschaftler‑, Experten‑, Moderator- oder Internet-Schlaukopf-Darsteller uns die Exponentialkurve erklärt haben woll­te und wie schlimm das doch alles dann ganz schnell sei …

    Jeder anstän­di­ge Wissenschaftler hät­te schon da die­sen Lügen-Hype ent­lar­ven müs­sen … Scheint wohl kaum noch wel­che geben. Vielleicht die direk­te Folge von "Pisa", "Bologna" und viel zu lan­ge schon "Grüne" in der Politik ("Grüne" sind seit sie ihre Wurzeln ver­las­sen haben, sagen wir mal: etwa seit J. Fischer, die aller­größ­ten Wissenschafts-Ignoranten unter die­ser Sonne).

  6. Thilo Mischke und Christoph Koch, mit offe­nen Mündern, über 105m hohen Raketen und Geißeln und Schrecken, die sich wie Butter in der Sonne auflösen.
    "Expertengespräch: Sexyness am Kapitalmarkt, revo­lu­tio­nä­re Momente utnd die stärk­ste Waffe die wir jemals hatten
    31. August 2021"
    https://​thi​lo​-misch​ke​-unco​ver​ed​-pod​cast​.podi​gee​.io/​1​1​4​-​c​h​r​i​s​t​o​p​h​-​k​och
    (Ich kann lei­der nicht so viel mit­schrei­ben, nur ein Beißholz empfehlen.)

    Dazu Gedanken von Björn Kawecki.
    https://​de​.rt​.com/​m​e​i​n​u​n​g​/​1​2​3​4​7​3​-​z​w​e​i​-​j​o​u​r​n​a​l​i​s​t​e​n​-​f​r​a​g​e​n​-​s​i​c​h​-​i​n​-​i​h​r​e​r​-​e​c​h​o​k​a​m​m​e​r​-​w​a​s​-​i​s​t​-​a​l​l​e​s​-​g​e​i​l​-​a​n​-​c​o​r​o​na/

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