"Soldaten in die Praxis – und zwar sofort!"

3:1 hieß es am 23.10. auf der Leserbriefseite der FAZ. Vier Reaktionen gab es dort auf die Zuschrift einer Leserin mit der Überschrift "Ich sehe kei­ne zwei­te Welle". Eine bemän­gelt einen "solch unglaub­lich unver­ant­wort­lich gefähr­li­chen Standpunkt", die drei ande­ren schlie­ßen sich der Einsenderin an.

Das hin­dert Dr. Thomas Assmann nicht dar­an, in sei­ner Kolumne "Der Landarzt" am 25.10. (Druckausgabe) zu argumentieren:

»… Herbst und Winter ste­hen bevor, und es wird noch schlim­mer wer­den. In Deutschland sind bis heu­te rund 400.000 Menschen an Covid-19 erkrankt, aber auch wie­der gene­sen. Die Uni Saarbrücken zeigt in ihrem Simulator bis 30. November zwi­schen 1,5 und 3,5 Millionen Infizierte – wenn es uns nicht gelingt, die Welle zu bre­chen. Ich konn­te es nicht las­sen und habe die Zahlen für den 30. April des näch­sten Jahres berech­net. Ich hät­te es nicht tun sol­len. Laut Prognose wären fast 50 Millionen Einwohner mit Covid-19 infi­ziert. Da half mir abends nur noch ein Eierlikör.

Ich hof­fe nur, dass jedem jetzt klar ist, was die Stunde geschla­gen hat. Insbesondere auch, dass man an der Infektion unse­res Gesundheitsministers erken­nen kann, dass die­ses Virus trotz aller Schutzmaßnahmen eine Gefahr für jeden ist.

Ich hof­fe auch, dass mein Team und ich die Arbeitsbelastung schaf­fen und wir eini­ger­ma­ßen gesund durch die­sen Herbst und Winter kom­men, aber sicher bin ich mir da nicht. Deswegen for­de­re ich erneut, Soldaten der Bundeswehr zur Unterstützung auch in die Praxen zu schicken, und zwar sofort!…«

Vielleicht feh­len mir die Antennen dafür, aber es scheint sich nicht um Satire zu han­deln. Vielleicht ist der Eierlikör schuld?

(Hervorhebungen nicht im Original.)

8 Antworten auf „"Soldaten in die Praxis – und zwar sofort!"“

  1. Hallo,

    zum Artikel "Soldaten in die Praxis – und zwar sofort!".

    Der Eierlikör muss Schuld sein, denn auf den FAQ Seiten des Simulators (https://​shi​ny​.covid​-simu​la​tor​.com/​c​o​v​i​d​s​i​m​/​#​s​h​i​n​y​-​t​a​b​-​f​a​q​_​ger) fin­det liest man :
    "Macht es Sinn, sehr weit in die Zukunft zu simulieren?"
    "Nein. Eine Vorhersage wei­ter als eini­ge Wochen in die Zukunft ist mit erheb­li­cher Unsicherheit verbunden. "

    Insofern soll­te wir viel­leicht doch noch etwas war­ten mit dem Einsatz der Bundeswehr 😉

    Viel inter­es­san­ter sind die Zahlen für die näch­sten 4 bis 8 Wochen. Die Anzahl der Toten steigt signi­fi­kant. Es bleibt abzu­war­ten ob dies tat­säch­lich so ein­tritt. Die Berechnung des Modells funk­tio­niert ver­mut­lich nur so gut wie die zugrun­de lie­gen­de Datenbasis ist.

    Viele Grüße
    Patrick

    1. Da ist kei­ne Datenbasis dahin­ter. Vielmehr wer­den sol­che Simulationen zusam­men­ge­ba­stelt mit einer Menge von ein­stell­ba­ren oder auch in der Software ver­bor­ge­nen, vor­ein­ge­stell­ten Parametern (zum Beispiel Schrittweiten oder Rastergrößen, etc.). Da stecken ein­fach mehr oder weni­ger sinn­vol­le Annahmen dahin­ter, die die Realität nur in annä­hern­der oder auch völ­lig abwe­gi­ger Weise abbil­det. Zum Beispiel ist ein fester R‑Wert völ­li­ger Schwachsinn. Dieser Wer ändert sich im Verlauf einer Infektionsausbreitung stän­dig. Und sogar rück­wir­kend hat man über die R‑Werte nicht mehr als bes­se­re Vermutungen.
      Der Zustand ein Population, die eine gewis­se Größe über­steigt (und das liegt im zwei­stel­li­gen Bereich), die nicht völ­lig iso­liert ist (kein Handel, Verkehr, Austausch) und über die man nicht zu einem Zeitpunkt völ­li­gen Informationsstand hat (wer ist krank, wer trägt Viren, wie sind die Immunsysteme der ein­zel­nen Teilnehmer, …?) lässt sich nicht zuver­läs­sig prognostizieren.

      Dieser Covid-19-Simulator ist ein völ­lig sinn-befrei­tes Spielzeug. Und die an den Unis und in den Instituten ange­wand­ten Simulations-Modelle sind auch nicht wirk­lich viel bes­ser. Das ist tat­säch­li­che Wissenschafts-Simulation.

  2. In Anlehnung an die Empehlungen des WDR und der Ärztekemenate Nordrhein , die weni­gen Sätze mit "Substanz als Auszug :

    … ,, Das Wort eines Arztes hat Gewicht. Vor allem für einen (lang­jäh­ri­gen) Patienten.“…

    … ,, Das Negative: Einige weni­ge "Götter in Weiß" miss­brau­chen ihren beruf­li­chen Status, um ihre per­sön­li­che Anschauungsweise legi­tim erschei­nen zu las­sen – zum Nachteil von Patienten. “ …

    … ,, Allerdings erfor­de­re die gewis­sen­haf­te Ausübung des Berufs neben der fach­li­chen Qualifikation "die Beachtung des aner­kann­ten Standes der medi­zi­ni­schen Erkenntnisse". “ …

    … ,, Patienten dürf­ten auf­grund der per­sön­li­chen Weltanschauungen des Arztes kei­nes­falls Schaden erleiden – … “

    … "Wachsam und kri­tisch sein", rät die Sprecherin der Ärztekammer Nordrhein.“ …

    … ,, Hinweise über ent­spre­chen­de Fälle bit­te der zustän­di­gen Ärztekammer mel­den. "Wir gehen dann der Sache nach."…

    Die auf­merk­sa­me Ärztekammer wird dem Landarzt nicht nur den Eierlkör weg­neh­men müs­sen … Und der WDR wird die Stürmung der Praxis durch die Sondereinheit GSG Verpoorten 09 wohl live in alle Wohnzimmer senden …

  3. Da der Eierlikör nach der 50-Millionen-Infizierte-Prognose kam, kann er eigent­lich nicht ursäch­lich gewe­sen sein.
    Was hat der Mensch denn vor­her zu sich genom­men? Zu viel CO2 aus sei­ner Alltagsmaske, möglicherweise…?

  4. Das kann ich bes­ser: ich bie­te 80 Millionen bis zur "Kalten Sophie" 2021. Wenn das nicht toppt!

    (In der Rückhand haben ich noch 480 Milliarden bis Sankt Nimmerlein; also kei­ne Chance für irgend­sol­che "Landärzte")

  5. Wenn alle Landärzte so unbe­darft wären wie der genann­te Dr. Assmann, sähe es bei uns mit der medi­zi­ni­schen Versorgung schlecht aus. Ein Landarzt muß ja nicht zwangs­läu­fig mit Statistik umge­hen kön­nen, dafür hat er auch nicht die Zeit.

  6. "Soldaten an Bushaltestellen" – ist der neue Schrei.

    "Und bist Du nicht wil­lig, gebrauch ich Gewalt." Denn was sol­len denn Soldaten an Bushaltestellen sonst mit mas­ken­un­wil­li­gen Schülern machen. Anschnauzen geht ja wegen Infektionsgefahr nun ganz und garnicht.

    Ich fin­de ja, man soll­te jedem Haushalt einen Soldaten zuwei­sen – zur Überwachung der Verordnungen im Haushalt, die­sem sub­ver­si­ven Keim des Regelnichteinhaltens.

Schreibe einen Kommentar zu Albrecht Storz Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert