»Solingen hatte als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen die Teilung der Klassen angeordnet. Jeweils die Hälfte der Schüler sollte zuhause bleiben, unabhängig vom Infektionsgeschehen. Doch die Ministerin machte dem Projekt ein Ende.«
Darüber berichtet faz.net am 4.11.
»Solingen wollte Vorreiter sein. Von Mittwoch an sollten in der Stadt im Bergischen Land die Klassen sämtlicher weiterführender Schulen halbiert werden. Unabhängig vom konkreten Infektionsgeschehen an der einzelnen Schule sollte bis Ende November wechselweise die Hälfte jeder Klasse im Präsenz‑, die andere Hälfte im Distanzunterricht lernen. Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) sagte, es gelte rund 20000 Schülerinnen und Schüler vor Schulschließungen zu bewahren.
Selbstbewusst sprach der Sozialdemokrat vom "Solinger Weg", der in ganz Nordrhein-Westfalen Schule machen sollte. Kurzbach verwies auf den hohen Sieben-Tage-Inzidenzwert in seiner Stadt – der mit mehr als 200 deutlich über dem nordrhein-westfälischen Schnitt lag. Zudem verwies er auf das Robert Koch-Institut (RKI). Nach dessen Einschätzung ist die Verkleinerung der Schulkassen "durch Teilung oder Wechselunterricht" von einem Wert von 50 Neuinfektionen an ratsam.
Ein schlechtes Vorbild?
Doch am Dienstag verbot das Land der Stadt, hybriden Unterricht zum Regelfall zu machen. Per Erlass wies das in Infektionsfragen zuständige Gesundheitsministerium nach Rücksprache mit dem Schulministerium die kreisfreie Stadt an, ihre entsprechende Allgemeinverfügung nicht umzusetzen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht im "Solinger Weg" kein leuchtendes Vorbild, sondern ein gewagtes Experiment, das Bildungschancen gefährdet. Beim Stopp für das Modell handle es sich nicht um eine Entscheidung gegen Solingen, "sondern für Bildungsgerechtigkeit in Nordrhein-Westfalen", beteuerte Gebauer.
Denn Präsenzunterricht in offenen Schulen habe für die geistige, soziale und persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen höchste Bedeutung. An keiner der Solinger Schulen herrsche derzeit ein "massives Infektionsgeschehen". Nur an einer gebe es eine Teilschließung. An allen anderen finde Präsenzunterricht statt, die Zahl der Schüler und Lehrer in Quarantäne sei nicht höher als im Landesschnitt. "Pauschaler Distanzunterricht auf Anweisung eines Schulträgers ist kein angemessenes Mittel für Bildungsgerechtigkeit."
Denn die pauschale Reduzierung des Präsenzunterrichts werde zu sozialer Benachteiligung all jener Kinder und Jugendlichen führen, die zu Hause aus ganz unterschiedlichen Gründen weniger Unterstützung erhalten als ihre Mitschüler. Und für die Eltern sei ein undifferenziertes Vorgehen wie beim "Solinger Modell" abermals eine große Herausforderung, glaubt Gebauer…«
Mal eine gute Entscheidung in der Politik, denn Kinder gehören definitiv nicht zur Risikogruppe. Unterricht ist dieses Jahr schon genug ausgefallen!