»Der bittere Mediziner
Sucharit Bhakdi war einmal ein angesehener Professor. Heute befeuert er die Querdenker und behauptet, dass die Deutschen in einer Diktatur leben.«
So lautet das Intro eines ganzseitigen Artikels der heutigen "Sonntags-FAZ" auf faz.net (Bezahlschranke), hier zitiert nach der Druckausgabe. Es verhält sich bei dem Beitrag so ähnlich wie bei anderen, die mit "Es war einmal…" beginnen.
Gleich die ersten Sätze sollen wohl Phantasien mobilisieren, die an der Seriosität Bhakdis zweifeln lassen:
»Einmal kam der Arzt und ehemalige Universitätsprofessor Sucharit Bhakdi ohne Mundschutz zum Kindergarten seines Sohnes. Nicht nur, weil er glaubte, dass die Maskenpflicht sinnlos sei. Der Mann ist 74 Jahre alt, er leidet unter Bluthochdruck und will deshalb keine Maske tragen. Doch die Kindergärtnerin verwehrte ihm den Einlass. Nur mit Maske, hieß es. Sie pochte auf ihr Hausrecht. Bhakdi empfand das als erniedrigend.«
Bhakdi und seine Frau wohnen überraschenderweise nicht in einer Höhle:
»Das Ehepaar wohnt in der Nähe von Kiel in einem Haus, es ist wolkenverhangener Novembertag, Bhakdi und Reiß sitzen an ihrem Schreibtisch. Draußen Stoppelfelder, auf dem Tisch Studien…«
Geschichten mit solchen Passagen leiten üblicherweise Lobpreisungen ein (s. z.B. home stories über das Gespann Christian Drosten – Olfert Landt). Ganz anders hier.
»Zwei Mediziner [! AA] schreiben ein Buch über die Pandemie. Sie vertreten eine andere Meinung als die des Virologen Christian Drosten. Für sich genommen, ist das nicht bemerkenswert.«
Sollte man denken.
»Die Universität Mainz distanzierte sich von dem Buch, genauso die Universität Kiel, an der seine Frau lehrt. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Priem von der CDU kritisiert es in einer Stellungnahme als "wissenschaftlich nicht haltbar".«
Man kennt derartiges von der Vatikanischen Glaubenskongregation, dem Zentralkomitee der KPdSU zu Zeiten Stalins oder den Gremien, die sich für befugt halten, zum Dschihad aufzurufen.
"Fachkreise" und ein ungenannter Kollege
»Bhakdi und Reiß berufen sich auf John Ionannidis von der Stanford Universität, der hochgerechnet hat, dass weltweit unter ein Prozent aller Infizierten an Corona stirbt.«
In Wirklichkeit hat Ionannidis niedrigere bzw. differenziertere Werte berechnet (s. hier die deutsche Übersetzung seiner Studie). Die FAZ kennt jedenfalls einen Experten, der klarstellt: Corona ist doch gefährlicher als eine Grippe, zumindest in Deutschland. Es handelt sich um den Münchener Professor Ulrich Mansmann. Er ist zwar kein Epidemiologe, wie die FAZ behauptet, sondern Mathematiker, und weiß deshalb:
»Corona ist eine hochansteckende Krankheit. Sie verbreitetet sich ungeheuer schnell in der Bevölkerung, viel schneller als zum Beispiel Ebola.«
Daraus entsteht für "die Politik" das Problem: »Die Intensivstationen laufen voll, Operationen müssen verschoben werden.« Wenn Bhakdi und Reiß dem Zahlen entgegenhalten, werden "Fachkreise" bemüht:
»Die Antwort aus Fachkreisen lautet: Die Zahl der insgesamt behandelten Patienten sage wenig über die Gesundheitskrise aus. Die Kliniken müssen nämlich hart dafür arbeiten, dass die Zahl stabil bleibt… Mit anderen Worten: Würde die Zahl, auf die sich Bhakdi und Reiß berufen, steigen, herrschte in Deutschland schon Katastrophenalarm. Doch davon wollen die beiden nichts wissen.«
Doch nicht nur anonyme Fachkreise kommen zu Wort.
»Ein ehemaliger Kollege, der nicht genannt werden will, sieht dahinter eine Strategie: Bhakdi greife sich etwas heraus, was wissenschaftlich korrekt ist, zum Beispiel die Frage der Sterblichkeit. Dann vermengt er begründete Zweifel mit seinen Überzeugungen. Was dabei herauskommt, könne sich so gut verbreiten, weil die wenigsten im Publikum etwas von Medizin verstehen. Sie können nicht beurteilen, was die Kritik eines Epidemiologen wie Bhakdi von den Warnungen eines Virologen wie Drosten unterscheidet. Also glauben sie demjenigen, der ihre Meinung vertritt.«
Wäre man bereit zu unterstellen, auch Drosten ginge von etwas aus, "was wissenschaftlich korrekt ist", könnte man das genannte Verfahren als seines begreifen. Dabei übersähe man (ich gebe gerne zu, daß mir der Konjunktiv fast so viel Schwierigkeiten bereitet wie dem Autor bei obiger und anderen Passagen) dieses:
Welten zwischen Bhakdi und Drosten
»Dabei liegen Welten zwischen Bhakdi und Drosten. Laut dem Kollegen, der nicht genannt werden will, ist Drosten einer der wenigen, der wirklich etwas von Corona versteht. Sein Leben lang forsche der schon an Viren. Bhakdi hat sich mit Bakterien beschäftigt, das ist bekanntlich was anderes. Trotzdem tue er so, als stehe er mit Drosten auf einer Stufe. Es stimme aber einfach nicht.«
Der Artikel endet mit dem Papier "The Great Reset" des World Economic Forum. Dabei gehe es – anders als Bhakdi phantasiert – darum:
»Die Teilnehmer diskutierten, wie die Welt auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren, wie sie mit Pandemie, Klimawandel und Staatsverschuldung umgehen solle. Sie sprachen darüber, wie man den Armen helfen könnte – nicht darüber, wie man sie unterjocht.«
Die FAZ hat sehr wohl verstanden, worum es in Wirklichkeit geht. Siehe dazu Weltwirtschaftsforum droht mit "Great Reset", Grüezi mitenand! Welcome to the World Economic Forum’s newsletter., Wurde die Corona-Krise geplant?, Einfluß von Konzernen, Banken, Hedgefonds auf "Corona-Hilfen" (II).
Relotius hat auch immer so schöne Geschichten erzählt…
Ach die FAZ! Ein untergehendes Schiff .… . .
Ein mir persönlich bekannter Politikwissenschaftler hat mir versichert, dass die Bundesrepublik Deutschland schon längst kein Rechtsstaat mehr ist. Er möchte aber nicht genannt werden .… .
man sucht die desirtation von dr. Dorsten?!
Ich finde es immer sehr interessant wie die Journalisten ohne eigene Expertise zwischen guten und schlechten Wissenschaftlern unterscheiden können. Das müssen hellseherische Fähigkeiten sein.
Es hört sich so an, als ob die FAZ Bhakdi nicht mehr ignorieren kann, aber der Redakteur negativ berichten muss, obwohl er seinen eigenen Argumenten nicht glaubt. Entsprechend lieblos hört sich der Verriss an. Mitdenken darf der kluge Kopf hinter der Zeitung nicht.
Also: Bhakdi's Aussagen zur Sterblichkeit sind korrekt, aber würde die Zahl steigen … Die Krankheit verbreitet sich ungeheuer schnell, aber nach neun Monaten kennen die wenigsten jemand, der sie tatsächlich hatte.
Doch, ich kenne drei Leute persönlich, die an Covid-19 erkrankt sind, und über Ecken noch mehrere, während ich in den letzten 5 Jahren kaum auf drei mit Influenza Infizierte Bekannte komme.
Ein ebenso subjektiver Eindruck wie Ihrer, und daher genauso "hilfreich".
Könnten Sie das »entlarvt« bitte in Anführungszeichen setzen und so als Zitat kennzeichnen, Herr Aschmoneit?
Danke.
@Tiffany: In diesem Fall rechne ich fest mit der Fähigkeit der LeserInnen zu denken…
Komisch, Herr Aschmoneit, aber irgendwie haben Sie es nicht so mit der klaren Positionierung.
Der Leser (zB Ane-Marie?) solle sich seinen Teil denken können?
Also ich sehe gerade, dass 90% der LeserInnen (der Leitmedien und vielleicht auch Einigen Ihrer Seite?) sich ihren Teil leider NICHT denken – aufgrund massiver Fehlinformation und Propaganda!
Sollte Ihnen das jetzt tatsächlich gaaaanz neu sein?
Dem bösen Sonntags-FAZ-Märchenerzähler wünsche ich beim nächsten Sonntags-Spaziergang den bösen Wolf aus Rotkäppchen
oder, zielorientierter, ein durchgeknalltes Wildschwein an die
stinkenden Fersen.
"Man kennt derartiges von der Vatikanischen Glaubenskongregation"
Man kennt derartiges von der Sekte des sog. "Zweiten Vatikanischen Konzils". Die hat mich als "Dogmenleugner" gerichtlich verurteilen lassen. Aber: *Welches* Dogma ich geleugnet habe, hat sie niemals gesagt. Auf Nachfrage erklärte sowohl die BRD als auch das Gericht als auch die Vatikanum-2-Sekte, dass ich keinerlei Recht habe, eine Antwort auf meine Frage nach dem angeblich geleugneten Dogma zu bekommen. Es ist egal, dass es kein V2-Dogma gibt, entscheidend ist nur, dass ich "es" (?) geleugnet habe.
https://pressemitteilung.ws/node/769201
Ich finde es schlimm, dass Menschen glauben, man müsse sich nur ausschließlich mit einer einzigen Sache wie dem Corona-Virus beschäftigen und schon spielt er jeden anderen an die Wand. Wo ist das Vertrauen dass ein Akademiker in seiner Disziplin generell ein gutes Wissen hat. Und warum macht Drosten dann immer Ausflüge in Bereiche außerhalb seines Fachbereichs, wenn er sich verbittet, dass man ihm in seine Virologie reinquatscht?
Neues Bhakdi-Interview für den Film "Planet Lockdown"
https://vimeo.com/498561475
22.1.21, Held oder Verbrecher – anlässlich der Großkundgebung am 31. Jänner 2021 in Wien appelliert Bhakdi an Kurz
https://www.youtube.com/watch?v=91L3S2JuGbw
Neues Buch von Reiss und Bhakdi
https://coronafehlalarm.de/wp-content/uploads/2021/02/corona_unmasked_leseprobe.pdf
Free Bhakdi
@Lohse: Sitzt er?