Stiftung Charité – fest in der Hand der Wirtschaft

Daß die Berliner Charité vor allem ein (unso­zia­ler) Großkonzern ist, wur­de im Beitrag Kommerzielle Interessen von Charité und Labor Berlin dargelegt.

Wie Prof. Christian Drosten auf den Lehrstuhl eines Instituts gelang­te, das von der Milliardärsfamilie Quandt initi­iert und gespon­sert wur­de und wird, ist nach­zu­le­sen in Wie wur­de Christian Drosten Prof. an der Charité?.

Hier geht es um einen genaue­ren Blick auf die Stiftung Charité.

»Die Stiftung Charité ist eine Stiftung bür­ger­li­chen Rechts. Sie unter­steht der Stiftungsaufsicht durch das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Stiftung ist als gemein­nüt­zig aner­kannt und von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit. Dem Vorstand gehö­ren Herr Dr. Jörg Appelhans und Herr Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner an.«

heißt es im Impressum (übri­gens medi­en­recht­lich befrag­bar). Appelhans ist „seit 2000 per­sön­li­cher Referent der Familie Quandt“ und Geschäftsführer meh­re­rer Unternehmen.

Stiftung der Quandts hat das Sagen

Mit der Formulierung ihres "Leitbilds" macht die Stiftung deut­lich, daß sie sich eine Führungsrolle anmaßt:

»Die Stiftung ver­steht sich als Schrittmacher und krea­ti­ver Impulsgeber für die Charité – Universitätsmedizin Berlin und deren Partner, ins­be­son­de­re das Berliner Institut für Gesundheitsforschung | Berlin Institute of Health (BIH)«

Noch deut­li­cher wird die Stiftung in ihrem Flyer "Über die Stiftung Charité":

»Sie wur­de 2005 von der Unternehmerin Johanna Quandt mit dem Auftrag gegrün­det, die Innovationskraft und Exzellenz der tra­di­ti­ons­rei­chen Berliner Universitätsmedizin zu unter­stüt­zen. Hier enga­giert sich die Stiftung in zwei Schwerpunktbereichen: Der Förderung des Forschungstransfers zwi­schen Labor und Klinik sowie der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Innovation und Unternehmertum in der Medizin.«

Diesen Auftrag hat Christian Drosten ver­stan­den. Vorbildlich enga­giert er sich für den Transfer von mit öffent­li­chen Geldern erbrach­ten wis­sen­schaft­li­chen Leistungen hin zum Unternehmertum.

Es wird die ver­stor­be­ne Johanna Quandt zitiert:

»Die Stiftung Charité soll den Menschen, die an der Charité mit unter­neh­me­ri­schem Elan täg­lich beson­de­re und bemer­kens­wer­te Leistungen in Forschung, Klinik und Pflege voll­brin­gen, Anerkennung, Bestärkung, Unterstützung und Förderung zukom­men lassen.«

Es geht nicht um unter­be­zahl­te und über­la­ste­te PflegerInnen, denen Förderung zuteil wer­den soll. Noch weni­ger um hun­der­te MitarbeiterInnen, die von der Charité out­ges­our­ced wur­den, um sie mit nied­ri­ge­ren Löhnen und Gehältern abzu­spei­sen. Nein, belohnt wird der unter­neh­me­ri­sche Elan von Vorbildern wie Christian Drosten.

Stiftungsrat

»Der Stiftungsrat hat die Aufgabe, den Stiftungsvorstand zu bera­ten und zu über­wa­chen. Des Weiteren beschließt er die inhalt­li­chen und wirt­schaft­li­chen Zielsetzungen der Stiftung.«

Zu den Mitgliedern, die die Aufgabe haben, den Stiftungsrat zu über­wa­chen, der aus dem per­sön­li­chen Referenten der Familie Quandt und einem ehe­ma­li­gen Wissenschaftssenator besteht, gehören:

    • Stefan Quandt, Sohn der Johanna, als stell­ver­tre­ten­der Vorsitzender
      Er ist auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung.
    • Prof. Dr. Brigitte Oetker, lang­jäh­ri­ge Geschäftsführerin des Kulturkreises der deut­schen Wirtschaft im BDI e.V.
      Sie ist die Ehefrau von Arend Oetker, Chef der Dr. Arend Oetker Holding GmbH & Co. KG und u.a. Präsidiumsmitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
      Nicht unin­ter­es­sant: Arend Oetker sitzt gemein­sam mit Dr. Constanze Landt im Förderkreis der Deutschen Oper Berlin… (s. Die Frau an sei­ner Seite: Constanze Landt)
    • Dr. Markus Baumanns  als Vorsitzender »war Referent im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, deut­scher Diplomat des Auswärtigen Amtes, u.a. in Südamerika, bau­te als Geschäftsführer mit der Bucerius Law School eine inter­na­tio­na­le Eliteuniversität in Hamburg auf und war drei Jahre lang Vorstandsmitglied der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Markus Baumanns ist pro­mo­vier­ter Historiker mit Studium und Promotion in Köln, Oxford und Wien, Aufsichtsratsmitglied von drei glo­bal auf­ge­stell­ten mit­tel­stän­di­schen Unternehmen, Vorstands- und Präsidiumsmitglied von zwei Stiftungen, die Wissenschaft und Unternehmertum för­dern…«
    • Astrid Lurati »Nach dem Studium war sie in ver­schie­de­nen Banken in den Bereichen Corporate Finance und Equity Research für den Chemie- und Pharmasektor ange­stellt. 1997 stieg sie in die Bayer AG, Leverkusen, ein und lei­te­te den Bereich „Strategische Planung Pharma“ und wech­sel­te spä­ter in den Bereich Investor Relations. 2003 kehr­te sie nach Hamburg zurück und begann im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf als kauf­män­ni­sche Leiterin…
      Weiterhin ist sie Mitglied im Wirtschaftsrat der CDU e.V. …«
    • Prof. Jens Schneider-Mergener  »…1994 grün­de­te er das Technologieunternehmen Jerini AG, deren Leitung er 2000 über­nahm und in ein Pharmaunternehmen trans­for­mier­te. Nach dem Börsengang der Jerini AG 2005… ver­kauf­te der das Unternehmen 2008 an Shire Pharmaceuticals. Anschließend grün­de­te er mit sei­ner Frau die gemein­nüt­zi­ge Stiftung Kusala Foundation, die Projekte för­dert, die sich dem Thema Geist und Gesundheit wid­men… Er arbei­tet heu­te als Vorsitzender des Vorstands der Adrenomed AG.« Er ist eben­falls Mitgründer von 3B Pharmaceuticals, Berlin and Pharvaris B.V., Leiden.
      3B Pharmaceuticals betreibt die "Erforschung, Entwicklung (ein­schließ­lich der Entwicklung für Dritte) und Vertrieb von Substanzen, Produkten und Wirkstoffen zum Einsatz in der medi­zi­ni­schen Diagnostik und Therapie" und weist nach nor​th​da​ta​.de für 2018 einen Gewinn von 3,7 Mio. € aus. 2018–2019 wur­de die Firma mit 496.812 € durch das Bundesforschungsministerium geför­dert.
    • Die drei wei­te­ren Mitglieder des Stiftungsrats sind Prof. Detlev Ganten (Ehrenvorsitzender und ehe­ma­li­ger Vorstandsvorsitzender der Charité), Prof. Heyo K. Kroemer (Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und aktu­el­ler Vorstandsvorsitzender der Charité) und Prof. Dr. Axel R. Pries, Dekan der Charité)

2 Antworten auf „Stiftung Charité – fest in der Hand der Wirtschaft“

  1. Wenn man so doof wir ihr seid und Fakultät, Klinik, Drittmittelbereiche nicht aus­ein­an­der­hal­ten kann, dann schreibt man sol­che Artikel.

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