»Der bisher längste Arbeitskampf im nordrhein-westfälischen Gesundheitswesen ist zu Ende. Die Verdi-Tarifkommission akzeptierte am Dienstag ein in der Nacht zuvor mit den Arbeitgebern ausgehandeltes Eckpunktepapier,
das schrittweise vom 1. Januar 2023 an umgesetzt werden soll, wie Gewerkschaft und Arbeitgeber mitteilten. Die Streiks werden ab Mittwoch beendet. Das Eckpunktepapier sieht zahlreiche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen vor.
Besserer Personalschlüssel und schichtgenaue Belastungsmessung
„Es ist vollbracht: Der erste Flächentarifvertrag für Entlastung an Krankenhäusern in Deutschland ist durchgesetzt“, sagte Verdi-Landesfachbereichsleiterin Katharina Wesenick in Köln. Der Tarifvertrag sei „ein wichtiger Etappensieg der Beschäftigten“ und „gegen die Profitlogik des Krankenhauswesens durchgesetzt“ worden. Für viele Beschäftigtengruppen außerhalb der Pflege seien bundesweit erstmals Mindestbesetzungen und Belastungsausgleiche vereinbart worden. Insbesondere was die Düsseldorfer Uniklinik betreffe, gebe es aus Gewerkschaftssicht aber auch „Wermutstropfen“…
Der Streik hatte mehr als elf Wochen gedauert. Die Gewerkschaft Verdi wollte mit dem Arbeitskampf spürbare Verbesserungen insbesondere in der chronisch unterbesetzten Pflege durchsetzen, aber auch in anderen Klinikbereichen. Weit mehr als 10.000 Operationen mussten wegen knapper Besetzung an den sechs Kliniken seit Anfang Mai verschoben werden. Eine Vielzahl von Corona-Erkrankten verschärfte die Lage zusätzlich…
Arbeitgeber ließen 100-Tage-Ultimatum verstreichen
In einigen Teilen Deutschlands gibt es schon längst einen sogenannten Tarifvertrag Entlastung (TV‑E), der genaue Personalbemessungen für einzelne Krankenhausbereiche regelt. In NRW begann der Arbeitskampf mit einem 100-Tage-Ultimatum Anfang dieses Jahres an die Arbeitgeber. Diese Frist ließen die Uniklinik-Chefs verstreichen, worauf sich der Ton verschärfte. Für die Beschäftigten in der Pflege und den übrigen Bereichen des Klinikbetriebs war die Situation nach eigenem Bekunden unerträglich geworden, weil die Betreuung und Versorgung der Patientinnen und Patienten aufgrund des Personalmangels immer mehr litt…
Nun konnten die Unikliniken aus dem Arbeitgeberverband der Länder (AdL), die Mitglied der TdL sind, austreten und eigenständig Tarifverhandlungen führen. Zudem sagte Laumann den Streikenden öffentlich zu, dass das Land für eine Refinanzierung der nicht von den Krankenkassen übernommenen Kosten an den Kliniken geradestehen würde. Für alle Seiten war dies ein entscheidendes Signal.«
Über diesen Arbeitkampf hat das Deutsche Fernsehen natürlich wiedermal gar nicht berichtet.
Es ist immer wieder erstaunlich, dass irgendeine faschistische Scheiße sofort und unmittelbar umgesetzt werden kann, während man sich hier erstmal ein halbjähriges Moratorium ausbedingt, um alles andere danach "schrittweise" umzusetzen. Wie bei der Cannabislegalisierung übrigens, über die erst am Ende der Legislatur verhandelt werden soll. Wer's glaubt…
Oh doch die wird jetzt wohl tatsächlich kommen. Und mit ihr ein Register aller Konsumenten. 😉 Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Dr. med. Thomas Quak
@QuakDr
Ja, da war er noch echt.
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Marcel
@ElliotStabler92
· Jul 18
Steigt mit mir in den DeLorean und wir machen eine Zeitreise zwischen den Jahren.
Man findet in der Vergangenheit sehr interessante Dinge.
7:55 PM · Jul 18, 2022
https://twitter.com/QuakDr/status/1549120616422416385?cxt=HHwWgoC9gce_yv8qAAAA
Komisch, in der Meldung liest man dauernd was von "Verbesserungen". Aber welcher Art, das wird nicht genannt.
Ein angemessener Lohn und Gehalt war und ist immer die beste Verbesserung. Davon liest man schonmal gar nichts. Bei einer Inflation von über 8% hätte zu einer nachhaltigen Verbesserung zB eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 16% gehört.
Adäquate Löhne und Gehälter sind auch die besten Maßnahmen gegen Personalmangel.
Soll hier ein typischer Gewerkschaftskampf-Pseudoerfolg hochgeschrieben werden? Butter bei de Fisch! Nicht so inhaltsloses Gequalle kolportieren. Das ist doch beschämend.
@Albrecht Storz: Vor ihren Verrissen sollten Sie sich mit den Gegebenheiten vertraut machen. Es gibt in der Arbeitswelt unterschiedliche Tarifverträge. Die zum Gehalt sind ein Teil davon. Hier ging es ausdrücklich nicht um Geld, sondern um die Arbeitsbedingungen. Ich schlage vor, die Menschen über Erfolg oder Pseudoerfolg entscheiden zu lassen, die monatelang im harten Kampf standen. Das Quengeln von Leuten, die daran nicht beteiligt sind, ist womöglich populär, aber nicht hilfreich, Leute für gemeinsames Handeln zu gewinnen.
–aa
na dann nennen Sie doch mal ein Beispiel aus der Vergangenheit wo Tarifverhandlungen an den Arbeitsbedingungen wesentliche (!) Verbesserungen bewirkt hätten.
Und nein, nicht nur die die da arbeiten sind die Einzigen die das beurteilen können. Das können wir nämlich alle und das sollten wir auch tun. Denn es geht uns alle an!
MFG
@Erfurt: Wohlan! Mindestbesetzungen auf den Stationen der Krankenhäuser entlasten die dort Arbeitenden und bringen ein Stück mehr Sicherheit für die PatientInnen. Nicht mehr wegen "Personalmangels" willkürlich aus dem Urlaub geholt zu werden, ist für Beschäftigte ein ganz wesentliches Element, und auch für Kranke ist erholtes Personal hilfreich. Sicherere Dienstpläne mit garantierten Wochenenden scheinen für die meisten Menschen normal zu sein, im Gesundheitswesen bedarf es dafür Streiks.
Zur Vergangenheit: Anders als viele glauben, sind Selbstverständlichkeiten wie Dauer der Arbeitszeit, Urlaubsanspruch, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht von gütigen Gesetzgebern gewährt worden, sondern wurden durch Arbeitskämpfe erstritten, die zu Tarifverträgen und später gesetzlichen Regeln führten.
Die Streikenden haben einen Erfolg für uns alle erreicht. Dies nicht zuletzt, weil sie bewiesen haben, daß man trotz Krise und Corona, gemeinsam handelnd etwas bewirken kann. Das Totschlagargument von 100.000 verschobenen Operationen wegen des Streiks hat hier einfach nicht gewirkt.
Selbstverständlichkeiten wie Dauer der Arbeitszeit, Urlaubsanspruch, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht von gütigen Gesetzgebern gewährt worden, sondern wurden durch Arbeitskämpfe erstritten, die zu Tarifverträgen und später gesetzlichen Regeln führten.
Ganz richtig. Was jedoch nichts daran ändert daß Menschen weiterhin unterdrückt und ausgebeutet werden. In Fakt sind es Almosen die man den Arbeitern zubilligt.
Erinnern Sie sich: Der gezahlte Lohn hat zur eingebrachten Arbeit und dem damit erzeugten Mehrwert gar keinen Bezug. Denn der Mehrwert wird ja weiterhin privat angeeignet anstatt dahin zurückzufließen wo er hingehört nämlich in die Gesellschaft.
Infolgedessen sind die Ergebnisse von Tarifverhandlungen eben keine sozialen Errungenschaften. Denn das was Kliniken leisten ist weiterhin von der Willkür deren Besitzer abhängig.
MFG
Pflegeethik Initiative Deutschland e.V
https://pflegeethik-initiative.de/2022/07/20/pflege-traegt-maske-bis-zum-umfallen/
Nur keine Sorge. Die Krankenhäuser werden es schon schaffen, dass die Aufwendungen, sofern überhaupt saldiert mit irgendwelchen neuen Sparrunden noch verbleibende, von der "Solidargemeinschaft" getragen werden. Wenn es sein muss, eben über Landes- und Bundeszuschüsse.
So prima dies alles ist, es wird wieder unweigerlich in Sparbemühungen münden. Aber im Vergleich zu all dem Corona-Schwachsinn und der coronabedingten Bereicherungsorgie dürfte dies noch überschaubar sein.
Bis zum 1, Januar 2023 bleibt dann also die unerträgliche Situation unerträglich, um dann schrittweise erträglicher gemacht zu werden.
Bei Corona konnte jeder erkennen, wie schnell und brachial der Staat kann, wenn er will. Angesichts dessen kann ich mich hierüber kaum freuen.