Südafrika stellt die Ermittlung von Kontaktpersonen ein, da 80 % eine gewisse Immunität besitzen

»Südafrika wird die Rückverfolgung von Coronavirus-Kontakten ein­stel­len und die­je­ni­gen, die direkt mit infi­zier­ten Personen in Kontakt gekom­men sind, nicht mehr zur Quarantäne auffordern.

Die Behörden des am stärk­sten indu­stria­li­sier­ten Landes Afrikas wer­den nur noch ver­su­chen, die Ausbreitung der Krankheit bei einem Cluster-Ausbruch zu ver­fol­gen, so der Generaldirektor für Gesundheit in einem Rundschreiben vom Donnerstag. Bis zu 80 % der Bevölkerung sind in irgend­ei­ner Form durch frü­he­re Erkrankungen oder Impfungen immun, so die Behörde.

"Eindämmungsstrategien sind nicht mehr ange­mes­sen – die ein­zi­ge brauch­ba­re Strategie ist die Schadensbegrenzung [miti­ga­ti­on]", so Sifiso Buthelezi in dem Schreiben. "Die Quarantäne hat sich als kost­spie­lig für wich­ti­ge Dienste und die Gesellschaft erwie­sen, da vie­le Menschen ihrer Arbeit fern­blei­ben und somit ihr Einkommen verlieren."

Auch wenn die Rückverfolgung von Kontaktpersonen in Südafrika im Vergleich zu vie­len Ländern außer­halb des Kontinents ver­nach­läs­sig­bar ist, stellt die­ser Schritt den­noch eine Änderung des Ansatzes dar, auch wenn die hoch­gra­dig über­trag­ba­re Omicron-Variante wei­ter­hin gras­siert. Als das Coronavirus im März 2020 auf­trat, rief die Regierung den Katastrophenzustand aus und hat seit­dem ein auf Alarmstufen basie­ren­des System von Beschränkungen in Abhängigkeit von der Prävalenz der Infektionen eingeführt.

Die Begründung für die Änderung der Strategie ist, dass der Quarantäneprozess kei­nen gro­ßen Effekt in Bezug auf die Übertragungsketten hat und schwie­rig umzu­set­zen und auf­recht­zu­er­hal­ten ist", sag­te Adrian Puren, amtie­ren­der Direktor des Nationalen Instituts für über­trag­ba­re Krankheiten, in einer E‑Mail-Antwort auf Fragen. 

Die Verschiebung könn­te auch durch die Bemühungen Südafrikas beein­flusst sein, sich von der tief­sten wirt­schaft­li­chen Rezession seit min­de­stens einem Vierteljahrhundert im letz­ten Jahr zu erho­len. Von Bloomberg befrag­te Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 4,9 % wach­sen wird, gegen­über einer frü­he­ren Schätzung von 5,1 %, was zum Teil auf die Reiseverbote zurück­zu­füh­ren ist, die auf das Auftreten von Omicron folgten.

Die offi­zi­el­le Arbeitslosenquote des Landes liegt bei einem Rekordwert von fast 35 %, und das Fehlen gro­ßer Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen schränkt selbst die infor­mel­le Arbeit ein.

Omicron wur­de letz­ten Monat von Wissenschaftlern in Südafrika und Botswana iden­ti­fi­ziert, und die Region ist der Spitzenreiter in der jüng­sten Phase der welt­wei­ten Pandemie. Es gibt jedoch posi­ti­ve Anzeichen dafür, dass die­se Variante nicht zu dem­sel­ben Ausmaß an schwe­ren Erkrankungen und Todesfällen führt wie frü­he­re Inkarnationen, und die süd­afri­ka­ni­sche Regierung hat des­halb von einer Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen abgesehen.

Diejenigen, die sich in der aktu­el­len vier­ten Infektionswelle mit Covid-19 infi­zie­ren, wer­den im Vergleich zu ande­ren Stämmen mit 80 % gerin­ge­rer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus ein­ge­lie­fert, so eine die­se Woche vom NICD ver­öf­fent­lich­te Studie. Inzwischen gibt es Anzeichen dafür, dass die Welle in eini­gen Gebieten bereits ihren Höhepunkt erreicht hat. So ist die Reproduktionsrate – d. h. die Zahl der Personen, an die jede infi­zier­te Person das Virus wei­ter­gibt – in Gauteng, dem ursprüng­li­chen Epizentrum von Omicron, auf unter eins gefallen. 

Dies könn­te durch die Jahreszeit beein­flusst sein, in der vie­le Wanderarbeiter und Urlauber aus Johannesburg und Pretoria in länd­li­che und Küstengebiete reisen.

Der glei­ten­de Sieben-Tage-Durchschnitt der bestä­tig­ten Neuinfektionen im Land ist von einem Höchststand von mehr als 23 000 am 18. Dezember auf weni­ger als 17 000 gesun­ken, obwohl die­se Daten auch durch Meldeverzögerungen wäh­rend der Ferienzeit und die Rationierung von Tests ver­zerrt sein kön­nen. Etwas mehr als 9.200 Covid-19-Patienten sind der­zeit in Krankenhäusern unter­ge­bracht, etwa halb so vie­le wie auf dem Höhepunkt frü­he­rer Wellen.

"Die ersten Daten zei­gen, dass die Provinzen im Landesinneren ihren Höhepunkt erreicht haben und die Zahl der Fälle in Gauteng stark zurück­ge­gan­gen ist", so Puren. "Das bedeu­tet nicht, dass wir die vier­te Welle über­stan­den haben, denn es häu­fen sich immer noch Fälle und die Küstenprovinzen haben ihren Infektionshöhepunkt noch nicht erreicht."«
bloom​berg​.com (24.12.)


Angeregt durch

twit​ter​.com

Ist das der Schatten des Terroristen Nelson Mandela?

»Nelson Mandela und der Westen:
Angst vor dem "schwar­zen Terroristen"

Ronald Reagan sprach sich gegen Nelson Mandelas Freilassung aus, Franz Josef Strauß begei­ster­te sich für die Rassentrennung. Konservative Politiker im Westen taten sich lan­ge Zeit schwer mit der Gleichberechtigung der Schwarzen in Südafrika – und mit deren bekann­te­stem Verfechter…

Diese Politik treibt bis­wei­len bizar­re Blüten: Als inter­na­tio­na­le Stars 1988 in London ein elf­stün­di­ges Geburtstagskonzert für Mandela orga­ni­sie­ren, blen­det der Bayerische Rundfunk die Übertragung als ein­zi­ges drit­tes Programm meh­re­re Stunden aus, statt­des­sen läuft eine Wiederholung der Lindenstraße.«
sued​deut​sche​.de (6.3.2013)

4 Antworten auf „Südafrika stellt die Ermittlung von Kontaktpersonen ein, da 80 % eine gewisse Immunität besitzen“

    1. Haben wir auch erlebt. Vom Kollegen beim Gesundheitsamt wegen posi­ti­vem Test ver­pfif­fen, aber kein Gesundheitsamt hat sich je wegen Quarantäne gemeldet.

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