JournalistInnen verstehen sich selbst nicht

"Falsch posi­ti­ve Ergebnisse bei aus­ge­wei­te­ten Corona-Tests?" Diese berech­tig­te Frage stell­te sich für wz​.de am 2.9. Wie es sich gehört, steigt das Blatt ein mit:

»Der Verdacht kur­siert schon seit eini­ger Zeit: Könnte es sein, dass bei der momen­ta­nen Teststrategie vie­le Corona-Nachweise falsch posi­tiv sind, die Betroffenen also doch gar nicht infi­ziert sind – mit weit­rei­chen­den Folgen?

Christian Drosten, des­sen Labor für fach­li­chen Rat bei Coronaviren zustän­dig ist, sieht die­ses Problem nicht. Bei den Rechnungen sei­en ent­schei­den­de Faktoren wie Mehrfachtests nicht berücksichtigt…

Solche Tests sind ziem­lich genau, kön­nen aber in sehr sel­te­nen Fällen – das ist unter Experten ziem­lich unstrit­tig – auch dane­ben lie­gen. In der Folge bekommt in Einzelfällen auch ein­mal ein Nicht-Infizierter als Diagnose, infi­ziert zu sein.«
(Der Beitrag wur­de inzwi­schen entfernt.)

Kurz wird Dagmar Lühmann, Vizevorsitzende des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EBM-Netzwerk) zitiert, die das erheb­lich kri­ti­scher sieht. Das aber kann nicht sein, denn:

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Alice sollte lesen lernen

Auf cor​rec​tiv​.org wird Alice so vorgestellt:

»Alice Echtermann
Faktencheckerin

Alice wur­de Journalistin, weil sie alles genau wis­sen möch­te. Deshalb prüft sie für den CORRECTIV-Faktencheck täg­lich Meldungen im Netz auf ihre Richtigkeit. Während ihres Volontariates beim Weser-Kurier in Bremen schrieb sie über Filterblasen-Effekte und Algorithmen. Später, als Onlineredakteurin, recher­chier­te sie, wie Facebook instru­men­ta­li­siert wird, um die öffent­li­che Meinung zu beein­flus­sen. Für eine Reportage über ihren Heimat-Stadtteil in Bremen wur­de sie 2019 mit dem Dritten Preis des Ralf-Dahrendorf-Preis für Lokaljournalismus aus­ge­zeich­net.«

Wenn das kei­ne Top-Qualifikation für Fakten-Checks im Bereich der Virologie ist, dann stimmt die Welt nicht mehr. Am 9.9. nutz­te sie ihre Expertise, um mit­zu­tei­len "PCR-Test auf SARS-CoV‑2: Warum in der Praxis falsch-posi­ti­ve Ergebnisse sel­ten sind". Zu die­ser These fin­den sich auf die­sem Blog eini­ge Beiträge. Ihre Leseschwäche wird aber beson­ders illu­striert durch ihren Beitrag mit der schö­nen Überschrift "PCR-Tests wei­sen Corona-Infektionen nach – das schwei­ze­ri­sche Bundesamt für Gesundheit bestä­tig­te nichts Gegenteiliges".

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Was der PCR-Test kann und was nicht

Auf coro​na​-tran​si​ti​on​.org gibt es heu­te unter die­sem Titel einen Text, der gut nach­voll­zieh­bar noch ein­mal auf­zeigt, was hier in Cycling und Recycling der SARS-CoV-PCR aus­führ­lich beschrie­ben wur­de. Schön die­se Parallele:

»Der PCR-Test als Hühnerstall
Stellen wir uns einen luf­ti­gen Tierstall aus Latten mit Abständen vor. Nachts leuch­ten wir mit einer Taschenlampe hin­ein und sehen im Lichtstrahl: eine Feder – gewis­ser­ma­ssen eine Sequenz des ver­mu­te­ten Federviehs.
Was heisst das nun? Ist ein Federvieh drin? Ist das Federvieh leben­dig oder tot? Sind es meh­re­re? Vermehren sie sich? Oder ist der Stall unbe­wohnt und es sind bloss noch ein paar Federn übrig?
Keine ein­zi­ge Frage lässt sich kor­rekt beantworten.

Also umrun­den wir den Hühnerstall mehr­mals – das sind die berühm­ten Zyklen – und leuch­ten immer wie­der zwi­schen den Latten hin­ein. Nach etwa 35 Umrundungen haben wir zwar noch immer kein gan­zes Huhn oder einen Hahn gese­hen (das kann das PCR-Verfahren nicht, da es bloss Gensequenzen misst), aber wir haben doch mitt­ler­wei­le ein gutes Dutzend Federn gesichtet.

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Schuss in den Mond: Mit Schnelltests in den Brexit

Der bri­ti­sche Premierminister Boris Johnson hat am 10. September für den kom­men­den Herbst nicht weni­ger als eine „Operation Moonshot“ ange­kün­digt. Das klingt schwer nach James Bond, aber es ist

„der Codename des neue­sten Massentestungsprogramms der bri­ti­schen Regierung mit dem Ziel, Tests der Bevölkerung auf COVID-19 bis Anfang 2021 auf 10 Millionen täg­lich zu stei­gern. Alles für angeb­lich 100 Milliarden Pfund Sterling. […] Eine schnel­le Durchsicht der Folien voll von Mengenlehre-Diagrammen, falsch zuge­ord­ne­tem Text, uner­klär­ter Farbcodierung, schwach­sin­ni­gen Berater-Slogans – und sogar die größ­ten Optimisten unter uns wer­den begin­nen, Vertrauen zu ver­lie­ren. Es sieht ehr­lich aus und liest sich wie eine Silicon Valley PowerPoint-Präsentation aus den 1990ern von einem Verkaufsleiter, der weiß, daß er eine Technologie und eine Idee anpreist, die es noch nicht gibt und die uner­reich­bar sind. […]
Aber wenn du noch irgend einen Zweifel hast, ob die­ses Dokument eine völ­li­ge Zeitverschwendung ist, soll­te die fol­gen­de Phrase der Nagel in den Sarg sein: Hebel-Synergien. Yup, das ist rich­tig, die Regierung plant die Ausgabe von 100 Milliarden Pfund und Durchführung von 10 Millionen COVID-19 Tests täg­lich durch Hebel-Synergien. Ich ken­ne Sie über­haupt nicht, aber wann auch immer ich Synergien hebe­le, weiß ich, daß ich einen guten Job mache. […] Es scheint, dass Großbritannien COVID-19 ein­hän­dig mit einem schreck­li­chen PowerPoint geknackt und einen Haufen Privatunternehmen gleich­zei­tig reich gemacht hat!“ [1] „Schuss in den Mond: Mit Schnelltests in den Brexit“ weiterlesen

Cycling und Recycling der SARS-CoV-PCR

Der Test, der die Basis für COVID-19 und alle dar­aus ent­ste­hen­den Konsequenzen bil­det, ist die Polymerase-Kettenreaktion. Erfunden hat die­se Methode der US-Amerikaner Kary Mullis, der sei­ne Geschichte so erzählte:

„Es war ein Geistesblitz—bei Nacht, unter­wegs auf einer mond­be­schie­ne­nen Bergstraße, an einem Freitag im April 1983. Ich fuhr gemäch­lich mit mei­nem Wagen zu den Mammutbaumwäldern im Norden Kaliforniens, als aus einem unglaub­li­chen Zusammentreffen von Zufällen, Naivität und glück­li­chen Irrtümern plötz­lich die Eingebung kam: zu jenem Genkopierverfahren, das heu­te als Polymerase-Kettenreaktion (eng­lisch poly­me­ra­se chain reac­tion oder kurz PCR) bekannt ist. „Cycling und Recycling der SARS-CoV-PCR“ weiterlesen

"Freitag" zensiert mit

Die Wochenzeitung "derFreitag" gilt vie­len als links­li­be­ral. Herausgeber Augstein hat zu Corona auch schon ein­mal vor­sich­tig-kri­ti­sche Gedanken zuge­las­sen. Wenn aber im Community-Forum der Plattform die Informationspolitik des RKI in Frage gestellt und dies mit prä­zi­sen Quellenangaben belegt wird, holt auch "derFreitag" die Keule der Verschwörungstheorie heraus.

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New York Times: PCR-Tests liefern fehlerhafte Ergebnisse

Die New York Times äußert am 29.8. Zweifel an der Zahl der Corona-Infizierten in den USA. Dr. Michael Mina, Epidemiologe an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, begrün­det dort, war­um die PCR-Tests extrem feh­ler­haf­te Ergebnisse liefern.

»Der am häu­fig­sten ver­wen­de­te dia­gno­sti­sche Test für das neue Coronavirus, der als PCR-Test bezeich­net wird, bie­tet eine ein­fa­che Ja-Nein-Antwort auf die Frage, ob ein Patient infi­ziert ist.

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Zu Chancen, Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre PR-Agentur

Seit dem 1. September 2020 prä­sen­tiert das Bundesministerium für Gesundheit BMG sein neue­stes Instrument gegen „Falschinformationen und Verschwörungstheorien“:

„Das seit lan­gem geplan­te staat­li­che Internetportal für Gesundheitsinformationen soll am Dienstag frei­ge­schal­tet wer­den, um Falschinformationen ent­ge­gen­zu­wir­ken. […] Für den Minister ist das Portal www​.gesund​.bund​.de, das auch auf das Coronavirus ein­geht, ‚ein zen­tra­ler Baustein, um Falschinformationen und Verschwörungstheorien ent­ge­gen­zu­tre­ten“. Es gebe aber auch jen­seits von Corona „die wil­de­sten Theorien zu bestimm­ten Medikamenten, Impfungen oder heil­kund­li­chen Verfahren, die durchs Internet gei­stern‘, erklär­te Spahn. ‚Dem set­zen wir ein wis­sen­schaft­lich abge­si­cher­tes, seriö­ses Angebot ent­ge­gen. Wer Gesundheit goo­gelt, soll künf­tig zuerst bei uns lan­den.‘“ [1] „Zu Chancen, Risiken und Nebenwirkungen fra­gen Sie Ihre PR-Agentur“ weiterlesen

Impfstoff: "Viele Nebenwirkungen sind gutes Zeichen"

In einem PR-Artikel der Zeit für den Impfstoffhersteller Moderna unter dem Titel "Wenn die Impfung zwölf Monate immun machen wür­de, wäre das groß­ar­tig" vom 27.8. ist zu lesen:

»Moderna testet sei­nen Impfstoff in der letz­ten kli­ni­schen Phase. Der Chefmediziner erklärt, wie er wir­ken soll – und war­um vie­le Nebenwirkungen ein gutes Zeichen sind…

ZEIT ONLINE: …Sie sprit­zen den Probanden ein Stück Erbgut des neu­en Coronavirus. Mit die­sem Bauplan bau­en die Körperzellen Proteine und stel­len sie dem Immunsystem zur Schau. Die Immunzellen mer­ken, dass es sich um frem­de Proteine han­delt, und reagie­ren. Soweit zumin­dest die Theorie. Wie gut wirkt Ihr Impfstoff denn?

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