Am 20.4., wenige Tage, bevor klar war, daß die von Bill Gates mitfinanzierte Firma Biontech in Deutschland einen Impfstoff entwickeln soll, entlarvte die Tagesschau die sich um ihn rankenden Verschwörungstheorien:
"Man muss schon lange suchen, um jemanden zu finden, der lauter und ausdauernder vor dem warnte, was die Welt gerade erleidet: eine Pandemie… Gates hat nicht nur gemahnt: Eine gemeinsam mit seiner Frau gegründete Stiftung gibt Milliarden Dollar für den Ausbau globaler Gesundheitssysteme, für die Suche nach Impfstoffen, für die Weltgesundheitsorganisation WHO…
Immer wieder saß Gates mit Kanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Jahren zusammen, warb im Kanzleramt für größere Anstrengungen in diesem Bereich. Vor Vertrauten sagte Gates einmal, er kenne kaum jemanden anderes in der Politik, der sich so sehr für dieses Thema interessiere wie die Wissenschaftlerin Merkel. Im Kanzleramt heißt es, die Wertschätzung sei gegenseitig…
Stets konzentrierte er sich auf die Zukunft und mahnte die aus seiner Sicht notwendigen Schritte an: Etwa überall auf der Welt schon jetzt Anlagen für den Bau von Impfstoff zu errichten, so dass es schnell gehen kann, wenn denn die Formel gegen das Virus gefunden ist." Link
Schon am 15.4. gab es bei der Tagesschau einen entlastenden Beitrag mit einem etwas verstörenden Argument:
"Profit mit Impfseren?
Die Bill und Melinda Gates Foundation investiert in zahlreiche Pharmafirmen, zum Beispiel in die deutsche Curevac. In der Liste finden sich auch in die Kritik geratene Konzerne wie Bayer, Merck, Pfizer und Sanofi. Allerdings beschränkt sich die Zusammenarbeit auf spezifische Projekte, meistens im Impf- und Empfängnisverhütungsbereich. Daraus schließen einige, dass die Stiftung von den Profiten der Unternehmen profitieren will und daher Impfungen forciert.
Der Marktforscher Zion Market Research schätzt die weltweiten Einnahmen durch Impfstoffe auf 49 Milliarden Dollar (44,8 Milliarden Euro). Das klingt zunächst nach einem großen Geschäft. Eine Studie des IQVIA-Instituts kalkuliert jedoch das Volumen des gesamten Arzneimittelmarkts für das gleiche Jahr auf mehr als 1,2 Billionen Dollar (1,098 Billionen Euro). Impfstoffe sind also gerade einmal für gut vier Prozent der Einnahmen verantwortlich – und verhindern zudem Krankheiten, an denen die Pharmaindustrie weiter verdient haben könnte."
Immerhin war dann auch zu lesen:
"Schmutziges Geld für die saubere Sache?
Allerdings gibt es auch berechtigte Kritik an der Stiftung: Der größte Teil des von Bill Gates – und später vom Milliardär Warren Buffett und anderen – gespendeten Geldes ist im Bill and Melinda Gates Foundation Trust angelegt, der von externen Investmentmanagern geleitet wird. Aus den Profiten der darin enthaltenen Aktien wird die eigentliche Stiftungsarbeit finanziert.
Im Portfolio finden sich Firmen wie Caterpillar, Coca-Cola und Walmart, also Unternehmen, die Wertsteigerung und Profite versprechen, aber durch Lohndumping, aggressives Marketing und Verdrängungswettberb aufgefallen sind. Sie stehen somit nicht nur den Zielen der Stiftung wie Stärkung der Schwächsten und der Förderung nachhaltiger Entwicklung entgegen, sondern verstärken zum Teil die Probleme, die sie bekämpfen will.
Wer zahlt, bestimmt
Die Bill and Melinda Gates Foundation setzt als größte Privatstiftung der Welt ihre Prioritäten fest – das ist ihr gutes Recht. Allerdings müssen diese nicht unbedingt mit denen der Bevölkerung in den Ländern, in denen sie hilft, übereinstimmen. Das private Engagement führt zudem dazu, dass sich staatliche Stellen von ihren Aufgaben zurückziehen und somit auch Kontrolle abgeben. Offen ist in den Fällen oft, was mit den Programmen passiert, sollte sich die Stiftung zurückziehen."
[ IQVIA ]
IMS Health
IMS Health war ein börsennotiertes US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Danbury, Connecticut, das in der Marktforschung tätig war und insbesondere Pharmazie- und Gesundheitsunternehmen (Kostenträger, Ärzte und Krankenhäuser) in diesem Sektor beriet. Im Oktober 2016 wurde die Gesellschaft, deren Aktien letztmals am 30. September 2016 an der NYSE gehandelt wurden, auf die QuintilesIMS Holdings, Inc. (kurz QuintilesIMS) verschmolzen.
Im Unternehmen waren einmal rund 7600 Mitarbeiter beschäftigt.[2] Die deutsche Tochtergesellschaft IMS Health GmbH & Co. OHG mit Sitz in Frankfurt am Main beschäftigte 352 Mitarbeiter zum 31. Dezember 2014.[3]
Im November 2017 wurde bekannt gegeben, dass die QuintilesIMS in IQVIA umbenannt wurde.[4]
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Geschäftsmodell
3 Kennzahlen
4 Datenschutz, Kritik und Ergebnis
5 Weblinks
6 Einzelnachweise
Geschichte
IMS Health wurde im Jahr 1954[5] von Bill Frohlich und David Dubow gegründet. Im Jahr 2010 wurde IMS von TPG Capital, CPP Investment Board und Leonard Green & Partners übernommen; IMS Health wurde im April 2014 an die New Yorker Börse (New York Stock Exchange / NYSE) unter dem Symbol IMS gebracht.[1]
Geschäftsmodell
IMS bot Lösungen in den Bereichen Healthcare-Analysen und ‑Services, Healthcare Measurement und Consulting an. Das Unternehmen wandte Prognosemodelle und ‑techniken auf die eigenen Informationsressourcen an und verfolgte über eine Million Produkte des Pharma- und Gesundheitsbereichs. Dies entsprach nach Unternehmensangaben über 80 Prozent aller Arzneimittel-Verkaufstransaktionen weltweit.[5] Durch die Integration der anonymisierten Patientendaten, die IMS zusammen mit anderen grundlegenden Daten erfasste, konnten Interessengruppen aus dem Gesundheitsbereich Zusammenhänge zwischen Patienten, verschreibenden Ärzten und Kostenträgern analysieren. Unternehmen setzten Lösungen von IMS für folgende Zwecke ein:
• Entwicklung von Vermarktungsplänen und Portfoliostrategien
• Bestimmung der Patienten- und Ärztepopulationen, die den größten klinischen Nutzen aus bestimmten Therapien ziehen
• Verbreitung von Informationen in Bezug auf neue Medikamente an die richtigen verschreibenden Ärzte, um Behandlungsentscheidungen für Patienten zu verbessern
• Ordnungsgemäße Zuordnung und Messung der Effektivität von Arzneimittel-Marketing- und Vertriebsressourcen Kennzahlen
Jährlich verarbeitete das Unternehmen über 40 Milliarden Transaktionen im Pharma- und Gesundheitsbereich.[5] 80 % des Arzneimittelumsatzes weltweit wurden von IMS verfolgt, das betraf über 1,4 Millionen Produkte.[5] Das Unternehmen bot weltweit zu mehr als 260 Millionen Patienten Einblick in anonymisierte Informationen.[5] Die IMS verfügte über 99.000 Informationsquellen sowie 768.000 separate Datenquellen.[5] Es gab 5.000 Datenbanken für 16.000 Healthcare-Kunden, darunter Pharma-Unternehmen, Biotechnologiefirmen, Kostenträger, Ärzte und Krankenhäuser. Es bestanden Referenzdaten zu 4,4 Millionen im Gesundheitsbereich tätigen Personen, mit Verknüpfungen zu 500.000 Einrichtungen/Unternehmen und 2,4 Millionen Partnerschaften.[5] Das Unternehmen verfügte über Tausende geschützte Verfahren, darunter patentierte Systeme für Analysen, Datenverschlüsselung und Prognosen.[5]
Datenschutz, Kritik und Ergebnis
Nach eigenen Angaben stellte IMS sicher, dass die Privatsphäre des Patienten geschützt sei und dass Vertriebsdaten-Analysen und ‑Studien mit anonymisierten Patientendaten durchgeführt würden.[6]
Im Jahr 2013 geriet IMS Health in Deutschland dennoch im Zusammenhang mit dem Handel mit vermeintlich unzureichend anonymisierten bzw. verschlüsselten Patientendaten in die Kritik. IMS Health gehörte zu den Hauptabnehmern dieser von deutschen Apothekenrechenzentren verkauften Daten.[7][8][9]
Ende August 2013 entstand in Österreich und überregional eine intensive Diskussion darüber, ob das von IMS verfolgte Geschäftsmodell zulässig sei.[10] Es war in der Öffentlichkeit bekannt geworden, dass Patientendaten von Ärzten und Spitälern an das Unternehmen weitergegeben worden waren, wobei Unklarheiten über den Grad der Anonymisierung der Daten bestanden.[11] Eine Prüfung durch die österreichische Datenschutzkommission wurde eingeleitet und von IMS begrüßt.[12] Es wurde vorgeschlagen, die Vorgangsweise, die als „Datenhandel“ gewertet wurde, zu verbieten.[13] Nach einem Vertrag, der von einer Zeitungsredaktion erwähnt wurde, sollen nicht nur das Rezept, Alter und Geschlecht des Patienten, sondern auch Diagnosen, Therapien, Laborwerte und mehr erfasst worden sein.[14] Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelte.[15] Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass nach Angaben der Wiener Ärztekammer eine Schnittstelle für die Datenerfassung von einem Softwareunternehmen in die Ordinationssoftware von Ärzten installiert worden war, ohne die Betroffenen zu fragen.[16] Dieses Unternehmen, die INNOMED Gesellschaft für medizinische Softwareanwendungen GmbH, erklärte in einem Rundschreiben,[17] dass diese Schnittstelle standardgemäß deaktiviert sei. Es versicherte, dass die datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten würden und veröffentlichte die Verschwiegenheitsverpflichtung von EDV-Serviceunternehmen gemäß § 15 Datenschutzgesetz.[18]
Nach einigen Monaten, in denen auch ein technisches Gutachten des Bundesministeriums für Gesundheit angefertigt und der Datenschutzkommission vorgelegt worden war, wurden die Ermittlungen Ende Dezember 2013 eingestellt: Es hatte sich herausgestellt, dass ein Personenbezug zu einzelnen Patienten durch IMS Health mit rechtlich zulässigen Mitteln nicht hergestellt werden konnte, die Daten daher nicht auf die einzelnen Menschen (Patienten) rückführbar waren und dass daher keine datenschutzrechtlichen Vorschriften verletzt worden waren.[19]
2012 wurde IMS Health für die „Vermarktung des gläsernen Patienten“ mit dem Negativpreis „Big Brother Award“ ausgezeichnet, der an datenschutzrechtlich gesehen besonders fragwürdige Institutionen verliehen wird.[20]
Weblinks
Globale Website von IMS Health (seit Oktober 2016: QuintilesIMS; englisch)
Website der IMS Health GmbH & Co. OHG (deutsch)
Investor-Relations-Website von QuintilesIMS (englisch)
Einzelnachweise
IMS Health IPO at $20/share, values co at about $6.64 billion, Reuters Meldung zum IPO vom 3. April 2014, abgerufen am 4. April 2014.
IMS Health:Facts at a Glance
Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2014 der IMS HEALTH GmbH & Co. OHG. In: Bundesanzeiger, 29. März 2016.
QuintilesIMS is now IQVIA, PM IQVIA vom 6. November 2017, abgerufen am 7. November 2017
Übersicht – Über IMS, imshealth.com, abgerufen am 23. August 2013
Verpflichtung zum Datenschutz, imshealth.com, abgerufen am 23. August 2013
Archivlink (Memento des Originals vom 21. August 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
heise.de/newsticker/meldung/Bericht-Apotheken-verkaufen-ungenuegend-anonymisierte-Patientendaten-1937568.html
golem.de/news/ims-health-patientendaten-sind-angeblich-nicht-rueckrechenbar-1308–101070.html
[1].
Patientendaten-Export Diskussionsbeitrag eines Experten.
Presseaussendung zur Datenschutzprüfung.
Datenhandel Tageszeitung „Kurier“ vom 22. August 2013.
Was Ärzte für 432 Euro verkaufen Tageszeitung Die Presse vom 22. August 2013.
Patientendaten: Korruptionsstaatsanwalt ermittelt Tageszeitung Die Presse vom 26. August 2013.
Softwarefirma installierte bei Ärzten Schnittstelle zu Marktforscher. Tageszeitung „Der Standard“, 29. August 2013 (abgefragt 2. September 2013).
Wichtige Info für INNOMED-AnwenderInnen (abgefragt 2. September 2013; PDF; 51 kB).
österreichisches Datenschutzgesetz (Memento des Originals vom 22. August 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgefragt 2. September 2013).
Datenschutzkommission stellt Verfahren gegen IMS Health ein. Pressemitteilung. In: OTS.at. 30. Dezember 2013, abgerufen am 31. Dezember 2013.
[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/IMS_Health
STOP COVAX