Tagesspiegel geifert und beneidet Lukaschenka

»Nach wil­den Protesten in Berlin – Schluss mit der Toleranz gegen­über radi­ka­len Corona-Skeptikern« ist ein Kommentar vom 26.10. über­schrie­ben. Dort liest man:

»Es ist kurz nach vier Uhr nach­mit­tags an die­sem gol­de­nen Oktobersonntag, als eine ver­klei­de­te Pippi Langstrumpf auf der Fahrbahn der Berliner Karl-Marx-Alle die Parole "Frieden, Freiheit, kei­ne Diktatur" in die Welt hinausschreit.

Hinter ihr stim­men hun­der­te "Querdenker" in die­sen merk­wür­di­gen Schlachtruf ein. Dicht an dicht, natür­lich ohne Masken. Sie haben sich unter­ge­hakt, eine dro­hen­de Ingewahrsamnahme der Polizei soll so erschwert wer­den. Pippi Langstrumpf tanzt vor dem quer­den­ken­den Knäul her­um und diri­giert. Astrid Lindgren hät­te sich wahr­schein­lich im Grabe umge­dreht.«

So sehen die Gewaltbereiten (Nazis?) aus:

Es darf als aus­ge­schlos­sen gel­ten, daß Herr Geiler ("mit den Schwerpunkten Nahost und Rechtsextremismus / Antisemitismus") jemals irgend­et­was von Astrid Lindgren gele­sen hat.

Recht ver­krampft ver­sucht er, sich zunächst von den Bildern aus Belarus abzusetzen:

»Während Pippi Langstrumpf in Berlin unbe­schwert demon­strie­ren darf und zum Mantra "Frieden, Freiheit, kei­ne Diktatur" ihre Zöpfe im Takt bewegt, geht der bela­rus­si­sche Diktator Lukaschenko mit Blend­granaten gegen sein demon­strie­ren­des Volk vor.

Seit mitt­ler­wei­le einem hal­ben Jahr erlaubt sich eine klei­ne, aber lau­te Minderheit in die­sem Land, bei jeder Gelegenheit zu behaup­ten, dass wir in Deutschland in einer Diktatur leben wür­den. Das Paradox: die Demokratie macht`s mög­lich. Meinungen wie die­se müs­sen aus­ge­hal­ten wer­den, ob bei Demonstrationen, auf kru­den Verschwörungsblogs im Netz oder im per­sön­li­chen Umfeld.«

War da was mit Demonstrationsverboten aller­or­ten? Mit Sperren von kri­ti­schen Beiträgen auf allen Kanälen der "Sozialen Medien"? Mit Soldaten in öffent­li­chen Einrichtungen? Gewiss, es gab in Berlin kei­ne Blendgranaten. Das hät­te ange­sichts der anwe­sen­den inter­na­tio­na­len Presse zum Gesundheits­gipfel nicht gut aus­ge­se­hen. Aber Herr Geiler berei­tet das Klima auch dafür vor:

»Drei Anschläge und eine Demo außer Kontrolle
Innerhalb einer Woche taucht in Minden eine gehäng­te Schaufenster­puppe mit dem Schild "Covid-Presse" auf, die Museuminsel wird zum Ziel eines kunst­feind­li­chen Anschlags und das Robert Koch-Institut mit Brandsätzen attackiert. In letz­te­ren Fällen ermit­telt der Staatsschutz, eini­ges deu­tet auf einen Zusammenhang mit der verschwörung­sideologischen Szene hin. Und am Sonntag? Die Polizei ist zunächst mit einer zwei­stel­li­gen Anzahl Beamter am Alexanderplatz vor Ort.

Wenige Minuten nach Beginn eska­liert die Situation, weil die "Querdenker" ohne Freigabe der Polizei ein­fach los­lau­fen. Wie bereits bei den Großdemos im August wer­den die Einsatzkräfte überrumpelt.«

Es riecht nach Reichstagsbrand oder zumin­dest Sturm auf die Treppe. Daß die Aktionen auf der Museumsinsel ver­mut­lich mit Nowitschok (RT!!) von "Corona-Leugnern" aus­ge­führt wur­den, ist aller­dings neu und ori­gi­nell. Näher an Lukaschenka als am Grundgesetz ist die Vermutung, die Polizei kön­ne eine Demonstration "frei­ge­ben". Der Mann ist empört:

»Hunderte Demonstranten zie­hen unbe­glei­tet abseits der ursprüng­li­chen Route von Mitte nach Friedrichshain. Noch am Freitag teil­te die Pressestelle der Polizei dem Tagesspiegel mit, dass es das "Demonstrationsgeschehen am Sonntag nicht her­ge­be", wie gewohnt Einsatzkräfte aus ande­ren Bundesländern oder die Bundespolizei zur Unterstützung anzufordern…
Wieso erfährt der "Spiegel" von einem Einsatzleiter, dass man die Demonstranten natür­lich hät­te stop­pen kön­nen, aber "die Bilder nicht pro­du­zie­ren wollte".«

Er kann sei­nen gei­len Geifer sogar noch steigern:

»Inwiefern kann man es ver­ant­wor­ten, dass auf der Karl-Marx-Alle über Stunden Hunderte mas­ken­los und ohne Abstand demon­strie­ren wäh­rend zur glei­chen Zeit in der Kreuzberger Bergmannstraße Fahrradfahrer von Polizisten ange­hal­ten wer­den, die auf dem Rad kei­ne Maske tra­gen? Warum wäre bei jedem lin­ken Protest längst zum Pfefferspray gegrif­fen wor­den wäh­rend "Querdenker" vor Einsatzkräften unbe­hel­ligt ver­su­chen, Festgenommene zu befrei­en?«

Sein Fazit:

»Seit mehr als einem hal­ben Jahr wird den Aktivitäten der frei­dre­hen­den Corona-Protestler sei­tens der Polizei und der Politik kaum Einhalt gebo­ten. Schluss mit der Toleranz gegen­über gefähr­li­chen Realitätsverweigerern!«

Also doch Lukaschenka. Mal im Ernst: Soll das eine Position der Stärke sein? Liest man nicht viel­mehr die Panik, die dar­aus resul­tiert, daß die gan­zen soge­nann­ten Meinungsumfragen ("Möchten sie stren­ge­re Maßnahmen oder lie­ber ster­ben?") nichts tau­gen und die immer törich­te­ren Verordnungen immer weni­ger akzep­tiert wer­den und erst recht nicht durch­ge­setzt wer­den können?

4 Antworten auf „Tagesspiegel geifert und beneidet Lukaschenka“

  1. Da gab's doch vor ca. 80 Jahren mal so eine Zeitung. Das haben wir im Geschichtsunterricht durch­ge­nom­men. Ich habe den Namen ver­ges­sen, aber die Artikel klan­gen damals sehr ähnlich.

  2. Herr Geiler ist mit gro­ßer Wahrscheinlichkeit ein Schreibtischtäter. Er soll­te bes­ser nicht die Realität ver­wei­gern und sich mal selbst einen Eindruck verschaffen.

  3. Es darf als aus­ge­schlos­sen gel­ten, daß Herr Geiler […] jemals irgend­et­was von Astrid Lindgren gele­sen hat.

    Davon ist auszugehen.
    Noch weni­ger scheint er zu wis­sen, daß Pippi in einer ersten Version wohl ziem­lich poli­tisch unkor­rekt war, was Astrid Lindgren dann – so ich mich recht erin­ne­re – vom Verlag aus­ge­re­det wurde…

  4. Leider ist Herr Geiler mit sei­nem Geifer alles ande­re als allein – was man so an Kommentaren zum Artikel (die ver­mut­lich nicht sämt­lich von bezahl­ten Leserbriefschreibern stam­men) lesen muss, geht da schon hier und da noch ein Stück weiter.
    Machen wir uns nichts vor: ein nicht unwe­sent­li­cher Teil der Bevölkerung ist wei­ter­hin über­aus emp­fäng­lich für die "Maßnahmen" und Geschichten aus Politik und Leitmedien und es fin­den sich reich­lich law-and-order-Bürger, denen die Polizei bei wei­tem noch nicht hart genug vorgeht.

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