In einem heutigen Bericht zum 1. Mai in Kreuzberg trauert das Blatt:
"Früher wurden am 2. Mai immer die Scherben in Kreuzberg zusammengekehrt, und dann wurde Bilanz gezogen. Wie viele Autos brannten? Wie viele Festnahmen? Wie viele verletzte Beamte?"
Da sieht es diesmal mau aus. Da ein 1. Mai in Kreuzberg ohne Panikmache wohl schlecht fürs Zeitungsgeschäft ist, muß dies her:
"Wird Kreuzberg 36 das Ischgl an der Spree? Doch solch dicht gedrängte Menschenmengen hat die Stadt seit Ausbruch der Pandemie nicht gesehen."
Doch? Naja, doch. Zwar fällt dem Autoren auf:
"Am Nachmittag waren im Görlitzer Park oder auf dem Oranienplatz Polizisten von Grüppchen zu Grüppchen gezogen und hatten die 1,50 Meter durchgesetzt. Freundlich, aber bestimmt. Am Abend war das vorbei."
Heißt: Gegen die Demonstrierenden galt es, Maßnahmen durchzusetzen. Daß es dabei nicht wirklich um Infektionsschutz ging, wird eben daran deutlich, daß das spätere Saufen und Feiern kein Thema für die Polizei war.
Die überdies keinerlei Anstalten machte, in den eigenen Reihen Abstände einzuhalten, und zwar nicht nur in kritischen Situationen.
"Tatsächlich hat nur ein kleinerer Teil der Beamten am 1. Mai eine Maske getragen. Dies dürfte intern angeordnet worden sein. Innensenator Geisel hatte, wie berichtet, gesagt, dass jeder Beamte selbst entscheiden könne, ob er eine Maske trägt oder nicht. Wenn Menschenmengen aufgehalten werden müssen oder bei der Identitätsfeststellung von Tatverdächtigen lasse sich kein Abstand einhalten, so der Senator. Die Hundertschaft, die am Abend den Rasen vor dem Bethanien sicherte, trug vollständig einheitliche professionelle Schutzmasken – eine Ausnahme."
Aber wenigstens das:
"Viele Festnahmen: Die Polizei hatte die Lage im Griff
Und sonst? Sachbeschädigungen gab es kaum, in der Mariannenstraße wurden einige Farbtöpfe auf den Asphalt gekippt. Angekündigt waren „dezentrale Aktionen“ – doch die linksextremistische Szene hielt sich nicht daran. Es wurde eine Art gemeinsames Rennen durch den Kiez organisiert, Abstand halten ist bei dieser Protestform natürlich nicht möglich. Die Aggressivität der Demonstranten war deutlich geringer als in den Vorjahren, es wurden keine schweren Böller gezündet, es blieb bei etwas Feuerwerk."
Auch die Berliner Zeitung kommt ins Schleudern ohne Gewalt und formuliert nicht ganz und gar logisch:
"Bereits in der Nacht zu Freitag hatte es in Friedrichshain vereinzelt gewalttätige Aktionen linker Gruppen aus dem Spektrum des teilbesetzten Hauses in der Rigaer Straße 94 gegeben… Verletzt wurde niemand."