In so gut wie allen Quarantäne-Verordnungen dieser Tage gibt es zahllose Ausnahmen. Vor allem für wichtig gehaltene Personenkreise aus Ministerien und Europa-Bürokratie müssen sich daran nicht halten. Auch PendlerInnen gehören meist ebenso wenig zu denjenigen, die ansteckend sein könnten, wie ungezählte Dienstleistungbeschäftigte, die Wirtschaft und Gewinnerzeugung aufrechtzuerhalten haben. Was sich aber der Westerwaldkreis leistet, geht noch weit darüber hinaus. swr.de informiert am 5.10.:
»Vor dem Verwaltungsgericht Koblenz klagt seit Montag eine Mitarbeiterin einer Seniorenresidenz gegen den Westerwaldkreis. Ihr Anwalt sagte dem SWR, die Frau fühle sich durch eine Quarantäne-Anordnung des Kreises ungerecht behandelt.
Der Westerwaldkreis hatte die Frau im Mai wegen der steigenden Zahl an Corona erkrankten Bewohnern und Mitarbeitern in der Seniorenresidenz in Quarantäne geschickt. Sie durfte ihr Zuhause nicht mehr verlassen – etwa zum Einkaufen.
Frau durfte weiter in Seniorenheim arbeiten
Der Westerwaldkreis stufte die Mitarbeiterin aber gleichzeitig als sogenanntes Schlüsselpersonal ein: Die Frau arbeitet in dem Seniorenheim als Qualitätsmanagerin und durfte deshalb trotz Quarantäne weiter dort arbeiten. Auch der Weg zur Arbeit wurde ihr erlaubt.
Die Klägerin argumentiert, dass sie diese Situation belastet habe. Die Anordnung des Kreises, sie in Quarantäne zu schicken, sei unverhältnismäßig gewesen, da sie sich dreimal auf Corona testen lassen habe und alle Tests negativ gewesen seien.«
Das scheint wohl die gängige Praxis zu sein. In unserer Einrichtung gibt es Bewohner, welche in der Behindertenwerkstatt Kontakt zu einem positiv getesteten Mitarbeiter hatten. Die Tests unserer Bewohner sind noch nicht fertig, aber es wird dann mit Sicherheit ein Massentesten von allen Bewohnern und Mitarbeitern im Haus geben. Das Gesundheitsamt gab aber heute schon die Info raus, das dann positiv getestete Mitarbeiter weiter arbeiten gehen müssen, aber ansonsten in Quarantäne sind. Ich bin gespannt wie sich das entwickelt und werde gerne berichten, sofern Interesse besteht:
@flo
Das habe ich mir gedacht, dass dies kein Einzelfall ist. Es ist aber ziemlich
paradox.
Hintergrund ist m.M. der, dass wenn alle Mitarbeiter / Betreuer zu Hause bleiben müssten , wären ja keiner mehr für die zu Betreuenden da.
Ich würde gerne erfahren, wie es bei Ihnen weitergeht.