Es ist schon rührend, mit welch verzweifelter Inbrunst sich hier eine Kommentatorin für den Ruf von Christian Drosten und gegen verschwörungstheoretische Anfeindungen engagiert. Dabei ist nett zu verfolgen, wie sich die Argumentation in fast 30 Wortmeldungen entwickelt.
Sie beginnt mit einem Irrtum:
"Welches Problem haben Sie jetzt eigentlich? Die Dissertation ist im Lesesaal der Uni Frankfurt…
Dass so ein Buch gelegentlich mal von einem Lehrstuhlmitarbeiter ausgeliehen wird, kommt auch vor (das sind die einzigen, die das ausleihen dürfen, unter der Maßgabe, dass das Buch den Campus nicht verlässt, und es beweist übrigens, dass dort tatsächlich ein Buch im Lesesaal vorliegt…)"
Zu diesem Zeitpunkt meldete die Frankfurter UB nur dieses eine Exemplar. Weitere Kommentare:
»Das ist völlig normal, zumal bei Medizinern, von denen so gut wie keiner die Arbeit über einen Verlag veröffentlicht. «
»Anscheinend hatten Sie noch nie etwas mit Promotionsverfahren oder Dissertationen zu tun…
Ist dann wahrscheinlich länger her und/oder in einem Fachbereich, der nichts mit Naturwissenschaften oder Medizin zu tun hat … grade nachgesehen: Historiker?…
Ich weiß echt nicht, was das Ganze hier soll; wollen Sie ernsthaft bezweifeln, dass das Promotionsverfahren ordnungsgemäß abgelaufen ist? Oder wollen Sie nachzählen, ob vor 20 Jahren vielleicht ein paar Fußnoten falsch gesetzt wurden? Das ist doch lächerlich.«
Zur Nichtmeldung in der DNB
Zur Tatsache, daß die Dissertation zu diesem Zeitpunkt nicht wie vorgeschrieben bei der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) aufgeführt war:
»Gibt ein halbes Dutzend mögliche Erklärungen, warum sie das nicht ist. Vielleicht hat Frankfurt versäumt, sie dort zu melden, oder die DNB hat versäumt, sie dort einzutragen, oder sie wurde falsch eingetragen, was weiß ich. Die unwahrscheinlichsten Erklärungen sind, dass sie auf Anweisung von Herrn Drosten aus dem Katalog genommen wurde, oder dass das Promotionsverfahren nicht ordnungsgemäß abgelaufen ist.
Das ist eine Promotion an einer ordentlichen deutschen Uni im Jahr 2001, nicht eine Arbeit aus der DDR und auch nicht eine an der Universität Hinterburgistan im ehemaligen Ostblock. Und es ist auch nicht die Arbeit eines Politikers oder Unternehmensberaters, der hinterher nie wieder was mit Wissenschaft zu tun hat, sondern eines Wissenschaftlers, der seither mindestens zwei Rufe an ordentliche deutsche Universitäten erhalten hat und ständig öffentliche Projektförderungen erhält. Ich kann mir ja manches vorstellen, aber nicht, dass 20 Jahre lang keiner merkt, dass dessen Promotion nicht ordnungsgemäß abgelaufen ist.«
»Dass ein akademisch gutes Haus, wie Sie es so schön nennen, wie die Uni Frankfurt eine Promotionsurkunde ausstellen würde, wenn die Doktorarbeit nicht existiert oder nicht ordnungsgemäß veröffentlicht wurde, glaube ich nicht. (Dass sie die Arbeit im eigenen Bibliothekskatalog einträgt, die Eintragung im DNB-Katalog aber versäumt / das aus i’welchen Gründen nicht von der einen Datenbank in die andere übertragen wurde, kann ich mir schon eher vorstellen, zumal da sie selber der zuständige DNB-Standort ist.)«
Mitte Juli erscheint plötzlich die Dissertation auch bei der DNB – ohne einen Hinweis darauf, daß es sich hier um einen Nachtrag handelte.
»Ja, ist halt das, was ich Ihnen schon vor Wochen gesagt habe. Irgendwer hat die Arbeit in den Bibliothekskatalog der UB Frankfurt eingetragen, den Eintrag in den DNB-Katalog aber vergessen. Dank des Geschreis, das überall veranstaltet wurde, wurde das jetzt nachgeholt.
Merken Sie immer noch nicht, dass Sie einem Hirngespinst nachjagen?
Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
Das Hirngespinst des nicht vorhandenen Eintrags wurde wegen des Geschreis nachgeholt, na und? Aber: Ein solcher Eintrag ist nicht nice to have, sondern vorgeschrieben. Dazu kommt: Wer bis dahin behauptet hatte, es gebe diesen Eintrag nicht, konnte als Verbreiter von fake news gebrandmarkt werden. (Was dann doch nicht funktionierte, weil der Eintrag nachweislich erst im Juli 2020 dort eingestellt wurde.)
Dem Vorschlag, die UB könne die Arbeit mit ihren 122 Seiten doch einfach online stellen, wird so entgegengetreten: Das sei
»… leider ein klein wenig illegal. Die UB darf nicht einfach ein urheberrechtlich geschütztes Werk einscannen.«
Die Beobachtung, daß es nicht möglich ist, auch nur Vormerkungen zur Einsicht im Lesesaal der UB anzumelden, wird so erklärt:
»Jede UB hat eine Grenze, bis zu der sie Vormerkungen annimmt. Normalerweise so drei bis fünf. Es macht einfach keinen Sinn, ein Buch für eine Rückgabe in 10 Monaten vorzumerken. Wie gesagt, dass es so viele Vormerkungen gibt, haben Sie maßgeblich sich selber zuzuschreiben :))
Vielen Dank übrigens für den Unterhaltungswert, ist wirklich inzwischen großes Komödiantenstadl, das Sie da veranstalten.«
Und noch einmal:
»Mir ist völlig schleierhaft, wie man sich an dieser Dissertationsgeschichte derartig aufhängen kann. Für mich ist spätestens, seit ich weiß, dass die UB Frankfurt gleichzeitig der Standort der DNB für Hessen ist, völlig klar, was da passiert ist: Die haben damals einfach versäumt, die Arbeit in den anderen Katalog einzutragen. Die Arbeit steht genau dort, wo sie stehen sollte, und dass sie jetzt x‑mal vorgemerkt ist, haben Sie selber verursacht. Dass keine UB mehrere Exemplare einer Mediziner-Dissertation ins Regal stellt, schon rein aus Platzgründen, wurde Ihnen auch schon erklärt.«
Zu Zweifeln an der Existenz der Doktorarbeit:
»Das kam m.W. zuerst von Eva Hermann (interessant, auf welche Informationsquellen Sie so anspringen). Sie haben nur bezweifelt, dass sie ordnungsmäßig publiziert wurde, öffentlich zugänglich ist, und eine eigenständige wissenschaftliche Leistung darstellt – was im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft, nämlich auf die Mutmaßung, dass die Promotion nicht ordnungmäßig abgelaufen sei und der Dr-Titel zu unrecht geführt werde.«
Das nun wieder ist den meinungsbildenden Medien abgeguckt. Es wird ein unzutreffender Link zu Rechtsaußen hergestellt (Eva Hermann wurde hier nie erwähnt). Es werden absurde Behauptungen kritisiert (keine einzige davon wurde hier vertreten). Daraus wird geschlossen: Der Autor ist ein Rechter, schließlich sagt er das Gleiche wie Frau Hermann.
Wieder die falsche Annahme:
»Die Diss ist kein Gemeinwerk und ein Einscannen durch die UB geschieht auch nicht “zum privaten Gebrauch”. m.a.W. dürften meines Wissens Sie die Diss einscannen für Ihren privaten Gebrauch. Aber die UB darf das nicht."
Führt das zu Morddrohungen?
Schließlich mündet die unerschütterliche Parteinahme für Christian Drosten darin, den Autor in Verbindung mit Morddrohungen zu bringen:
Aber das sind alles Nebenkriegsschauplätze. Wesentlich ist, unter dem Strich lassen Sie nichts unversucht, die wissenschaftsorientierte Vorgehensweise der Bundesregierung anzuschießen…
Neid und Mißgunst bis hin zu Eifersucht (Rasputin-Metaphern gab es ja auch schon) und dann braut sich da eine Hass-Suppe zusammen, die dazu führt, dass der Mann am Ende Morddrohungen kriegt.
Alles in allem passt das Gesamtbild, das Ihre Beiträge zu diesem Themenkreis abgeben, sehr viel besser zu einem rechten als zu einem linken Blog. Daran ändert auch das Einstreuen von ein paar Kommentaren über rumänische Werksarbeiter und die Vermögensabgabe nichts. Sie müssen sich ja in den Kommentarspalten Ihres Blogs nur mal ansehen, von welcher Seite Sie vor allem Beifall bekommen…«
Hier sei ein Blick in die Kommentarspalten empfohlen, um die letzte Bemerkung einzuordnen.
»Insgesamt muss ich sagen, dass ich Ihre fortgesetzten Unterstellungen bzw. Mutmaßungen ohne jeden konkreten Beweis (UB Frankfurt belügt Sie, die Arbeit wird unzulässigerweise unter Verschluss gehalten, sie bringt keinen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn etc.) langsam schon grenzwertig finde. Dass das in der Summe nichts anderes ist, als eine von Ihnen ansonsten abgelehnte Verschwörungstheorie, sollte klar sein: Alle möglichen Leute haben sich zusammengerottet, um zu verhindern, dass Herr AA die Dissertation einsehen kann. Das unberechtigte Führen eines Doktortitels ist keine Kleinigkeit; wenn man solche Mutmaßungen anstellt, sollte man schon etwas konkretere Hinweise haben.«
Auch hier wieder ein Kampf gegen Argumente, die hier nie vertreten wurden.
Habilitation nur ein Relikt
Die vorerst letzte Einwendung bezieht sich auf die ungewöhnliche Tatsache, daß Herr Drosten sich nie habilitiert hat (und ist ein Schlag ins Gesicht der Profs, die sich dieser Qualitätsprüfung unterziehen) :
»Die Habilitation ist ein völlig überkommenes Relikt aus dem letzten Jahrhundert, für das sich international noch nie jemand interessiert hat und seit mind. 20 Jahren in D. auch niemand mehr interessiert, da reine Zeitverschwendung (auch wenn in der Wikipedia was anderes steht). Veröffentlichungen in hochrangigen Zeitschriften sind viel wichtiger. Einschränkung: Kann sein, dass das in irgendwelchen Laberwissenschaften anders ist.«
Mehrmals habe ich den Begriff "Laberwissenschaften" unwillkürlich gelesen als "Laborwissenschaften". Möglicherweise handelt es sich um einen Schreibfehler.
Das Abfeiern der Zahl von Veröffentlichungen (wie zuvor in einem anderen Kommentar die Zahl der Zitierungen von Drosten) im Gegensatz zu einem wissenschaftlichen Prüfungsverfahren, läßt Fragen zum Wissenschaftsverständnis zu.
Interessanter ist aber, warum ein Mensch sich so viel Zeit nimmt, für Christian Drosten in die Bresche zu springen. Kommentare sind anonym. Man kann also nur spekulieren.
Die Zitate finden sich zu den Beiträgen Was soll das Getöse um die Drosten-Dissertation?, Drosten-Dissertation: Zweifel wachsen und Drosten-Dissertation: Wird das jetzt ein Krimi?
Tja, da haben wir wenigstens eines gemeinsam. Mir ist auch völlig schleierhaft, was Ihr absurder Kreuzzug hier soll.
Auch haben Sie recht, dass ich schon viel zu viel Zeit sinnlos da rein investiert habe. Insofern lasse ich das jetzt.
liebe Janet, eine gute Entscheidung. Geh schön spielen.
@Janet
Was aa hier macht, ist die Arbeit, die eigentlich die Journalisten unseres Landes zu leisten hätten:
Dass sich Menschen, die sich über Prof. Drostens ungewöhnliche Ausnahmestellung als Regierungsberater wundern, für seine wissenschaftliche Arbeiten interessieren, ist doch wohl nachvollziehbar.
Und wenn dann die selbstverständliche Erwartung, man würde auch die Doktorarbeit einsehen können, enttäuscht wird, ist auf einmal so etwas wie ein Anfangsverdacht da.
Und wenn dieser Verdacht dann nicht umgehend ausgeräumt werden kann, ist es schlicht journalistische Pflicht, da dran zu bleiben. Nichts anderes tut aa, wie gesagt stellvertretend für unsere komplett versagende Journalistenzunft.
Dass Sie das nicht begreifen, wirft ein bezeichnendes Licht auf Ihr Verständnis von Wissenschaft, Journalistik und auch Recht.
Sie scheinen aus der Angst heraus zu agieren, dass hier Dinge ans Licht kommen, die für immer hätten verborgen bleiben sollen.
Das Persönliche sollten wir hier mal ausklammern und und um wichtigere Dinge kümmern. Zum Beispiel, wie ziehen wir den Stecker "Matrix"? Corodok zeigt uns die Verflechtungen auf.…und es sind sehr viele. Wir bekommen von Manipulationen und Weglassungen berichtet. Wir alle müssen tiefer analysieren. Eines Tages bricht ein Lügengerüst immer zusammen – die das noch nicht wissen werden es fühlen wenn das Lügen immer schwerer fällt und die Klarheit unübersehbar.
Zu der im Text zitierten Kommentarpassage, es gehe dem Autor darum, "wissenschaftsorientierte Vorgehensweise der Bundesregierung anzuschießen", möchte ich anmerken, dass 1. die Formulierung "anschießen" für begründete Kritik nicht angebracht ist, und 2. , dass es gerade nicht wissenschaftlich ist, so extrem weit reichende Maßnahmen wie von der Regierung in der Corona- Krise durchgeführten Schritte auf nur einen Wissenschaftler zu stützen und einen kritischen Dialog nicht zuzulassen. Den kompletten Stand der Forschung spätestens in den Wochen nach den Schulschließungen einzubeziehen wäre ein fundiertes Vorgehen gewesen. Keine Stichproben (wie von Prof. Antes im Spiegel angeregt) und keine Obduktionen durchzuführen (wie von Prof. Puschel und anderen gefordert) ist das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit. Damit beraubte und beraubt sich weiterhin die Regierung der Möglichkeit, Entscheidungen auf fundierte Daten zu stützen. Auch Legislative und Gerichte sowie die Unternehmen bräuchten diese Daten dringend. Also, nochmal, die Regierung handelt nicht wissenschaftlich.
Eine Erklärung, warum Janet so emsig schreibt: ich habe zufällig herausfinden dürfen, dass Social Media Plattformen, wie z. b. nebenan.de professionelle Schreiberlinge anheuert, um spezielle Aufgaben zu erledigen; wie z. B. im Forum für Meinungskorrekturen zu sorgen, wenn Menschen ihre Kritik öffentlich äußern, die begründete Zweifel an den Entscheidungen der Regierung augzeigen. Eine E‑Mail, diebich erhielt, erzählt dies recht deutlich. Ich vermute, Janet ist genauso eine angeheuerte Profischreiberin, die im Auftrag dafür sorgen soll, Kritiker zu defamieren. Nicht mehr, aber leider auch nicht weniger.
ja, möglich ist heutzutage alles. Aber besonders professionell klingt mir die Tante nicht gerade.
Mit professionell ist auch nicht die Qualität gemeint, sondern die Art und Weise. Es gibt leider nur noch sehr wenig echten Journalismus. Die Masse der Konsumenten möchte Quick-but-Dirty Information. Sehr viele Journalisten/professionelle Schreiber leben allein von der Masse. Man wird pro Wort bezahlt, die Qualität der Worte bzw. des Inhalts ist kaum mehr entscheidend.
Um überleben zu können, müssen diese Freelancer sehr viel Content schaffen. Dazu machen sie eine Schnellrecherche zum Thema und beginnen im Sinne der Auftraggeber (heutzutage sehr häufig anfänglich die Regierung, die, ähnlich dem Prozedere beim Personal in der Fleischindustrie, ihre Belange in Hände von Unternehmen, Sub‑, Sub‑, etc. gibt, am Ende dieser Kette stehen hier die geknechteten Journalisten) loszuschreiben oder sie formulieren bestehenden Content eloquent einfach um. Hauptsache, die Kritiker der überzogenen Maßnahmen werden mundtot gemacht oder wenigstens defamiert.