Verborgenes Leiden

Griechenland: Ärzte ohne Grenzen ver­ur­teilt Quarantäne im Lager Moria – Appell an Bundesregierung

In einer Erklärung der Organisation vom 4.9. ist zu lesen:

»Die von der grie­chi­schen Regierung im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ver­häng­te Massenquarantäne ist Ärzte ohne Grenzen zufol­ge gefähr­lich und muss auf alle Fälle ver­mie­den wer­den. Die dor­ti­ge Regierung hat die Pflicht, die öffent­li­che Gesundheitsversorgung für die Geflüchteten zu ver­bes­sern und sie nicht unter ent­setz­li­chen Bedingungen ein­zu­sper­ren und dabei so zu tun, als wol­le sie die Insel vor der Verbreitung des Virus schüt­zen, so die Hilfsorganisation. Denn die Zahl der Covid-19-Fälle auf Lesbos außer­halb von Moria steigt, wäh­rend es bis­lang gibt nur einen bestä­tig­ten Fall unter den Bewohnern des Lagers gibt…«

In Moria, kon­zi­piert für 2.757 Menschen, leben zur Zeit etwa 13.000 Geflüchtete. Die Massenquarantäne ist unver­ant­wort­lich und gefähr­lich ins­be­son­de­re für die bekann­ten Risikogruppen im Camp.
Enri CANAJ/Magnum Photos for MSF

»Wir kön­nen kei­ne Rechtfertigung für die Massen-Zwangsquarantäne erken­nen, und wir wis­sen, dass die­se Maßnahme die psy­chi­schen Beschwerden unse­rer ohne­hin schon sehr stark bela­ste­ten Patienten wei­ter ver­schlim­mern wird. In Moria leben auch älte­re Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere und Kinder, die Angst haben und die nun als Ergebnis die­ser Politik noch mehr see­li­sche Erschütterungen erlei­den wer­den. Die Regierung soll­te die­se Menschen schüt­zen. Stattdessen sperrt sie sie zusam­men mit dem Coronavirus in das Lager ein und setzt sie ihm aus.«

»"Die Bundesregierung trägt eine beson­de­re Mitverantwortung für die desa­strö­sen Verhältnisse in Moria und muss nun drin­gend auf EU-Ebene dafür sor­gen, dass die Menschen in den EU-Hotspots auf den grie­chi­schen Inseln wirk­sam vor Covid-19 geschützt wer­den", sagt Marie von Manteuffel, Expertin von Ärzte ohne Grenzen für Flüchtlingspolitik. "Sie hat maß­geb­lich den EU-Türkei-Deal ver­han­delt, der für das Festsitzen der Schutzsuchenden ver­ant­wort­lich ist, und hat aktu­ell die EU-Ratspräsidentschaft inne. In den EU-Hotspots müs­sen umge­hend huma­ni­tä­re Mindeststandards erfüllt wer­den – oder die Lager müs­sen kom­plett geräumt werden."«

Eine Antwort auf „Verborgenes Leiden“

  1. Die Bundesregierung hat es schon vor Corona einen feuch­ten Kehricht inter­es­siert, was in Moria auf Lesbos pas­siert. Wer sich erin­nert: bevor man hier panisch wur­de, gab es dort meh­re­re Fälle kata­to­ni­scher Kinder. Die woll­te man im rei­chen Deutschland aber nicht haben. Naja, und dann kam ja die Pandemie, da ging Reichtum, Ruhe und Frieden mit sol­chen extrem Bedürftigen tei­len nun wirk­lich gar nicht mehr…

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