merkur.de berichtet heute:
»Während Prof. Dr. Christian Drosten, der Chefvirologe der Berliner Charité, in der wohlverdienten Sommerpause ist, führt der Norddeutsche Rundfunk den Podcast "Das Coronavirus-Update" in verändertet Besetzung weiter, um die Bevölkerung über die Corona-Pandemie zu informieren. In der aktuellen Sondersendung waren so die Virologin Sandra Ciesek, die in Zukunft ebenfalls ein regelmäßiger Gesprächsgast werden wird, die Kinderärztin Ania Muntau, Martin Kriegel (Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin) und RKI-Präsident Lothar Wieler zu Gast…
Kinderärztin fordert unbequeme Maßnahmen – Umgang mit Kindern als "Gratwanderung"
Vielleicht noch wichtiger sei jedoch der richtige Umgang mit den Kindern, was die Aufklärung über die Maßnahmen betrifft. Hierbei könne auch der Einsatz von unbequemen Maßnahmen hilfreich sein, argumentiert die Kinderärztin. "Manchmal muss man vielleicht auch zu eindrucksvollen Beispielen greifen – das ist nicht leicht. Das vermeiden viele Eltern, weil sie ihre Kinder nicht belasten wollen, aber es geht um das Wohl der gesamten Gesellschaft." Muntau denke dabei besonderen [so im Original, AA] an einen relativen jungen Kollegen, der kürzlich an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung verstorben ist. Es sei demnach falsch, das Coronavirus gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verharmlosen, um diese nicht zu belasten. "Das ist eine Gratwanderung und da muss man sehr feinfühlig sein", gibt die Kinderärztin zu.«
Kindeswohlgefährung
Auf juraforum.de ist zu lesen:
»Gefährung des Kindeswohls laut Gesetz…
wenn Dritte sich gegenüber einem Kind missbräuchlich verhalten.
Wann und wie eine Gefährdung des Kindeswohls vorliegt, wird gemäß § 1666 Abs. 1 BGB definiert:
-
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- Gefährdung des körperlichen Wohls eines Kindes;
- Gefährdung des geistigen Wohls eines Kindes;
- Gefährdung des seelischen Wohls eines Kindes;
- Gefährdung des Vermögens eines Kindes.
-
…
Staatliche Eingriffsmöglichkeiten
Wird nun festgestellt, dass eine Gefährdung des Kindeswohls gegeben ist, muss der Staat eingreifen und das betreffende Kind schützen (Schutzauftrag)«
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
???
Was meint die Kinderärztin Fr. Muntau, wenn sie Eltern zu " unbequemen Maßnahmen" zur Vermittlung und Aufklärung "der Maßnahmen" rät??
So ein "Tip" ist weder hilfreich noch unterstützend.
Ich bin verwirrt, wie vermutlich auch die adressierten Eltern, aber die hoffen nach den letzten Monaten vermutlich sowieso nicht mehr auf Unterstützung . Sahen sie sich doch damit konfrontiert, die konkreten Folgen des Lockdown in ihrem Familienalltag und im besonderen bei der Betreuung und der Beschulung und der Beruhigung ihrer Kinder jeden Alters weitgehend alleine bewältigen zu müssen. Sie mussten individuell lösen und regeln, was politisch und "medial" doch als gesellschaftliche Herausforderung postuliert wurde.
Aber zurück zu den Anregungen der Kinderärztin: Sie empfiehlt nichts konkret, löst aber Assoziationen aus, spätestens mit dem Hinweis "Manchmal muss man vielleicht auch zu eindrucksvollen Beispielen greifen – das ist nicht leicht. Das vermeiden viele Eltern, weil sie ihre Kinder nicht belasten wollen, aber es geht um das Wohl der gesamten Gesellschaft".…sie denke an einen relativen jungen Kollegen, der kürzlich an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung verstorben ist. …Es sei demnach falsch, das Coronavirus gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verharmlosen, um diese nicht zu belasten. "Das ist eine Gratwanderung und da muss man sehr feinfühlig sein", gibt die Kinderärztin zu.«
Deutet sie allen Ernstes an, es sei nötig, Kinder einzuschüchtern und ihnen Angst vor Krankheit und frühem Tod zu machen? Womöglich noch mit persönlicher Verantwortungszuschreibung für die Gesundheit und das Überleben von Familienangehörigen und FreundInnen?? Rät sie zu Verunsicherung und Angstmache in der Erziehung, und zu autoritären "Ansagen" lediglich mit Verweis auf behördlichen Infektionsschutzmaßnahmen und das Wohl der Gesellschaft??…so "feinfühlig" es geht ,… also etwa auch noch unklar, diffus und wabern manipulierend??
Nein, niemals, so etwas tut eine verantwortungsbewusste und humanistische Kinderärztin im Jahr 2020 nicht. Selbstverständlich leitet sie die Eltern an, ihre Kinder auch weiterhin zu ermutigen, zu bestärken, zu loben, ihnen die Welt als guten und vertrauenswürdigen Ort zu erklären. Die Ärztin bestärkt Eltern, den Kindern den Sinn von Regeln zu erklären, und sich die Zeit zu nehmen, Handlungsmöglichkeiten zu besprechen, Schutzmaßnahmen altersgerecht anzupassen, offen zu sein für Nachfragen der Kinder, für Zweifel, für Überdruss und auch für Kritik an den vielen Widersprüchlichkeiten des Corona-Alltags.
Eine (Kinder-) Ärztin 2020 ist sich bewußt, das gerade sie den gesetzlichen Kinderschutzanforderungen in besonderer Weise verpflichtet ist, und deshalb auch die Ermutigung der Eltern ihre Aufgabe ist. Besonders wenn sie den Eindruck hat, dass die Eltern überfordert oder ratlos sind! Dann informiert sie sie unbedingt über Beratungsangebote – auf die die Eltern einen Anspruch haben – zB in Erziehungsberatungsstellen, in denen konkrete Entlastungsstrategien besprochen werden können.
Ich fürchte, das liest sich inzwischen heutzutage naiv oder idealistisch…aber ich erinnere mich daran, dass so eine entwicklungsbejahende Haltung die Grundlage der gesetzlichen Regelungen zur Wahrung des Kindeswohl sind.
Was Kindeswohl aktuell ist, müssen wir uns endlich zu diskutieren abverlangen, statt Infektionszahlen rauf und runter zu rechnen.