Viele Corona-Schnelltests ohne Prüfung im Umlauf

Nun ist auch beim "Spiegel" ange­kom­men, wor­über hier bereits am 11.12. berich­tet wur­de. msn​.com zitiert das Blatt heu­te so:

»Eigentlich sol­len sie hel­fen, das Virus zurück­zu­drän­gen. Doch vie­le in Deutschland ange­bo­te­ne Antigentests auf SARS-CoV‑2 sind nicht unab­hän­gig geprüft wor­den. Andere haben die Kontrolle nicht bestanden.

… Schließlich meh­ren sich Zweifel, wie vie­le der auf dem Markt befind­li­chen Tests wirk­lich etwas taugen.

Denn ein Großteil der in Deutschland ange­bo­te­nen Schnelltests auf Sars-CoV‑2 ist nach SPIEGEL-Informationen bis­her nicht unabhängig geprüft wor­den. Zwar wer­den beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr als 300 sol­cher Tests geführt. Doch gera­de mal 25 Tests sind vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unabhängig kon­trol­liert worden.

Um auf die lan­ge BfArM-Liste zu kom­men, dürfen Hersteller ihre Produkte selbst zer­ti­fi­zie­ren, ohne exter­ne Kontrollen.

Experten bemän­geln eine unzu­rei­chen­de Studienlage: Was man­cher Antigentest wirk­lich misst, ist nicht immer offen­sicht­lich. Soll ein Test auf die PEI-Liste kom­men, muss er zur Evaluierung ange­mel­det wer­den. Das machen nur weni­ge Anbieter. Fünf geprüfte Tests sind dabei bereits durch­ge­fal­len – sie ste­hen auch nicht mehr auf der Liste; alle geschei­ter­ten Anbieter befin­den sich im Rechtsbehelfsverfahren. Welche Hersteller die Validierung nicht bestan­den haben, wol­le man »in Kürze« ver­öf­fent­li­chen, so eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums.

»Wir sehen den aktu­el­len Zustand als sehr pro­ble­ma­tisch an«, sagt die Leiterin der kli­ni­schen Tropenmedizin an der Universität Heidelberg, Claudia M. Denkinger. »Das aktu­el­le Vorgehen führt dazu, dass möglicherweise schlech­te Tests auf den Markt kom­men und Menschen dadurch das Vertrauen verlieren«.

Schnelltests sind weni­ger zuverlässig
Als wei­te­res Problem bleibt, dass die Aussagekraft von Schnelltests häu­fig falsch ein­ge­schätzt wird. Denn ein nega­ti­ves Ergebnis beim Antigentest schließt eine Infektion nicht aus. Da bei den Schnelltests das Abstrichmaterial nicht extra­hiert und kon­zen­triert wird, gibt es hier häu­fi­ger ein Problem mit der Sensitivität (also der Frage, wie viel Prozent der Infizierten erkannt wer­den) – gera­de begin­nen­de Virusinfektionen wer­den oft nicht erkannt. Immer mehr Experten geben den Ergebnissen eines Schnelltests nur eine Gültigkeit von sechs Stunden.

Ein Beispiel aus einem Hamburger Labor: Ein Matrose wur­de mit einem Schnelltest kurz vor Weihnachten nega­tiv gete­stet. Parallel wur­de ein Abstrich für die PCR-Untersuchung in ein spe­zia­li­sier­tes Labor geschickt. Der Antigen-Schnelltest war nega­tiv, der Matrose wur­de aufs Schiff gelas­sen und das Schiff lief aus. Der Labor-Test fiel jedoch schwach posi­tiv aus. Was folg­te, waren gro­ße Diskussionen mit dem Reeder. Das Labor emp­fahl eine sofor­ti­ge Kontrolluntersuchung. Das Gesundheitsamt beließ den Matrosen auf dem Schiff. Einen Tag spä­ter bekam der Seemann auf dem Schiff hohes Fieber und Atemnot. Er muss­te mit dem Hubschrauber aus dem Ärmelkanal aus­ge­flo­gen wer­den – und kämpft nun auf einer Intensivstation um sein Leben.«

Die Selbst-Zertifizierung betrifft übri­gens alle COVID-19-Tests.

2 Antworten auf „Viele Corona-Schnelltests ohne Prüfung im Umlauf“

  1. Bei den Schnelltests ist das deut­lich pro­ble­ma­ti­scher, als bei den PCR-Test-Systemen, weil die oft an Laien ver­kauft wer­den und nicht an Fachlabore mit erfah­re­nen Laborärzten, die ihrer­seits noch­mals Kontrollen vor­neh­men und genau wis­sen, was sie tun. 

    Allerdings sind die Schnelltest sowie­so nicht so emp­find­lich und deren Ergebnisse sind daher sowie­so nicht ganz sicher.
    Dennoch kön­nen die wahr­schein­lich die mei­sten hoch-anstecken­den Leute aus­sor­tie­ren und das ist dann bes­ser als kein Test.

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