Was ein Kultursenator für Wissenschaft hält

Auf tages​spie​gel​.de ist am 17.8. zu lesen:

»Alle Nachtestungen nach Pilotprojekt in Berliner Clubs negativ

Mehrere Berliner Clubs durf­ten trotz anhal­ten­der Pandemie ein Wochenende lang öff­nen – nun lie­gen wei­te­re Ergebnisse des Pilotprojekts vor. Für den Modellversuch waren vor andert­halb Wochen 2110 Personen mit einem PCR-Test auf das Coronavirus gete­stet wor­den. Sieben Sars-CoV‑2 Fälle sei­en fest­ge­stellt wor­den, teil­ten Senatskulturverwaltung und Clubcommission am Dienstag mit.

„Hiervon waren drei Personen „Altfälle“ mit mehr als zehn Tagen zurück­lie­gen­der Infektion“, hieß es in der Mitteilung. Dazu zäh­len Menschen, bei denen das Virus vor einer Weile fest­ge­stellt wur­de, aber noch immer nach­weis­bar ist. Zudem wur­den vier Neuinfektionen regi­striert. Eine Person davon war bereits voll­stän­dig geimpft.

Alle ande­ren durf­ten in sechs Clubs fei­ern, ohne Abstand und ohne Maske. Eine Woche spä­ter soll­ten sie sich erneut testen las­sen. Bei der PCR-Nachtestung hät­ten knapp 70 Prozent – 1447 Menschen – teil­ge­nom­men, hieß es. „Alle Nachtestungen waren nega­tiv.“«

Über das tol­le Projekt, bei dem die Tanzwilligen zuvor stun­den­lang auf ihre Testergebnisse war­ten muß­ten, war hier unter Wie geil ist das denn? berich­tet worden.

Nun ler­nen wir die neue Kategorie von "Altfällen" ken­nen und erfah­ren neben­bei, daß man auch trotz "Impfung" vom Tanzvergnügen aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Das Vergnügen war offen­bar so groß, daß ein Drittel der Willigen lie­ber auf den zwei­ten Test ver­zich­tet hat. Überraschenderweise waren die Anderen sämt­lich negativ.

Tanzen drinnen weiter verboten, draußen nur mit "Hygienevorschriften"

»Kultursenator Klaus Lederer (Linke) wer­te­te das als gutes Zeichen. Seiner Einschätzung zufol­ge erlau­ben die Ergebnisse „einen posi­ti­ven Blick in Richtung Zukunft und Normalisierung des Clubbetriebs“. Wie ein Normalbetrieb mit sol­chen Tests aller­dings aus­se­hen könn­te, ist unklar…

Für die Berliner Clubs gel­ten wei­ter­hin Einschränkungen. So darf zwar drau­ßen unter Einhaltung von Hygienevorschriften getanzt wer­den, drin­nen bleibt das Tanzen ver­bo­ten. Mit dem Pilotprojekt soll­te gete­stet wer­den, wie man das wie­der ermög­li­chen könn­te. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wur­den vor­ab mit PCR- statt mit übli­chen Schnelltests unter­sucht, auch geimpf­te Menschen…

Das Projekt wird wis­sen­schaft­lich auch von der Charité betreut. Es ste­hen noch Umfrageergebnisse aus.«

Wissenschaftlich her­aus­ge­stellt – für wel­che Geldsummen? – hat sich damit: Gesunde Menschen, die ohne Maske und Abstand tan­zen, wer­den davon nicht krank. Ein bahn­bre­chen­des Ergebnis. Dies gilt, wie gezeigt, natür­lich nur drin­nen und unter Kontrolle.

Das sind die heu­ti­gen Zahlen des Berliner Senats zu "an und mit" Verstorbenen:

https://​www​.ber​lin​.de/​c​o​r​o​n​a​/​l​a​g​e​b​e​r​i​c​ht/

Und das die der sta­tio­när behan­del­ten "Covid-19-PatientInnen":

https://​www​.ber​lin​.de/​c​o​r​o​n​a​/​l​a​g​e​b​e​r​i​c​ht/

3 Antworten auf „Was ein Kultursenator für Wissenschaft hält“

  1. Der Quatsch hört erst auf, wenn kei­ner mehr mit­macht. Was an fana­ti­schen Kontrollfreaks alà Lederer links sein soll, das wür­de ich ger­ne mal wissen.

  2. "Wissenschaftlich her­aus­ge­stellt – für wel­che Geldsummen?" – Fragen Sie doch Herrn Kainzinger, Chef von Think Health Solutions, vor­mals Labor Berlin, vor­mals Charité, der das "Testkonzept" ent­wickelt und zusam­men mit (Überraschung!) Labor Berlin umge­setzt hat und dafür vom Senat ver­gü­tet wur­de. Welche wiss. Fragestellung man hier über­haupt unter­sucht, ist unklar man­gels irgend­ei­ner Arbeitshypothese oder sogar Kontrollgruppe. Bei 30% loss to fol­low-up auch fast schon völ­lig egal.

  3. @K Berlin: Gut zusam­men­ge­fasst – der Naturwissenschaftler stimmt zu: Keine erkenn­ba­re Fragestellung jen­seits des Niveaus eines Schülerexperiments, in dem sicher bekann­tes nach­voll­zo­gen wird.

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