Faktenchecks haben sich in den letzten Monaten im Gleichschritt mit dem Wachstum der Corona-Infektionen entwickelt. Wie Google und die "sozialen Medien" hatten sie die Aufgabe, kritische Beobachter mit vermeintlich korrekten Informationen zu versorgen.
Ein schönes Beispiel für Nutzen oder Nutzlosigkeit solcher Korrekturen ist ein dpa-Faktencheck vom 17.6.
Dort lesen wir:
»Altmaier-Zitat über Jobs in Corona-Pandemie sinnentstellend gekürzt
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat sich Mitte März 2020 in einer Talkshow zu den Aussichten für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland während der Corona-Krise geäußert. Angeblich soll er bei diesem Auftritt so oder ähnlich gesagt haben: "Kein einziger Arbeitsplatz geht wegen Corona verloren."
BEWERTUNG: Die Altmaier-Aussage ist sinnentstellend zugespitzt, er hat vielmehr das Vorhaben der Bundesregierung formuliert: "alles tun, dass kein Arbeitsplatz (…) verloren geht."«
Wo dpa Recht hat, hat dpa Recht. Es werden vier Facebook-Beiträge benannt, in denen das Zitat verkürzt wird auf Aussagen wie "Kein einziger Arbeitsplatz geht wegen Corona verloren." Prompt setzte Facebook auch entsprechende Warnhinweise unter die Beiträge.
Ein Faktencheck von dpa zur Entwicklung der tatsächlichen Arbeitslosigkeit wirkt dann eher entschuldigend:
»Zum Zeitpunkt der Altmaier-Aussage hatte die Arbeitsagentur noch keine aussagekräftigen Zahlen zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt. Die Pandemie-Maßnahmen schlugen sich erst ab der Arbeitslosenstatistik für April nieder.«
Wie konnte der Wirtschaftsminister damals auch ahnen, was immerhin im nächsten Absatz bei dpa zu lesen ist:
»Am 3. Juni 2020 ging der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, bei der Vorstellung der jüngsten Arbeitsmarktdaten davon aus, dass bis dahin 578 000 Menschen wegen der Folgen der Corona-Pandemie in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind oder dort verharrten.«
Wer also bereit ist zuzugestehen, daß Altmaier nicht gelogen hatte, wird zu dem Schluß gelangen müssen, daß seine Regierung unfähig ist. Anders kann das Ergebnis der Bemühung, alles zu tun, daß kein Arbeitsplatz verloren geht, nicht bewertet werden.
Der aktuelle Arbeitsmarktbericht der Arbeitsagentur kommt nach allerlei statistischer Trickserei übrigens zu diesem Ergebnis:
»Der GesamtCorona-Effekt als Summe der Monate April, Mai und Juni beträgt 638.000. «
Nach dieser Quelle hat sich im Juni die Zahl der Arbeitslosen in Bayern um 48,8%, in Baden-Württemberg um 45,4% und in Berlin um 37,2% im Vergleich zum Vorjahr erhöht.