Die "Faktenchecker" sind aufgeschreckt. Immer weniger "Corona-Tote", keine zweihundertundfünfzig Covid19-Infizierte in den mehr als 30.000 Intensivbetten, das alles bei gigantisch gestiegenen Testzahlen. Gleichzeitig stellen immer mehr WissenschaftlerInnen, die bislang die Regierungsverordnungen mitgetragen haben, Fragen nach deren weiteren Berechtigung.
Erneut werden die "Faktenchecker" aus den Redaktionen beauftragt, die WissenschaftlerInnen zu widerlegen. Der Job wird zunehmend schwierig, wie ein Beitrag auf br.de vom 30.8. unter dem oben genannten Titel zeigt.
»Warum sterben immer weniger Menschen an einer Covid-19-Erkrankung? Hat sich das Virus verändert? Liegt es am Alter der Infizierten? Ist das ein Zeichen für Entwarnung?
[Es sind] vor allem die Kritiker und Kritikerinnen der Corona-Maßnahmen, die die niedrigen Sterbezahlen benutzen, um von einer angeblichen "Harmlosigkeit" des Virus oder dem "Ende der Pandemie" zu sprechen. Diese Aussagen weisen Experten zurück. Das Virus sei weiterhin ansteckend – und gefährlich.«
Die Experten kommen wenig überraschend vom RKI. Eines ihrer vermeintlichen Gegenargumente lautet:
»Alter und Viruslast entscheidend
Tatsächlich scheinen zwei Faktoren ausschlaggebend zu sein. Zum einen das Alter der Erkrankten, zum anderen die sogenannte Viruslast.
Das durchschnittliche Alter der an oder mit Corona verstorbenen Personen in Deutschland liegt aktuell bei 81 Jahren (Stand 26.08.2020). Von den insgesamt 9.280 Corona-Toten hierzulande waren 85 Prozent (7.932) über 70 Jahre. Der Anteil der unter 40-Jährigen an der Gesamtzahl der Corona-Toten liegt bei 0,4 Prozent (36 Personen). Das geht aus dem Situationsbericht des Robert-Koch-Instituts vom 26. August 2020 hervor. (Quelle)…
Der zweite Aspekt ist die sogenannte Viruslast. Sie bezeichnet die Anzahl an Viren, die sich bei Corona-Patienten und ‑Patientinnen nachweisen lässt.«
Drosten mach sich Reim
Und als handele es sich um eine auch nur ansatzweise wissenschaftliche Aussage, wird Christian Drosten mit diesen Worten zitiert:
»Der Berliner Virologe Christian Drosten sagte damals im NDR-Podcast (Folge 25): "Unter diesem Eindruck mache ich mir selber den Reim, dass ein Tragen einer Maske von dem Infizierten, also wenn ich selber infiziert bin, dann kann ich durch diese Maske zumindest meiner Umgebung etwas ersparen."«
(Der Mann soll in der Lage gewesen sein, eine Doktorarbeit zu verfassen?)
So etwas ist Grundlage für die Feststellung:
»Um die Dosis bei Übertragungen und damit die daraus resultierende Viruslast zu verringern (und schwer Krankheitsverläufe möglichst du reduzieren), leiteten die zuständigen Behörden Hygiene-Maßnahmen wie Maskenpflicht, Mindestabstand und Hygieneregeln ab (AHA-Regel: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske).
Großveranstaltungen oder Konzerte wurden abgesagt. Wer kann, ist angehalten, von zu Hause aus zu arbeiten. All diese Maßnahmen führten dazu, dass sich nach Einschätzung von Wissenschaftler*innen, die Anzahl der schweren Krankheitsverläufe verringerte – und damit auch die Anzahl der Verstorbenen.«
"Wissenschaftler*innen" werden hierzu nicht benannt, "die zuständigen Behörden" sind bekannt.
Corona-Tote senden Signal aus dem Jenseits
Allen Ernstes erfahren wir:
»Hinzu kommt, so Biologe Brandon Ogbunu von der US-amerikanischen Universität Yale in der "New York Times", dass sich ältere Menschen besser selbst schützen. Ogbunu hält es für wahrscheinlich, dass die vielen Corona-Toten in Alten- und Pflegeeinrichtungen ein Signal an die entsprechenden Risikogruppen gesandt habe, sich besser zu schützen. (Quelle)«
Italienische VirologInnen haben keine Ahnung
»Das Ziel eines Virus ist es eigentlich, sich möglichst weit zu verbreiten. Aus diesem Grund, so Virologen, habe jedes Virus ein Interesse daran, dass Personen, die es befällt, nicht daran sterben. Aus dieser Erkenntnis heraus argumentieren einige Mediziner, vor allem aus Italien, dass sich das Virus verändert haben könnte.
Die Krankheit sei aktuell (Stand Juni/Juli 2020) nicht mit der zu vergleichen, die sich im März und April zeigte. Davon sind die Mediziner des San-Rafaele-Krankenhauses in Mailand überzeugt und entsprechend äußern sie sich auch in der Öffentlichkeit. Hat sich das Virus selbst also verändert? Mutiert es, wie Virologen und Virologinnen den Vorgang nennen?
Tatsächlich gibt es keine Hinweise für eine "mildere" Version des Virus. Zwar mutiert das neuartige SARS-CoV-2-Virus ohne Unterlass. Und während die italienischen Ärzte Anzeichen für eine Abschwächung des Virus sehen, gehen andere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon aus, dass eine neue Mutation des Virus ansteckender sei als vorherige Versionen.
Gerade die Weltgesundheitsorganisation (WHO) widerspricht den Andeutungen der italienischen Ärzte. In einer Pressekonferenz unterstrich ein Sprecher: "Es handelt sich noch immer um ein Killer-Virus. Täglich sterben Tausende Menschen. Wir müssen weiterhin außerordentlich vorsichtig mit Aussagen sein, die in die Richtung gehen, dass sich das Virus verändert und beschossen hat weniger pathogen (krankheitserregend) zu sein." (Quelle)«
Fazit
Das "Fazit" für den Autoren heißt dann wie gehabt:
»WHO und RKI sowie zahlreiche Virologinnen und Virologen sehen aktuell keine Anzeichen einer Entwarnung. Auch wenn aktuell vor allem jüngere Menschen die Gruppe der bestätigten Corona-Infizierten ausmachen, sind WHO und RKI überzeugt: Das Virus ist weiterhin gefährlich, auch wenn die Todesrate aktuell gering ist.«
Man darf sicher sein: Heutige Glaubenssätze werden sich nicht so lange halten wie der frühere, die Erde sei eine Scheibe. Einige Monate konnten Religion und blinder Glaube Wissenschaft verdrängen. Doch die Zeit der Ayatollahs geht zu Ende.
Gerade an diesem "Faktencheck" erkennt man, wie dumm viele Journalisten und Wissenschaftler tatsächlich sind. Die Maske reduziert angeblich die Viruslast und das Ansteckungsrisiko… Komisch, dass wir mit der Maske den höchsten Stand an Infektionen mit Rhinoviren der letzten Jahre hatten.
(Der Mann soll in der Lage gewesen sein, eine Doktorarbeit zu verfassen?)
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Das ist mein Lacher des Tages, ganz herzlichen Dank dafür!
🙂
Die Querdenker-Logik leuchtet mir nicht ein. Mindestens die Hälfte der Tests, wenn nicht alle, sollen falsch positiv sein, wird mancherorts behauptet; die gemeldeten Infektionszahlen seien völlig übertrieben. Gleichzeitig soll die Krankheit völlig ungefährlich sein, weil die Fallsterblichkeit so niedrig ist. Laut elementarem Bruchrechnen, fünfte/sechste Klasse, gilt, je größer der Nenner, desto kleiner der Bruch. Die Fallsterblichkeit ist das Verhältnis von gemeldeten Todesfällen zu gemeldeten Tests. Wenn also ein Großteil der Tests falsch positiv ist, dann ist die Fallsterblichkeit entsprechend höher. Bei der Hälfte der Tests statt 4% oder was das RKI angibt, also 8%, bei Dreiviertel der Tests 16%.
Nimmt man die Infektionssterblichkeit statt der Fallsterblichkeit, gilt sinngemäß dasselbe, denn die leitet sich aus der Fallsterblichkeit ab (Fallsterblichkeit mal Faktor Dunkelziffer).
Wenn die Fall- und Infektionssterblichkeit sehr niedrig ist, heißt das hohe Infiziertenzahlen. Dann können nicht massenweise Tests falsch positiv sein.
Wenn dann noch die Infektionssterblichkeit die Fallsterblichkeit um riesige Faktoren unterschreitet, werden entsprechend viele Infizierte nicht erfasst, was wiederum heißt, es wird nicht viel zu viel, sondern viel zu wenig getestet.
Wenn andersrum die Infiziertenzahlen viel niedriger sind als vom RKI behauptet, muss die Sterblichkeit entsprechend hoch sein. Hinzu kommt, dass niedrige Infektionszahlen eher dafür sprechen, dass die Maßnahmen eben doch was taugen.
Man müsste sich schon mal entscheiden, ob jetzt viel zu viele Infizierte ausgewiesen werden, weil die Tests nichts taugen, oder die Infektionszahlen in Wahrheit riesengroß und die Krankheit deshalb wegen der niedrigen Sterblichkeit völlig ungefährlich ist. Oder man behauptet, wie ich auch schon gelesen habe, dass die Leute alle vor lauter Angst gestorben sind.
Natürlich ist das totaler Quatsch. MINT-Kenntnisse und Logik muss man bei denen an der Garderobe abgeben. Streecks IFR von 0,37 Prozent basierte auf einer Dunkelziffer von Faktor 7,5. Wo sind denn die ganzen Antikörper-Positiven hergekommen, wenn die PCR-Ergebnisse alle falsch positiv sind und es keine Infizierten gibt?
Wie konnte Neuseeland 100 Tage lang keine Neuinfektionen melden? In der Zeit hätten doch die PCR-Tests zigtausende falsch positive Ergebnisse ausspucken müssen, wenn diese Behauptungen stimmen würden.
In Deutschland wird auf mindestens zwei Zielgene getestet, Vorgabe des RKI und der kassenärztlichen Vereinigung. Die 1,4 Prozent falsch Positiv-Rate, die da immer kursiert, bezieht sich auf einen Test auf ein Zielgen. D.h. die muss man ins Quadrat nehmen, und dann erhält man 0,02 Prozent. Dann gibt's auch noch Kontrolltests. Real liegt die falsch Positiv-Rate wahrscheinlich im einstelligen Promille-Bereich. Neuseeland wird ähnliche Standards haben, anders sind 100 Tage ohne Neuinfektionen nicht erklärlich. Falsch negative wegen schlechter Abstriche sind ein viel größeres Problem.
Streecks Untersuchungen finde ich interessant und solider als vieles andere. Aber das Kernproblem bleibt der Test und daß alles, was darauf beruht, auf Treibsand steht.
"In Deutschland wird auf mindestens zwei Zielgene getestet, Vorgabe des RKI und der kassenärztlichen Vereinigung."
1. Haben Sie Belege dafür? Würde mich sehr interessieren.
2. Nein: Seit einigen Monaten reicht meines Wissens ein Gen (sogar das unspezifischste E‑Gen).
3. Hier ein Drosten-Zitat (Podcast 40):
"Ein PCR-Test, das muss man sich klarmachen, ist erst
mal als zweifelhaft zu betrachten, so lange der nicht
durch weitere PCR-Teste, die das Virus in anderen
Zielregionen des Genoms nachweisen, bestätigt ist.
[…] normaler Routinebetrieb ist im Labor, wo man einfach
nur wissen will, das ist ein Standard-Diagnostikfall:
Ist der jetzt positiv oder negativ? Da kann man schon
mal sagen: PCR ist positiv. Wir sehen den Patienten als
infiziert an."
"Die 1,4 Prozent falsch Positiv-Rate, die da immer kursiert, bezieht sich auf einen Test auf ein Zielgen."
"Real liegt die falsch Positiv-Rate wahrscheinlich im einstelligen Promille-Bereich."
Abgesehen davon, daß ich das mit dem einen Zielgen nicht nachvollziehen kann, weiß ich nicht, worauf Sie sich beziehen. Ich kalkuliere mit 1% wie hier begründet: https://www.corodok.de/pcr-spezifitaet-auswirkungen/
Wenn es keine Störfaktoren gibt, kommen Sie wohl im Idealfall auf ca. 0,5 – aber nicht drunter. Dann gibt es immer wieder Häufungen von falsch-Positiven, die diese Idealvorstellungen sowieso zunichte machen.
"D.h. die muss man ins Quadrat nehmen, und dann erhält man 0,02 Prozent."
Nein.
"Dann gibt’s auch noch Kontrolltests."
Wo? Welche?
"Neuseeland wird ähnliche Standards haben, anders sind 100 Tage ohne Neuinfektionen nicht erklärlich."
Neuseeland ist mir zu weit weg, dazu habe ich gar keine Informationen und ohne geht es nicht: zu den verwendeten Tests, deren Spezifität, der Anzahl der durchgeführten Tests etc. Wissen Sie da mehr?
Es geht mir ähnlich wie Ihnen, seit März versuche ich schon, bei den RKI-Fallzahlen und allem, was damit zusammenhängt, festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Wirklich gelungen ist mir das immer noch nicht, aber ein paar Dinge sind inzwischen klar.
Die PCR kann die Frage nicht beantworten, die relevant ist: Ist jemand mit diesem speziellen Virus infiziert?
– Sie kann nicht unterscheiden zwischen infektiösen Viren und wirkungslosen Bruchstücken.
– Sie ist extrem empfindlich, kann also so wenig Material finden, daß es klinisch keine Relevanz hat (es ist die Methode für die Stecknadel im Heuhaufen). Das könnte im Labor berücksichtigt werden, wird aber nicht gemacht.
– Sie und die Schritte, die als Vorbereitung nötig sind, sind auf vielen Ebenen störanfällig.
– Man muß die Methode verstehen und ihre Grenzen kennen, aber das ist bei denen, die sie verwenden, leider nicht verbreitet.
– Es gibt einen Anteil falsch-positiver Resultate, und zwar bei den Lebenden wie bei den Verstobenen, bei denen sich zudem die Frage anschließt: Wenn sie richtig-positiv sind, sind sie dann auch durch das Virus gestorben?
Daraus schließe ich, daß es nicht möglich ist, eine wirklich aussagekräftige Statistik aus den Ergebnissen zu machen, die eher ein Zahlensalat sind.
Wer versucht, eine Gleichung mit so vielen Unbekannten zu lösen, wird scheitern.
Man kann einem Virus in literarischen Abhandlungen durchaus menschliche Eigenschaften wie z.B. einen Willen zuschreiben, in der Tat entscheidet mittels Mutation und Selektion lediglich der Fortpflanzungserfolg über seine Existenz. Letzterer ist umso besser gewährleistet, je weniger es den Wirt schädigt und je leichter es einen neuen findet. Demzufolge stehen die Erkenntnisse der italienischen Mediziner durchaus im Einklang mit den Gesetzen der Evolution. Die Überzeugungen der "Experten" von WHO und RKI erscheinen dagegen weit weniger plausibel.
Die "Erkenntnisse" der italienischen Wissenschaftler sind bisher reine Vermutungen. Belegt ist weder in die eine noch in die andere Richtung irgendwas. Allerdings müsste für eine Selektion erstmal ein Selektionsdruck bestehen. Die Prävalenz wurde zuletzt selbst für die Lombardei im einstelligen Prozentbereich beziffert.
Es ist es dasselbe wie beim Klimawandel. 95 Prozent der Fachleute sind sich einig, und dann gibt's noch fünf Prozent Häretiker, bestehend aus (oft fachfremden) in ihrer Eitelkeit gekränkten Ruheständlern, die gern auch gefragt worden wären, einigen aktiven Wissenschaftlern, die geschäftlich oder freundschaftlich mit irgendwem verbandelt sind, der die Klimaschutzmaßnahmen aus Eigennutz ablehnt, und ein paar Versprengten, die aufrichtig glauben, es gäbe den menschengemachten Klimawandel nicht. Das Ganze wird von allen möglichen "Alternativmedien" und Blogs zu einem riesigen Heißluftballon aufgeblasen, so dass Michel und Michaela glauben, die "Klimaskeptiker" seien irgendein nennenswerter Anteil. Das wird auch gerne geglaubt, weil sie einem erzählen, dass man nichts ändern muss und weitermachen kann wie bisher.
Weil man damit in kein Fachjournal einen Fuß bekommt bzw. sich gar nicht erst die Mühe macht, seine Erkenntnisse auf einem wissenschaftlichen Niveau aufzuschreiben, behauptet man, die Wissenschaft sei "gesteuert" oder "gekauft", und man sucht sich lieber auf Youtube sein Publikum. Das dann bei "Klimaskeptikern" und "Coronaskeptikern" dasselbe ist.