»Wer Fachkräfte sucht, sollte sie auch entsprechend bezahlen – Punkt.«

Unter der Überschrift "Ricardo Lange: Herr Lauterbach, hier sind Lösungen für die Probleme im Pflegebereich!" ist auf ber​li​ner​-zei​tung​.de am 14.1.23 zu lesen:

»… Um es ganz platt zu sagen: Viele Kliniken habe kei­ne Kohle mehr und befin­den sich kurz vor der Insolvenz. Längst not­wen­di­ge Sanierungsarbeiten wer­den Jahr für Jahr hin­aus­ge­scho­ben und wich­ti­ge Neuanschaffungen hin­ten­an­ge­stellt. Fehlende Klimaanlagen sor­gen im Sommer auf zahl­rei­chen Stationen für Bullenhitze von bis zu 30 Grad und las­sen alle in ihrem Schweiß baden. Undichte, alte Holzfenster trei­ben dafür im Winter die Heizkosten in die Höhe. Das sind nur zwei Probleme von vie­len. Ob der neue Finanzierungsplan dar­an etwas ändern wird?

Kein Nachtdienst bedeutet Ebbe im Portemonnaie

Lauterbachs bis­he­ri­ge Vorschläge, die den Pflegeberuf als sol­ches attrak­ti­ver machen sol­len, fal­len für mei­ne Begriffe etwas dünn aus. Er schlägt zum Beispiel vor, alle dafür geeig­ne­ten Behandlungen als Tagesbehandlung durch­füh­ren zu las­sen. Die Idee dahin­ter ist, dass das Personal durch den Wegfall der Nachtdienste ent­la­stet wird. Dass Patienten nicht mehr zwin­gend für jede Behandlung im Krankenhaus über­nach­ten müs­sen, ist im Grunde ein guter Ansatz, aber nicht in allen Bereichen umsetz­bar. Man den­ke zum Beispiel an die Intensivstation oder das Pflegeheim, wo jeder Einzelne rund um die Uhr betreut wer­den muss.

Somit bleibt in die­sem Fall auch die gro­ße Entlastung für eine Vielzahl der Pflegekräfte aus, und über ein wei­te­res Problem wur­de noch gar nicht gespro­chen: die Schichtzulage. Jeder Sonn‑, Feiertags- und Nachtdienst wird extra ver­gü­tet und macht einen nicht uner­heb­li­chen Teil des Monatsgehaltes aus. Kein Nachtdienst bedeu­tet also Ebbe im Portemonnaie.

Die 35-Stunden-Woche für Pflegende

Wovon hin­ge­gen jede Pflegekraft pro­fi­tie­ren wür­de, wäre ein Herabsetzen des Renteneintrittsalters auf zum Beispiel 60 Jahre, ohne dabei finan­zi­el­le Einbußen hin­neh­men zu müs­sen. Für alle, die jetzt mit den Augen rol­len: Der Pflegeberuf ist nicht nur kör­per­lich anstren­gend, son­dern kostet durch den Schichtdienst auch wert­vol­le Lebenszeit…

Ein wei­te­rer guter Vorschlag kam aus der Politik, genau­er gesagt von den Grünen, die bei der Bundestagswahl immer wie­der die 35-Stunden-Woche bei vol­lem Gehalt für alle Pflegenden anprie­sen. Ein Versprechen, wel­ches sich wie so vie­le in Luft auf­ge­löst hat…

Personaluntergrenzen sollten nicht verhandelbar sein

Was auch in Zukunft nicht mehr ver­han­del­bar sein darf, sind die Personaluntergrenzen. Diese schüt­zen das Personal nicht nur vor Überlastung, son­dern gewähr­lei­sten auch die Sicherheit der Patienten. Auf der Intensivstation zum Beispiel soll eine Pflegefachkraft maxi­mal zwei inten­siv­pflich­ti­ge Patienten im Tagesgeschäft und maxi­mal drei im Nachtdienst betreu­en. Solche abso­lu­ten Mindestbesetzungen muss es ver­bind­lich für jede ein­zel­ne Schicht und ange­passt auf jeden ande­ren Fachbereich geben. Sollten die­se unter­schrit­ten wer­den, muss der Mitarbeiter einen Ausgleich in Form von zusätz­li­chem Erholungsurlaub erhal­ten…«

4 Antworten auf „»Wer Fachkräfte sucht, sollte sie auch entsprechend bezahlen – Punkt.«“

  1. Wo kämen wir denn da hin, wenn jetzt jeder daher­ge­lau­fe­ne pra­xis­er­fah­re­ne und rea­li­stisch ori­en­tier­te Fachmann sei­ne Einschätzung gibt ?
    Richtig : es wäre ein Schritt in eine bit­ter not­wen­di­ge Richtung.
    Die aber mehr als offen­sicht­lich nicht gewollt ist, weil dann eine gan­ze Reihe von Menschen ihre Felle davon­schwim­men sieht.
    Ich sehe da an den Mistgabeln kaum noch ein Vorbeikommen…
    😉

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