Wie wirksam sind die COVID-19-Impfstoffe?

Auf die­se Frage des RKI lie­fert es in sei­nen FAQ eine Antwort mit Stand vom 18.8. Es ver­weist dazu auf "den aktua­li­sier­ten Living Systematic Review, der vom RKI durch­ge­führt wird". Es han­delt sich dabei um einen nicht begut­ach­te­ten Artikel vom 27.5.22. Zu die­ser Literaturstudie wird in der Langform vermerkt:

»Publikationsverzerrung
Potenzielle Publikationsverzerrungen konn­ten nicht durch sta­ti­sti­sche Tests und die Erstellung von Trichterdiagrammen unter­sucht wer­den, da kei­ner der Vergleiche/Ergebnisse/Zeitpunkte genü­gend Studien umfasste.

GRADE
Insgesamt ist die GRADE-Evidenzsicherheit für alle Outcomes auf­grund der zugrun­de­lie­gen­den Studienbeschränkungen und der gro­ßen Heterogenität sehr gering.«
medrxiv​.org (S. 7)

»GRADE (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluations) ist ein trans­pa­ren­tes Rahmenwerk für die Entwicklung und Präsentation von Zusammenfassungen der Evidenz und bie­tet einen syste­ma­ti­schen Ansatz für die Erstellung von Empfehlungen für die kli­ni­sche Praxis. Es ist das am wei­te­sten ver­brei­te­te Instrument für die Bewertung der Qualität der Evidenz und für die Erstellung von Empfehlungen; über 100 Organisationen welt­weit unter­stüt­zen GRADE offi­zi­ell.«
best​prac​ti​ce​.bmj​.com

Die Studie kommt zu die­sen Ergebnissen (VE steht für Vaccine effi­ca­cy – Wirksamkeit des Impfstoffs):

»Vorbeugung von sym­pto­ma­ti­schem COVID-19
In sie­ben Studien mit 430 bis 2,2 Millionen Teilnehmern wur­de die Wirksamkeit von COVID-19-Impfstoffen bei der Verhinderung einer sym­pto­ma­ti­schen Infektion mit der SARS-CoV‑2 Omicron-Variante geschätzt. Im Vergleich zu unge­impf­ten Personen lag die VE bei ≈14 Tagen nach der Impfung, zusam­men­ge­fasst aus allen Studien, die über die­sen Zeitpunkt berich­ten, zwi­schen 6 und 76 %. Für die Zeiträume ">14 Tage bis 3 Monate", ">3 Monate bis 6 Monate" und ">6 Monate" lagen die VE-Bereiche bei 12–54%, 6,1–20,8% bzw. 0–13%

Das Risiko einer Verzerrung war bei allen bis auf eine der bewer­te­ten Studien ernst bis kri­tisch. Die ver­blei­ben­de Studie wur­de mit einem mode­ra­ten Risiko bewertet…

Vorbeugung von schwe­rer COVID-19 (Krankenhausaufenthalt, Einweisung in die Intensivstation oder Tod) 
Der Schutz vor schwe­rem COVID-19 wur­de in sieb­zehn Studien mit 1.220 bis 2,2 Millionen Teilnehmern unter­sucht. Die VE-Schätzungen bei pri­mär geimpf­ten im Vergleich zu nicht geimpf­ten Personen reich­ten von 3 bis 84 % bei ≈14 Tagen" nach der Impfung, zwi­schen 21 und 95 % bei >14 Tagen bis zu 3 Monaten", zwi­schen 0 und 91 % bei >3 Monaten bis zu 6 Monaten" und zwi­schen 32,7 und 86 % bei >6 Monaten" nach der Impfung…

Bei Auffrischungsimpfungen im Vergleich zu unge­impf­ten Personen lag die VE zwi­schen 12 und 100 % "≈14 Tage" nach der Impfung und zwi­schen 78 und 93,7 % ">14 Tage bis zu 3 Monaten"…

Bei allen Studien bis auf eine war das Risiko einer Verzerrung ernst bis kri­tisch (sie­he Abbildung 7). Die ver­blei­ben­de Studie wur­de auf­grund des Potenzials für Restverfälschungen mit einem mäßi­gen Risiko bewer­tet…« (S. 6)

Wirksamkeit zwischen 0 und 100 Prozent

Das RKI wer­tet also eine gan­ze Reihe ver­zer­ren­der Studien aus, die zu Wirksamkeitswerten von 0 bis 100 Prozent gelan­gen. Auch in ihrer Zusammenfassung erklä­ren die AutorInnen:

»Ergebnisse:

Wir iden­ti­fi­zier­ten 26 Studien mit 430 bis 2,2 Millionen Teilnehmern. Die VE gegen eine bestä­tig­te SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu kei­ner Impfung lag zwi­schen 0–62 % nach voll­stän­di­ger Grundimmunisierung und zwi­schen 34–66 % nach einer Auffrischungsdosis. Der VE-Bereich für die Auffrischungsimpfung gegen­über der Grundimmunisierung lag bei 34–54,6 %. Gegen sym­pto­ma­ti­sches COVID-19 lag die VE zwi­schen 6–76 % nach voll­stän­di­ger Grundimmunisierung und zwi­schen 19–73,9 % nach einer Auffrischungsimpfung im Vergleich zur Nichtimpfung. Beim Vergleich der Auffrischungsimpfung mit der Grundimmunisierung lag die VE zwi­schen 56–69 %. Die VE gegen schwe­res COVID-19 im Vergleich zu kei­ner Impfung lag zwi­schen 3–84 % nach voll­stän­di­ger Grundimmunisierung und zwi­schen 12–100 % nach einer Auffrischungsimpfung…

Die VE war durch einen mäßi­gen bis star­ken Rückgang inner­halb von drei bis sechs Monaten bei SARS CoV-2-Infektionen und sym­pto­ma­ti­schem COVID-19 gekenn­zeich­net. Gegen schwe­res COVID-19 blieb der Schutz zumin­dest bis zu sechs Monate lang sta­bil…« (S. 1f.)

Wie die enor­men Unterschiede zu erklä­ren sind, wird nicht dar­ge­legt. In sei­nen FAQ weiß das RKI aber (woher?):

»Es bestehen kei­ne signi­fi­kan­ten Unterschiede in der Wirksamkeit zwi­schen den ver­schie­de­nen unter­such­ten Impfstoffen (Comirnaty, Spikevax, JCOVDEN) und Impfschemata (hete­ro­log vs. homolog).«

Von AstraZeneca ist vor­sichts­hal­ber kei­ne Rede mehr. Und zum Ladenhüter heißt es:

»Der Impfstoff Nuvaxovid (Novavax) bie­tet nach der­zei­ti­gem Kenntnisstand einen guten Schutz, jedoch ist die Datenlage limi­tiert. Die Zulassungsstudien, die über­wie­gend den Schutz vor der Alpha-Variante unter­such­ten, zeig­ten eine Wirksamkeit von etwa 90 % gegen eine mil­de bis schwe­re COVID-19-Erkrankung. Verlässliche Aussagen zum Schutz der Impfung vor schwe­ren Krankheitsverläufen kön­nen jedoch nicht getrof­fen werden.«

Fußnoten und Verweise der Originale wur­den hier weg­ge­las­sen. Blaue Hervorhebungen nicht in den Originalen.

21 Antworten auf „Wie wirksam sind die COVID-19-Impfstoffe?“

  1. "In sie­ben Studien mit 430 bis 2,2 Millionen Teilnehmern wur­de die Wirksamkeit von COVID-19-Impfstoffen bei der Verhinderung einer sym­pto­ma­ti­schen Infektion mit der SARS-CoV‑2 Omicron-Variante geschätzt."

    GESCHÄTZT

    Follow the science

  2. Je mehr Studien zu sol­chen ver­ne­beln­den Müllhäufen gemischt wer­den, desto weni­ger kön­nen die wirk­lich kor­rek­ten Arbeiten dar­in noch auffallen.

      1. @Marc Damlinger: Unfaßbar! Klimaterroristische Gerichte ent­eig­nen 16 Zentimeter Luftraum, Freiheit und vor allem Eigentum sind in ern­ste­ster Gefahr!

  3. Außerdem: Obwohl die­ser Living Systematic Review von Ende Mai 2022 stammt, bezieht er nur bis Februar ver­öf­fent­lich­te Daten ein. Das ist mehr als ein hal­bes Jahr alt und wird sich des­we­gen wohl haupt­säch­lich auch nicht auf die gegen­wär­ti­ge Omicron-Variante bezie­hen kön­nen, die immer im Zusammenhang mit "Immunflucht" genannt wird. Wenn also sogar schon vor Omicron die­se Beobachtungsdaten kaum aus­sa­ge­kräf­tig waren, dann sind sie es jetzt noch umso weniger.
    Eigentlich kein Wunder, dass das RKI so her­um­druckst, wenn es dar­um geht, die gegen­wär­ti­ge (bei Omicron vor­lie­gen­de) Schutzwirkung vor schwe­rer Erkrankung mit Prozentzahlen zu bezif­fern. Und weil die selbst erho­be­nen Daten, aus denen man die Schutzwirkung berechnen/schätzen könn­te, so gar nicht zu der gän­gi­gen Story von dem Impfschutz vor schwe­rer Erkrankung pas­sen wol­len, berech­net man die Schutzwirkung lie­ber mal nicht. Es soll ja nie­mand erschreckt werden.

    Ist natür­lich alles nur mei­ne bös­wil­li­ge Interpretation.

  4. Ist nur teil­wei­se so, was ich eben geschrie­ben habe: Diese Studien bezie­hen sich zwar auf Omicron, aber nicht auf die gegen­wär­ti­ge Omicron-Untervariante (die gibt es ja). Wieso auch ein hal­bes Jahr nach die­sen ersten Ergebnissen kei­ne genaue­ren Daten vor­lie­gen sol­len, bleibt schleierhaft.

  5. "Die bis­her beob­ach­te­ten Impfnebenwirkungen hal­ten sich in Grenzen: Rötung, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Fieber kom­men vor. Langzeitfolgen sind laut Experten unwahr­schein­lich, weil mRNA schnell abge­baut wird": https://​www​.der​stan​dard​.de/​s​t​o​r​y​/​2​0​0​0​1​2​5​2​9​0​2​0​4​/​w​i​e​-​m​r​n​a​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​e​-​d​i​e​-​m​e​d​i​z​i​n​-​r​e​v​o​l​u​t​i​o​n​i​e​r​e​n​-​k​o​e​n​n​ten

  6. @aa

    Ich bin gera­de geschockt über den ersten Kommentar unter dem Artikel von LuziferXL. Der stammt vom 5. März 22 als ja schon deut­lich bekannt war, wie "effek­tiv" die Plörre ist. Den Kommentar müs­sen Sie sich mal geben.…

  7. Wären die „Impfungen“ wirk­lich so wirk­sam, dann wür­de sich das in den Daten aus der „ech­ten Welt“ am aller­be­sten zeigen.

    Da sich dort aber inzwi­schen teil­wei­se sogar schon nega­ti­ve Impfeffektivitäten gezeigt haben, ist das RKI ja erst dazu über­ge­gan­gen, zur Bestimmung der Wirksamkeit nur noch Studien heranzuziehen. 

    Und selbst mit den Daten aus den sicher­lich oft geschön­ten und fri­sier­ten Studien, kom­men nur sol­che Nonsens Zahlen heraus.

    Garbage in = Garbage out

  8. Hier wird mit aller Konsequenz ein Loch in ein sehr dickes Brett gebohrt. Hut ab vor dem Durchhaltevermögen!

    "Jeanne d’Arc@seikritisch
    Aug 19

    Die fünf Chemieprofessoren Matysik et al. gehen nun den Rechtsweg und beru­fen sich aufs Informationsfreiheitsgesetz, nach­dem sie in der Vergangenheit kei­ne aus­rei­chen­den Antworten vom #PEI erhal­ten haben.Vertreten wer­den sie hier­bei von der Rechtsanwältin Dr. Brigitte Röhrig."

    https://​nit​ter​.net/​s​e​i​k​r​i​t​i​s​ch/

    https://nitter.net/pic/orig/media%2FFagTk9SXEAEOygo.jpg

  9. "The inclu­ded stu­dies, of which most (21/26) were NOT yet peer-reviewed, .…. "

    "Twelve stu­dies (inclu­ding bet­ween 1,220 and 2.2 mil­li­on par­ti­ci­pan­ts) repor­ted the effec­ti­ve­ness of COVID-19 vac­ci­nes in pre­ven­ting infec­tion of any type with SARS-CoV‑2 Omicron vari­ant (WITHOUT dif­fe­ren­tia­ti­on bet­ween asym­pto­ma­tic or sym­pto­ma­tic cases)"

    Solcherlei Pseudowissenschaft nennt man umgangs­sprach­lich auch "Science Junk"!

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