Schon in seinem ersten NDR-Podcast vom 26.2.20 spielte er auf der Klaviatur des "Eigentlich weiß ich nichts, wecke aber Ängste und erkläre gleichzeitig das Gegenteil des soeben Gesagten". Schwurbelei eben:
»… Na, die Einschätzung der Lage hat sich für mich schon am Wochenende geändert, als das italienische Cluster bekannt wurde. Und ich muss auch sagen, das hat mich gar nicht so beunruhigt. Also wir sehen natürlich, dass von diesem italienischen Cluster aus jetzt viel verschleppt wird innerhalb von Europa. Wir haben aber in Europa relativ belastbare Strukturen. Was mich vor allem beunruhigt, ist der Iran. Das ist eine ganz undurchsichtige Situation. Die haben für die Zahl der erkannten Fälle viel zu viele Todesfälle. Viel zu viel—das bedeutet, man muss da immer Zähler und Nenner rechnen…
Gestern zum Beispiel saß ich in einer Sitzung und bekam auf einmal einen Anruf von einer Laborleiterin aus dem Iran, die ganz konkrete technische Fragen hatte zu bestimmten Tests, die sie von uns bekommen hat—ohne, dass wir das wussten. Wir verteilen die fast automatisch, kann man inzwischen sagen, und wir wissen gar nicht genau, wer alles weltweit mit unseren Tests arbeitet.«
Relativ bekannte italienische Strukturen und die Verbrauchersicht
»Korinna Hennig Sie haben jetzt aber gesagt, dass Italien relativ bekannte Strukturen hat—hat man da die Infektionsketten nachvollziehen können?
Christian Drosten Zum Teil hat man natürlich jetzt nachvollzogen, wer sich an wem infiziert hat. Man hat ja vor allem auch Zeit gewonnen—durch diese Abriegelungsmaßnahmen, die da fast so in einer Nacht- und Nebelaktion verhängt worden sind. Also ich glaube, das hat da auch ein bisschen mitgespielt, dass die Behörden dort plötzlich vor einer Situation standen und irgendwas machen mussten. Und die haben mit dieser Abriegelung natürlich jetzt sehr viel Angst in der Bevölkerung geschürt, und auch die Kooperation von Teilen der Bevölkerung in Gefahr gebracht. Das ist etwas ganz Schlechtes – man muss natürlich aufpassen, dass man nicht die Bevölkerung verliert dabei. Aber ich glaube, es ist in dem Moment so die Maßgabe gewesen, wir müssen uns erst mal einen Überblick verschaffen. Und ich gehe weiterhin fest davon aus, dass dann diese Maßnahmen relativ bald jetzt auch zurückgefahren werden.«
Frau Hennig kennt die relativ bekannten italienischen Strukturen, hat aber auch die Verbrauchersicht:
»Korinna Hennig Aus Verbrauchersicht sind ja diese Fälle in Deutschland aber nun vermutlich das, was die meisten Leute bewegt und verunsichert…
Christian Drosten Ja, da habe ich dann zum Teil auch nur die Informationen aus den Medien. Es wird ja gesagt, es ist ein Patient so Ende vierzig, der aber auch eine Grunderkrankung offenbar hat, sagte die dpa. Das kann ich mir alles gut vorstellen. Und man muss auch dazu sagen, ich kann mir auch vorstellen, dass junge Leute in diesem Alter ohne Grunderkrankung innerhalb von ganz kurzer Zeit schwer krank sind und auf der Intensivstation liegen, wegen einer Infektion mit diesem Virus. Es ist durchaus nicht so, wenn man sagt, das betrifft in allererster Linie ältere Patienten über 70 mit schweren Erkrankungen, dass das heißt, dass jüngere Patienten nicht krank werden können. Das ist bei der Virusgrippe so der Fall. Das war selbst bei der relativ milden Schweinegrippe 2009 der Fall. Das ist aber auch bei vielen anderen Erkältungsviren der Fall, dass wir Patienten sehen, die jung und ansonsten gesund sind und plötzlich schwer erkranken—und wir wissen nicht genau, warum das so ist. Da können Zufälle dabei sein, da kann Genetik dabei sein—es ist allerdings sehr schwer, in Studien irgendwelche genetischen Einflüsse nachzuweisen. Also, ich denke, das ist häufig auch eine Frage von einer Infektionsgeschichte, die jemand gehabt hat, vielleicht eine Frage, ob jemand raucht, das wird im Moment immer gar nicht diskutiert. Ich halte das aber für einen wichtigen Faktor, weil wir auch wissen, dass in China vor allem die Männer rauchen, und wir sehen in China anhand der Daten, dass das männliche Geschlecht überbetont ist, bei den schweren Erkrankungen. Und da muss man schon irgendwann auch mal eins und eins zusammenzählen.«
Mit dieser Art von Mathematik hat er seitdem weitergemacht.
Risiko in Ansteckungsgefahr und die Amplifikation von Erkältungsviren
»Korinna Hennig Heißt das denn auch, dass zum Beispiel eine allgemeine Infektanfälligkeit—das war auch die Frage einer Hörerin von uns, die sagt, ich habe viele Infekte und meine kleinen Kinder kriegen auch viele Infekte —, kann das ein Risiko sein, wenn man denn in Ansteckungsgefahr ist?
Christian Drosten Es ist so, dass wir eigentlich kaum überhaupt ein wissenschaftliches Korrelat dazu haben, dass jemand sagt, er hat eine allgemeine Infektanfälligkeit. Es gibt natürlich schwere Immundefizienz-Syndrome, die sind aber absolut selten. Und das ist hier in der Regel nicht gemeint, wenn jemand sagt, ich kriege immer schnell mal eine Erkältung. Es gibt diese Wahrnehmung, von manchen Leuten, die denken, ich werde mehr krank als andere. Diese Hörerin hat vielleicht schon eine Teilerklärung mitgeliefert: Sie hat ein kleines Kind und die kleinen Kinder sind, wie wir sagen, die Amplifikation von Erkältungsviren in der Bevölkerung…«
Wie schnell sich danach doch die Begründungen, etwa für die "Impfkommandos" in den Pflegeheimen geändert hatten!
Wir haben dazu genau genommen eigentlich noch gar keine Daten
»Korinna Hennig Nun habe ich aber gelernt nach allem, was man weiß, SARS-CoV2, wie das neue Virus ja heißt, trifft eher nicht so stark Kinder, richtig?
Christian Drosten Ja, das ist vollkommen richtig. Also Kinder scheinen klinisch von dieser Erkrankung nicht stark betroffen zu sein. Das heißt aber nicht, dass sie nicht infiziert werden können. Und das heißt auch nicht, dass sie nicht andere infizieren können. Wir haben dazu genau genommen eigentlich noch gar keine Daten. Wir wissen gar nicht genau, ob Kinder effiziente Amplifikatoren für dieses spezielle Virus sind…«
Wie konnte es eigentlich bei dieser Erkenntnislage zu Schulschließungen kommen? So:
»… Dass man sagt, jetzt werden hier am Ort, weil wir konkret hier am Ort Fälle haben, mal für ein paar Tage die Grundschulen geschlossen. Und dann schauen wir mal weiter, ob wir das noch verlängern wollen. Solche Maßnahmen kann ich im Moment gut nachvollziehen. Aber ganz allgemein gesprochen, kann man die in einer Pandemie nicht lange durchhalten. Und sollte man auch nicht, weil dass die Gesellschaft überstrapaziert und auch eine falsche Wahrnehmung generiert über die Gefährlichkeit für den Einzelnen. Es ist hier einfach immer zu unterscheiden: Gefährlichkeit für die Gesellschaft, für das Medizinsystem, auch für die Wirtschaft übrigens versus Gefährlichkeit für den Einzelnen. Und weil das immer verwechselt oder durcheinander geworfen wird, kommt es dann zu solchen Überreaktionen, die sich in Hysterie und vielleicht auch in Hamsterkäufen zeigen…«
Ein Paradebeispiel für die Drostensche Kommunikation. Ein wenig abwiegeln und gleichzeitig Ängste schüren. So gibt es für jede mögliche Entwicklung von ihm ein passendes Zitat. Das gilt auch für die folgende Passage:
Fallsterblichkeit überschätzt
»Die Fallsterblichkeit wird einfach zwangsweise am Anfang einer Pandemie verschätzt—und zwar überschätzt. Das liegt daran, dass verstorbene Personen auffallen und mild Erkrankte nicht auffallen, und natürlicherweise ist es deswegen gerade am Anfang von solchen Epidemien so, dass man alle Verstorbenen zählt, aber längst nicht alle Fälle. Das heißt, der Nenner ist zu klein. Im Zähler stehen die Verstorbenen, im Nenner stehen die insgesamt Infizierten—und deswegen kommt dabei ein zu hoher Wert raus. Und wenn man dann praktisch alle testen würde, dann würde man sehen, der Zähler in diesem Fall, der wird immer größer…
Jetzt sagt die WHO, in China außerhalb von Wuhan liegt die Fallsterblichkeit so irgendwo bei 0,7 Prozent, weil sich da das Ganze schon mehr verteilt und man Fälle aktiver suchen muss, um sie dann zu erkennen. Und längst nicht jeder von denen ist ein schwerer Fall. Und wenn wir dann aufzeichnen, was außerhalb von China passiert – wenn wir also dort die Fälle zusammenrechnen, wo man ja weiß, das sind immer Verschleppungen, die von den jeweiligen Gesundheitsbehörden immer ernst genommen und verfolgt werden. Da haben wir ja zum Teil eben sehr gute Medizinsysteme wie Singapur, auch Südkorea, USA und Europa, wo wir dann wirklich zählen können. Dann kommen wir auf Werte im Bereich von 0,1 bis 0,5 Prozent…
Und dann, wenn man anfängt zu rechnen, dann errechnet man sich erst mal ganz erschreckende Zahlen. Die will ich jetzt nicht hier nennen, denn die sind falsch. Es wird dann wieder noch komplizierter, vielleicht müssen wir da morgen oder übermorgen nochmal drüber reden, aber es ist so, dass eben nicht jeder in der Bevölkerung infiziert wird…«
Es brauchte dann noch wenige Folgen des Podcasts, bis diese anfänglichen "Verharmlosungen" getilgt wurden. Überhaupt ist Drosten hier noch nicht in der Hochform, die sich in den späteren Sendungen offenbaren sollte. Siehe dazu das Schlagwort Podcast.
(Hervorhebungen in blau nicht im Original.)
Leider scheint der hier gepriesene Kinder-Podcast verschollen zu sein:
Will man das wirklich, daß Oma und Opa sterben?
Gefunden habe ich lediglich dieses Audio vom 31.3.20, in dem Drosten Angst schürt, auch vor den "Corona-Leugnern". "Will man das wirklich, daß Oma und Opa sterben?"
Update: Ursprünglich war der erste Podcast hier falsch datiert, danke für die Korrektur!
Der erste Podcast war im Februar, nicht im September 2020.
@ohannes Schumann: Danke, korrigiert!
@aa
Ja auch ich neige dazu solche Wörter zu nutzen und muss mich in der Diskussion dann wieder einholen und korrigieren. "Schwurbelei" gehört zur Tätersprache.
Herr Drosten ist ein Hochstapler der auf der Klaviatur des Gutmenschen und Experten eloquent zu spielen weiß. Er hat keine Argumente und das weiß er auch.
Der Begriff wurde absichtlich der Gegenseite zugeschrieben. Schwurbeln heißt schwindlig machen und das ist das, was Drosten mit Paradoxien – Doppelbotschaften – gezielt betreibt. Der Zuhörer soll die Denkfähigkeit verlieren.
@PeKaSa: Drosten schwurbelt aber tatsächlich, wenn man unter Schwurbeln etwas darunter verstehe, etwas herbeizufantasieren und um den heißen Brei zu reden. Schon 2020 hatte man von Drosten alle möglichen Aussagen und sogar ihr jeweiliges Gegenteil.
Interessant ist, dass Bhakdi, Wolle Wodarg und Gunter Frank (um nur drei zu nennen), inhaltlich nicht derartig mäandert sind und im Großen und Ganzen recht hatten. Selbst die Prognosen hinsichtlich der Spritzschäden waren näher an der Wahrheit die Millionen Toten, die der Heiland aus der Charité prognostizierte.
Nichts wird vergessen und nichts wird einfach so vergeben!!! Und Dr. Osten wird in der Hölle schmoren irgendwann. Vallah Billah!
Och, NTV jetzt doch auch: https://www.n‑tv.de/wirtschaft/Deutschland-sitzt-auf-gigantischer-Impfstoff-Bestellung-article23819902.html 'Die Corona-Pandemie ist im Bewusstsein der meisten Menschen vorbei. Impfen lassen sich nur noch sehr wenige, dabei stehen noch große Impfstoff-Lieferungen aus. Die Bundesregierung würde die Bestellungen gerne stornieren…'
Der Drosten ist schon ein Phänomen. Mir ist niemand vergleichbares bekannt, wer für solch verworrenes und unwissenschaftliches Gefasel derart abgefeiert wurde.
Dabei glaube ich nicht einmal, dass viele seiner Fans sich so ausführlich mit seinen Podcasts beschäftigt haben wie dieser Blog zum Beispiel.
@D.S. – Ja, der Drosten ist schon peinlich. Mir ist unbegreiflich, wie der überhaupt Anhänger haben kann. Humor hat nicht, Esprit auch nicht, schlagfertig ist er auch nicht, redegewandt schon mal gar nicht. Seine fachliche Expertise kann ich nicht beurteilen, ich sehe aber, dass er sich laufend selbst widerspricht. Aber in diesem Land gab es auch viele Leute, die Daniel Küblböck für einen tollen Musiker hielten. Dem bekam der Rummel um seine Person gar nicht und liegt nun am Grund des Atlantik. Anders als bei Elvis gibt es auch keine Fans, die herbeifantasieren, er könnte doch leben. Man sehen, welche Weg Drosten einschlägt.
https://www.ardaudiothek.de/episode/mikado-der-kinder-podcast/omikron-impfung-tests-wir-beantworten-eure-fragen-zu-corona/ndr-info/96448068/
hier sei auch noch dieser Podcast genannt…Marc Hanefeld (Impfarzt aus Bremervörde auch auf twitter sehr aktiv) vergleicht das Virus mit einem Mann in gelber Weste der die Geburtstagstafel leer essen will… aber nein. NDR gibt keine Empfehlung.
Ich bin ja eigentlich kein echter Querdenker-Fan, aber das ist echt ekelhaft: https://presse.querdenken-711.de/pressemitteilungen/verteidigerteam-michael-ballweg-bleibt-auch-nach-sechs-monaten-rechtswidrig-in-untersuchungshaft/ – Meinem Empfinden nach ist der Ballweg ein anständiger Mensch und ein politischer Gefangener jetzt! Richtiger Shit…
Ich kann mich mit dem Begriff Querdenker mittlerweile anfreunden. Natürlich war das früher immer ein Kompliment, aber ich fand immer Leute peinlich, wenn sie sich selbst so bezeichnet haben. Warum aber kann ich mich anfreunden? Das Gegenstück zum Querdenker ist der Längsdenker und der ist konformistisch. Querdenker wird ins Französische auch als non-conformiste übersetzt. Und so passt es schon wieder.
https://twitter.com/i/status/1610332265556361216