Wie das RKI Corona-Fälle erfindet

Im Dokument "Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts zur Übermittlung von Erkrankungs- oder Todesfällen und Nachweisen von Krankheitserregern" wird aus­ge­führt, was als "Fall" zu gel­ten hat und wie damit die Zahlen auch ohne "Klinisch dia­gno­sti­zier­te Erkrankung" in die Höhe getrie­ben werden:

»Über die zuständige Landesbehörde an das RKI zu übermittelnder Fall 

A. Klinisch dia­gno­sti­zier­te Erkrankung
Entfällt.

B. Klinisch-epi­de­mio­lo­gisch bestä­tig­te Erkrankung
Spezifisches kli­ni­sches Bild von COVID-19, ohne labor­dia­gno­sti­schen Nachweis, aber mit epi­de­mio­lo­gi­scher Bestätigung (Auftreten von zwei oder mehr Lungenentzündungen (Pneumonien) in einer medi­zi­ni­schen Einrichtung, einem Pflege oder Altenheim).

Spezifisches oder unspe­zi­fi­sches kli­ni­sches Bild von COVID-19, ohne labor­dia­gno­sti­schen Nachweis, aber mit epi­de­mio­lo­gi­scher Bestätigung (Kontakt zu einem bestä­tig­ten Fall).

C. Klinisch-labor­dia­gno­stisch bestä­tig­te Erkrankung
Spezifisches oder unspe­zi­fi­sches kli­ni­sches Bild von COVID-19 und labor­dia­gno­sti­scher Nachweis. 

D. Labordiagnostisch nach­ge­wie­se­ne Infektion bei nicht erfüll­tem kli­ni­schen Bild
Labordiagnostischer Nachweis bei bekann­tem kli­ni­schen Bild, das weder die Kriterien für das spe­zi­fi­sche noch für das unspe­zi­fi­sche kli­ni­sche Bild von COVID-19 erfüllt. Hierunter fal­len auch asym­pto­ma­ti­sche Infektionen.

E. Labordiagnostisch nach­ge­wie­se­ne Infektion bei unbe­kann­tem kli­ni­schen Bild
Labordiagnostischer Nachweis bei feh­len­den Angaben zum kli­ni­schen Bild (nicht ermit­tel­bar oder nicht erhoben). 

Zusatzinformation
Für den Ausschluss von Fällen soll­ten die Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neu­ar­ti­gen Coronavirus SARS-CoV‑2 beach­tet wer­den. Ein nega­ti­ves PCR-Ergebnis schließt die Möglichkeit einer Infektion mit SARSCoV‑2 nicht voll­stän­dig aus. Falsch-nega­ti­ve Ergebnisse kön­nen z.B. auf­grund schlech­ter Probenqualität, unsach­ge­mä­ßem Transport oder ungün­sti­gem Zeitpunkt (bezo­gen auf den Krankheitsverlauf) der Probenentnahme nicht aus­ge­schlos­sen werden. 

Referenzdefinition
In Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts, die nicht nach Falldefinitionskategorien dif­fe­ren­zie­ren (z.B. wöchent­li­che „Aktuelle Statistik mel­de­pflich­ti­ger Infektionskrankheiten“ im Epidemiologischen Bulletin), wer­den nur Fälle der Kategorie C, D und E gezählt.«

Daß die Fälle kei­nes­wegs iden­tisch sind mit Erkrankungen, wird noch ein­mal bestä­tigt im Epidemiologischen Bulletin vom 14.1.2021 (!!!), das online vor­ab ver­öf­fent­licht wurde:

»Alle labor­dia­gno­sti­schen PCR-Nachweise von SARS-CoV‑2 wer­den unab­hän­gig vom Vorhandensein oder der Ausprägung einer kli­ni­schen Symptomatik als COVID-19-Fälle gewer­tet.«

Auf die Erhebungen zu Verstorbenen trifft das Gleiche zu.

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

Update 13.1.: Seit dem 23.12. gilt eine ande­re Definition, die unter dem o.g. Link erhält­lich ist. Die seit dem 29.5. gül­ti­ge Lesart, aus der hier zitiert wird, gibt es hier.

11 Antworten auf „Wie das RKI Corona-Fälle erfindet“

  1. Nun, nach der Definition kann so ziem­lich viel irgend­was zu Fällen erklärt wer­den – frei nach Schnauze: lieber'n paar Pfund mehr, nich dass wir nach­her zu wenig haben.

  2. [B. Klinisch-epi­de­mio­lo­gisch bestä­tig­te Erkrankung
    Spezifisches oder unspe­zi­fi­sches kli­ni­sches Bild von COVID-19, ohne labor­dia­gno­sti­schen Nachweis, aber mit epi­de­mio­lo­gi­scher Bestätigung (Kontakt zu einem bestä­tig­ten Fall)]
    Interessant wäre die Frage, was ist ein unspe­zi­fi­sches kli­ni­sches Bild ? Irgendwas, z.B. Fußpilz ?

    [Referenzdefinition
    In Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts, die nicht nach Falldefinitionskategorien dif­fe­ren­zie­ren (z.B. wöchent­li­che „Aktuelle Statistik mel­de­pflich­ti­ger Infektionskrankheiten“ im Epidemiologischen Bulletin), wer­den nur Fälle der Kategorie C, D und E gezählt.«]

    Sind jetzt die lau­fen­den Wasserstandsmeldungen "nicht nach Falldefinitionskategorie dif­fe­ren­ziert" ent­hal­ten also nicht die eher krea­ti­ve Kategorie B ?

  3. Mir ist bis heu­te nicht klar, wer da wo wen testet und warum.
    Wo kom­men die Zahlen her?
    Lassen sich die Leute frei­wil­lig testen?
    Kann man mir das erklären?

  4. Master Yoda sagt: Unbestimmt die Zukunft ist, immer in Bewegung sie ist.
    Das RKI isr wei­ser als Yoda, da es (s.o.) schon ins Jahr 2021 aehen kann. Möge die Macht mit UNS sein.

  5. @aa Herzlichen Dank, dass Sie die Falldefinition des Rkis auf­grei­fen und über die­sen Blog wei­te­ren Kreisen zugäng­lich machen.
    Einfach ein Skandal, der aber die Medien nicht interessiert.
    Bereits im März habe ich in Kommentarspalten des NDRs die­ses Dokument (Vorgängerversion) ver­linkt, um wei­te­re Aufklärung gebe­ten und kei­ne Nutzung frag­wür­di­ger Fallzahlen gefordert.
    Der Kommentar wur­de zumin­dest nicht ent­fernt, aber natür­lich (!) nicht dar­auf reagiert.
    Kommt jetzt etwas mehr in Bewegung? Meine Hoffnung stirbt noch nicht…

  6. Passen da auch die stark erhöh­ten Covid-19 Fallzahlen auf Intensivstationen in Sachsen laut DIVI Intensivregister dazu??
    https://​www​.inten​siv​re​gi​ster​.de/​#​/​a​k​t​u​e​l​l​e​-​l​a​g​e​/​k​a​r​t​e​n​a​n​s​i​c​h​ten

    Wie kann es sein, dass z.B. im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge von den ins­ge­samt 179 Intensivbetten
    heu­te 156 Betten mit Covid-19 Patient*innen belegt sind (87,15%, gestern fast 100%!)??
    Wo sind denn die gan­zen Herzinfarkt‑, Schlaganfall‑, Krebs‑, Pneumonie- und ver­un­fall­ten Patient*innen, die das Gros auf Intensivstationen aus­ma­chen? Abgeschafft? Hat etwa das Coronavirus alle sonst übli­chen Erkrankungen geheilt? Welcher PCR-Test wird dort benutzt? Was ist da los?

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